Die Tempelanlagen von Angkor
110. Tag – 19.04.2006
Heute sollte unsere Reise uns in ein neues Land führen: Kambodscha. Wir hatten nur den Hinflug gebucht und wollten auch nur ein paar Tage dort verbringen, hauptsächlich um die fantastischen Tempelanlagen von Angkor Wat zu besichtigen. Wie es dann weitergehen sollte, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht; vielleicht Vietnam oder Laos oder beide?
Nachdem wir die üblichen Preisverhandlungen für die Taxifahrt zum Flughafen Bangkok gut gemeistert hatten (wir konnten den bisher besten Preis aushandeln), mussten wir leider feststellen, dass unsere „Ersparnisse“ genauso schnell wieder verflogen. Thailand verlangt für die Ausreise eine Flughafensteuer von 500 Baht (ca. 25 Euro). Wo gibt’s denn so was?! Zu allem Verdruss hatte unser Flieger keine Düsen sondern nur Propeller an den Tragflächen. Hätten wir vielleicht doch nicht die billigste Fluglinie buchen sollen?
Unser Ziel Kambodscha ist ein relativ kleines Land in Südostasien. Es grenzt an Thailand, Laos und Vietnam. Phnom Penh ist die Hauptstadt des 14 Millionen Einwohner-Staates. Erst langsam erholt sich das Land von der Schreckensherrschaft der Roten Khmer, der ca. 2 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Die Wirtschaft Kambodschas ist in erster Linie von der Agrarwirtschaft geprägt, der Tourismus bildet aber eine immer stärker werdende Einnahmequelle. Das Land am Mekong blickt auf 2000jährige Geschichte zurück, in deren Blütezeit u.a. die Tempelanlagen von Angkor Wat entstanden sind.
Nach gut einer Stunde konnten wir aufatmen. Sicher in Siem Reap gelandet musste als erstes ein Visum für Kambodscha beantragt werden. 20 $ pro Person, geht ja noch! Als Gegenleistung bekam man auch eine oskarreife Slapstick-Einlage geboten. An einen langen Tisch saßen 8 kambodschanische Beamte. Beim ersten gab man das ausgefüllte Formular mit Passbild und Reisepass ab. Die Dokumente wurden dann immer zum nächsten weitergereicht. Jeder musste eine spezifische (Prüf-) Aufgabe erledigen, vermuteten wir zumindest. Jeder Zweite durfte einen Stempel benutzen. Vom letzten Beamten bekam man schließlich das Visum ausgehändigt. Selbst ein so ausgeklügelter Arbeitsablauf ist jedoch vor Pannen nicht geschützt, was Lothar am eigenen Leib feststellen musste. Irgendwie und irgendwo waren seine Unterlagen abhanden gekommen und fast jeder Passagier überholte ihn in der Warteschlange. Zum Glück tauchten die Dokumente doch wieder auf und wir konnten uns in die nächsten Schlange zur der Passkontrolle anstellen. Hier wurde dann geprüft, ob im Reisepass auch ein Visum vermerkt ist. Ohne Worte!
Zum Einheitspreis von 5$ ging es mit dem Taxi vom Flughafen in die Stadt. Der US-Dollar ist in Kambodscha die inoffizielle Zweitwährung. Fast überall kann und soll man damit bezahlen. Als Wechselgeld bekommt man die einheimische Währung, den Riel (RHR) zurück. Insgesamt ist Kambodscha aufgrund des Wechselkurses ein Schnäppchen für Touristen. Auf dem Weg in die Stadt konnte man viele neue Hotels entdecken. Man merkt, dass sich in den letzten Jahren sehr viel getan hat. Derzeit gilt Kambodscha noch als Geheimtipp; es ist jedoch zu befürchten, dass sich dies sehr schnell ändern wird und auch hier der Massentourismus Einzug hält. Der Taxifahrer lies es sich nicht nehmen, uns unentgeltlich das Gästehaus seines Freundes zu zeigen. Wir blieben jedoch bei unserem ursprünglichen Entschluss, das „Shadow of Angkor“, eine Empfehlung des Lonely Planets, aufzusuchen. Etwas stinkig, aufgrund der verloren gegangenen Hotelprovision, fuhr er uns dort hin. Für die heutige Nacht gab es leider kein Zimmer mehr mit Klimaanlage, für die nächsten Tage schon. Dafür mussten wir auch nur 8$ statt 15$ bezahlen. Backpacker-Herz was willst Du mehr!
Den Nachmittag verbrachten wir damit die Stadt zu Fuß zu entdecken. Die Touristeninfo ist in einem beeindruckenden Gebäude ganz in der Nähe untergebracht. Wir bekamen nützliche Tipps für die Planung unseres Aufenthalts bzw. für die Besuche der Tempelanlagen. In einem Reisebüro erkundigten wir uns nach Flügen nach Luang Prabang in Laos und reservierten auch gleich einen für den kommenden Sonntag. Sicher waren wir uns allerdings noch nicht, ob es sich aus Zeitgründen überhaupt lohnen würde, einen Abstecher nach Laos zu unternehmen.
Den Sonnenuntergang wollten wir heute in der nahe gelegenen Tempelpyramide Phnom Bakheng genießen. Mit dem Tuk-Tuk ging es zum Tempel. Am Haupteingang kauften wir uns eine 3-Tages-Karte für 40$ für alle Tempelanlagen von Angkor. Heute Nachmittag konnten wir aufgrund der vorgerückten Stunde noch umsonst rein. Vorbei an Angkor Wat, das wir morgen besuchen wollten, kamen wir nach ca. 20 Minuten in Phnom Bakheng an. Wir waren jedenfalls nicht die Einzigen, rund 500 Andere wollten den Sonnenuntergang auch romantisch genießen. Die Tempelpyramide liegt auf einen ziemlich steilen Hügel, der zunächst bewältigt werden musste. Nach einer kurzen, aber anstrengenden Bergtour erreichten wir schließlich unser Ziel. Wir hätten unten auch einen Elefanten mieten könnten. Fanden wir allerdings etwas zu dekadent. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick auf die umliegenden Reisfelder und auf Angkor Wat. Die Tempelanlage Phnom Bakheng ist nur noch als Ruine erhalten. Nichtsdestotrotz konnten wir einen ersten Eindruck auf die uns erwartenden Kulturschätze von Angkor gewinnen.
Stilgerecht schlossen wir den Tag mit einen kambodschanischen Abendessen ab. Amok Curry, mit Fisch oder Fleisch, ein traditionelles Currygericht mit Kokosmilch, schön angerichtet auf einem Bananenblatt. Die kambodschanische Küche ist vergleichbar mit der thailändischen, jedoch nicht ganz so scharf.
Zurück in unserer Pension, stellte Lothar zum Entsetzen fest, dass das ganze Haus nur so von Geckos wimmelte. Die 5-10 cm großen Viecher versammelten sich um das Licht, weil hiervon die kleinen Insekten angezogen wurden. Andrea fand´s lustig und gab Lothar den Rat, heute Nacht möglichst den Mund geschlossen zu halten. Haha, sehr komisch!
110. Tag – 19.04.2006
Nach dem Frühstück zogen wir erstmal in ein neues Zimmer mit Klimaanlage um. Gegen 9:00 Uhr startete unsere 3-tägige Angkor-Kulturtour. Tuk-Tuk mit Fahrer und englischsprachiger Reiseführer warteten bereits auf uns. Beide hatten wir für heute über unsere Hotel für 12 $ bzw. 20 $ gebucht.
Als erstes wollten wir Angkor Wat besichtigen, da um diese Uhrzeit noch nicht so viele Touristen unterwegs sind. Nach kurzer Fahrt gelangten wir auch schon an die Eingangskontrolle des archäologischen Parks. Viele setzten Angkor gleich mit der Tempelanlage von Angkor Wat. Angkor ist jedoch vielmehr der Name des gesamten, ca. 200 km2 großen Gebietes. Hier standen mehrere Hauptstädte des Khmer-Reiches, in deren Zentrum jeweils ein großer Tempel war. Über 1.000 Tempel und andere Heiligtümer wurden bisher entdeckt. Die ältesten Gebäude stammen aus dem 9. Jahrhundert. Der archäologische Park von Angkor wurde 1992 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Neueste Forschungen, u.a. durch Satellitenaufnahmen gestützt, lassen vermuten, das das Gebiet „Groß-Angkor“ viel größer als bisher angenommen war. Rund eine Million Menschen lebten hier, es war somit die mit Abstand größte vorindustrielle Stadt der Welt. Durch ein ausgeklügeltes System von künstlichen Flüssen, Kanälen und Seen konnten die Menschen damals mehrere Reisernten pro Jahr erzielen.
Über einen 190 m breiten Wassergraben gelangten wir zur Tempelanlage Angkor Wat. Unser Reiseführer erzählte uns während unserer Tour viel über die Khmer, deren Religion und die Entstehungsgeschichte der Tempelanlagen. Alles in Englisch, wir hoffen, dass wir alles richtig verstanden haben. Übrigens dürfen nur staatlich geprüfte Reiseführer die Touristen begleiten. Gut so, wir waren jedenfalls zufrieden.
Angkor Wat wurde vermutlich unter der Regentschaft von König Suryavaram II im 12. Jahrhundert errichtet. Im Zentrum befindet sich ein Tempel in Form einer Lotusblüte mit fünf Türmen. Der höchste Turm ist 65 m hoch. Über insgesamt drei Ebenen gelangt man in das Innere des Tempels, der dem Gott Vishnu aus dem Hinduismus gewidmet ist. Durch teilweise ziemlich steile Treppen sind diese Ebenen miteinander verbunden. Im Inneren befanden sich große Becken zur rituellen Reinigung. Die dadurch hervorgerufene Kühlung war bestimmt ein angenehmer Nebeneffekt. An mehreren Stellen in der Tempelanlage gibt es große Marmorwände mit teilweise religiösen, teilweise weltlichen Darstellungen. Die Detailtreue der dargestellten Szenen und die dafür notwendige handwerklichen Fähigkeiten sind sehr beeindruckend.
Die Anlage wurde nur relativ kurze Zeit als hinduistischer Tempel genutzt, da die Khmer im 13. Jahrhundert von Hinduismus zum Buddhismus als Staatsreligion wechselten. Mehrere Jahrhunderte wurde das Gebäude nicht genutzt und zerfiel, Plünderungen taten ihr Übriges. Erst ab dem 16. Jahrhundert wurde die Anlage wieder als buddhistischer Tempel genutzt. Entdeckt wurde Angkor Wat – aus europäischer Sicht – erst im 19. Jahrhundert von dem Franzosen Henri Mouhot. Er berichtete zumindest als erster darüber.
Angkor Wat ist das Nationaldenkmal Kambodschas, eine Abbildung der Tempelanlage befindet sogar auf der Nationalflagge. Umwelteinflüssen machen den Bauwerken des Archäologie-Parks Angkor ständig zu schaffen, es ist ein ständiger Kampf gegen die Zeit. Mit Hilfe von Spenden aus dem Ausland wir die gesamte Anlage immer irgendwo restauriert, ähnlich wie beim Kölner Dom.
Auf dem Weg nach Angkor Thom, unser nächsten Station, durchquerten wir das berühmte Südtor. Rechts und links dieses Eingangtores (es gibt insgesamt fünf zu Angkor Thom) stehen jeweils 54 Statuen; rechts Gottheiten und links Dämonen. Über dem Südtor konnten wir zum ersten Mal die berühmten Steingesichter erkennen. Bevor wir mit der Besichtigung starteten brauchten wir aber erstmal eine Stärkung.
Die Mittagspause blieb uns in angenehmer Erinnerung. Nicht etwa weil das Essen so gut war, sondern weil wir Prinzessin Diana trafen. Nicht die weltbekannte englische, sondern die kambodschanische, 10 Jahre alte. Diana beeindruckte uns durch ihre sehr guten Englisch-Kenntnisse und ihre Geschäftstüchtigkeit (besonders Lothar). Zusätzlich zum Essen wollte sie uns ein Bildband über Angkor verkaufen. Lothar erinnerte sich an seine China-Fertigkeiten und das Feilschen konnte beginnen. Diana reduzierte ihr erste Angebot von 1000$ auf 50$ dann auf 20$. Lothar wollte nur 10 geben, aber Diana blieb eisern. Die gesamten Verkaufsverhandlungen zogen sich über die ganze Mittagspause hin. Das Buch wäre doch so schön und man bekommt es auch nirgends anders so günstig etc. Soviel Hartnäckigkeit musste belohnt werden und wir kaufen das Buch und gaben noch ein Trinkgeld.
Gut gestärkt ging unsere Tour weiter. Nächste Höhepunkt war Bayon, die neben Angkor Wat berühmteste Tempelanlage. Der Tempel Bayon ist Teil von Angkor Thom, was übersetzt Große Stadt bedeutet. König Javavarman VII lies Anfang des 13. Jahrhunderts diese Tempelanlage für die erste Hauptstadt Yasodharapura erbauen. Die quadratische Anlage hat eine Seitenlänge von etwa 3 km, die vier Seiten weisen in die Haupthimmelsrichtungen. Der Wassergraben darum ist 100 m breit. In der Mitte befindet sich der Tempel Bayon, der bekannt ist, wegen seiner meterhohen aus Stein gemeißelten Gesichter. Insgesamt gab es früher 49 Gesichtstürme, für jede Provinz des alten Khmer-Reiches einen. Bei den meisten Türmen ist pro Himmelsrichtung ein Gesicht vorhanden. Diese Form der Darstellung gibt es sonst nirgendwo auf der Welt.
Danach machten wir einen Abstecher zur Elefantenterrasse, die ihren Namen aufgrund der sehr gut erhaltenen Darstellungen von Elefanten bekommen hat. Früher diente diese Terrasse als Tribüne bei verschiedenen Veranstaltungen und Empfängen für Delegationen aus dem ganzen Reich. Zum Abschluss besuchten wir Ta Prohm. Das Besondere an dieser Tempelanlage ist, dass man hier bewusst den vorgefundenen Zustand belassen hat. Die Wurzeln riesiger Bäume haben sich ihren Weg durch die Mauern gebahnt. Sehr beeindruckend diese Naturschauspiel.
Am späten Nachmittag fuhren wir wieder zurück ins Hotel. Die Dusche konnten wir sehr gut gebrauchen, die Luftfeuchtigkeit in dieser Jahreszeit ist extrem. Ein Glück hatten wir ja jetzt ein Zimmer mit Klimaanlage.
112. Tag - 21.04.2008
Heute wollten wir es etwas relaxter angehen und verzichteten auf einen Reiseführer. Das Tuk-Tuk mit Fahrer haben wir kurzerhand vor dem Hotel zum Pauschalpreis für einen Tag gemietet. Leider stellte sich schon nach ein paar Kilometer heraus, dass wir wohl eines der ganz alten Modelle erwischt hatten. Ziemlich laut und recht lahm. Erste Station unserer heutigen Tempeltour war Preah Khan.
Preah Khan wurde von König Javavarman VII im späten 12. Jahrhundert als Ahnentempel für seinen verstorbenen Vater errichtet. Durch ein Eingangstor, ähnlich dem Südtor von Angkor Thom, mit einer Vielzahl von Statuen rechts und links, gelangt man zu dieser Anlage. Im Gegensatz zu den anderen Gebäuden, die wie bisher gesehen hatten, fallen die vielen Säulen des Tempels auf.
Nächste Station: Neak Pean, ein Inseltempel inmitten eines quadratischen Wasserbeckens, das mittlerweile ausgetrocknet ist. Danach ging es weiter nach Ta Som, einem buddhistischen Tempel, bei dem die markanten Steingesichter wieder zuerkennen waren. Dort trafen wir auch wieder auf viele Kinder, die den Touristen Souvenirs, hauptsächlich Postkarten, verkaufen wollen. Meistens am Eingang der einzelnen Tempelanlagen wartet schon eine ganze Kinderschar auf einen. Besonders beeindruckt waren wir von einem Jungen, der in gut einem Dutzend Sprachen von 1 bis 10 zählen konnte. Die Postkarten, die er uns verkaufen wollte, gefielen uns aber nicht. Als er merkte, dass sein Verkaufsgeschick nicht von Erfolg gekrönt war, fing er an zu heulen. Und das war nicht gestellt! Erst da merken wir, unter welchen Druck die Kinder stehen. Oft sind sie die Einzigen in der Familie, die Geld nach Hause bringen. Leider können sie dann auch nicht zur Schule gehen und kommen somit auch nicht aus diesem Armuts-Teufelskreis heraus. Wir kauften ihm einen Satz Postkarten ab.
Vor dem Mittagessen stand noch die Besichtigung von East Mebon, ein Tempel mit drei Ebenen, an deren Ecken Sandstein-Elefanten und Löwen stehen, und Pre Rup, einem Pyramidentempel aus Ziegelsteinen erbaut, auf dem Programm.
Für den Nachmittag hatten wir uns wegen der Hitze nicht mehr so viel vorgenommen. Wir besichtigten Ta Keo, einen Tempel mit unheimlich steilen Treppen. Sicherheitsvorkehrung – Fehlanzeige. Zum Abschluss waren wir noch beim Tempel Thommanom, der etwas kleiner als die anderen Tempel war. Es hatten sich nur wenige Touristen hierhin verlaufen, wir genossen die Stille. Auf dem Rückweg zum Hotel machten wir noch einen kurzen Stopp bei einer Horde von Affen, die am Wegesrand saßen.
Nachdem wir uns im Hotel erholt hatten gingen wir vorm Abendessen nochmals ins Reisebüro. Wir hatten uns gegen Laos und Vietnam entschieden, weil die Zeit hierfür einfach nicht ausreichte. Insbesondere Vietnam wollen wir irgendwann nach unserer Weltreise erkunden. Wir entschieden uns stattdessen Thailand noch etwas besser kennen zu lernen und buchen einen Flug nach Sukhothai mit Stoppover in Bangkok.
113. Tag - 22.04.2008
Wir sind heute etwas spät in die Gänge gekommen. Egal, es war unser letzter Tag vor der Abreise und wir ließen es gemächlich angehen. Da unsere Ziel ca. 30 km entfernt waren, mieteten wir uns ein Taxi für 30$ statt einem Tuk-Tuk.
Über Land, vorbei an kleinen Dörfer, war unser Ziel: Banteay Srei. Etwas abseits der normalen Touristenpfade konnte man einen – wenn auch nur einen sehr flüchtigen – Eindruck des täglichen Lebens gewinnen. Die Häuser sind hier wegen den Überschwemmungen auf Pfählen gebaut. Das Vieh läuft meist frei herum. Man merkt schon, das Kambodscha zu den ärmsten Ländern der Welt gehört.
Banteay Srei ist nur ein kleiner Tempel, gilt jedoch aufgrund seiner Ornamentik als einer der kunstvollsten. Aus dem roten Sandstein sind äußerst feinen Muster und Formen herausgearbeitet worden. Es wirkt fast so, als wären sie aus dem Steine geschnitzt als herausgemeißelt. Erst 1914 wurde dieser Tempel zufällig von französischen Archäologen, die in der Region Angkor tätig waren, entdeckt.
Als nächstes wollten wir zum nahe gelegenen Tempel Banteay Samré fahren. Unser Taxifahrer wollte nur gegen einen Aufpreis von 5$ dort hinfahren, obwohl es ganz in der Nähe liegt. Nun gut, er hat sein Geld bekommen, dafür kein Trinkgeld und die morgige Fahrt zum Flughafen konnte er sich auch abschreiben. Die Erkundung des noch gut erhaltenen Tempels war eine richtige Klettertour. Man konnte auch wieder große Becken erkennen, die früher für rituelle Reinigungen genutzt wurden.
Auf dem Weg zurück sind wir in ein Gasthaus eingekehrt und konnten nochmals die heimische Küche genießen. Diesmal gab´s Lok Lak, ein Rindfleischgericht mit viel brauner Soße. Das kambodschanische Gulasch sozusagen. Lecker, hat gut geschmeckt.
Das Ende unseres Kambodscha-Kurztrips wollten wir besonders genießen. Wir haben uns zwei Fahrräder ausgeliehen und sind zum 8 km entfernten Angkor Wat geradelt. Es war herrlich wieder einmal mit dem Rad unterwegs zu sein. Es war später Nachmittag und nicht mehr so heiß. Nach 30 Minuten hatten wir auch schon unser Ziel erreicht und konnten den Sonnenuntergang genießen. Sehr romantisch, obwohl wir natürlich nicht die einzigen waren, die auf diese Idee gekommen sind.
Zum Abendessen waren wir im „Red Piano“, dem Stammlokal der Crew des Filmes „Tomb Raider“. Wir hatten einen Platz auf dem Balkon und konnten das Geschehen auf der Straße gut beobachten. Leider war das was wir sahen nicht so schön. Etliche Kinder konnte man sehen, die aus Plastiktüten Klebstoff schnüffelten. Einen Anblick den wir hier gar nicht vermutet hatten. Man sah auch viele Bettler und Obdachlose. Beeindruckend fanden wir, dass sich die Armen untereinander halfen: so wurde einem alten Mann ohne Beine, der am Bordstein lag, von einem Bettler Essen gebracht.
Etwas nachdenklich gingen wir ins Hotel zurück. Der Abstecher nach Kambodscha hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Die Kulturschätze die man dort sehen kann sind einzigartig und wirklich beeindruckend. Wir empfanden die Menschen als offen und warmherzig. Leider kann und soll man auch nicht die Augen von der Armut hier verschließen.
Noch mehr Bilder gibt´s in unserem Webalbum.
Heute sollte unsere Reise uns in ein neues Land führen: Kambodscha. Wir hatten nur den Hinflug gebucht und wollten auch nur ein paar Tage dort verbringen, hauptsächlich um die fantastischen Tempelanlagen von Angkor Wat zu besichtigen. Wie es dann weitergehen sollte, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht; vielleicht Vietnam oder Laos oder beide?
Nachdem wir die üblichen Preisverhandlungen für die Taxifahrt zum Flughafen Bangkok gut gemeistert hatten (wir konnten den bisher besten Preis aushandeln), mussten wir leider feststellen, dass unsere „Ersparnisse“ genauso schnell wieder verflogen. Thailand verlangt für die Ausreise eine Flughafensteuer von 500 Baht (ca. 25 Euro). Wo gibt’s denn so was?! Zu allem Verdruss hatte unser Flieger keine Düsen sondern nur Propeller an den Tragflächen. Hätten wir vielleicht doch nicht die billigste Fluglinie buchen sollen?
Unser Ziel Kambodscha ist ein relativ kleines Land in Südostasien. Es grenzt an Thailand, Laos und Vietnam. Phnom Penh ist die Hauptstadt des 14 Millionen Einwohner-Staates. Erst langsam erholt sich das Land von der Schreckensherrschaft der Roten Khmer, der ca. 2 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Die Wirtschaft Kambodschas ist in erster Linie von der Agrarwirtschaft geprägt, der Tourismus bildet aber eine immer stärker werdende Einnahmequelle. Das Land am Mekong blickt auf 2000jährige Geschichte zurück, in deren Blütezeit u.a. die Tempelanlagen von Angkor Wat entstanden sind.
Nach gut einer Stunde konnten wir aufatmen. Sicher in Siem Reap gelandet musste als erstes ein Visum für Kambodscha beantragt werden. 20 $ pro Person, geht ja noch! Als Gegenleistung bekam man auch eine oskarreife Slapstick-Einlage geboten. An einen langen Tisch saßen 8 kambodschanische Beamte. Beim ersten gab man das ausgefüllte Formular mit Passbild und Reisepass ab. Die Dokumente wurden dann immer zum nächsten weitergereicht. Jeder musste eine spezifische (Prüf-) Aufgabe erledigen, vermuteten wir zumindest. Jeder Zweite durfte einen Stempel benutzen. Vom letzten Beamten bekam man schließlich das Visum ausgehändigt. Selbst ein so ausgeklügelter Arbeitsablauf ist jedoch vor Pannen nicht geschützt, was Lothar am eigenen Leib feststellen musste. Irgendwie und irgendwo waren seine Unterlagen abhanden gekommen und fast jeder Passagier überholte ihn in der Warteschlange. Zum Glück tauchten die Dokumente doch wieder auf und wir konnten uns in die nächsten Schlange zur der Passkontrolle anstellen. Hier wurde dann geprüft, ob im Reisepass auch ein Visum vermerkt ist. Ohne Worte!
Zum Einheitspreis von 5$ ging es mit dem Taxi vom Flughafen in die Stadt. Der US-Dollar ist in Kambodscha die inoffizielle Zweitwährung. Fast überall kann und soll man damit bezahlen. Als Wechselgeld bekommt man die einheimische Währung, den Riel (RHR) zurück. Insgesamt ist Kambodscha aufgrund des Wechselkurses ein Schnäppchen für Touristen. Auf dem Weg in die Stadt konnte man viele neue Hotels entdecken. Man merkt, dass sich in den letzten Jahren sehr viel getan hat. Derzeit gilt Kambodscha noch als Geheimtipp; es ist jedoch zu befürchten, dass sich dies sehr schnell ändern wird und auch hier der Massentourismus Einzug hält. Der Taxifahrer lies es sich nicht nehmen, uns unentgeltlich das Gästehaus seines Freundes zu zeigen. Wir blieben jedoch bei unserem ursprünglichen Entschluss, das „Shadow of Angkor“, eine Empfehlung des Lonely Planets, aufzusuchen. Etwas stinkig, aufgrund der verloren gegangenen Hotelprovision, fuhr er uns dort hin. Für die heutige Nacht gab es leider kein Zimmer mehr mit Klimaanlage, für die nächsten Tage schon. Dafür mussten wir auch nur 8$ statt 15$ bezahlen. Backpacker-Herz was willst Du mehr!
Den Nachmittag verbrachten wir damit die Stadt zu Fuß zu entdecken. Die Touristeninfo ist in einem beeindruckenden Gebäude ganz in der Nähe untergebracht. Wir bekamen nützliche Tipps für die Planung unseres Aufenthalts bzw. für die Besuche der Tempelanlagen. In einem Reisebüro erkundigten wir uns nach Flügen nach Luang Prabang in Laos und reservierten auch gleich einen für den kommenden Sonntag. Sicher waren wir uns allerdings noch nicht, ob es sich aus Zeitgründen überhaupt lohnen würde, einen Abstecher nach Laos zu unternehmen.
Den Sonnenuntergang wollten wir heute in der nahe gelegenen Tempelpyramide Phnom Bakheng genießen. Mit dem Tuk-Tuk ging es zum Tempel. Am Haupteingang kauften wir uns eine 3-Tages-Karte für 40$ für alle Tempelanlagen von Angkor. Heute Nachmittag konnten wir aufgrund der vorgerückten Stunde noch umsonst rein. Vorbei an Angkor Wat, das wir morgen besuchen wollten, kamen wir nach ca. 20 Minuten in Phnom Bakheng an. Wir waren jedenfalls nicht die Einzigen, rund 500 Andere wollten den Sonnenuntergang auch romantisch genießen. Die Tempelpyramide liegt auf einen ziemlich steilen Hügel, der zunächst bewältigt werden musste. Nach einer kurzen, aber anstrengenden Bergtour erreichten wir schließlich unser Ziel. Wir hätten unten auch einen Elefanten mieten könnten. Fanden wir allerdings etwas zu dekadent. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick auf die umliegenden Reisfelder und auf Angkor Wat. Die Tempelanlage Phnom Bakheng ist nur noch als Ruine erhalten. Nichtsdestotrotz konnten wir einen ersten Eindruck auf die uns erwartenden Kulturschätze von Angkor gewinnen.
Stilgerecht schlossen wir den Tag mit einen kambodschanischen Abendessen ab. Amok Curry, mit Fisch oder Fleisch, ein traditionelles Currygericht mit Kokosmilch, schön angerichtet auf einem Bananenblatt. Die kambodschanische Küche ist vergleichbar mit der thailändischen, jedoch nicht ganz so scharf.
Zurück in unserer Pension, stellte Lothar zum Entsetzen fest, dass das ganze Haus nur so von Geckos wimmelte. Die 5-10 cm großen Viecher versammelten sich um das Licht, weil hiervon die kleinen Insekten angezogen wurden. Andrea fand´s lustig und gab Lothar den Rat, heute Nacht möglichst den Mund geschlossen zu halten. Haha, sehr komisch!
110. Tag – 19.04.2006
Nach dem Frühstück zogen wir erstmal in ein neues Zimmer mit Klimaanlage um. Gegen 9:00 Uhr startete unsere 3-tägige Angkor-Kulturtour. Tuk-Tuk mit Fahrer und englischsprachiger Reiseführer warteten bereits auf uns. Beide hatten wir für heute über unsere Hotel für 12 $ bzw. 20 $ gebucht.
Als erstes wollten wir Angkor Wat besichtigen, da um diese Uhrzeit noch nicht so viele Touristen unterwegs sind. Nach kurzer Fahrt gelangten wir auch schon an die Eingangskontrolle des archäologischen Parks. Viele setzten Angkor gleich mit der Tempelanlage von Angkor Wat. Angkor ist jedoch vielmehr der Name des gesamten, ca. 200 km2 großen Gebietes. Hier standen mehrere Hauptstädte des Khmer-Reiches, in deren Zentrum jeweils ein großer Tempel war. Über 1.000 Tempel und andere Heiligtümer wurden bisher entdeckt. Die ältesten Gebäude stammen aus dem 9. Jahrhundert. Der archäologische Park von Angkor wurde 1992 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Neueste Forschungen, u.a. durch Satellitenaufnahmen gestützt, lassen vermuten, das das Gebiet „Groß-Angkor“ viel größer als bisher angenommen war. Rund eine Million Menschen lebten hier, es war somit die mit Abstand größte vorindustrielle Stadt der Welt. Durch ein ausgeklügeltes System von künstlichen Flüssen, Kanälen und Seen konnten die Menschen damals mehrere Reisernten pro Jahr erzielen.
Über einen 190 m breiten Wassergraben gelangten wir zur Tempelanlage Angkor Wat. Unser Reiseführer erzählte uns während unserer Tour viel über die Khmer, deren Religion und die Entstehungsgeschichte der Tempelanlagen. Alles in Englisch, wir hoffen, dass wir alles richtig verstanden haben. Übrigens dürfen nur staatlich geprüfte Reiseführer die Touristen begleiten. Gut so, wir waren jedenfalls zufrieden.
Angkor Wat wurde vermutlich unter der Regentschaft von König Suryavaram II im 12. Jahrhundert errichtet. Im Zentrum befindet sich ein Tempel in Form einer Lotusblüte mit fünf Türmen. Der höchste Turm ist 65 m hoch. Über insgesamt drei Ebenen gelangt man in das Innere des Tempels, der dem Gott Vishnu aus dem Hinduismus gewidmet ist. Durch teilweise ziemlich steile Treppen sind diese Ebenen miteinander verbunden. Im Inneren befanden sich große Becken zur rituellen Reinigung. Die dadurch hervorgerufene Kühlung war bestimmt ein angenehmer Nebeneffekt. An mehreren Stellen in der Tempelanlage gibt es große Marmorwände mit teilweise religiösen, teilweise weltlichen Darstellungen. Die Detailtreue der dargestellten Szenen und die dafür notwendige handwerklichen Fähigkeiten sind sehr beeindruckend.
Die Anlage wurde nur relativ kurze Zeit als hinduistischer Tempel genutzt, da die Khmer im 13. Jahrhundert von Hinduismus zum Buddhismus als Staatsreligion wechselten. Mehrere Jahrhunderte wurde das Gebäude nicht genutzt und zerfiel, Plünderungen taten ihr Übriges. Erst ab dem 16. Jahrhundert wurde die Anlage wieder als buddhistischer Tempel genutzt. Entdeckt wurde Angkor Wat – aus europäischer Sicht – erst im 19. Jahrhundert von dem Franzosen Henri Mouhot. Er berichtete zumindest als erster darüber.
Angkor Wat ist das Nationaldenkmal Kambodschas, eine Abbildung der Tempelanlage befindet sogar auf der Nationalflagge. Umwelteinflüssen machen den Bauwerken des Archäologie-Parks Angkor ständig zu schaffen, es ist ein ständiger Kampf gegen die Zeit. Mit Hilfe von Spenden aus dem Ausland wir die gesamte Anlage immer irgendwo restauriert, ähnlich wie beim Kölner Dom.
Auf dem Weg nach Angkor Thom, unser nächsten Station, durchquerten wir das berühmte Südtor. Rechts und links dieses Eingangtores (es gibt insgesamt fünf zu Angkor Thom) stehen jeweils 54 Statuen; rechts Gottheiten und links Dämonen. Über dem Südtor konnten wir zum ersten Mal die berühmten Steingesichter erkennen. Bevor wir mit der Besichtigung starteten brauchten wir aber erstmal eine Stärkung.
Die Mittagspause blieb uns in angenehmer Erinnerung. Nicht etwa weil das Essen so gut war, sondern weil wir Prinzessin Diana trafen. Nicht die weltbekannte englische, sondern die kambodschanische, 10 Jahre alte. Diana beeindruckte uns durch ihre sehr guten Englisch-Kenntnisse und ihre Geschäftstüchtigkeit (besonders Lothar). Zusätzlich zum Essen wollte sie uns ein Bildband über Angkor verkaufen. Lothar erinnerte sich an seine China-Fertigkeiten und das Feilschen konnte beginnen. Diana reduzierte ihr erste Angebot von 1000$ auf 50$ dann auf 20$. Lothar wollte nur 10 geben, aber Diana blieb eisern. Die gesamten Verkaufsverhandlungen zogen sich über die ganze Mittagspause hin. Das Buch wäre doch so schön und man bekommt es auch nirgends anders so günstig etc. Soviel Hartnäckigkeit musste belohnt werden und wir kaufen das Buch und gaben noch ein Trinkgeld.
Gut gestärkt ging unsere Tour weiter. Nächste Höhepunkt war Bayon, die neben Angkor Wat berühmteste Tempelanlage. Der Tempel Bayon ist Teil von Angkor Thom, was übersetzt Große Stadt bedeutet. König Javavarman VII lies Anfang des 13. Jahrhunderts diese Tempelanlage für die erste Hauptstadt Yasodharapura erbauen. Die quadratische Anlage hat eine Seitenlänge von etwa 3 km, die vier Seiten weisen in die Haupthimmelsrichtungen. Der Wassergraben darum ist 100 m breit. In der Mitte befindet sich der Tempel Bayon, der bekannt ist, wegen seiner meterhohen aus Stein gemeißelten Gesichter. Insgesamt gab es früher 49 Gesichtstürme, für jede Provinz des alten Khmer-Reiches einen. Bei den meisten Türmen ist pro Himmelsrichtung ein Gesicht vorhanden. Diese Form der Darstellung gibt es sonst nirgendwo auf der Welt.
Danach machten wir einen Abstecher zur Elefantenterrasse, die ihren Namen aufgrund der sehr gut erhaltenen Darstellungen von Elefanten bekommen hat. Früher diente diese Terrasse als Tribüne bei verschiedenen Veranstaltungen und Empfängen für Delegationen aus dem ganzen Reich. Zum Abschluss besuchten wir Ta Prohm. Das Besondere an dieser Tempelanlage ist, dass man hier bewusst den vorgefundenen Zustand belassen hat. Die Wurzeln riesiger Bäume haben sich ihren Weg durch die Mauern gebahnt. Sehr beeindruckend diese Naturschauspiel.
Am späten Nachmittag fuhren wir wieder zurück ins Hotel. Die Dusche konnten wir sehr gut gebrauchen, die Luftfeuchtigkeit in dieser Jahreszeit ist extrem. Ein Glück hatten wir ja jetzt ein Zimmer mit Klimaanlage.
112. Tag - 21.04.2008
Heute wollten wir es etwas relaxter angehen und verzichteten auf einen Reiseführer. Das Tuk-Tuk mit Fahrer haben wir kurzerhand vor dem Hotel zum Pauschalpreis für einen Tag gemietet. Leider stellte sich schon nach ein paar Kilometer heraus, dass wir wohl eines der ganz alten Modelle erwischt hatten. Ziemlich laut und recht lahm. Erste Station unserer heutigen Tempeltour war Preah Khan.
Preah Khan wurde von König Javavarman VII im späten 12. Jahrhundert als Ahnentempel für seinen verstorbenen Vater errichtet. Durch ein Eingangstor, ähnlich dem Südtor von Angkor Thom, mit einer Vielzahl von Statuen rechts und links, gelangt man zu dieser Anlage. Im Gegensatz zu den anderen Gebäuden, die wie bisher gesehen hatten, fallen die vielen Säulen des Tempels auf.
Nächste Station: Neak Pean, ein Inseltempel inmitten eines quadratischen Wasserbeckens, das mittlerweile ausgetrocknet ist. Danach ging es weiter nach Ta Som, einem buddhistischen Tempel, bei dem die markanten Steingesichter wieder zuerkennen waren. Dort trafen wir auch wieder auf viele Kinder, die den Touristen Souvenirs, hauptsächlich Postkarten, verkaufen wollen. Meistens am Eingang der einzelnen Tempelanlagen wartet schon eine ganze Kinderschar auf einen. Besonders beeindruckt waren wir von einem Jungen, der in gut einem Dutzend Sprachen von 1 bis 10 zählen konnte. Die Postkarten, die er uns verkaufen wollte, gefielen uns aber nicht. Als er merkte, dass sein Verkaufsgeschick nicht von Erfolg gekrönt war, fing er an zu heulen. Und das war nicht gestellt! Erst da merken wir, unter welchen Druck die Kinder stehen. Oft sind sie die Einzigen in der Familie, die Geld nach Hause bringen. Leider können sie dann auch nicht zur Schule gehen und kommen somit auch nicht aus diesem Armuts-Teufelskreis heraus. Wir kauften ihm einen Satz Postkarten ab.
Vor dem Mittagessen stand noch die Besichtigung von East Mebon, ein Tempel mit drei Ebenen, an deren Ecken Sandstein-Elefanten und Löwen stehen, und Pre Rup, einem Pyramidentempel aus Ziegelsteinen erbaut, auf dem Programm.
Für den Nachmittag hatten wir uns wegen der Hitze nicht mehr so viel vorgenommen. Wir besichtigten Ta Keo, einen Tempel mit unheimlich steilen Treppen. Sicherheitsvorkehrung – Fehlanzeige. Zum Abschluss waren wir noch beim Tempel Thommanom, der etwas kleiner als die anderen Tempel war. Es hatten sich nur wenige Touristen hierhin verlaufen, wir genossen die Stille. Auf dem Rückweg zum Hotel machten wir noch einen kurzen Stopp bei einer Horde von Affen, die am Wegesrand saßen.
Nachdem wir uns im Hotel erholt hatten gingen wir vorm Abendessen nochmals ins Reisebüro. Wir hatten uns gegen Laos und Vietnam entschieden, weil die Zeit hierfür einfach nicht ausreichte. Insbesondere Vietnam wollen wir irgendwann nach unserer Weltreise erkunden. Wir entschieden uns stattdessen Thailand noch etwas besser kennen zu lernen und buchen einen Flug nach Sukhothai mit Stoppover in Bangkok.
113. Tag - 22.04.2008
Wir sind heute etwas spät in die Gänge gekommen. Egal, es war unser letzter Tag vor der Abreise und wir ließen es gemächlich angehen. Da unsere Ziel ca. 30 km entfernt waren, mieteten wir uns ein Taxi für 30$ statt einem Tuk-Tuk.
Über Land, vorbei an kleinen Dörfer, war unser Ziel: Banteay Srei. Etwas abseits der normalen Touristenpfade konnte man einen – wenn auch nur einen sehr flüchtigen – Eindruck des täglichen Lebens gewinnen. Die Häuser sind hier wegen den Überschwemmungen auf Pfählen gebaut. Das Vieh läuft meist frei herum. Man merkt schon, das Kambodscha zu den ärmsten Ländern der Welt gehört.
Banteay Srei ist nur ein kleiner Tempel, gilt jedoch aufgrund seiner Ornamentik als einer der kunstvollsten. Aus dem roten Sandstein sind äußerst feinen Muster und Formen herausgearbeitet worden. Es wirkt fast so, als wären sie aus dem Steine geschnitzt als herausgemeißelt. Erst 1914 wurde dieser Tempel zufällig von französischen Archäologen, die in der Region Angkor tätig waren, entdeckt.
Als nächstes wollten wir zum nahe gelegenen Tempel Banteay Samré fahren. Unser Taxifahrer wollte nur gegen einen Aufpreis von 5$ dort hinfahren, obwohl es ganz in der Nähe liegt. Nun gut, er hat sein Geld bekommen, dafür kein Trinkgeld und die morgige Fahrt zum Flughafen konnte er sich auch abschreiben. Die Erkundung des noch gut erhaltenen Tempels war eine richtige Klettertour. Man konnte auch wieder große Becken erkennen, die früher für rituelle Reinigungen genutzt wurden.
Auf dem Weg zurück sind wir in ein Gasthaus eingekehrt und konnten nochmals die heimische Küche genießen. Diesmal gab´s Lok Lak, ein Rindfleischgericht mit viel brauner Soße. Das kambodschanische Gulasch sozusagen. Lecker, hat gut geschmeckt.
Das Ende unseres Kambodscha-Kurztrips wollten wir besonders genießen. Wir haben uns zwei Fahrräder ausgeliehen und sind zum 8 km entfernten Angkor Wat geradelt. Es war herrlich wieder einmal mit dem Rad unterwegs zu sein. Es war später Nachmittag und nicht mehr so heiß. Nach 30 Minuten hatten wir auch schon unser Ziel erreicht und konnten den Sonnenuntergang genießen. Sehr romantisch, obwohl wir natürlich nicht die einzigen waren, die auf diese Idee gekommen sind.
Zum Abendessen waren wir im „Red Piano“, dem Stammlokal der Crew des Filmes „Tomb Raider“. Wir hatten einen Platz auf dem Balkon und konnten das Geschehen auf der Straße gut beobachten. Leider war das was wir sahen nicht so schön. Etliche Kinder konnte man sehen, die aus Plastiktüten Klebstoff schnüffelten. Einen Anblick den wir hier gar nicht vermutet hatten. Man sah auch viele Bettler und Obdachlose. Beeindruckend fanden wir, dass sich die Armen untereinander halfen: so wurde einem alten Mann ohne Beine, der am Bordstein lag, von einem Bettler Essen gebracht.
Etwas nachdenklich gingen wir ins Hotel zurück. Der Abstecher nach Kambodscha hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Die Kulturschätze die man dort sehen kann sind einzigartig und wirklich beeindruckend. Wir empfanden die Menschen als offen und warmherzig. Leider kann und soll man auch nicht die Augen von der Armut hier verschließen.
Noch mehr Bilder gibt´s in unserem Webalbum.