8. Januar 2009

Endstation San Francisco

179. Tag – 13.08.2006

Nach der Odyssee gestern schliefen wir erstmal aus. Wir waren jetzt nur noch 2h Stunden von San Francisco, dem finalen Ziel unserer USA-Reise entfernt. Wir frühstückten gemütlich und reservierten dann unsere Unterkunft für San Francisco – sicher ist sicher. Zunächst ging es auf dem Highway 1, immer der Pazifikküste entlang bis Santa Cruz. Die kleine Stadt am nördlichen Ende der Monterey Bucht ist bei Surfern sehr bekannt. Hier wurde 1885 zum ersten Mal in Kalifornien gesurft und noch heute gibt es viele internationale Surfwettbewerbe. Bei Touristen ist die Stadt wegen des Beach Bordwalk, dem ältesten Vergnügungspark Kaliforniens, sehr beliebt. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen!

Der Boardwalk liegt direkt am Meer und hat alles was zu einem ordentlichen Vergnügungspark gehört: Karussells, Achterbahnen, Schwebebahn, Zuckerwatte, Eis, Schießbuden usw. Trotz des kühlen Wetters, herrschte eine heitere, gelöste Atmosphäre. Bei Lothar wuchs allerdings die Anspannung als er sich einer der größten Herausforderungen seines bisherigen Lebens stellte: die erste Achterbahnfahrt seines Lebens! Hatte er Andrea versprochen. Wir suchten uns dafür den Giant Dipper aus. Diese Achterbahn wurde bereits 1924 eröffnet und ist eine der ältesten Achterbahnen der USA. Sah auch nicht allzu schnell aus, für eine Premierenfahrt also genau das Richtige. Lothar hielt sich echt tapfer. Das während der Fahrt geschossene Foto zeigt allerdings, dass es ihm nicht wirklich Spaß gemacht hat, aber daran arbeiten wir noch. Ehrlicherweise war die Fahrt auch schlimmer als erwartet, musste sogar die achterbahnerfahrene Andrea zugeben.
Es ging weiter in Richtung San Francisco, das wir am späten Nachmittag erreichten. Jetzt waren wir also an der letzten Station unserer Reise quer durch die USA angekommen. San Francisco, weltbekannt geworden als Zentrum der Hippiebewegung in den 60ern. Wer kennt nicht Scott McKenzies Hymne „San Francisco“ aus dieser Zeit? Wir freuten uns auf die kommenden zwei Tage, in denen wir die Stadt entdecken wollten. Besonders gespannt waren wir, ob die Straßen wirklich so steil sind. Wir freuen uns auf die Cable-Car-Bahn und natürlich die Golden Gate Bridge.

Problemlos fanden wir das Mark Twain Hotel, unsere heutige Unterkunft. Das Zimmer war recht schön, vor allem hatte es ein großes Bett. Unser Auto stellten wir in einem Parkhaus in der Nähe ab, 20$ für die Nacht. Wir hatten erstmal nur für eine Nacht gebucht, da der Zimmerpreis von 124$ etwas über unserem Budget lag. Auf dem Weg zum Abendessen wollten wir mal schauen, ob wir eine günstigere Unterkunft für die nächsten zwei Nächte finden. Wir hatten Glück und fanden das Dakota Hotel ganz in der Nähe, 40$ günstiger pro Nacht. Wir nutzten das Angebot der Großstadt und kehrten in ein thailändisches Restaurant ein, das ganz nett aussah. Das Essen war auch ganz gut, obwohl der Service zu wünschen übrig lies. Das hielt die Kellnerin aber nicht davon ab, auf der Rechnung einen dicken Kringel um das Wörtchen Tipp mit zwei Ausrufezeichen zu malen. Sowas fällt ja fast schon unter den Tatbestand der Nötigung, weshalb es auch von uns nur einen „Mitleidsdollar“ Trinkgeld gab.


180. Tag – 14.08.2006

Den letzten Tag mit unserem Mietauto wollten wir noch nutzen, um San Francisco auf dem sogenannten 49-Mile-Drive zu entdecken. Die Route führt an zahlreichen Sehenswürdigkeiten vorbei. Sie wurde 1938 anlässlich der Weltausstellung geschaffen, um den Besuchern die Attraktionen der Stadt zu zeigen. Den Weg markieren Schilder, die eine Seemöwe zeigen. Wir verloren die Möwe zwar ab und zu aus den Augen, aber die wichtigsten Punkte der Strecke fanden wir doch irgendwie.

Zunächst fuhren wir durch Japantown. Dieser Stadtteil entstand 1906 nach dem bislang schwersten Erdbeben in San Francisco. Hier leben noch heute hauptsächlich japanischstämmige Einwohner. Weithin sichtbar ist die Friedenspagode. Wir hielten uns nicht lange auf und fuhren weiter in Richtung Union Square, das zentrale Einkaufs- und Theaterviertel, und durch Chinatown. Parken war hier unmöglich, aber morgen wollten wir die Gegend nochmal zu Fuß erkunden. Dann war auf einmal die Möwe weg, aber wir fanden den Weg bis zur Fisherman’s Warf mit seinem berühmten Pier 39, das heute die Haupttouristenattraktion im Hafenviertel ist. Wir machten einen kleinen Bummel und hielten nach Souvenirs Ausschau. Von der Fisherman’s Warf starten übrigens auch die Fähren zur berühmt-berüchtigten Insel Alcatraz. Jahrelang als Hochsicherheitsgefängnis genutzt, ist die Insel heute nur noch eine Touristenattraktion. Zu einer Besichtigung hatten wir aber keine Lust. Für ein Mittagessen in einem der vielen kleinen Fischrestaurants, die echt verlockend aussahen, war es noch zu früh und so fuhren wir weiter.

Auf dem Weg zur Golden Gate Bridge führte die Route weiter durch die Lombard Street. Die Straße führt quer durch San Francisco und ist eine der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt. Berühmt geworden ist sie jedoch als kurvenreichste Straße der Welt durch ein kleines Teilstück auf dem Russian Hill. Da die Straße hier früher ein Gefälle von 27% hatte, wurden 1923 die heute berühmten Serpentinen gebaut. Wir fuhren den Slalomkurs gleich zweimal runter: einmal zum Filmen und einmal zum Genießen.

Entlang des Marina Boulevards fuhren wir weiter in Richtung Golden Gate Bridge. Als wir den ersten Blick auf die weltberühmte Brücke werfen konnten, mussten wir natürlich erstmal einen Stopp für ein Foto machen. Sieht schon mächtig gewaltig aus, wie sich die Brücke über das Golden Gate, die etwa 8km lange Meerenge zwischen Pazifik und Bucht von San Francisco, spannt. Den Namen erhielt das Golden Gate übrigens in der Zeit des großen Goldrausches um 1848, als Tausende von Goldsuchern und Glücksrittern mit Schiffen durch diese Meerenge nach San Francisco kamen.

Nächste Station war Fort Point, eine historische Befestigungsanlage, die heute ein kleines Museum beherbergt. Direkt über das Fort spannt sich die Golden-Gate-Bridge. Wir konnten so einen Blick auf die Konstruktion der 2,8 km langen Brücke werfen. An dieser Stelle wurden übrigens Szenen für den Film Vertigo von Alfred Hitchcock gedreht. Vom Fort gibt es einen kleinen Wanderweg zu einem Aussichtspunkt. Von hier hatten wir einen tollen Ausblick auf die Bucht, die Golden Gate Bridge und Alcatraz. Die Golden Gate Bridge wurde nach vier Jahren Bauzeit 1937 fertiggestellt. Interessant: Ursprünglich sollte die Brücke grau gestrichen werden, doch den Bewohnern von San Francisco gefiel das Rot der Rostschutzfarbe und so behielt die Brücke ihr markantes farbliches Erscheinungsbild.

Weiter ging es in Richtung Presidio, einem der ältesten Teile der Stadt und ein historischer Militärstützpunkt. Auf Grund der strategisch günstigen Lage errichteten bereits die Spanier 1776 eine Garnison zum Schutz von Siedlern und Missionaren. Diese Missionare waren Franziskaner-Mönche und gaben der Stadt den Namen „San Francisco de Asis“ in Erinnerung an ihren Ordensgründer. Später wurde das Presidio dann von der mexikanischen Armee und den Truppen der Vereinigten Staaten genutzt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es zum wichtigsten Truppenstützpunkt der USA an der Westküste und wurde kontinuierlich weiter ausgebaut. Das gesamte Gelände wurde 1962 unter Ensembleschutz gestellt, da viele Gebäude als wertvolle Baudenkmäler gelten. 1989 beschloss der Kongress dann, den Stützpunkt aufzugeben. Seit dem Abzug der letzten Truppe 1994 steht das Gelände unter Verwaltung des National Park Service, der viele Gebäude an private und gewerbliche Nutzer vermietet. Wegen des einmaligen Blicks auf die Bucht von San Fransisco und das Golden Gate ist dies heute eine der teuersten Wohnlagen der Welt.

Inzwischen war es früher Nachmittag. Da wir ja heute noch unser Auto abgeben wollten, kürzten wir etwas ab und fuhren direkt vom Presidio zum Golden Gate Park, mit 4,1 qkm der größte innerstädtische Park der Welt. Er wurde bereits 1870 errichtet. Nach einem kurzen Bummel durch die schöne Anlage machten wir uns auf den Weg zum Dakota Hotel, unserer neuen Unterkunft. Dort gab es erstmal schlechte Nachrichten: das Zimmer wurde doppelt vergeben. Aber wir hatten unsere Buchungsbestätigung und ließen uns nicht abwimmeln. Wir sind als erste da, also bekommen wir das Zimmer, basta!

Nachdem wir unsere Sachen ausgeladen hatten, machten wir uns direkt auf den Weg zur Autovermietung. Nach 9.500 erlebnisreichen Kilometern quer durch die USA hieß es jetzt endgültig Abschied nehmen von unserem treuen Begleiter. Wir sollten den Wagen in der Filiale am Convention Center, die bis 17 Uhr geöffnet hat, abgeben. Dank unseres ausgeklügelten Zeitmanagements lagen wir gut im Plan und fuhren bereits um 16:15 Uhr vor. Entsetzt stellten wir fest, dass bereits geschlossen war. Na super. Wir trafen gerade noch einen Mitarbeiter beim Abschließen des Ladens, der uns zur Filiale am Union Square schickte. O.K., nix wie hin und das Auto dort abgegeben. Doch die Freude währte nur kurz. Ohne uns fragen buchte die gereizte, überforderte Angestellte (es war ihr erster Tag) zusätzlich und ohne zu fragen 75$ plus Steuer „Unauthorizised Drop Charge“ von unserer Kreditkarte ab. Diese „Strafgebühr“ sollten wir zahlen, da wir den Wagen nicht in der ursprünglich vereinbarten Filiale sondern vier Straßen weiter abgeben hatten! Unverschämtheit, wir waren stinksauer. Mit ihrem Kollegen bekamen wir ebenfalls Stress, weil dieser den Betrag nicht zurückbuchen wollte oder konnte. Wir sollen uns doch morgen bitte an die Kollegen in der anderen Filiale wenden. Werden wir auch tun!!!

Auf dem Rückweg ins Hotel machten wir einen Zwischenstopp in einem Internetcafé. Wir checkten kurz unsere E-Mails, schauten mal in unser Weblog rein. Lothar beruhigte sich langsam wieder. Endlich im Hotel angekommen der nächste Schock: wo ist der Camcorder?! Den konnten wir nur im Internetcafé liegen gelassen haben! Das konnte doch nicht wahr sein, soviel Pech an einem Tag. Im Laufschritt ging es die drei Blocks zurück. Wie kann man nur so schusselig sein? Doch wir hatten Glück: der Camcorder hing noch an dem gleichen Stuhl, wo wir ihn vergessen hatten. Puh, das war knapp.

Um den Frust etwas zu vergessen und uns den schönen Tag nicht vermiesen zu lassen, unternahmen wir einem Spaziergang durch das abendliche San Francisco. Zunächst ging es zum Union Square. Wir machten dort einen kurzen Abstecher zu Macy’s. Zum Essen kehrten wir wiedermal bei Denny’s ein. Auf dem Rückweg fanden wir sogar noch einen leeren Karton, den wir für unser Paket nach Deutschland nutzen konnten. Heute war unser Glückstag.


181. Tag – 15.08.2006

Unser erster Weg führte uns natürlich zur Autovermietung, um unser kleines Problem von gestern zu lösen. Lothar bekam eindeutige Anweisungen sich nicht aufzuregen und sich zurückzuhalten. Doch Andrea’s Sorge war unbegründet. Wir trafen auf einen sehr freundlichen und kompetenten Mitarbeiter. Wir bekamen nicht nur unsere 75$ zurück, sondern sogar noch 35$ zusätzlich aus dem Service-Qualitäts-Programm. Na, wenn das kein Kundenservice ist!

Auf dem Rückweg zum Hotel kamen wir bei einem Friseur vorbei und Lothar ließ sich endlich seine Haarpracht stutzen. Zurück im Hotel begannen wir unsere Sachen zu packen. Heute war unser letzter Tag in den USA, morgen früh werden wir nach Mexiko City fliegen. Bevor wir zu einer letzten Entdeckungstour durch San Francisco aufbrachen, wollten wir alles schon soweit fertig haben. Na ja, Andrea wollte. Außerdem packten wir das mittlerweile vierte Paket auf unserer Weltreise für Deutschland – hauptsächlich Souvenirs. Lothar schleppte dann die 12 Kilo tapfer die drei Blocks zum nächsten Postamt. Seinem Gestöhne nach jedoch durch halb San Francisco. Männer!

Am frühen Nachmittag machten wir uns dann auf, San Francisco zu Fuß zu entdecken. Zunächst ging es nach Chinatown. Durch das Drachentor gelangten wir in eine andere Welt: überall chinesische Schriftzeichen, Restaurants, Geschäfte. Die chinesische Gemeinde hier ist eine der größten in den USA. Wir fühlten uns an unsere China-Reise im März erinnert. Es gab sogar die Seniorengrüppchen, die auf Parkbänken sitzen, reden, spielen und Leute beobachten.

Wir verließen Chinatown und erreichten den Stadtteil Northbeach. In der Columbus Avenue kamen wir an vielen kleinen Cafés vorbei und gönnten uns erstmal eine Pause. Die meisten Häuser in diesem Teil der Stadt wurden nach dem großen Erdbeben von 1906 erbaut, dem bislang schwersten der Stadtgeschichte. Damals wurden fast 75% der Stadt zerstört. Durch die Nähe zum San-Andreas-Graben ist San Francisco stark erdbebengefährdet und Experten befürchten in den nächsten Jahren ein noch stärkeres Erdbeben. Diese düsteren Prognosen waren dann auch Aufhänger für zahlreiche Katastrophenfilme aus Hollywood. Überhaupt ist San Francisco eine beliebte Kulisse für Spielfilme (z.B. „Is was, Doc?“ mit Barbara Streisand, „Dirty Harry“, „The Rock“) und Serien (allen voran „Die Straßen von San Francisco“ und „Monk“). Kein Wunder das wir uns hier so wohl fühlten – kannten wir ja alles schon irgendwie. Vielleicht lag es aber auch daran, dass San Francisco die wohl europäischste Stadt der USA ist. Hier wurde die Hippie-Bewegung geboren und 1967 der „Summer of Love“ gefeiert.
Es ging weiter durch die Straßen von San Francisco. Zunächst kamen wir am „National Shrine of St. Francis of Assisi“, eine der ältesten Kirchen Kaliforniens, vorbei und später an der „Saints Peter & Paul Church“. Unterwegs hatten wir auch einen guten Blick auf ein weiteres Wahrzeichen von San Francisco, die Transamerica Pyramid werfen. Der 260m hohe pyramidenförmige Wolkenkratzer ist das höchste und wohl auffälligste Gebäude von San Francisco. Es beherbergt hauptsächlich Büros und ist für Touristen leider nicht zugänglich. Schade, bestimmt hat man von dort einen tollen Blick auf die Stadt. Durch die Filbert St, die immer steiler wurde, liefen wir den Telegraph Hill hinauf. Auf dessen Spitze steht der Coit Tower, ein bekannter Aussichtsturm. Trotz unserer diversen Bergwanderungen war es ein ganz schön anstrengender Aufstieg. Doch die Aussicht auf das Golden Gate, Alcatraz und die Stadt entschädigte uns für die Strapazen.

Auf der anderen Seite des Telegraph Hill machten wir uns an den Abstieg über die Greenwich Stairs. Links und rechts der Treppen wuchsen Bäume und wucherten Sträucher, wir kamen uns fast wie im Urwald vor. Wir hatten uns überlegt mit der berühmten Cable Car zurück in Richtung Hotel zu fahren. Eine Fahrt gehört zu jedem San Francisco-Besuch. Also liefen wir zur Station Taylor-Bay in der Nähe der Fisherman’s Wharf. Aber als wir die vielen wartenden Leute sahen, hatten wir echt keine Lust mehr. Also entschieden wir uns zu laufen. Nach gut 40 Minuten erreichten wir unser Hotel und brauchten erstmal eine Pause.

Erst kurz nach 20 Uhr zogen wir wieder los. Wir wollten unbedingt noch mit der Cable Car fahren. Wie schon gesagt, einen Besuch hier ohne eine Fahrt mit dieser Institution – das geht gar nicht. 1873 nahm die erste Linie der berühmten Cable Car-Bahnen ihren Betrieb auf. Es kamen schnell immer mehr Linien hinzu, aber bald machten die kostengünstigeren elektrischen Straßenbahnen ihnen Konkurrenz. Immer mehr Linien wurden bis 1964 geschlossen. Doch Bürgerproteste führten zum Erhalt von drei Linien, die bei Touristen sehr beliebt sind. Heute ist die Cable Car eines der berühmtesten Wahrzeichen von San Francisco. Wir fuhren auf der Powell-Hyde-Linie vom Union Square bis zur Endstation in der Nähe der Fisherman’s Wharf – und gleich wieder zurück, weil es soviel Spaß gemacht hatte. Rasant ging es die steilen Straßen hinab und etwas langsamer wieder hinauf. Wunderbar so durch das nächtliche San Francisco zu fahren. Spannend fanden wir übrigens, wie die Bahn an der Endstation mit Hilfe einer Drehscheibe um 180 Grad gedreht wurde.
Jetzt hatten wir aber wirklich Hunger. Mittlerweile war es 22 Uhr und wir waren überrascht, dass die meisten Restaurants inzwischen geschlossen hatten. Zumindest die, an denen wir vorbei kamen. Schließlich fanden wir das Morton’s Steak House. Steak, das klang doch gut. Als wir die Karte erhielten, merkten wir allerdings schnell, dass dieses Restaurant entschieden über unserem Budget lag. Aber wir hatten Hunger und es war uns zu peinlich, einfach wieder abzuhauen. Wir waren ziemlich perplex, als die Kellnerin mit mehreren Fleischstücken zu unserem Tisch kam und alles Mögliche zu den verschiedenen Steaksorten erklärte, die hier angeboten werden. Jetzt hatten wir die Qual der Wahl. Wir entschieden uns schließlich für das Günstigste (40$). Ein Steak und einen kleinen Salat für uns beide zusammen. Das Essen war echt prima. Ein schöner Abschluss unserer USA-Reise. Wir hatten in den fünf Wochen unheimlich viel erlebt und waren buchstäblich fast immer auf Achse. Trotzdem hatten wir nicht alles gesehen und für unseren nächsten Besuch bleibt noch genügend Interessantes zu entdecken übrig. Für uns ist die USA das Land der Gegensätze: wunderschöne Landschaften und Naturparks – riesige Städte wie New York und Los Angeles, liberale Ansichten in San Francisco – strenge Religiosität bei den Amish und den Mormonen, usw. Morgen galt es ein neues Land zu entdecken. Good Buy America und Viva la Mexico!

Noch mehr Fotos gibt´s in unserem Webalbum.

7. Januar 2009

Abenteuer in Hollywood

176.Tag – 10.08.2006

Wir mussten nur kurz mit dem Auto fahren, um unser heutiges Ziel zu erreichen: Die Universal Studios Hollywood. Bereits bei der Zufahrt zum Parkplatz machten wir Bekanntschaft mit der hier vorherrschenden Klassenteilung. Preferred Parking, bevorzugtes Parken, kostet 18$ statt normal 10$. Wir entschieden uns (natürlich) für die Sparvariante und den etwa 5 Minuten längeren Fußmarsch. Vor dem Eingang befindet sich der sog. Citywalk, eine Straße mit Restaurants, Kinos, Souvenirläden, etc. Es gibt sogar eine Bühne. Am Vormittag ist allerdings noch nicht so viel los. Wir gönnten uns erstmal ein schönes Frühstück mit Crepes Orange.

Direkt vor dem Eingang zum Themenpark steht der berühmte Globus, das Erkennungszeichen von Universal Studios. Der normale Eintritt kostet 49$. Auch hier gibt es spezielle Angebote. Für 99$ kann ein Premium-Ticket erwerben. Der Vorteil: keine Wartezeit bei den einzelnen Attraktionen. Für weitere 50$ gibt’s eine VIP-Karte. Wenn man die hat, bekommt man eine private Studiotour (max. 10 Personen) und kann auch bei Dreharbeiten dabei sein. Auch hier entschieden wir uns für die Sparvariante.

Die Universal Studios, bekannt auch Universal Pictures, sind eine Filmproduktionsgesellschaft und gehören zum NBC-Konzern. Sie wurden 1912 gegründet. Der heutige Themenpark entstand erst ab den 60er und wurde aus den anfänglichen Studiotouren heraus entwickelt. Jährlich kommen bis zu 4,7 Millionen Besucher zu der Haupttouristenattraktion Los Angeles. Der Freizeitpark besteht aus zwei Bereichen: Dem „Upper Lot“ und dem „Lower Lot“. Auf beiden Ebenen befinden sich Attraktionen für Besucher, die eigentlichen Studios sind im unteren Bereich.

Als Einstieg wählten wir Shrek 4D und mussten nur 20 Minuten warten. In einem großen Kinosaal wird als Fortsetzung des ersten Shrek-Kinofilms die Hochzeitsreise des grünen Zeichentrickmonsters gezeigt. Der Zuschauer bekommt eine 3D-Brille und kann das Ganze hautnah mit verfolgen. Die 4. Dimension sind dabei die Sitze, die sich zum Geschehen im Film bewegen, und zum Schluss bekommt man, als Shrek nießt, über eine Düse aus dem Vordersitz einen kleinen Wasserspritzer ab. Wir haben uns köstlich amüsiert.

Die Hauptattraktion des Parks ist noch immer die Studiotour, die wir als nächstes wählten. Mit einer Art Shuttle mit mehreren Anhängern ging es auf einer 45 minütigen Tour durch den Studiobereich im „Lower Lot“. Unsere Guides waren zwei Frauen, die sich mit ihren Erläuterungen und Geschichten abwechselten. Eine war real und saß neben dem Fahrer, die andere virtuell auf den Bildschirmen über den Köpfen der Passagiere. Wir erinnern uns nur noch an den Namen der imaginären Begleiterin: Whoppi Goldberg. Beide machten ihre Arbeit gut und vor allem sehr unterhaltsam.
Die Fahrt führte vorbei an mehreren Studios (in einigen wurde auch gerade gedreht, z.B. mit den „verzweifelten Hausfrauen“) und an etlichen Requisiten, z.B. das Originalauto aus „Zurück in die Zukunft“. Danach konnten wir eine Sturzflut nach einem Unwetter miterleben. Getoppt wurde es noch von dem Erdbeben, das wir in einem Studio genießen konnten. Auf einmal fing unser Wagen an zu zittern, immer stärker. Eine U-Bahnschacht zerbarst, ein Tankwagen kippte um, Öl lief aus, Feuer, eine Pipeline brach, nur schnell raus hier. Wow, das kann wirklich nur Hollywood. Danach konnten wir noch live miterleben, wie ein Fluss geteilt wurde, diesmal ohne Moses. Wir hatten eine Begegnung mit dem Weißen Hai und konnten mal Bates Motel (wir waren schon in schlechteren untergekommen) im Original sehen. Etwas unheimlich wurde es, als wir durch das Set von „Krieg der Welten“ fuhren. Hier wurde ein Flugzeugabsturz sehr realistisch dargestellt. Es wirkte ziemlich beklemmend. Die 45 Minuten vergingen wie im Flug, ein Höhepunkt jagte den anderen.

So, jetzt wollten wir richtigen Nervenkitzel. Wir nahmen die Rolltreppe (die weltweit größte und höchste ihrer Art) zum „Lower Lot“. Wir hatten uns für den Jurassic Park The Ride entschieden, eine Kombination aus Achterbahn, Bootstour und Geisterbahn. Leider wurden aus den angesagten 30 Minuten am Ende doch 50 Minuten, bis wir an der Reihe waren. Das Warten hat sich jedoch gelohnt. Sehr kurzweilige (im wahrsten Sinne des Wortes) Unterhaltung. Höchste Zeit für eine Stärkung. Mist, hier gab es auch wieder die üblichen Schlangen. Dazu hatten wir keine Lust und begnügten uns mit Chips.

Spezialeffekte waren das nächste Thema. Zuerst besuchten wir die Backdraft-Show. Es wurde ziemlich heiß und laut. Ein Großbrand wurde simuliert. Puh, wir waren erleichtet als wir wieder draußen waren. Die nächste Show war viel ruhiger, aber trotzdem sehr interessant. In der Show Special Effects Stages wurde gezeigt mit welchen Illusionen beim Film gearbeitet wird und wie bestimmte Soundeffekte erzielt werden. Das Publikum konnte mitmachen. Echt lustig.

Wir besuchten als nächstes die beste und größte Show bei den Universal Studios: Waterworld. In einer großen Arena, in der mehrere tausend Leute Platz finden, wurde eine kleine Story angelehnt an den Film nachgestellt. In der Mitte gab es ein großes Bassin. Die Kämpfe wurde mit Jet Skis und teilweise in den Zuschauerrängen ausgetragen. Zum Schluss, wir haben einen riesen Schreck bekommen, schwebte auf einmal ein Flugzeug herein und landete in dem kleinen Wasserbecken. Unglaublich! Bei den Shows macht den Amis so leicht keiner was vor. Die 3D-Show Terminator 2 war unser nächstes Ziel. Reale Schauspieler wurden in den Film bzw. in Handlung integriert. Auch wieder perfekt gemacht. Verblüffend, wir real der 3D-Film wirkte.

Nach soviel Passivität war es an der Zeit mal etwas Eigenes zu machen. Die „Dancing Heads“ kamen da gerade richtig. Man musste sich vor eine grüne Leinwand stellen, der Körper wurde mit Ausnahme des Kopfes ebenfalls mit einem grünen Stoff bedeckt. Die Musik kam vom Band und unsere realen Köpfe wurden im Video auf die Körper des Sängers und seiner Tänzerin projiziert. Lothar schaffte es schließlich Andrea zum Mitwirken zu Überreden. Es hat sich gelohnt, wie ihr sehen könnt: klick! Lothar performte den James Brown so gut, dass die Zuschauer sogar applaudierten. Ein Naturtalent!

Zum Schluss wollten wir noch zu „Back to the future“, eine Art virtueller Autofahrt mit dem De Lorean von Doc Brown. Wir üblich hieß es warten. Nach 30 Minuten hatten wir aber keine Lust mehr und gingen. Wir hatten auch so viel erlebt und waren mit dem heutigen Tag sehr zufrieden. Die Universal Studios muss man einfach gesehen haben, wenn man in der Gegend ist. Auf dem Weg zum Parkplatz gingen wir wieder über den Citywalk. Jetzt war viel mehr los. Viele Besucher verbrachten noch einige Zeit hier, bis sie nach Hause fuhren. Wir kauften noch schnell ein paar Souvenirs und beobachten das Geschehen auf der Bühne. Ein besonders mutiger junger Kerl machte seiner Freundin einen Heiratsantrag. Sie sagte ja. Lothar dachte nach …

Für unserer Abendessen hatten wir uns einen historischen Ort ausgesucht: Mel’s Drive-In. Bekannt wurde der Laden durch den Film „American Graffiti“. Das Restaurant ist ziemlich beliebt, wir mussten auf einen Sitzplatz warten, aber das waren wir ja heute gewöhnt. Das Essen entschädigte nur bedingt, aber die Atmosphäre hatte schon etwas.


177.Tag – 11.08.2006

Breakfast in Amerika, heute mal wieder bei Denny´s. Reichlich gestärkt gingen wir dann auf die Suche nach einem guten Blick auf das berühmte Hollywood-Schriftzug. Es dauerte nicht lange und wir konnten den Schriftzug auf unserer SD-Karte verewigen. Der Schriftzug auf den Hollywood Hills wurde von einer Maklerfirma 1923 aufgestellt, um den Kauf der Grundstücke in dieser damals öden und abgelegenen Gegend anzukurbeln. Vor einem Jahr wurden die Buchstaben zuletzt renoviert. Das „Y“ wurde übrigens vom berühmten amerikanischen Philosophen Hugh Hefner gesponsert.

Bevor wir Hollywood verließen suchten wir noch verzweifelt nach dem ebenfalls berühmten Hollywood Mural, der Wandmalerei, die einen Kinosaal mit lauter Hollywood-Legenden zeigt. Nach etlichen Kilometern sind wir dann fündig geworden. Das Gemälde war trotz seiner Größe leicht zu übersehen und lag in einer Nebenstraße, wie sich herausstellte ganz in der Nähe unseres Motels, wir hätten auch laufen können. Das Bild ist etwa 4 x 12m groß und zeigt ca. 50 Persönlichkeiten des Show-Business. Originell, sollte man sich nicht entgehen lassen.

Weiter ging´s Richtung Westen über den Sunset Strip nach Beverly Hills. Wir sind ein bisschen über die Hügel gecruist und haben uns nach repräsentativen Immobilienobjekten umgeschaut. Ja, ganz schön, aber wir konnten uns so kurzfristig nicht entscheiden. Stattdessen sind wir weiter zum Ortskern, der hier Rodeo Drive genannt wird und zu den teuersten Einkaufsstraßen der Welt gehört, gefahren. Mal wieder etwas für Andrea. Alles wirkte so sauber und aufgeräumt. Wie ein große Shopping-Mall, nur halt ohne Dach. Die Preise entsprachen unseren Erwartungen, weshalb wir uns auch nicht so lange hier aufhielten. Der Pazifik wartete.
Nach 20 Minuten war es dann so weit. Nach rund 9.000 gefahrenen Kilometern konnten wir in Santa Monica einen ersten Blick auf den Stillen Ozean werfen. Wir hatten es geschafft und waren stolz. Lothar hatte seinen Traum verwirklicht: einmal USA from Coast to Coast. Santa Monica ist ein beliebtes Ausflugsziel im Großraum Los Angeles und eine begehrte Wohngegend. Wahrzeichen ist der Santa-Monica-Pier, auf dem sich ein kleiner Vergnügungspark, der in den 20er Jahren erbaut wurde, befindet. Für einen Besuch hatten wir leider keine Zeit. Wir hielten uns nur kurz auf und fuhren der Küste – entgegen unseres Ziels – in Richtung Süden.

Nur wenige Kilometer entfernt liegt einer der bekanntesten Strände der Welt: Venice Beach, bekannt für die Schönen und Starken am Strand. Hier trainieren die Bodybuilder unter freiem Himmel. Das Motto könnte man auch als „auffallen um jeden Preis“ bezeichnen. Passend dazu gab es auch eine große Ansammlung der fast schon ausgestorbenen Spezies der „Hippies“ zu beobachten. Wir hatten reichlich Gelegenheit dazu bei unserem Spaziergang entlang der Strandpromenade, da das Wasser im Pazifik, für uns zumindest, zu kalt war. Apropos seltsame Typen. Als wir so die Leute beobachten, fällt uns ein Kamerateam auf, das zwei Typen beim spaziergehen aufnimmt. Neugierig wie wir sind, gehen wir näher ran und denken: Die kennen wir doch? Ralf Möller und ???. Wie heißt der Typ bloß? Gesehen hatten wir ihn im Fernsehen schon öfters. Zwei Tage später fiel uns auch der Name wieder ein: Mario Barth (zu unserer Ehrenrettung sei erwähnt, das Mitte 2006 dieser junge Mann noch „Newcomer“ war; heute kennt ihn – und seine Freundin – ja fast jeder).

Entgegen ihrer sonstigen Gepflogenheiten ging Andrea geradewegs auf Mario Barth zu und sagt „Ihr Buch (gemeint war das Wörterbuch Deutsch - Frau, Frau - Deutsch) hat unsere Beziehung gerettet“. Die Frau macht wohl alles um ins Fernsehen zu kommen, dachte sich Lothar. Selbst ein Mario Barth war für ein paar Sekunden sprachlos. Als er wieder zu sich kam gab er Lothar 20$ für diese Schleichwerbung. Wir wurden dann noch interviewt und machten ein paar Erinnerungsfotos. Die Aufnahmen waren übrigens für die Doku „Mario sucht das Paradies – Wo lebt Mann am besten?“ Unser Beitrag wurde leider rausgeschnitten, wie wir später zuhause erfahren haben. Unverschämtheit!

Der heutige Tag ging relativ schnell rum, zumindest ein Stückchen wollten wir noch in Richtung Endstation San Francisco weiterfahren. Auf dem Highway No. 1, den Pacific Coast Highway, genossen wir die herrliche Landschaft. Links das Meer und rechts die teilweise ziemlich steilen Küstenhänge. Wir fuhren ca. ne Stunde, bis es uns Zeit erschien ein Motel zu suchen. Das fanden wir auch im Städtchen Oxnard. Das „City Center Motel“ konnte uns einen akzeptablen Preis offerieren. Als wir die Ortschaft näher inspizierten dachten wir schon wir wären in die falsche Richtung gefahren und in Mexiko gelandet. Der Hispanic-Einfluss war unübersehbar. Schätzungsweise 80% der Einwohner hatten lateinamerikanische Wurzeln. Lothar wollte den Abend noch für einen Besuch beim Friseur um die Ecke nutzen. Andrea gab ihn in die mehr oder weniger vertrauensvollen Hände der ortsansässigen Frisöse und lies ihn dann (ganz) alleine. Während des Wartens wurden die Bedenken immer stärker. Alle sprachen nur spanisch und der Teenie der gerade auf dem Stuhl saß, hätte mit der Friseur auch bei der Armee anheuern können. Mit einem Lächeln und „Sorry, I forgot my money“ zog sich Lothar noch rechtzeitig aus der Affäre.


178.Tag – 12.08.2006

Heute wollten wir San Francisco möglichst nahe kommen, da wir dort übermorgen das Auto abgeben mussten. Gestern sind wir nur 80 Meilen gefahren, das müssen wir heute aufholen, immer der Küste auf dem Pazifik-Highway entlang. Den ersten Stopp machten wir in Santa Barbara. Die Häuser waren im spanisch-mexikanischen Stil gebaut und sahen so gar nicht amerikanisch aus. Die Straßen waren auch nicht so breit wie üblich. Wir schlenderten ein wenig auf der Strandpromenade und schauten uns einen Skateboard-Wettbewerb für Kinder an. Beeindruckend was so 4-5 jährige schon drauf haben. Unübersehbar in Santa Barbara ist das weit ins Meer hineinragende Pier. Wir gingen bis zur Spitze, was für Amerikaner anscheinend zu weit ist. Unglaublich: man kann mit dem Auto bis zu dem am Ende des Piers befindlichen Restaurant fahren. Die 100m kann man doch auch mal zu Fuß gehen, oder?

Wir fuhren weiter und gönnten uns die nächste Rast an der Refugio State Beach, einem kleinen Naturschutzgebiet mit einem herrlichen Strandabschnitt. Man konnte Pelikane beim Formationsflug beobachten oder einfach nur das Meer genießen. Wir bekamen langsam Hunger aßen in dem kleinen Ort Los Alamos etwas einheimisches, nämlich Tortillas. Lecker, nahrhaft und preiswert, was will man mehr. Nächste Station, wir hatten ein wenig abgekürzt, war wieder an der Pazifikküste die Stadt Morro Bay. Es gibt nur zwei Dinge aus unserer Sicht bei dieser Stadt zu erwähnen. Zum einen die kleine Insel mit dem riesigen Fels direkt vor der Küste und zum anderen das unheimlich hässliche Kraftwerk mit seinen drei (!), ca. 100m hohen, Schornsteinen direkt am Strand. Wahrscheinlich hatten sich die Stadtplaner überlegt, wo kommt unser Kraftwerk am besten zur Geltung. Auftrag erfüllt.

Was man mit sehr viel Geld alles anfangen kann wollten wir als nächstes in Augenschein nehmen. Unser treuer Helfer, der Lonely Planet, empfahl uns einen Abstecher zum Hearst Castle zu machen. Der Zeitungsmagnat William Randolph Hearst lies nahe San Simeon ein riesiges Schloss erbauen, das amerikanische Neuschwanstein sozusagen. Das Visitor Center inkl. Museum war unweit des Highways. Wir haben einige interessante Dinge über den Zeitungsverleger erfahren. Der Film „Citizen Kane“ mit Orson Welles bspw. hat sich stark an der Biografie von W. R. Hearst angelehnt. Die nächste Tour zum Anwesen auf dem Hügel startete erst in einer Stunde. Mit dem eigenen Wagen darf man dort nicht hinfahren. Da es schon später Nachmittag war und wir noch kein Nachtquartier hatten, mussten wir uns mit einem Blick durchs Fernrohr aufs Schloss begnügen.

Einen letzten kleinen Zwischenstopp machten wir bei einer See-Elefantenkolonie. Diese größte Robbenart hatten wir bisher noch nicht in freier Wildbahn gesehen. Die Tiere hier an der Westküste Amerikas schienen auch etwas dicker zu sein als bei uns im Zoo. Lag wohl am vielen Fastfood. Jetzt mussten wir aber weiter. Die Strecke entlang der Küste entwickelte sich immer mehr zu einer Berg- und Talfahrt. Landschaftlich wunderschön, jedoch schafften wir nur durchschnittlich 35 Meilen die Stunde.

Wir waren jetzt schon 4 Wochen in den USA unterwegs, doch eine Lehre hatten wir anscheinend immer noch nicht begriffen: Die Unterkunft für die Nacht rechtzeitig sichern bzw. klären! In den vergangenen Wochen hatten wir uns mal die Zielgröße 18 Uhr gesetzt. Bis dahin wollten wir spätestens ein Motel gefunden haben. Spätestens, wohlgemerkt! Wie gesagt, wir kamen wegen der kurvenreichen Strecke nicht so schnell voran. Durch die Windschutzscheibe konnten wir immer nur „sold out“ lesen. Es war Samstag, wie wir nach einigem Nachdenken herausfanden, und ganz San Francisco machte wohl einen Wochenend-Trip ans Meer. In Monterey haben wir die ganze Stadt auf dem Kopf gestellt und mindestens 10 Motels abgeklappert. Außer einem Raucherzimmer für 250$ gab´s nichts. Bei Denny´s stärken wir uns erstmal und gingen das dort ausliegende Branchenbuch durch. Wir riefen bei einem halben Dutzend Hotels, erfolglos. Wir fuhren weiter. Lothar war schon ein wenig verzweifelt und sah sich im Auto übernachten. Doch wie heißt es so schön: "Immer wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her". Wir mussten tanken und haben den Tankwart gefragt, ob er ein Motel kennt. Ja, ein Verwandter von ihm arbeitet in einem Motel in der Nähe. Er rief für uns an und sie hatten tatsächlich noch ein Zimmer für uns. Halleluja! Wunder gibt es immer wieder. Um 21 Uhr sind wir schließlich am Ziel unserer Träume angekommen: Die Laguna Lodge in Marina. Das Zimmer war sogar relativ preisgünstig und wir hatten Gelegenheit unsere Wäsche zu waschen. Wir waren happy.

Noch mehr Fotos gibt´s in unserem Webalbum.

6. Januar 2009

In der Spielerstadt Las Vegas

173. Tag – 07.08.2006

Selbst die Möglichkeit einen Sonnenaufgang am Grand Canyon live zu erleben brachte uns nicht aus den Federn. Wir waren einfach zu müde. Zum Abschied gingen wir nach dem Frühstück aber nochmal zum Mather Point. Atemberaubend schön! Der Grand Canyon macht seinem Namen alle Ehre und ist mit Sicherheit einer der beeindruckendsten Orte auf dieser Erde. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns in Richtung Las Vegas.

Die Fahrt dahin wollten wir nutzen, um an unserem Weblog weiterzuschreiben. Leider kam es schon bald zu künstlerischen Differenzen. Um jeden Satz musste gekämpft werden. Ja, so ist das halt bei uns, wir geben es ja zu. Wir brachen den Versuch schnell ab und konnten deshalb auch die Landschaft besser genießen. So ein Zwischending zwischen Wüste und Steppe, soweit das Auge reicht. Na ja, wird mit der Zeit auch etwas langweilig. Bei Williams fuhren wir auf die Interstates 40 und weiter bis Seligman. Dort sahen wir eher zufällig ein Hinweisschild auf die legendäre Route 66 und bogen ab. Die Route 66 verband einstmals Chicago mit Los Angeles über eine Strecke von rund 4.000 km. Unsere Coast-to-Coast-Tour führt zwar auch über Chicago nach Los Angeles, wir sind aber viel weiter nördlich gefahren, um bspw. Mount Rushmore und den Yellowstone-Nationalpark zu besuchen. Die Blütezeit erlebte diese Straße in den 50er und 60er Jahren. Danach wurden immer größere Abschnitte zu autobahnähnlichen Interstate um- und ausgebaut. Heute existiert die Route 66 im eigentlichen Sinn nur noch auf Teilstücken, wie z.B. auf der Strecke von Seligman nach Klingman, die wir gerade befuhren. Jede Menge „historischer“ Gebäude, wie z.B. Tankstellen und Diners, sind hier anzutreffen. Wir fanden es ganz amüsant, mehr aber auch nicht. Den Hype, der (immer noch) um diese Straße gemacht wird, können wir eigentlich nicht verstehen.

Bei Klingman sind wir dann auf den Highway 93 gefahren. Immer gerade aus durch die Wüste ging es bis zum Hoover-Staudamm, etwa 50 km vor Las Vegas. Bereits einige Kilometer vor dem Stausee gibt es Polizeikontrollen. Auch hier hat man Angst vor Terroranschlägen. Nachdem wir einen Bergkamm überwunden hatten, konnten wir den Hoover-Damm zum ersten Mal sehen. In Mitten der Wüste strahlte uns das tiefe Blau des Lake Mead entgegen. Der Colorado wird hier aufgestaut und bildet die Grenze zwischen den Bundesstaaten Arizona und Nevada. Der 1935 in Betrieb genommen Hoover-Staudamm ist übrigens weder nach dem Gründer des Gemeindienstes FBI, Herrn J. Edgar Hoover, noch nach der Staubsaugerfirma benannt worden, sondern nach dem 31. Präsidenten der Vereinigten Staaten, Herbert C. Hoover. Jeder Normalsterbliche würde denken, dass die nur einen Katzensprung entfernte Stadt Las Vegas, die für ihre stromfressende Lichtreklame berühmt ist, ihre Energie hierher bezieht. Weit gefehlt! Nur etwa 3% ihres Strombedarfes werden vom Wasserkraftwerk des Hoover-Damms bezogen, der Rest kommt aus Kohle- und Gaskraftwerken. Bei Inbetriebnahme des Staudamms wurden die Rechte für die Stromabnahme ausgehandelt. Der damalige Bürgermeister lehnte einen Abnahmevertrag mit der Begründung ab, dass Las Vegas nie mehr wie 5.000 Einwohner haben wird. Tja, das war wohl eine Fehleinschätzung.

Nur langsam konnten wir (Achtung Wortspiel) wegen des Staus auf der Staumauer fahren. Wir hielten nur kurz auf dem Parkplatz des Visitor Centers und machten von dort ein paar schöne Schnappschüsse. Von oben wirkt der Stausee wie ein riesiger Fingernagel. Er ist der größte Stausee der USA, seine Talsperre ist beachtliche 221m tief und 379m breit. Las Vegas bezieht zwar sehr wenig Strom vom Hoover-Damm, umso größer ist aber die Abhängigkeit beim Wasser. Etwa 90% seines Wasserbedarfes deckt die Casino-Stadt aus dem Lake Mead. Wissenschaftler haben errechnet, dass diese Quelle bei dem immer stärker wachsenden Verbrauch bis zum Jahre 2021 erschöpft sein könnte. Das Problem wurde mittlerweile erkannt und erste Maßnahmen eingeleitet. Wir hatten wenig Zeit und mussten weiter. Schließlich war es schon später Nachmittag und wir hatten kein Zimmer in Las Vegas reserviert.

Nach ca. ein Stunde erreichten wir das Spielerparadies. Zunächst ging es durch die Vororte der 600.000 Einwohner zählenden Stadt, die reißbrettartig angelegt ist. Am Flughafen bogen wir auf den Las Vegas Boulevard, besser bekannt als „Strip“. Gleich am Anfang des Strips steht das berühmte Neon-Schild „Welcome to Fabulous Las Vegas“. Nur 500m entfernt lag das Luxor eine schwarze, 30 Stockwerke hohe Stahlpyramide. Davor wacht eine ziemlich kitschige Sphinx. Die Pyramide lassen wir ja noch durchgehen, aber die Sphinx hätte man sich ruhig sparen können. Im 3. Anlauf haben wir dann die richtige Einfahrt zum Hotelparkplatz gefunden. Die Parkhäuser der Casinos befinden sich immer hinter dem Hauptgebäude. Das Parken ist kostenfrei und es gibt genügend freie Plätze. Als wir das Foyer des Luxor betraten, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Pyramide ist innen quasi ausgehöhlt. Das Atrium geht bis zum obersten Stockwerk. Die Glasfahrstühle verlaufen schräg nach oben. Wow, hier wollten wir übernachten. Ziemlich enttäuscht erfuhren wir an der Rezeption, dass das Hotel ausgebucht war. Wir sollten es doch mal im „New York New York“ gleich nebenan probieren. Gesagt, getan. Ein kurzer Fußmarsch führte uns nach New York, zumindest von der Fassade her. Die Skyline von New York inkl. Freiheitsstatue und Brooklyn Bridge wurde hier nachempfunden. Auf die Idee muss man erstmal kommen. Wir hatten wieder Pech, ebenfalls ausgebucht bzw. Zimmer in der für uns in Frage kommenden Preisklasse waren nicht mehr verfügbar. In unserer aufkommenden Verzweiflung machten wir einem Abstecher ins Mittelalter. Diesmal gingen wir unterirdisch durch einen Tunnel ins Excalibur und machten die ersten Berührungen mit der Spielerwelt. Die Casinos mit den hunderten von Spielautomaten befinden sich meist ein oder mehrere Stockwerke unter der Erde. Der Lärm ist gewaltig. Wir ließen uns jedenfalls nicht ablenken und gingen schnurgerade zur Rezeption. Und siehe da, in diesem Jahrhundert hatte man einen Platz für uns. Das Excalibur hat das Thema Mittelalter für sich entdeckt. Das Äußere erinnerte uns jedoch eher an einen Disneyfilm. Im Inneren gibt es jede Menge Rüstungen und sonstige Utensilien aus dem Mittelalter zu bestaunen. That´s Entertainment, jedenfalls auf amerikanisch.

Unser Zimmer lag in einem Nebengebäude und war gar nicht so teuer. Endlich mal wieder ein richtiges Hotelzimmer mit Dusche und Klimaanlage. Wir buchten vorerst nur für eine Nacht. Und damit kommen wir auch schon zum Thema des Tages: Welchen zeitlichen Rahmen soll Las Vegas bei unserer USA-Reise einnehmen? Unterschiedliche Weltanschauungen kamen zum Vorschein. Während Andrea aus kulturhistorischer Sicht es durchaus vertretbar fände, hier einfach durchzufahren, hielt Lothar es für zwingend notwendig hier an Ort und Stelle den „American Way of Life“ zu erforschen. Ein Wort gab das andere, im Streit und ohne Lösung gingen wir ins Bett. Eigentlich ziemlich blöde, hätten wir doch zumindest diese Nacht nutzen können und morgen dann weitergesehen. Tja, die Liebe ist halt nicht rational.


174. Tag – 08.08.2006

Der Morgen brachte Versöhnungspotential zum Vorschein. Wir einigten uns auf noch einen Tag Las Vegas und hatten uns wieder ganz doll lieb!

Für unsere Erkundungstour nahmen wir das Auto. Die erste Station war am Ende des Strips, der nach eigenen Angaben größte Souvenirladen der Welt. Wir deckten uns mit dem Notwendigsten ein und fuhren weiter zu Caesars Palace, vielleicht das bekannteste Casino von Las Vegas.

Jede Menge Säulen und Statuen empfangen den Besucher und sollen ihn in das alte Rom versetzen. Am Marmor wurde nicht gespart. Wie schlenderten durch den Casino- und Shopping-Bereich. Besonders beeindruckt hat uns eine Rolltreppe. Diese führt über zwei Etagen in Form einer Wendeltreppe. Ja, sowas gibt es wirklich! Die ganze Innenarchitektur wirkt pompös, oftmals ziemlich kitschig. Direkt neben dem Haupteingang wurde 2003 für die Show der kanadischen Nachwuchssängerin Celine Dion eine Konzerthalle errichtet, das Colosseum. Unbestätigten Gerüchten zufolge, dürfen Männer in Begleitung ihrer Partnerin die Show zum halben Preis besuchen. Aber welcher Mann will das schon?!

Wir wechselten die Stadt, blieben aber im gleichen Land, in dem wir per pedes den Las Vegas Boulevard überquerten. Der Markusturm und die Rialtobrücke, Nachbildungen versteht sich, sind der Blickfang des Venetian. Am Eingang begrüßten uns Michael Jordan und Whoopi Goldberg und machten uns auf die Filiale von Madame Tussauds aufmerksam. Als wir dann die riesige Shoppinghall betraten, glaubten wir wirklich in Venedig zu sein. Und wir wissen, wovon wir reden. Kanäle, auf denen amerikanische Gondoliere voller Inbrunst (und wenig Talent) italienische Arien zum Besten geben, durchziehen die Halle. Die Geschäfte sind hinter 2-3 stöckigen Häuser (-Attrappen) untergebracht. Die Decke ist himmelblau und mit Wolken bemalt. So gut, dass man wirklich den Eindruck hat im Freien zu stehen. In anderen Räumen bzw. Hallen sind große Deckengemälde angebracht. Insgesamt wirkt das Venetian noch ein bisschen exklusiver als der Caesars Palace und wir waren wirklich beeindruckt. Sogar Andrea.

Als nächstes wechselten wir wieder die Straßenseiten und gingen zum Mirage. Hier sind früher Siegfried und Roy aufgetreten. Ob und wann sie wieder eine Show machen steht in den Sternen. Im Inneren kann man den „Secret Garden“, eine Art Palmengarten, und die berühmten weißen Tiger sowie eine Delphinshow besuchen. Der Eintritt hierfür war uns etwas zu teuer und wir hatten mal wieder Zeitengpässe. Ganz kostenlos kann das riesige Aquarium im Atrium des Eingangsbereiches gewundert werden. Ansonsten ist hier, wie bei fast allen Casinos der Aufbau gleich: in den unteren Ebenen ist das Casino mit den Spielautomaten untergebracht. Ab dem Erdgeschoss aufwärts gibt es dann ein Vielzahl von Geschäften (i.d.R. für Marken- bzw. Luxusartikel), Restaurants und Fastfood-Läden. Der (regelmäßige) Las Vegas-Besucher hat große Ansprüche. Die Hotelbauten werden deshalb immer spektakulärer und teurer. Der kürzlich vollendete Bau des Venetian Resort Hotels kostete allein schon 1,6 Milliarden US-Dollar. Interessant ist vielleicht noch, dass die Casinos nur rund ein Viertel ihres Umsatzes mit Glückspielen erzielen. Der Rest kommt von Eintrittskarten für Shows, Souvenirs und Luxusartikel. Umso wichtiger ist der Topact, der die Leute in das jeweilige Hotel holt. Beim Mirage ist es derzeit die Beatles-Show von Cirque du Soleil.

Wir beendeten vorerst unsere Casino-Forschungsreise und fuhren zurück zum Excalibur. Heute Abend wollten wir uns unbedingt eine Show ansehen. Nachdem wir unser Auto geparkt hatten gingen wir zum Ticketcenter, das sich ganz in der Nähe im Coca-Cola-Store befindet. Leicht zu erkennen, an der etwa 15m großen Coca-Cola-Flasche am Eingang. Dort gibt es die Tickets teilweise 50% günstiger. Wer die Wahl hat, hat die Qual! Bestimmt ein Dutzend hochkarätiger Shows werden angeboten. Gott sei Dank hatte Frau Dion heute ihren Ruhetag. Wir entschieden uns für eine etwas kleinere Show: „The Rat Pack is Back“. Eine Hommage an das berühmte Rat Pack bestehend aus Frank Sinatra, Sammy Davis Jr., Dean Martin und Joey Bishop, die in den 60er mit ihren Konzerten Las Vegas begeisterten. Wir fanden es passend und freuten uns drauf.

Zurück ins Hotel, noch schnell frisch und schick gemacht und schon mussten wir wieder los. Immer diese Hetzerei! Die Show fand im Greek Island, für Las Vegas-Verhältnisse ein Mini-Hotel, statt. Wir kamen, wie könnte es auch anders sein, 15 Minuten zu spät. Die Bühne und der Zuschauerraum waren relativ klein, dafür umso gemütlicher, mit Tischen und runden Polstermöbeln. Die Show war eine gelungene Mischung aus Musik & Entertainment. Jeder Akteur hatte seinen speziellen Charakter. Frank Sinatra wurde als Frauenheld und Dean Martin als Trunkenbold dargestellt. Es wurden alle bekannten Lieder der Musiker präsentiert. Dazwischen gab es immer wieder Comedy-Einlagen. Unterstützt wurden die Herren von keiner geringeren als Marilyn Monroe. Sie verkörperte, na was schon, den sexy Vamp und spielte mit dem Publikum. Uns hat die Show ausgesprochen gut gefallen. Zum Abschluss ließ sich Andrea noch fotografieren mit Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. Auf dem Foto sehen die Darsteller den Originalen verblüffend ähnlich, wirken aber wie Wachsfiguren. Es waren aber echte Musiker, wir schwören.

Las Vegas bei Nacht ist schon was Besonders. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und vor allem für die Nachwelt festhalten. Also fuhr Lothar den ganzen Strip einmal rauf und runter, Andrea filmte. Inzwischen war es schon fast Mitternacht, also 36 Stunden nachdem wir in Las Vegas angekommen waren, und wir hatten noch immer nicht unser Glück im Casino auf die Probe gestellt. Auf ging´s in die heiligen Hallen des Excalibur. 50 Dollar hatten wir uns als Limit gesetzt. Übrigens wer kein Bargeld hat, hat schon von vornerein verloren. Diese „Halsabschneider“ verlangen für eine Bargeldabhebung mit Kreditkarte saftige Gebühren. Bei einem Betrag bis 100 Dollar satte 12,75 Dollar Gebühren.

Wir hatten mal wieder die Qual der Wahl. Mein Gott gibt es hier viele unterschiedliche Spielautomaten und Kartenspiele. Wir hätten uns besser vorbereiten sollen! Wir entschieden uns schließlich für nur zwei Varianten: Einarmige Banditen und Roulette. Hierbei hatten wir auch anfangs Glück mit unserer rot-schwarz Strategie. Aber bekanntermaßen gewinnt ja immer die Bank (außer bei einer Finanzkrise) und nach einer Stunde war unser Budget erschöpft.


175.Tag – 09.08.2006

Heute hieß es Las Vegas Lebewohl zu sagen. Zuvor mussten wir noch ein paar wichtige Dinge erledigten. Erstens: Die Achterbahn im „New York, New York“ testen. Hierfür spezialisiert ist Andrea (man könnte auch sagen: Lothar hatte zu viel Schiss). Die Manhatten-Express-Achterbahn hat mehrere Loopings aufzuweisen. Bei ihrer Eröffnung 1997 war sie die höchste und schnellste Loopingachterbahn der Welt. Andrea fand es großartig, meinte aber, dass es für Lothar´s Premierenfahrt doch ungeeignet wäre. Zweiter Tagesordnungspunkt: Das berühmte Neon-Schild „Welcome to Fabulous Las Vegas“ am Anfang des Strips fotografieren. Danach wollten wir noch die berühmte Wassershow des Bellagio bewundern. Leider waren wir zu früh, die erste Show startet um 15 Uhr. Vor dem See des Bellagio-Hotels wird mit Hilfe von 1.200 Düsen und 4.000 Lampen eine einmalige Wassershow präsentiert. Die Fontänen sind zu wechselnden Musikstücken choreografiert. Die größte Fontäne geht bis zu einer Höhe von 75m! Bestimmt sehenswert, aber bis 15 Uhr konnten und wollten wir nicht warten. So verabschiedeten wir uns von Las Vegas in Richtung Los Angeles. Auf Nachfrage gab Andrea auch zu, dass sie Las Vegas gar nicht so schlecht fand. Na, wenn das keine guten Vorzeichen für die weitere Reise sind …

Nach einigen Schwierigkeiten, die richtige Highway-Zufahrt in Las Vegas zu finden, gelangten wir schließlich wieder auf die Interstate 15. Landschaftlich gab´s nichts Neues zu berichten, wobei die Weite der Mojave-Wüste doch einen gewissen Reiz auf uns ausübte. Auf der Straße herrschte nur wenig Verkehr, so dass wir die Einsamkeit genießen konnten. Irgendwann machten sich dann aber unsere Mägen bemerkbar und wir sind beim verrückten Griechen eingekehrt. Die Werbetafeln neben dem Highway für das Restaurant „Mad Greek“ waren nicht zu übersehen. Das Ergebnis würden wir mal so beschreiben: Viel Lärm um nichts.

Kurz vor Barstow besuchten wir die sogenannte Geisterstadt Calico, die sich nur wenige Kilometer entfernt vom Highway befindet. Auf der Fahrt dahin hatten wir in Baker an einem überdimensionierten Thermometer (20 m hoch) festgestellt, wie heiß es doch außerhalb unserer klimatisierten Fahrkabine ist. 111 Grad Fahrenheit, also 45 Grad Celsius! Nicht schlecht. Entsprechend kurz sollte deshalb unser Aufenthalt in der Geiststadt sein. Die Stadt (würde in Deutschland gerade noch als Dorf durchgehen) wurde 1881 im Zuge des Silberbergbaus gegründet und zählte zu ihren Hochzeiten bis zu 1.200 Einwohner. Die Blütezeit verging jedoch sehr schnell, als der Silberpreis Ende des 19. Jahrhunderts stark fiel und es entstand allmählich eine Geisterstadt. Heute kann man noch einige restaurierte Gebäude, wie z.B. den Saloon, die Dorfschmiede und das Bergwerk besichtigen. Eine alte Bergwerksbahn gibt es auch noch. Wir fanden es ganz interessant die Wild-West-Atmosphäre mal live zu spüren.

Die Stadt der Engel wartete auf uns, besser gesagt Hollywood. Wir wollten uns eine Unterkunft in Los Angeles am Sunset Boulevard im Stadtteil Hollywood suchen. Hier soll es günstige Motels geben und unser morgiges Ausflugsziel, die Universal Studios, liegen auch nicht weit entfernt. Doch zuvor hieß es erstmal sich im Verkehrsdickicht der Millionenstadt zurechtzufinden. Los Angeles ist die zweitgrößte Stadt der Vereinigten Staaten mit „nur“ 3,9 Millionen Einwohnern. Jedoch gehört das erweiterte Ballungsgebiet mit 17,8 Millionen Menschen zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Welt. Was das bedeutet merkten wir schnell. Etwa 50 km vor Los Angeles wurde der Highway sechsspurig. Immer mehr Autos kamen hinzu, wir fuhren an einer Stadt nach der anderen (ähnlich dem Ruhrgebiet) vorbei bis wir endlich die eigentliche Stadtgrenze erreichten. Wir konnten uns sehr gut vorstellen, dass der Smog (begünstigt durch die Hitze) hier eine große Rolle spielt.

Schließlich erreichten wir die Ausfahrt zum Sunset Boulevard. Die Motelsuche gestaltete sich etwas schwierig. Entweder waren die Zimmer zu teuer oder ausgebucht. Teilweise wurden wir ziemlich unfreundlich behandelt. Nur durch Trennscheiben wollte man mit uns sprechen. Insgesamt war die Gegend etwas heruntergekommen, jedenfalls nicht das, was man sich gemeinhin unter dem Sunset Boulevard in Hollywood vorstellt. Letztendlich haben wir doch ein gutes Motel gefunden, das Sunset 8 Motel.

Leichte Zweifel an der Seriosität des Motels kamen auf, als Lothar feststellte, dass sich unter einem der Sender, die man empfangen konnte, ein Porno-Kanal befindet. Unter den ca. 10 zur Verfügung stehenden Kanälen gab es mehrere spanische und einen Nachrichtensender. Nach dem Andrea es schaffte Lothar vom Fernseher wegzureißen (er wollte unbedingt die Nachrichten auf CNN noch zu Ende sehen ;-), gingen wir zum Hollywood Boulevard. Dort befindet sich rechts und links auf dem Gehweg der legendäre Walk of Fame. Seit 1958 werden hier berühmte Persönlichkeiten mit einem Stern geehrt. Es gibt insgesamt fünf Kategorien: Film, Fernsehen, Musik, Radio und Theater. Jede Kategorie hat ein bestimmtes Symbol, das auf dem Stern vermerkt ist. Wie die meisten Touristen gingen wir auch mit gesenktem Kopf und suchten nach unseren Stars. Auf dem Hollywood Boulevard befindet sich auch das berühmte „Grauman’s Chinese Theatre“. Vor diesem Kino haben sich rund 200 Schauspieler mit ihren Finger- und Fußabdrücken verewigt. Unter anderem kann man sich die Abdrücke von John Wayne und Shirley Temple anschauen. Im „Grauman´s Chinese Theatre“ (Chinese wegen seiner chinesischen Inneneinrichtung) wurden früher die Oskars verliehen. Seit 2002 findet diese Großveranstaltung im „Kodak Theatre“ nebenan statt. Die Möglichkeiten zum Abendessen waren begrenzt, ganz im Gegensatz zu den zahllosen Souvenirgeschäften. Wir entschieden uns für ein Restaurant, das seine Frikadellen auch in Deutschland vertreibt und gingen zurück in unser seriöses Motel.

Noch mehr Fotos gibt´s in unserem Webalbum.