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8. Oktober 2008

Bangkok - Grand Palace, Wat Pho

114. Tag – 23.04.2006

Nach drei wirklich erlebnisreichen Tagen in Kambodscha hieß es für Lothar heute Abschied nehmen von seinen Gecko-Freunden im Hostel, gerade wo er anfing sich an sie zu gewöhnen. Eingequetscht zwischen unseren Rucksäcken ging es mit dem Tuk-Tuk zum Flughafen. Wieder mal mussten wir eine Flughafengebühr von 25$ bezahlen, dafür war die Passkontrolle diesmal problemlos.

Mit dem Taxi ging es dann zu unserer Unterkunft, der Royal Asia Lodge, ein Tipp aus dem Lonely Planet. Wir hatten zwar nicht reserviert, aber bisher hatten wir eigentlich nie Probleme. Wie nicht anders zu erwarten stellte der Taxifahrer das Taximeter nur nach Aufforderung an, aber immerhin. Das Hotel lag in einer ruhigen Seitenstraße der Sukhumvit, eine der Hauptstraßen Bangkoks. Die Sukhumvit ist eine der drei „Königlichen Straßen“, die alle Gebiete von Thailand miteinander verbinden und hat allein im Stadtgebiet von Bangkok eine Länge von 10km. Innerhalb Bangkoks unterteilen die Nebenstraßen, Soi genannt, die Sukhumvit. Unser Hotel in der Soi 8 war zwar etwas abgewirtschaftet, aber unser Zimmer war ganz nett. Zwar mit umgerechnet 35 € etwas teuerer als in unserem Reisebudget vorgesehen, aber heute wollten wir nicht mehr weitersuchen.

Nach kurzer Pause ging es mit Skytrain und per Boot zum Grand Palace, der ehemaligen Residenz der Könige von Siam. Kaum hatten wir die Anlegestelle verlassen, wurden wir von einem „netten“ älteren Herrn angesprochen. Wir ließen ihn erstmal erzählen, obwohl wir schon wussten was kommt. Wegen einer besonderen Zeremonie am heutigen Tag wäre der Palast geschlossen, er arbeitet dort und wüsste das genau, etc. Als Alternative schlug er uns vor, den Happy Buddha, den Black Buddha, usw. zu besichtigen. So was nennt man wohl Déjà-vu. Trotz der aufsteigenden Wut und dem Wunsch zu drastischen Mitteln zu greifen, beließen wir es bei einem: „We don’t believe you anything!“ und gingen weiter zum Eingang des „Grand Palace“ um die Ecke. Riesenüberraschung: es war offen!

Wir liehen uns EINEN Audioguide (Andrea war der Ansicht einer genügt, Lothar nicht!) und machten uns auf zum Rundgang über das Gelände des Palastes, das sich über 2,6 km² erstreckt und von einer weißen Mauer umgeben ist. Mit dem Bau wurde 1872 begonnen und seitdem hat jeder thailändische König während seiner Amtszeit Bauten hinzugefügt oder verändert. Bereits von außen beeindrucken die in den Himmel ragenden vergoldeten Kuppeln. Wenn man durch das Eingangstor tritt kann man nur staunen: riesige, prächtig verzierte Wächterfiguren und mythische Figuren flankieren die Eingänge zu den Tempeln, die Wände und Dächer der Gebäude sind mit Mosaiken aus Spiegelscherben und farbigen Steinen verkleidet, teilweise vergoldet. Es wurde mit den unterschiedlichsten Materialien gearbeitet. Beeindruckend fanden wir auch eine Miniaturnachbildung von Angkor Wat, das wir ja gerade im Original gesehen hatten.

An dieser Stelle müssen wir zugeben, dass die vergangenen 113 Tage unserer Weltreise nicht ohne gelegentliche Reibereien verlaufen sind. Wir sind ja auch nur Menschen! Aber in diesem einen bzw. fehlenden zweiten Audioguide war die Saat für unseren bisher größten Streit. Das Teil war so konstruiert, dass man es ans Ohr halten muss. Dementsprechend musste man jede Abspielstation zweimal abspielen. Hinzu kam noch, dass sich die thailändischen Historiker wohl gedacht haben, sie müssten ihr gesamtes Wissen rüberbringen. Jeder Einheit dauerte ewig. Schon nach kurzer Zeit merkten wir das es keinen Zweck hatten bzw. Lothar verweigerte die audio-kulturelle Nahrungsaufnahme. Vorwürfe machten die Runde: „wieder mal am falschen Ende gespart“, „hättest ja was sagen können“, „hab ich doch“, „nicht deutlich genug“ etc. Noch mal zum Eingang zu gehen und ein zweites Gerät auszuleihen, dafür waren wir beide zu stolz oder besser gesagt zu dickköpfig.

Trotz mieser Stimmung machten wir weiter. Ein weiterer Höhepunkt ist der „Tempel des Smaragd-Buddhas“, von den Thai „Wat Phra Kaew“ genannt. Die Tempelanlage ist eines der bedeutendsten Heiligtümer Thailands. Herzstück ist die Kapelle, in der der Smaragd-Buddha auf einem golden Thron gütig auf die Betenden herab lächelt. Die Wände der Kapelle sind mit riesigen Wandgemälden verziert, die Szenen aus dem Leben Buddhas zeigen. Seinen Namen erhielt der Buddha aufgrund der grünen Farbe des Smaragdes, ist aber tatsächlich aus Jade gefertigt.


Schon mal was von Murphy´s Gesetz gehört?! Unsere Stimmung war ziemlich weit unten und dann passiert noch der Super-GAU. Lothar bleibt an einem Gitter hängen, der Fotoapparat fällt ihm aus der Hand und knallt zu Boden. Kurzer Check: Die Verschlusslinse geht nicht mehr auf! Was nun? Nach endlosem Herumexperimentieren merkten wir, dass man den Verschluss mit der Hand öffnen kann. Wir können also doch noch weiter fotografieren. Jedoch waren wir uns beide sicher: Das geht nicht lange gut. Wir können doch nicht auf Weltreise gehen ohne Fotos zu machen.

Auf dem Rückweg zum Hotel machten wir einen Abstecher zum Mah Boon Krong (MBK), einem der größten Shoppingcenter von Bangkok. Wir wollten schauen, ob wir unsere Kamera reparieren lassen können. Nix zu machen, etwas enttäuscht ging es zurück zum Hotel.

Die bilaterale Emotionslage war weiterhin schlecht und damit gingen wir auch ins Bett. Tipp für alle Weltenbummler: Vorm Einschlafen versöhnen, sonst…


115. Tag – 24.04.2006

…kann man nicht nach Sukhothai fliegen.

Der Wecker klingelte. Die Stimmung immer noch mies. Beide hatten wir nicht so recht Lust nach Sukothai zu fliegen bzw. überhaupt etwas (mit dem anderen) zu unternehmen. Das Fass zum Überlaufen brachten dann solche Bemerkungen wie etwa: „wollen wir dort auch wieder nur einen Audioguide ausleihen“ oder „die Schlaufe an den Fotoapparaten ist nicht nur zur Verzierung, man auch seine Hand dadurch stecken“. Es wurde laut, dann sehr still. Irgendwann siegte dann doch die Vernunft bzw. wir merken, wie lächerlich wir uns benommen haben. Versöhnung, Kuss, alles wieder gut!

Jetzt war es aber leider zu spät, um zum Flughafen zu fahren. Macht nichts, wir waren froh für ein paar erholsame, nicht verplante Stunden, nach den ganzen Strapazen von der Kambodscha-Reise. Den halben Vormittag verbrachten wir im Bett und schauten uns „King Ralph“ im TV an.

Nach dem Frühstück gingen wir erstmal ins Reisebüro. Und es passierte das, mit dem wir überhaupt nicht gerechtet hatten. Die Flugtickets ließen sich umschreiben, was wir auch für den übernächsten Tag machten. Aufgehoben ist nicht aufgeschoben. Einen Tag wollten wir in Sukothai bleiben und dann zurückfliegen. Danach machten uns auf die Suche nach einem günstigeren Hotel für die nächsten Tage. Nach einiger Zeit fanden wir schließlich das „Grand Business Inn“, mit etwa 30 € zwar nicht wesentlich billiger, aber dafür sehr neu, modern und bequem eingerichtete Zimmer sowie sehr zentral, nur fünf Minuten von der Skytrain-Station Nana. Für die nächsten zwei Tage, in denen wir hauptsächlich unsere Weiterreise organisieren wollten, also echt ideal.

Den Nachmittag verbrachten wir größtenteils mit Internet-Recherche. Wir suchten Flüge nach Delhi. Die letzte Station unserer Weltreise vor der WM-Pause sollte Indien sein, unser Abflugtermin von Mumbai nach Frankfurt stand schon fest. Bereits beim Kauf unseres Around-the-World-Tickets im Dezember 2005 hatten wir ja Abflugtermine und –orte schon festlegen müssen. In verschiedenen Geschäften schauten wir uns auch nach Fotoapparaten um. Als wir genug hatten, bummelten wir einfach ziellos durch die Straßen des Viertels, beobachteten die Leute und genossen es, uns einfach treiben zu lassen.


116. Tag – 25.04.2006

Gestern hatten wir im Internet auch die Adresse der Air India herausgefunden. Wir hatten gelesen, dass manchmal die Buchung direkt bei der Fluggesellschaft günstiger ist und wollten unser Glück probieren. Also fuhren wir mit dem Skytrain nach Silom, fanden im angegebenen Bürogebäude aber nur die Indian Airlines. Man erklärte uns dort, dass die Air India vor kurzem umgezogen sei. Das neue Büro läge in Sukhumvit, in der Nähe der Nana-Station des Skytrains. Super – wir fahren durch halb Bangkok und die Air India liegt quasi 5 Minuten Fußweg von unserem Hotel entfernt! Dafür fanden wir das erste Fastfood-Restaurant mit thailändischen Essen, das Thai Thai. Dort aßen wir echt lecker und günstig zu Mittag, allerdings war es sehr laut.

Dann machten wir uns auf dem Weg zurück nach Sukhumvit 140 zur Air India. Wir bekamen tatsächlich ein gutes Angebot: ein Drittel günstiger als im Reisebüro! Kurz entschlossen buchten wir einen Flug nach Delhi für Samstag. In einem nahe gelegenen Internet-Café buchten wir auch gleich unsere Unterkunft in Delhi, die Auswahl hatten wir schon vorher getroffen. Wieder zwei Schritte weiter bei unserer Reiseplanung.

Nach einem Mittagsschlaf – bei der Hitze die beste Art die Mittagszeit zu überbrücken – machten wir uns auf zum Pantip Plaza, einem Einkaufscenter in Pratunam. Wir suchten nach den Tags zuvor im Internet recherchierten Fotoapparaten. Die Preise waren ähnlich wir in Deutschland, wir konnten uns aber einfach nicht entscheiden.

An der Rezeption sagen wir Bescheid, dass wir bereits morgen abreisen. Sachen packen ging recht schnell, schließlich hatten wir inzwischen Routine. Unser Flug geht morgen früh um 7:10h, d. h. wir müssen um 5:30h das Hotel verlassen. Lothar stellt den Wecker.


117. Tag – 26.04.2006

Beim Weckerklingeln sind wir beide noch echt müde. Kurz noch duschen, haben wir ja mit eingeplant. Zuerst Lothar, dann Andrea. Lothar schaut auf die Uhr und fängt an zu überlegen: 6:15? Mmhh, unser Flug geht doch um 7:10h, oder? Wir sind zu spät! F***! Was war passiert? Lothar hat den Wecker auf 5:45h, anstatt auf 4:45h gestellt. Wieder war es zu spät, um zum Flughafen zu fahren.

Andrea zeigt Verständnis und Lothar war für den Rest des Tages ganz, ganz brav. Insgesamt nahmen wir es relativ gelassen und gingen erstmal frühstücken. Sukothai – das schworen wir uns – ist beim nächsten Thailand-Besuch fällig. So leicht geben wir nicht auf! An der Rezeption erkundigten wir uns, ob wir doch noch zwei Nächte bleiben können. Pech, alles ausgebucht. Also beginnen wir mit der Suche zu Fuss nach einem anderen Hotel in der Gegend. Dies gestaltet sich sehr frustrierend. Also zurück ins Hotel. Dort sagt man uns an der Rezeption, dass unser Zimmer gerade gereinigt wird. Häh? Wieso warten die nicht, bis wir ausgezogen sind, bevor sie mit der Reinigung für die nächsten Gäste beginnen? Zu unserer Überraschung ist das Zimmer doch noch frei – sogar bis übermorgen, also unserer Abreise nach Indien. Die Freude überwiegt den Frust und Ärger über den mit der unnötigen Hotelsuche verplemperten Vormittag. Lernen wir thailändische Gelassenheit?

Den Nachmittag nutzten wir für eine weitere Besichtigungstour. Unsere erste Station war das Wat Pho, der „Tempel des liegenden Buddhas“. Dieser buddhistische Tempel ist einer der wichtigsten königlichen Tempel Thailands und der älteste sowie größte Tempel Bangkoks. Er wurde bereits im 16. Jahrhundert errichtet. Hauptattraktion ist die ca. 46 m lange und 15 m hohe, liegende Buddhastatue im Inneren. Sie ist vergoldet und die Fußsohlen sind mit wunderschönen Intarsienarbeiten aus Perlmutt verziert. Wie die meisten gaben wir eine Spende und erhielten dafür eine Hand voll Münzen, die wir nacheinander in Urnen warfen, die aufgereiht hinter dem Buddha standen. Je eine Münze pro Urne, das soll Glück bringen. Wir hatten leise Zweifel, denn das hatten wir auch bei unserer „Black-Buddha-Tour“ gemacht und da hat es uns ja nicht wirklich geholfen. Auch der Rest des Tempels ist sehr interessant und sehenswert.

Anschließend fuhren wir mit dem Bus zum Wat Saket, dem „Tempel des Goldenen Berges“ (Golden Mount Temple). Der Berg wurde künstlich aufgeschüttet und ist mit einer goldenen Chedi gekrönt. Man geht 318 Stufen hinauf und hat einen tollen Blick auf Bangkok. Der Lärm und Trubel der Stadt scheinen hier weit weg.

Inzwischen war es später Nachmittag. Wir beschlossen, ein weiteres öffentliches Verkehrsmittel von Bangkok auszuprobieren und nahmen eines der kleinen Kanalboote in Richtung Pratunam. Von dort wollten wir mit dem Skytrain weiter. Der Job der Kassierer, die am Bootsrand entlang balancierten und rechtzeitig vor jeder Brücke den Kopf einzogen, sah recht gefährlich aus. Aber zumindest hatten sie Helme auf. Der Kanal war eine echte Kloake, wahrscheinlich hat man mindestens fünf gefährliche Krankheiten am Hals, wenn man da reinfällt.

In Pratunam schlenderten wir erstmal die Straße entlang und schauten uns an, was an den zahlreichen Ständen feilgeboten wurde. In einem Einkaufszentrum gingen wir dann kurz entschlossen ins Kino: „ Ice Age – Teil 2“. Nach der Werbung wurde die thailändische Nationalhymne gespielt. Dazu wurden Bilder des Königs gezeigt, der in Thailand sehr verirrt wird. Alle standen aus Respekt auf. Nach dem Film gingen wir noch in einen Supermarkt und kauften neben ein paar Kleinigkeiten eine Durian-Frucht. Von denen hatten wir schon gehört: es wird gesagt, dass sie zwar wie die Hölle stinken, aber wie der Himmel schmecken. Wegen des sehr intensiven, unangenehmen Geruchs, ist der Verzehr dieser Frucht in den meisten Hotels verboten. Es gibt oft entsprechende Hinweisschilder, die wir mangels eigener Erfahrung ignorierten. Als wir im Hotel mit unseren Durian ankamen, hat allerdings der Page unser Mitbringsel gerochen. Wir mussten die Früchte draußen essen. Ja, es stimmt. Es schmeckt gut, aber nicht so gut, dass man den Geruch in Kauf nehmen sollte.

118. Tag – 27.04.2006

Heute wollten wir mal das Restaurant neben dem Hotel zum Frühstück ausprobieren. Lothar bestellt Omelett und dazu eine Scheibe Toast. Problem: Auf der Karte gibt es nur Omelett (ohne Toast) oder ‚Toast mit Marmelade’. Entweder oder. Die Bedienung ist überfordert mit dem Wunsch, eine Scheibe Toast zum Omelett zu servieren, da sie nicht weiß, wie sie die berechnen soll. Zwar lächelt das Servicepersonal in Thailand sehr oft, ist aber durch Dinge, die abseits der zugewiesenen Aufgabe liegen, schlichtweg überfordert. Schließlich bekommt Lothar doch noch sein Omelett mit Toast, da die Chefin im Haus ist und die Sache in die Hand nimmt.

Anschließend brachen wir zum Lumphini-Park auf, dem größten Park in Bangkok. Der Park ist sehr schön angelegt, mit einem künstlichen See, Bäumen die Schatten spenden, Bänken zum Ausruhen, einer Fitnessanlage. Insgesamt eine Oase der Ruhe. Lustig fanden wir die Sträucher, die wie Elefanten zurechtgestutzt waren. Wir konnten auch einen Blick auf die fleißigen Gärtner werfen, die wohl gern nah beieinander arbeiten: 8 (!) kümmerten sich gleichzeitig um eine kleine Blumeninsel.


119. Tag – 28.04.2006

Für heute hatten wir mit einem Reisebüro einen Ausflug zum „Schwimmenden Markt“ von Damnoen Saduak gebucht. Auf einem der als Khlong bezeichneten Kanäle findet jeden Vormittag ein Markt statt. Dieser Markt hat zwar eine lange Tradition, ist aber heute eher für Touristen gemacht. Wir waren etwas skeptisch, was der Tag bringen würde: zwar ist es bequemer, an einer organisierten Tour teilzunehmen, aber man ist auch ziemlich eingebunden in das Korsett.

Wir wurden bereits um 6:30h von einem Minibus abgeholt und machten dann eine 45 min lange „Stadtrundfahrt“, um noch andere Teilnehmer abzuholen. Das fing ja gut an. Während der dann anschließenden ca. 1,5 h Fahrt mit dem Bus wurde uns das Programm des Tages erläutert und uns wurde bewusst, dass wir mehr bekommen würden, als wir eigentlich gewollt hatten.

Der Minibus hielt schließlich und wir stiegen in ein so genanntes Longtail-Boot um. So ein Boot hat auch schon James Bond benutzt, aber unsere Fahrt über die Kanäle verlief eher gemächlich. Es war interessant, das Alltagsleben der Leute am Wasser zu beobachten: Wäsche waschen, Haare waschen, Schuhe putzen etc., für alles musste der Kanal herhalten. Am „Marktplatz“ angekommen, hatten wir nur anderthalb Stunden Zeit für einen Bummel entlang der Stände am Ufer oder eine Fahrt mit einem kleineren Boot zwischen den Händlern, die auf ihren Booten neben Obst, Gemüse und Kleidung vor allem Souvenirs anboten. Alle ganz nett zwar, aber wirklich eher für Touristen ausgelegt. Wir ärgerten uns nur, dass wir so wenig Zeit hatten, aber die Agentur hatte für uns halt noch ein paar tolle Extras für den Tag geplant.

Zunächst ging es zu einer Kobrashow, die ehe nicht so toll war – aus unserer Sicht eher Tierquälerei, besonders der Kampf eines Mungos gegen eine Kobra. Nervig war auch der „Moderator“ der Show mit seinem ständigen „Beeeeeeeee Careful“. Sollte wohl so etwas wie Spannung aufbauen. Nächste Station war eine Werkstatt der „Königlichen Kunsthandwerk“-Schule. Entgegen unserer Befürchtungen war der Besuch ganz interessant. Beeindruckend waren die Schnitzereien, richtige Gemälde teilweise. Zum Abschluss wollte man uns in Bangkok noch die Gelegenheit zum Besuch eines Juwelengeschäftes bieten. Wir lehnten dankend ab. Unser Fazit: der Aufwand stand in keinem Verhältnis zum Nutzen.

Wir ließen uns auf dem Rückweg an einem Einkaufszentrum, dem Pantip Plaza, absetzen. Ein letztes Mal wollten wir nach einem neuen Fotoapparat suchen. Doch das Preisniveau war auch dort ähnlich wie in Deutschland, die Modelle aber etwas anders. Da wir unsicher waren wegen Garantie etc., gaben wir auf und hofften, dass unsere angeschlagene Kamera bis Deutschland durchhält. In Indien hatten wir noch weniger Hoffnung, eine geeignete Kamera zu einem anständigen Preis zu finden.

Abends wollten wir uns dann noch ein paar Wettkämpfe im Thai-Boxen in der Nähe des Lumphini-Parks anschauen. Die Boxhalle dort ist eine der größten Bangkoks. An de Halle angekommen, wurden wir auch direkt angesprochen. Die Preise haben uns dann doch leicht geschockt: für Touristen kostete das günstigste Ticket 35$, etwa das 10fache des Preises für Thailänder. Das war uns dann doch etwas zu teuer. Stattdessen fuhren wir zum Suan-lum Nachtbasar. Der Schwerpunkt dieses Marktes liegt zwar auf Kunsthandwerk, aber es gibt auch alles Mögliche andere zu sehen und zu kaufen. Wir erstanden günstig ein paar Deutschlandtrikots – schließlich wollten wir auf die Fußball-WM in der Heimat gut vorbereitet sein. Zum Abschluss schlenderten wir durch den nahe gelegenen Biergarten, es gab sogar Paulaner Weißbier und Livemusik.


120. Tag – 29.04.2006

Unser letzter Morgen in Thailand, am Abend ging unser Flieger nach Delhi. Wir packten unsere Rucksäcke und machten wieder mal ein Paket für Deutschland fertig. Nach dem Auschecken gingen wir gemütlich frühstücken. In der Zeitung schauten wir nach dem Wetter in Delhi. Super, Delhi ist heute der heißeste Ort der Welt! Über 40°C. Uns kamen doch einige Bedenken, weil wir diesen Aspekt bei unserer Reiseplanung nicht richtig berücksichtigt hatten.

Bis zum Abflug war noch reichlich Zeit. Wir ließen unser Gepäck im Hotel und fuhren zum Chatuchak-Wochendmarkt. Dieser Markt ist einer der größten weltweit, es gibt tausende kleiner Stände und Geschäfte. Es herrschte eine entspannte, fröhliche Flohmarktatmosphäre. Wir kauften ein paar Kleinigkeiten und hatten dann im Wirrwarr der ganzen Geschäfte und Menschen Schwierigkeiten, wieder herauszufinden.

Zum Abschluss – wie könnte es auch anders sein – hatte wir wieder Ärger mit dem Taxifahrer. Thailändische Taxifahrer sind einfach der natürliche Feind jedes Reisenden. Unser Flug hatte zwar eine Stunde Verspätung, verlief aber ereignislos. Das einzig Bemerkenswerte war eigentlich, dass eine Stewardess vor der Landung durch die Gänge ging und kräftig irgendwas in die Luft sprühte. Sollte wahrscheinlich Indien vor gefährlichen Viren und Bakterien schützen. Kurz vor Mitternacht landeten wir. Die Einreiseformalitäten waren kein Problem. Wir hatten über unsere Gastgeberin jemanden organisiert, der uns abholt. Im Nachhinein eine echt super Idee, denn als wir aus dem Flughafen raus gingen, wurden wir trotz der späten Stunde von einem chaotischen Menschenmeer erwartet. Außerdem waren wir sehr überrascht, wie warm es noch um diese Uhrzeit war, ca. 27 Grad. Wie würde das erst tagsüber werden? Der Fahrer ging mit uns zum Parkplatz. Dort trieben sich zwei merkwürdige Gestalten rum, die uns quasi die Rucksäcke aus der Hand rissen, um sie in den Kofferraum zu packen. Dann wollten die für die Aktion einen Dollar haben! Willkommen in Indien.

Noch mehr Bilder gibt´s in unserem Webalbum.

2. Mai 2008

Songkran in Phuket und Bangkok

104. Tag – 13.04.2006

Heute war das thailändische Neujahrsfest Songkran. In den vergangenen Tagen hatten wir bereits viele Hinweise darauf gesehen, viele Häuser waren mit Blumen geschmückt, aber wir wussten nicht so richtig was uns erwartete. Ziemlich früh am Morgen brachen wir zum Flughafen auf. Wieder mal versuchte uns der Taxifahrer abzuzocken, aber inzwischen kannten wir die Preise von unserem Hotel in Sukhumvit zum Flughafen ganz gut. Da wir nicht unser gesamtes Gepäck für unseren dreitägigen Badeurlaub brauchen würden, deponierten wir einen der beiden Rucksäcke bei der Gepäckaufbewahrung des Flughafens.

Unser Ziel, die Insel Phuket, ist die größte Insel Thailands und eines der beliebtesten Reiseziele des Landes. Wir hatten uns vor allem wegen der guten Erreichbarkeit für Phuket entschieden. Da noch keine Hauptsaison war, hofften wir auf einigermaßen ruhige Strände. Wir hatten noch keine Unterkunft und wussten nicht, ob wir ein Hotel direkt am Strand oder in Phuket Town buchen sollten. Also ließen wir den Zufall entscheiden und warfen eine Münze. Das Schicksal entschied sich für Phuket Town. Über die Touristeninformation am Flughafen buchten wir ein Zimmer im Sinthavee Hotel. Die Bilder sahen ganz vielversprechend aus und der Preis war auch o.k.. Auf den Minibus mussten wir statt der angekündigten paar Minuten eine halbe Stunde warten. Zeit ist halt relativ. Noch mehr genervt waren wir allerdings, als wir auf halber Strecke auch noch umsteigen mussten. Auf der Fahrt sahen wir viele Pickups, auf deren Ladeflächen jede Menge Leute mit Wasserpistolen bewaffnet herumstanden, in der Mitte der Ladefläche eine Wassertonne. Der Minibusfahrer erklärte uns, dass die Menschen so das Songkran-Fest feiern.

Das Hotel war jedenfalls eine kleine Enttäuschung: ein Riesenladen, das Zimmer ziemlich schmuddelig, insbesondere der versiffte Teppich ärgerte Andrea. Wir blieben nicht lange im Hotel, weil wir die Feierlichkeiten zum Songkran-Fest hautnah erleben wollten. Songkran ist das thailändische Neujahrsfest nach dem Mondkalender und wird heute zwischen dem 13. und 15. April gefeiert. Songkran ist eine Zeit der Erneuerung und Säuberung, daher werden zum Beispiel auch Buddha-Statuen rituell gewaschen. Aus der Tradition älteren Familienmitgliedern als Zeichen des Respekts, die Hände mit Wasser zu übergießen, sind heute regelrechte Wasserschlachten geworden. Es soll Glück bringen, mit Wasser übergossen zu werden und andere mit Wasser zu übergießen. Wir bekamen von einer thailändischen Familie ein paar Wasserpistolen geschenkt und stürzten uns ins Geschehen. Die Straßen waren voll mit Pickups, von denen meist Jugendliche mit ihren Wasserpistolen auf die Passanten schossen. Nachschub bekamen sie aus den mitgeführten Wassertonnen. Auch Fußgänger und Mopedfahrer beteiligten sich an der Wasserschlacht. Selbst Mönche waren dabei. Zum Schluss waren wir pitschnass, hatten aber jede Menge Spaß gehabt.

Nachdem wir uns im Hotel etwas erholt hatten und vor allem wieder trockene Sachen anhatten, gingen wir ins Zentrum essen. Wir trafen einen Deutschen, der mit seiner thailändischen Frau hier auf Phuket lebte. Er gab uns den Tipp, für unsere verbleibenden drei Tage an den Strand nach Patong zu ziehen.


105. Tag – 14.04.2006

Morgens fuhren wir mit dem Taxi nach Patong. In der Touristeninformation hatten wir uns ein Hotel rausgesucht. Leider stellte sich bei unserer Ankunft heraus, dass dieses schon ausgebucht war. Aber unser Taxifahrer kannte natürlich ein anderes, ebenfalls direkt am Strand. Das Seagull China City war ganz in Ordnung, hatte einen schönen Blick auf den Strand. Kaum hatten wir unsere Sachen aufs Zimmer gebracht, fing es auch schon an zu regnen. Der Strand musste also noch warten. Als die Sonne wieder hervor kam, machten wir uns auf und wurden gleich mit diversen Angeboten überhäuft: Liegestühle, Massage, Pediküre, Maniküre, Obst, Sonnenbrillen, Zöpfchen flechten, etc. Wir genossen den Tag am Meer trotzdem. Das Wasser war herrlich warm, der Strand nicht zu voll.

Vom Balkon unseres Zimmers aus bewunderten wir den herrlichen Sonnenuntergang. Zu späterer Stunde machten uns dann auf, das Nachtleben von Patong zu erkunden. Auf der Hauptstraße war relativ viel los, besonders auffallend waren die vielen Transvestiten und die älteren europäischen Herren in Begleitung junger Thailänderinnen.


106. Tag – 15.04.2006

Heute hatten wir einen wirklich tollen Tag: lange ausschlafen und dann ab an den Strand. Zwischendurch gönnten wir unseren durch die Reiseanstrengungen geschundenen Astralkörpern eine Massage. Lothar entschied sich für eine traditionelle Thaimassage und Andrea für eine Ölmassage. Die Thaimassage war für Lothar eher eine Folter, so streckte und dehnte die Masseuse seinen Körper. Andrea beobachtete das Geschehen schadenfroh während ihrer wirklich entspannenden Massage.

Für den Abend hatten wir Karten für Simon’s Cabaret besorgt. Der Hotelpage wollte uns hinbringen. Wir waren ziemlich überrascht, als er dann mit seinem Moped am Eingang stand. Für ein Taxi war es jetzt zu spät, also ging es zu Dritt auf dem Moped los. Die ca. 10 Minuten Fahrt kamen uns wie eine Halbe Ewigkeit vor.

Eigentlich wussten wir nicht so genau, was uns erwartete, aber die Show war uns mehrfach empfohlen worden. Schon bald stellte sich heraus, dass es sich um eine hochklassige Transvestitenshow handelte. Die „Frauen“ waren sehr hübsch und kaum noch als Männer wieder zu erkennen. Die Show war sehr abwechslungsreich, mit vielen Gesangs- und Tanzeinlagen. Alles mit sehr pompösen Kostümen und originellen Bühnenbildern ausgestattet. Nach der Show konnte man sich mit den Darsteller(inne)n fotografieren lassen, natürlich gegen einen kleinen Obolus. War sehr lustig.

Zurück in Patong machten wir noch einen Spaziergang und entdeckten eine deutsche Kneipe, wo Lothar sogar einen Eintracht-Fan traf. Richard lebt hier und arbeitet für die Lufthansa. Er gab uns ein paar gute Tipps für Bangkok.


107. Tag – 16.04.2006

Zum Frühstück wollten wir uns heute mal Eier gönnen, schließlich war Ostersonntag. Und wenn schon keine Ostereier suchen, dann wenigstens Spiegeleier zum Frühstück. Wir machten uns wieder einen gemütlichen Tag: kurzer Einkaufsbummel, etwas Weblog schreiben, Internetcafé, Wäsche abholen. Beim Bummel durch die Stadt kamen wir an einem Supermarkt vorbei, vor dem eine Gedenktafel für die Opfer des Tsunamis im Dezember 2004 stand. Der im Souterrain gelegene Supermarkt wurde damals total überflutet und viele Menschen ertranken. Obwohl Phuket stark betroffen war, konnten wir nicht mehr viel von den damaligen Schäden erkennen.

Abends gingen wir wieder in die Stadt, es war ganz interessant, einfach in einem Straßenrestaurant zu sitzen und die Leute zu beobachten. Mit gemischten Gefühlen sahen wir auch wieder viele ältere, westliche „Herren“ und ihre blutjungen thailändischen Begleiterinnen. Für viele junge Thailänderinnen ist es die einzige Möglichkeit Geld zu verdienen, wenn sie sich einen Farang (die thailändische Bezeichnung für Menschen mit weißer Hautfarbe) „angeln“.


108. Tag – 17.04.2006

Heute endete unser Urlaub und es ging zurück nach Bangkok. Wir konnten sogar einen Flieger früher nehmen, da noch Plätze frei waren. Gut das wir immer rechtzeitig (aus Lothar’s Sicht immer viel zu früh) am Flughafen sind. In Bangkok angekommen holten wir erstmal unseren Rucksack aus der Gepäckaufbewahrung ab und sind dann zum Taxistand. Natürlich – wir hatten es eigentlich nicht anders erwartet – war das Taximeter kaputt. Der Taxifahrer wollte das Doppelte des regulären Fahrpreises. Darauf wollten wir uns nicht einlassen und nahmen dann den Bus in Richtung Sukhumvit. Dort schauten wir uns das Royal Parkview Hotel an, dass uns Richard empfohlen hatte. Lothar handelte den Zimmerpreis noch von 2.000 auf 1.500 Baht (ca. 30 €) runter. Machte ihm wie immer richtig Spaß.

Den Nachmittag verbrachten wir damit, in verschiedenen Reisebüros und im Internet Infos für unsere weitere Reise zu sammeln und kamen bei der Planung ganz gut voran. Als nächste Station hatten wir uns für Kambodscha entschieden. Wir wollten nach Siem Reap fliegen, in der Nähe liegt das zum Weltkulturerbe gehörende Angkor Wat. Davon hatten uns auch Helga und Volkmar aus unserer China-Reisegruppe vorgeschwärmt. Wir buchten nur den Hinflug nach Siem Reap für übermorgen. Um Unterkunft und Anschlussflüge, z.B. nach Laos oder Vietnam, wollten wir uns vor Ort kümmern.


109. Tag – 18.04.2006

Das Frühstück war eine ziemliche Enttäuschung. Es passte zum verblühten Charme des Hotels. Ähnlich wie das „Ambassador“ war das Hotel so etwa fünfzehn Jahre alt. Unserer Meinung nach gab es seit der Eröffnung keinerlei Renovierungs- oder Instandhaltungsarbeiten. Anscheinend ist es billiger, gleich neu zu bauen. Das passt auch dazu, dass wir in diesem Stadtteil viele Hotel-Baustellen gesehen hatten.

Der heutige Tag ging vor allem für Organisatorisches drauf. Wir holten unsere Tickets ab, verbrachten viel Zeit im Internetcafé, u.a. um Sicherungskopien von unseren Fotos zu machen. Wir sortierten wieder mal unsere Sachen und überlegten, was wir nach Hause schicken oder zurücklassen wollten. Das Postsystem in Thailand ist gut ausgebaut und wir wussten nicht, wann wir das nächste Mal so eine günstige Gelegenheit haben würden, ein Paket zu verschicken. Wir stellten dann fest, dass die thailändische Post einen echt tollen Kundenservice hat: Wir brachten unsere Sachen in Plastiktüten an, sie wurden in ein riesiges Paket gepackt und dieses dann mit Hilfe eines Messers fachmännisch auf die notwendige Größe zugeschnitten. Echt beeindruckend.

Am Abend fuhren wir mit dem Skytrain nach Siam zum MBK, einem riesigen Einkaufszentrum. Auf der Brücke von der Skytrain-Station zum MBK gab es jede Menge Kleinhändler, die ihre Waren anboten. Ein bisschen wie Flohmarkt. Neben einem Rucksack und Souvenirs suchten wir nach einem Moskitonetz für unseren Trip nach Kambodscha. Andrea war im Maleriavorbeugungsfieber. Leider hatten wir keinen Erfolg, vielleicht vor Ort in Siem Reap. Übrigens trafen wir wieder auf einen dieser Touristennepper. Er gab sich sogar als Touristenpolizist aus und wollte damit unser Vertrauen gewinnen. Keine Chance, wir hatten unsere Lektion gelernt. Im nahegelegenen Hardrock-Café wollten wir uns einen Absacker gönnen, wurden aber vom thailändischen Wahlgesetz ausgebremst. Wegen der morgigen Wahl durfte kein Alkohol ausgeschenkt werden, da dies an Wahltagen und dem Tag davor verboten ist. Undenkbar in Deutschland, oder?

Noch mehr Bilder gibt´s in unserem Webalbum.

27. April 2008

Edelsteinbetrug in Bangkok

102. Tag – 11.04.2006

Die Planung für die nächsten Tage sah wie folgt aus: zunächst zwei Tage Bangkok und danach drei Tage Kurzurlaub auf Phuket, den hatten wir uns nach der anstrengenden China-Reise auch verdient. Wir gönnten uns erstmal ein reichhaltiges Frühstück in einem deutschen Restaurant gegenüber von unserem Hotel. Wir waren gespannt darauf, eine neue Stadt und Kultur kennenzulernen und konnten nicht ahnen, dass dies heute der schwärzeste Tag unserer Weltreise sein würde.

Bangkok ist seit 1782 Hauptstadt des Königreiches Thailand und mit 6 Mio. Einwohnern die größte Stadt des Landes. Der offizielle Name der Stadt lautet „Krung Thep Mahanakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Ayuthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udomratchaniwet Mahasathan Amon Piman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit“. Von den Thailändern wird die Stadt kurz „Krung Thep“, übersetzt „Stadt der Engel“, genannt. Eine der wichtigsten Verkehrsadern Bangkoks ist der Maenam Chao Phraya Fluss mit seinen vielen Kanälen. Direkt am Fluss liegen auch einige der größten Sehenswürdigkeiten Bangkoks, wie Grand Palace, Wat Pho und Wat Phra Kaew, die heute unser Ziel waren.

Zunächst fuhren wir mit dem Skytrain zur Saphan Taksin Station direkt am Chao Phraya. Dort kauften wir einen Bootspass für den ganzen Tag. Boote sind die schnellsten Fortbewegungsmittel in Bangkok, da die Straßen ständig durch Staus verstopft sind. An der Tha Tien Station stiegen wir aus, kauften uns ein paar Bananen und wollten uns noch mal auf unserem Stadtplan orientierten. Wir hatten ihn noch nicht ganz auseinandergefaltet, da wurden wir auch schon von einem netten, älteren Thai angesprochen. Er empfahl uns, die geplante Tagestour erst morgen zu machen, da dann im Wat Pho (eine berühmte Tempelanlage mit einem riesigen liegenden Buddha), eine Reinigungszeremonie der Mönche zu sehen sei. Heute sollten wir lieber eine Tour abseits der Touristenpfade zum Happy Buddha und zum Black Buddha unternehmen. Für 40 Baht (also rund 1 Euro) könnten wir für die ganze Rundfahrt ein Tuk-Tuk mieten. Tuk-Tuks sind Motorradrikschas, die zum Straßenbild von Bangkok einfach dazu gehören. Klang eigentlich alles ganz vielversprechend. Er organisierte sogar noch einen Tuk-Tuk-Fahrer für uns. Wir waren wirklich sehr angetan von soviel Hilfsbereitschaft.

Kaum waren wir losgefahren, fing das Tuk-Tuk an langsamer zu werden. Der Fahrer hielt einen Kollegen an, der uns dann abschleppte. Ziel war die nächste Tankstelle, anscheinend kein Benzin mehr. Na ja, kann passieren. Allerdings hörte unser Verständnis auf, als der Fahrer uns dann nach 100 Baht für das Benzin fragte. Die ganze Tour sollte 40 Baht kosten und er pumpt uns gleich zu Beginn um 100 an? Jedenfalls lehnten wir ab und verabschiedeten uns. Der Fahrer schimpfte uns ziemlich laut auf Thai hinterher. Wir verstanden zwar nicht, aber es schien nichts Freundliches zu sein – und auf einmal hatte er dann doch irgendwoher Geld fürs Benzin.

Uns fehlte ein wenig die Orientierung und wir dachten, es sei am besten den Fluss wiederzufinden. Wir bummelten durch die Straßen und wurden nach kurzer Zeit wieder von einem sehr hilfreichen Thai angesprochen. Er organisierte uns ein Tuk-Tuk und nach ein paar Minuten erreichten wir unser erstes Ziel, den „Happy Buddha“. Er war ziemlich groß und sah wirklich sehr glücklich aus. Wie die Einheimischen kauften wir ein paar „Groschen“, die wir in eine Reihe von Gefäßen warfen, um damit um Glück zu bitten. Half aber nichts, wie sich später rausstellte.

Weiter ging es zum „Lucky Buddha“, der versteckt in einem Wohnviertel lag. Den hätten wir alleine wirklich nicht gefunden. Auf dem Weg zu unserer letzten Station, dem „Black Buddha“, legte unser Tuk-Tuk-Fahrer einen ungebetenen Stopp bei einem Schneider ein. Wir trugen es mit Fassung. Der Fahrer bekommt für jeden Kunden, den er anbringt, eine kleine Provision. Inzwischen war es schon später Nachmittag. Beim „Black Buddha“ waren ebenfalls sehr wenige Touristen, aber Andy wartete schon auf uns. Zufällig kamen wir ins Gespräch mit ihm. Er erzählte, dass er aus Malaysia käme, jetzt aber in London leben würde. Er unterhielt sich mit Lothar angeregt über deutschen Fußball im Allgemeinen und die Eintracht im Speziellen. Lothar war schwer beeindruckt. Beiläufig erzählte er uns auch, dass er bei seinen Zwischenstopps in Bangkok immer günstig Saphirschmuck kaufen und diesen dann für das Doppelte in London wieder verkaufen würde. Auch heute hätte er wieder Schmuckstücke im Wert von rund 1.000 € in dem seriösen Geschäft PIYAMANEE gekauft. Er zeigte uns sogar seine Rechnung und das Echtheitszertifikat. Allerdings sei das Geschäft nur heute wegen einer Messe für Privatpersonen offen, sonst nur für Händler. Unsere Chance quasi. Er gab uns noch seine Email-Adresse, wir sollten uns doch mal melden, wenn wir zurück in Deutschland sind. Dem Tuk-Tuk-Fahrer gab er die Adresse des Ladens. Zum Abschied wollten wir noch ein Foto von unserem neuen Freund Andy machen, aber leider musste er aus religiösen Gründen ablehnen.

Von außen war PIYAMANEE nicht als Juwelier zur erkennen, es gab keine Schaufenster, nur ein großes Schild mit dem Firmennamen über der Tür. Der Laden wirkte wirklich seriös, adrett gekleidete Verkäufer, eher nüchterne Atmosphäre. Man präsentierte uns den Schmuck und überzeugte uns schnell, ein paar schlichte Saphirohrringe – wie von Andy empfohlen – für etwa 500 Euro zu kaufen. Da es bei Barzahlung noch ein Nachlass von 10% gab (das kannten wir schon von Hongkong), wollten wir zum Geldautomaten und mit der Kreditkarte Geld abheben. Ein Angestellter begleitete uns sogar zur Sicherheit. Wir holten also das Geld und unterschrieben den Kaufvertrag. Der Verkäufer empfahl uns, den Schmuck per Kurier nach Hause zu schicken, damit er nicht gestohlen wird. Man brachte uns zu einem Postkurierdienst und unser Schmuck machte sich auf die Reise. Toller Service, dachten wir noch. Zufrieden mit dem guten Geschäft machten wir uns Weg ins Hotel. Heute hatten wir wirklich viele nette und hilfreiche Menschen getroffen.

Nach dem Essen wollte Lothar herausfinden, ob irgendwo in den Kneipen das DFB-Halbfinale Eintracht gegen Bielefeld übertragen wird. Erfolglos, überall läuft nur die blöde Premier League. Etwas enttäuscht kam er zurück und traf auf eine ziemlich aufgelöste Andrea. Die hatte die Zeit genutzt, um endlich genauer im Lonely Planet über Bangkok nachzulesen. In der Rubrik „Gefahren und Ärgernisse“ wurde vor dem berüchtigten „Gem Scam“, also Edelsteinbetrug, gewarnt. Einiges aus der Beschreibung kam ihr sehr bekannt vor und sie glaubte, dass wir genau auf so einen Betrug heute hereingefallen sind. Lothar konnte nicht recht daran glauben, dass sein Eintracht-Freund Andy ihm so etwas antun würde. Wir gingen ins Internetcafé, um zu recherchieren – und wurden leider schnell fündig. Ein Amerikaner beschrieb in seinem Bericht – mit nur kleinen Abweichungen – unsere Tagestour, die auch im PIYAMANEE endete. Zu Hause angekommen, stellte er dann fest, dass der gekaufte Schmuck wertlos war.

Je länger wir im Internet suchten, umso mehr Hinweise fanden wir auf diesen Trickbetrug und Dinge die man auf gar keinen Fall machen sollte, z.B. den Schmuck mit der Post außer Landes schicken oder bar bezahlen. Unser Verhängnis begann jedenfalls, als wir am Morgen von dem hilfreichen älteren Thai angesprochen wurden. Wie bei der Masche üblich, fragte er uns auf nette Art aus, woher wir kämen, wie lange wir Bangkok besuchen würden, etc. Den leichtgläubigen Touristen wird dann erzählt, dass ihr Ausflugsziel aus irgendwelchen Gründen geschlossen ist und eine interessante Alternative wird angeboten. Mit einem Tuk-Tuk kann man diese Tour sehr günstig unternehmen. Während der Tuk-Tuk-Fahrer einen durch die Gegend kutschiert, nutzt die Bande die Zeit, um einen adäquaten Lockvogel entsprechend den Informationen des ersten Kontaktmannes zu organisieren. Am Ende der Tour wartet dann die für den Schwindel wichtigste Person auf die Touristen, in unserem Fall Andy. Über Gesprächsthemen wie z.B. Fußball wird Vertrauen aufgebaut, um dann ganz beiläufig das Thema Schmuckkauf zu erwähnen. Eine einmalige Chance wird suggeriert, nur heute kann man ein Supergeschäft machen. In der Regel siegt die dann die Gier über den gesunden Menschenverstand. Das die Email-Adresse von Andy nur gefaket und Andys Abneigung gegen Fotos nicht religiös bedingt waren, brauchen nicht zu erwähnen.

Sehr frustriert und bedrückt gingen wir schlafen. Warum waren wir nur so blöd gewesen?

103. Tag – 12.04.2006

Am Morgen fanden wir einen Zettel vom Portier, dass die Eintracht gewonnen hat. Die Eintracht nach fast zwei Jahrzehnten wieder in einem Pokal-Endspiel, der Tag fing ja gut an. Gestern Abend waren wir noch sehr niedergeschlagen, aber für heute hatten wir uns vorgenommen, um unser Recht und unser Geld zu kämpfen.

Erster Schritt: wir mussten versuchen, das Päckchen mit dem Schmuck abzufangen. Also gingen wir zur nächsten Poststelle. Wir erhielten die Standardaussage, dass das Flugzeug schon weg wäre. Erst auf unsere Frage, wie man das Päckchen postlagernd wieder zurück nach Bangkok schicken könnte, setze sich der Postbeamte in Bewegung und telefonierte mit dem Flughafen. Die Klärung dauerte ca. 1,5 h und auf einmal war unser Päckchen doch noch da. Wir wollten das Päckchen heute noch selber am Frachtzentrum des Flughafens abholen. Der Postmensch schrieb uns die genaue Adresse in Thai auf und wir nahmen ein Taxi. Leider hat es der Taxifahrer trotzdem nicht kapiert und wir landeten zunächst am Postschalter des Passagierterminals. Wir nahmen dann den Flughafenbus zum Frachtzentrum. Die anderen Insassen (Flughafenpersonal) schauten schon ziemlich komisch und fragten sich wohl, was genau wir hier wollten. Letztendlich hatten wir unser Päckchen in den Händen und machten uns auf den Rückweg – mit Flughafenbus zum Terminal, vom Terminal mit Taxi zur deutschen Botschaft (ebenfalls ein Rat aus dem Internet).

Da die offizielle Öffnungszeit für heute bereits vorbei war, wollte man uns nicht reinlassen. Wegen des thailändischen Neujahrsfestes Songkran würde die Botschaft auch die nächsten vier Tage geschlossen bleiben. Solange wollten wir aber nicht warten und blieben hartnäckig. Nach kleiner Diskussion mit Hinweisen auf unsere Rechte als deutsche Staatsbürger, die Hilfe brauchen, wurden wir auch rein gelassen. Eine sehr freundliche Dame hörte sich unsere Geschichte an und war überrascht, dass wir es geschafft hatten, das Päckchen wiederzubekommen. Sie gab uns ein Merkblatt und die Empfehlung, uns an die thailändische Touristenpolizei zu wenden. Sie machte uns aber wenig Hoffnung. Mit dem Taxi fuhren wir zum „Ministerium für Tourismus und Sport“, wo auch laut Merkblatt die Touristenpolizei sitzt. Die nette Thai-Dame am Empfang erklärte uns, die Touristenpolizei sei seit ein paar Monaten umgezogen (wahrscheinlich mussten die Personal aufbauen und brauchten mehr Platz, wegen der vielen Beschwerden von Touristen). Jedenfalls ist die Touristenpolizei jetzt am anderen Ende der Stadt. Toll, soviel zur Aktualität der Hinweise der deutschen Botschaft. Wir haben wohl ziemlich enttäuscht geschaut. Sie griff noch mal zum Telefon und fand heraus, dass uns eventuell die Customer Protection Unit (CPU) helfen könnte, nur ca. 5 Minuten Fußweg entfernt. Also machten wir uns auf den Weg. Der Wachmann am Eingangstor erklärte uns, dass er die CPU nicht kennt und wollte uns nicht reinlassen. Wir blieben wieder hartnäckig und sagten ihm, dass wir zurück zum Ministerium gehen und uns von der Empfangsdame Telefonnummer und Namen ihres Bekannten bei der CPU geben lassen würden. Jetzt kam er doch in Bewegung und machte einen Anruf. Scheinbar darf man sich von unkooperativen Verhalten nicht abschrecken lassen und muss penetrant bleiben. Die thailändischen Beamten, mit denen wir heute zu tun hatten, kamen immer erst in Bewegung, wenn sie merkten, dass wir uns nicht abwimmeln lassen würden. Jedenfalls ließ uns der Wachmann nun rein und sagte uns, wo wir hingehen sollten.

Wir schilderten unseren Fall. Der Beamte rief bei diesem Betrügerladen PIYAMANEE an und handelte folgendes aus: wenn wir die Ohrringe zurückgeben würden, bekämen wir 80% des Kaufpreises wieder, wie im Kaufvertrag zugesichert. Auf eine Anzeige bei der Touristenpolizei müssten wir dann allerdings verzichten. Wäre wahrscheinlich sowieso ziemlich erfolglos gewesen. Das Problem ist nämlich, dass die Steine – wie im Zertifikat bestätigt – zwar echt, aber aufgrund der Qualität nahezu wertlos sind. Auf jeden Fall sind sie bei weiten nicht das wert, was man bezahlt hat. Wir schluckten die Kröte und stimmten dem Deal zu. Besser als gar nichts. Wir verfassten zumindest eine Beschwerde bei der CPU, sind aber nicht sehr optimistisch, dass das irgendetwas nützt. Es fehlt einfach der Willen seitens der Behörden, etwas gegen die Verantwortlichen dieser Betrugsmasche zu unternehmen. Wahrscheinlich werden viele Beamte sogar von diesen Betrügern geschmiert.

Trotz eines flauen Gefühls – wer weiß wozu diese Gangster bei PIYAMANEE noch fähig sind – wollten wir zu diesem Laden und unser Geld wiederholen. Nach einer halben Ewigkeit hielt endlich ein Taxi. Scheinbar waren schon alle Taxifahrer unterwegs in den Songkran-Urlaub. Der Fahrer kam uns zwar etwas halbseiden vor, begleitete uns aber in den Laden. Wir bekamen unser Geld wieder und warnten – sehr zum Ärger der Verkäufer – ein anderes Touristenpärchen vor diesem Gangsterladen. Mit dem Taxi ging es zurück zum Hotel. Seitdem er das ganze Geld im Geschäft gesehen hatte, kam uns der Taxifahrer noch komischer vor. Wahrscheinlich waren wir einfach zu misstrauisch und interpretierten zuviel in sein Verhalten rein. Wir hatten einen Teil unseres Glaubens an das Gute im Menschen verloren.

Nach den ganzen Anstrengungen des Tages gönnten wir uns ein besonderes Abendessen im Restaurant „Cabbage & Condoms“. Ein echt interessanter Laden mit sehr gutem thailändischem Essen. Im ganzen Restaurant sind verschiedenste Deko-Elemente aus Kondomen aufgestellt. Etwas skurril, aber lustig.

Heute hatten wir zwar nicht das übliche Touristenprogramm erlebt, aber waren mit dem Tag doch zufrieden. Wir sind halbwegs glimpflich aus dem Edelsteinbetrug herausgekommen. Unser Lehrgeld (rund 150 Euro) haben wir bezahlt. Vor dem Schlafengehen hieß es Sachen packen. Morgen früh würden wir nach Phuket fliegen. Ein bisschen Sonne, Strand und Palmen würden uns sicher gut tun.

Noch mehr Bilder gibt´s in unserem Webalbum.