19. Juli 2009

Kultur im kolonialen Mexiko plus Erholung am Strand

187. Tag – 21.08.2006

Bevor wir heute nach Puebla aufbrachen, checkten wir unsere Emails. Wie erwartet, hatten wir eine Mail erhalten: Die Flüge können umgebucht werden, wir sollen nur sicherheitshalber vorher am Flughafen anrufen. Sicherheitshalber, was soll das denn nun bitte bedeuten? Wir riefen das Reisebüro in Deutschland an. Leider war unsere Ansprechpartnerin nicht da und die Kollegin gab uns die ernüchternde Auskunft, dass wir vor dem ursprünglichen Abflugtermin (01.09.) am Flughafen die Tickets umschreiben lassen müssen. Das würde unsere (mühsam entstandene) Neuplanung wieder auf den Kopf stellen. Verzweiflung machte sich breit. Wir erzählten unsere Sorgen dem Hostelwirt Aaron, der das Ganze jetzt persönlich in die Hand nahm und bei der Fluglinie Copa anrief. Und siehe da, es funktionierte. Die Umbuchung wurde telefonisch entgegengenommen und bestätigt. Super, aber frei nach Goethe: „nur was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.“ Also beschlossen wir auf dem Weg zum Busbahnhof Oriente dem Copa-Büro einen Besuch abzustatten. So kamen wir auch in den Genuss einer weiteren, wenn auch zu der Zeit verhüllten, Sehenswürdigkeit.

Inmitten des Kreisverkehrs des „Paseo de la Reforma“ steht eine Siegessäule, die an die Unabhängigkeit Mexikos 1810 erinnern soll. Das Nationaldenkmal 'El Ángel de la Independencia' (Engel der Unabhängigkeit) wurde zur Hundertjahrfeier eingeweiht. Der bronzene Engel in luftiger Höhe ist fast sieben Meter groß. Leider konnte man ihn nur auf einem großen Foto, das an der Gerüstplane angebracht war, sehen. Das Denkmal wurde gerade renoviert. Der Sockel ist eine Art Mausoleum. Hier sind die sterblichen Überreste einiger Nationalhelden, u. a. auch von Miguel Hidalgo, aufbewahrt. Der Priester und Revolutionär Hidalgo war es, der am 16. September 1810 mit dem Läuten der Glocken zum Aufstand gegen die spanische Herrschaft aufrief. Dieser Tag wird in Mexiko als Nationalfeiertag geehrt.

Das Büro der Copa war ganz in der Nähe. Die schriftliche Bestätigung haben wir problemlos erhalten und konnten jetzt wirklich ganz beruhigt unsere Mexiko-Rundreise antreten. Wenig später erreichten wir auch das „Terminal de Autobuses de Pasajeros de Oriente“, kurz TAPO, im Osten von Mexiko-Stadt. Das Terminal an sich ist schon sehenswert und ähnelt einer großen Sportarena mit eine riesigen Glaskuppel. Um das Gebäude herum gibt es einen Ring, wo über hundert Bussen auf ihre Abfahrt warten. Mexiko-Stadt besitzt vier große Überlandbusbahnhöfe, einen für jede Himmelsrichtung. Der Busverkehr ist in Mexiko sehr gut ausgebaut und günstig. Der Bahnverkehr spielt eine untergeordnete Rolle. Wir entschieden uns für die Busgesellschaft ADO GL. Einen Teil unseres Gepäcks hatten wir übrigens im Hostel gelassen.

Die zwei Stunden Fahrtzeit gingen sehr schnell vorbei. Der Bus war nicht so voll und die Sitze hatten viel Beinfreiheit. Zur Unterhaltung lief an Bord die Mafiakomödie „Avenging Angelo“ mit Sylvester Stallone und Anthony Quinn, in seiner letzten Filmrolle. Die Touristen-Info am Busbahnhof in Puebla war zwar bemüht, konnte uns aber mit einer Übernachtungsempfehlung nicht weiterhelfen. Wir suchten stattdessen aus dem Lonely Planet das Hostel San Miguel heraus und ließen uns mit dem Taxi dorthin chauffieren.
Wir hielten uns nicht lange auf, sondern wollten gleich das Zentrum erkunden. Im Mittelpunkt der sehenswerten historischen Altstadt, die von der UNESCO 1987 zum Weltkulturerbe ernannt wurde, liegt natürlich der Zócalo. An einer Seite des Platzes, der einem kleinen Park ähnelt, steht die imposante Wirkungsstätte des hiesigen Bischofs. Die Kathedrale von Puebla ist die höchste und zweitgrößte Kirche Mexikos. Im Inneren beeindruckte uns besonders die mehrere Stockwerke hohe Orgel. Nachdem wir uns Gottes Segen abgeholt hatten, war es Zeit für eine Stärkung. Das ausgewählte Restaurant am Zócalo war sehr gemütlich und man konnte das Treiben auf dem Platz gut beobachten. Auffallend waren die vielen Schuhputzer und Luftballonverkäufer. Vor dem Palacio Municipal sind im Bürgersteig kleine Fontänen eingebaut. Lustig, sah aus wie ein Wasserrohrbruch. Nach dem Essen spazierten wir weiter durch die Altstadt. Puebla ist berühmt für seine Talavera-Keramik. Nicht zu übersehen sind die Kachelfassaden vieler alter Häuser mit floralen Ornamenten. Die Stadthäuser haben meist einen schönen Innenhof, auf Spanisch „Patio“. Bevor wir uns zu unserem Hotel aufmachten, erkundigten wir uns noch nach Tagesausflügen nach Cholula und Busverbindungen für unsere Weiterfahrt nach Oaxaca. Alles im grünen Bereich, keine Probleme in Sicht.

Die Siesta fiel aufgrund unseres Erschöpfungsgrades, der angenehmen Raumtemperatur und des optimalen Matratzenhärtegrades etwas länger aus. So gegen halb Neun machten wir uns aber dann doch auf dem Weg zu „La cena“ (spanisch Abendbrot). Wir probierten eine nationale Spezialität: Chiles en Nogada. Das sind gefüllte Poblano-Paprika mit Walnußsauce und Granatapfelkernen. Das Gericht gilt als mexikanische Nationalspeise, u. a. weil die Zutaten die Nationalfarben Mexikos (Poblanos sind grün, die Sauce weiß und Granatapfelkerne rot) wiederspiegeln. Symbolik hin oder her, uns schmeckte es jedenfalls.


188. Tag – 22.08.2006

Mitten in der Nacht, genauer gesagt so gegen 5 Uhr, wurden wir von ein paar mexikanischen Rowdys aus den Tiefschlaf geholt. Der Lichthof, an dem unser Zimmer lag, wirkte wie eine Art Verstärker für die ohnehin laute Musik und den fürchterlichen Duschgesang. Erst Lothar´s beherztes „Silencio por favor“ brachte Ruhe und uns noch ein paar Stunden Schlaf.
Am Zócalo angekommen erfuhren wir, dass die 11 Uhr-Tour nach Cholula ausfiel. Prima, der Tag geht ja so weiter, wie er angefangen hat, dachten wir. Wir ließen uns aber nicht von unserem Ziel abbringen und fragten nach alternativen Beförderungs-mitteln. Die Bushaltestelle war nicht weit entfernt und die Fahrt mit dem öffentlichen Bus in das 15 km entfernte Cholula kostete auch nur 10 statt 160 Pesos. Hätten wir auch gleich drauf kommen können. In Cholula sind wir erstmal ein paar Stationen zu weit gefahren. Auf dem Weg zurück liefen wir über den Zócalo mit seinem kleinen Park und den schönen Arkaden, die zu den längsten Mexikos zählen sollen. An dessen Ende befindet sich die Kirche „Capilla Real" aus dem 16. Jahrhundert mit ihren 49 Kuppeln.

Noch ein Stück weiter und wir waren am Ziel unseres Tagesausflugs: die Pyramide von Cholula. Ihres Zeichens die größte (nach dem Volumen) jemals errichtete Pyramide der Welt. Die Grundfläche beträgt 450m x 450m. Trotz der Größe fiel es uns schwer sie auf Anhieb zu erkennen. Offen gesagt sieht man nur einen großen Berghügel. Die Pyramide ist von den Azteken zwischen 200 n. Chr. bis 700 n. Chr. erbaut worden. Bei Ankunft der Spanier war die Pyramide bereits überwachsen und bebaut. Diese ließen es sich nicht nehmen, symbolisch auf der Spitze die Kirche zu errichten.

Bevor wir den Berg bestiegen, besichtigten wir das Innere der Pyramide. Archäologen haben für ihre Zwecke seit Anfang des vorigen Jahrhunderts einige Tunnel angelegt. Es war schon ein bisschen unheimlich durch die langen, ca. 2 m hohen und nur spärlich beleuchten Gänge zu gehen. Wir haben den Ausgang aber wieder gefunden und sind dann zum Gipfel gewandert. In der Kirche "Santa Maria de los Remedios" am Gipfel war gerade Gottesdienst mit anschließender Prozession. Unterstützt von Blasmusik und etlichen Böllern wurde was auch immer gefeiert. Danach hatten wir Gelegenheit die Kirche in Ruhe in Augenschein zu nehmen. Es ist zwar eine kleine, aber dafür umso prächtigere Kirche, das Innere im barocken Stil verziert. Von hier oben hatten wir auch einen herrlichen Blick auf die Landschaft ringsherum. Bei klarer Sicht kann man die drei Vulkane Popocatépetl (5.462m), Iztaccíhuatl (5.286m) und La Malinche (4.461m) sehen. Der Popocatépetl ist übriges zuletzt im Dezember 1994 ausgebrochen. Wieder zurück am Fuß der Pyramide besichtigten wir die restaurierten Abschnitte auf der West- und Südseite. Wenn man die Überreste hier unten und die Kirche weit oben sieht, kann man sich vorstellen, wie beeindruckend die Pyramide damals gewirkt haben muss.
Wir mussten uns beeilen, um rechtzeitig wieder in Puebla zu ein. Leider kamen wir doch zu spät für die letzte Führung im ehemaligen Dominikanerkloster Santa Rosa, dem heutigen „Museo de Artesanías“. Wir ließen unseren ganzen Charme spielen und haben dann doch noch eine etwas verkürzte Privatführung bekommen. Das „Convento de Santa Rosa“ ist eine Art Küchenmuseum. Man kann die ehemalige Klosterküche, die mit blauen, maurisch inspirierten Talavera-Kacheln verkleidet ist, besichtigen. Hier wurde von Schwester Andrea del la Asuncion im 17. Jahrhundert die berühmte „Mole Poblano“ kreiert, eine Sauce aus Chili und Bitterschokolade. Am besten soll die Sauce zusammen mit Truthahn harmonieren und kommt in Mexiko an Feiertagen auf den Tisch. Leider gab es im Museum keine Verköstigung, wir hätten gerne die für deutsche Gaumen etwas gewöhnungsbedürftige Geschmackskombination probiert.
Eigentlich hatten wir heute einen schönen Tag verbracht. Aber wie heißt es so schön: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Als wir die Tickets für die morgige Busfahrt kaufen wollten, erfuhren wir zu unserer großen Überraschung, dass bis auf weiteres keine Busse mehr nach Oaxaca fahren. Wie jetzt? In Qaxaca sind Unruhen ausgebrochen. Wir wollten es genauer wissen und informierten uns in einem Internet-Cafe. Und es stimmte. Es sind sogar Busse angezündet worden und Tote gäbe es auch. Was nun?

Erstmal zurück ins Hotel. Auf dem Weg lag das „Casa del Alfeñique“. Die Einheimischen nennen es „Mandelkuchenhaus“, weil es ganz mit rotbraunen Kacheln verziert ist. Vielleicht das schönste Haus in Puebla. Für einen Besuch des darin beheimateten Trachtenmuseum hatten wir keine Lust und Energie mehr. Über einen Kunsthandwerksmarkt in der Nähe sind wir aber noch gelaufen. Natürlich gab es dort alle möglichen Sachen aus Keramik zu kaufen. Sehr schön, jedoch für die Mitnahme in unserem Reiserucksäcken gänzlich ungeeignet. Im Hotel dann Diskussion über die weitere Mexiko-Reise. Ergebnis: Warten bis wieder Busse nach Oaxaca fahren ist zu unsicher; unser Zeitkontingent zu gering; wir streichen die Yucatan-Halbinsel und machen stattdessen eine Rundreise um Mexiko-Stadt. Wir wussten nicht so recht, wie wir uns fühlen sollten. Auf der einen Seite waren wir ziemlich enttäuscht, dass wir unser ursprüngliches Reiseziel streichen mussten. Auf der anderen Seite aber auch ziemlich happy, dass wir durch unsere Trödelei in Mexiko-Stadt nicht schon gestern in Oaxaca eingetroffen sind.


189. Tag – 23.08.2006

Die Reiseroute drehte sich um 90 Grad Richtung Taxco. Wir wählten diesmal die Busse von ADO aus und wurden nicht enttäuscht. Die Sitze waren noch einen Tick bequemer. Die Filme „Tief wie der Ozean“ mit Michelle Pfeiffer und „Täglich grüßt das Murmeltier“ mit Bill Murray sorgten für genügend Abwechslung während der 4stündigen Fahrt.

Gegen Mittag kamen wir in der alten Silberstadt Taxco an. Die Kleinstadt gehört zu den schönsten Städten Mexikos und wurde vollständig unter Denkmalschutz gestellt. Heute ist nur noch eine Silbermine in Betrieb. Faszinierend ist die Lage am Abhang der El-Atache-Berge der Sierra Madre Occidental. Mit anderen Worten: es geht hier immer bergauf oder bergab, was wir auch recht schnell bei unserm Fußmarsch zum Hotel feststellten. Das Hotel ‚Los Arcos‘ war mal ein Mönchskloster und besitzt einen wunderschönen Patio. Wir hatten sogar eine große Sonnenterrasse mit einem herrlichen Ausblick. So gut hatten wir lange nicht mehr gehaust.

Zielgerichtet führte der erste Weg zur alles überragenden Kirche ‚San Sebastian y Santa Prisca‘. Von unserem Mittagstisch auf dem Balkon eines Restaurants hatten wir einen herrlichen Blick auf die Kirche und das Treiben auf dem Platz davor. Uns kam es vor, als würde hier gerade der Film „Herbie reloaded“ gedreht. Aus allen möglichen Gassen kamen weiße VW-Käfer, die hier als Taxi eingesetzt werden. Beetlemania! Es war aber auch sehr laut, so dass wir unser Essen nicht so recht genießen konnten. In der Kirche war nichts mehr vom Lärm draußen zu hören. Ebenso wie die Fassade war die Kirche innen reich verziert und zeugte vom einstigen Reichtum der Silberstadt. Zum Inventar gehört ein gewaltiger Altar (mehr als 10 m hoch), bis zur Decke mit Holzschnitzereien verziert und komplett vergoldet. Wir sind dann dem Tipp des Lonely Panets gefolgt und machten uns auf dem Weg zur Kirche ‚Ilgesia de Chavarrieta‘ quer durch die Innenstadt. Es ging durch schmale Gassen und nicht viel breitere Straßen. Wir kamen vorbei an etlichen schönen Plätzen und Kirchen. .

Zurück im Hotel legte sich Andrea erst mal hin. Seit gestern kränkelte sie ein wenig. Lothar stellte noch ein paar neue Fotos ins Weblog. Ansonsten geschah nichts Erwähnenswertes mehr.


190. Tag – 24.08.2006

Erfolglos suchten wir bei Regen nach einer Möglichkeit zu frühstücken. Ein VW-Käfer-Taxi brachte uns dann hungrig zum Busterminal. Dort angekommen die nächste Ernüchterung: Der Bus nach Acapulco war bereits um 8 Uhr losgefahren. Uns hatte der Hotelangestellte 9 Uhr als Starttermin genannt. Mist! Es gab aber noch eine Alternative. Mit dem Taxi sind wir schnell zu einem anderen Busterminal gefahren. Punkt 9:10Uhr ging´s mit ‚Estrella de Oro‘ in Richtung Acapulco. Filmtechnisch gab es eine Enttäuschung. Harrison Ford´s ‚Firewall‘ lief nur auf Spanisch. Dafür konnten wir uns intensiver der vorbeirauschenden Landschaft widmen. Berge, Wälder, meterhohe Kakteen und zwischendrin immer mal wieder ein Autounfall waren zu sehen.

Am Ziel Acapulco angekommen galt es sich erstmal zu orientieren. Wie für einen Massentourismusort üblich war der gesamte Strand mit Hotelhochhäusern zugebaut. Bevor wir uns zur Hotelsuche begeben konnten, mussten wir erstmal heil die Straße überqueren. Es herrschte unheimlich starker Autoverkehr und das zur Mittagszeit. Wir schauten uns kurz die budgettechnisch in Frage kommenden Hotels von außen an und erkundigten uns dann nach freien Zimmern und Preisen. Schließlich sind wir bei Nr. 4, dem Hotel Maris, hängengeblieben. Schlaggebend waren der Preis (immerhin halber Listenpreis dank Lothars Verhandlungsgeschick) und die grandiose Aussicht vom 9. Stockwerk.

Nach einer Stärkung bei VIPS und einem schönen Mittagsschläfchen ging´s zum Strand. Im Schatten waren es immer noch 30 Grad. Der Strand entsprach nicht ganz unseren Erwartungen. Er ist relativ schmal und das Meer hat einen ziemlich starken Sog. Man hat Mühe wieder an Land zu kommen. Wir verbrachten deshalb mehr Zeit am hoteleigenen Pool.

Unser Abendessen fiel eher spartanisch aus. Auch hier gibt es eine Filiale der größten amerikanische Fastfood-Kette. Interessant war da schon der anschließende Besuch eines großen Supermarktes, den ersten auf unserer Mexiko-Reise. Vieles ist ähnlich wie in Deutschland, deutlich größer das Angebot an Speiseöl und Dosen mit Chilis. Ganze Regelreihen gab es davon. Wir waren relativ früh wieder in unserem Hotelzimmer. Andrea Gesundheitszustand hat sich verschlechtert. Erkältung!


191. Tag – 25.08.2006

Endlich mal kein Wecker! Vom Bett aus konnten wir das Meer sehen. Wir gingen den Tag ganz relaxt an. Frühstück bei VIPS, dann zum Strand. Leider waren die Wellen immer noch so blöde. Also ab zum Hotelpool und zum Sonnenbaden. Andrea musste sich erstmal ausruhen, ihr ging es immer noch nicht so gut. Am Nachmittag machten wir einige Internet-Recherchen, u. a. auch wegen der nächsten Stationen der Mexiko-Reise, und holten unsere Wäsche ab. Die Wäscherei war nicht ganz auf dem neusten Stand der Technik. Unter der Waschtrommel wurde Feuer gemacht, um das Wasser zu erhitzen. Unsere Kleidung war jedenfalls wieder sauber und das ist doch die Hauptsache.

Mit dem Bus fuhren wir dann zur Altstadt, die uns bedeutend besser gefiel als die Hotelburgen. Hier spürte man wenig vom Touristenansturm. Aus der Kirche kam gerade ein Brautpaar und eine Mariachi-Gruppe spielte dazu. Wir spazierten noch ein wenig um den Zócalo herum und organisierten dann ein Taxi nach La Quebrada. Dort geben die berühmten Felsenspringer von Acapulco bis zu fünf Shows pro Tag.

Die beste Sicht hat man vom Restaurant „La Perla“, was natürlich bedeutet, dass man dort auch speisen muss. Ein Blick auf die Speisekarte sagte uns ziemlich eindringlich: Touristenfalle, Geld kann gespart werden. Und so machten wir es auch. Ein kleiner Obolus und wir konnten das Geschehen mit dem gemeinen Volk zusammen beobachten. Aus einer Höhe von 25 m bis zu 42 m springen die Wagemutigen. Das Klettern bis zur Spitze des steilen Felsen ist schon aller Ehren wert. Gesprungen werden kann nur bei Flut. Da die Felsen nicht überhängend sind, besteht die Gefahr nicht weit genug nach vorne zu springen. Die Show dauerte rund 45 Minuten und es waren sechs Springer beteiligt. Es war ein herrliches Bild, als am Ende der Show die Springer zusammen mit der untergehenden Sonne zu sehen waren. Uns hat die Show beeindruckt und wir können sie nur weiterempfehlen.


192. Tag – 26.08.2006

Wir zogen weiter der Pazifikküste entlang nach Zihuatanejo. Schon um 7:50 Uhr fuhr unser Bus los. Andrea´s Gesundheitszustand hatte sich weiter verschlechtert, sie schlief fast während der ganzen Fahrt. Im Bordkino lief schon wieder derselbe Harrison-Ford-Film, in Spanisch natürlich. Angekommen fanden wir auch relativ schnell ein akzeptables Hotel. Das Hotel Posada Citali machte einen guten Eindruck, hatte aber leider keine Klimaanlage auf den Zimmern. Wir hatten aber keine Lust weiterzusuchen.

Kurz im Internet nach Ersatztelefonkarten informiert. Andrea hatte den Zettel mit dem Zugangscode der alten Telefonkarte verlegt bzw. verschlampt, was Lothar entsprechend kommentierte. Die Stadterkundung konnte Andrea nicht mitmachen, da sie ziemlich angeschlagen war. Lothar ging (mit einem Spanisch-Wörterbuch bewaffnet) auf eigene Faust los. Zihuatanejo ist ein kleiner Badeort an einer Bucht gelegen. Zwar auch sehr abhängig vom Tourismus aber viel beschaulicher als Acapulco. Der Strand direkt am Zentrum ist nicht so schön. Es gibt viele Geschäfte (Souvenirläden, Bars, etc.), aber es war wenig los – Nebensaison!
Am frühen Abend machten wir dann gemeinsam einen Strandspaziergang. Wir konnten die Fischer beobachten, wie sie ihre Netze vom Ufer ins Meer warfen. Der Fang war eher kläglich, aber für die Eigenversorgung reichte es bestimmt. Zum Abschluss gönnten wir uns einen Shrimpscocktail an der Strandbar und gingen dann früh schlafen.


193. Tag – 27.08.2006

Der Tag begann mexikanisch und sehr romantisch. Frühstück direkt am Strand mit Omelette Ranchero mit Chili und ordentlich Bohnenbrei. Gut, aber ziemlich scharf. Wir machten noch einen kleinen Spaziergang zum Hafen. Es war aber nichts mehr los, wir kamen zu spät. Danach suchten wir uns ein neues Hotel und fanden es auch: Das Hotel Casa Bravo entsprach unseren Ansprüchen, vor allem im Hinblick auf eine Aircondition.
Uns zog es dann zur ‚Playa de Ropa’ (Tipp aus dem Lonely Planet). Hier war der Strand phantastisch und die Wellen ideal. Es gab zwar jede Menge Hotels, aber keine Hochhäuser. Alles war so schön ruhig und gelassen. Wir gönnten uns einen Platz mit Sonnenschirm und bequemer Liege. Dafür mussten wir mind. 150 Pesos pro Person verzehren. Kein Problem, machen wir doch gerne. „Una Pina Colada, por favor“. Das „La comida“ (Mittagessen) bestehend aus frischem Fisch bekam von uns fünf Sterne. Um es kurz zu machen, wir verbrachten einen geilen Tag am Meer. Lothar nahm sich als Erinnerung an den schönen Tag auch etwas mit ins Hotel: eine rötlich schimmernde Rückenpartie.

Am Abend sind wir nochmal ins Zentrum gegangen. Dort fand gerade das Volksfest ‚Domingo de cultura’ mit Gesangsdarbietungen und Tanzeinlagen statt. Es gab natürlich auch viele Essensstände mit einheimischen Spezialitäten. Wir probierten u. a. ‚Pozole’ , eine Suppe mit gequollenen Maiskörnern. Na ja, war nicht ganz so unser Fall.


194. Tag – 28.08.2006

In der Nacht gab es ein schweres Unwetter. Es regnete durch die Klimaanlage rein, so dass wir unsere Betten umstellen mussten. Wir standen um 6 Uhr auf, weil Lothar den Fischern beim Verkauf ihrer Ware zusehen wollte. Andrea war nicht so sehr begeistert von dieser Idee, fügt sich jedoch ihrem Schicksal. Leider standen wir buchstäblich vor verschlossenen Türen. Die Eingangstür unseres Hotels war zu, wir konnten nicht raus. Gingen daher erstmal hoch und packten unsere Sachen. Nach einer langen Diskussion dann der zweite Versuch. Die Tür war aber immer noch verschlossen. Da entdeckte Andrea in der Ecke auf dem Sofa liegend einen Typen, der anscheinend die Position eines Nachwächters bekleidete. Der arme Kerl hat sich ganz schön erschrocken, als wir in weckten. Was macht der erst, wenn Einbrecher kommen? Mit einer Stunde Verspätung waren wir dann am Hafen. Die Fischer hatten schon ihren Fang ausgebreitet. Alles ging ziemlich gemächlich von statten. Ein halbes Dutzend Pelikane waren auch schon da und warteten auf ihren Teil der Beute. Lothar hatte seinen Spaß, gab es doch jede Menge Katzen, die er streicheln konnte.
Heute wollten wir bis Lázaro Cárdenas, einem Busknotenpunkt auf dem weiteren Weg nach Guadalajara fahren. Normalerweise wären wir heute umgestiegen und bis Morelia weitergefahren. Aufgrund unseres angeschlagenen Gesundheitszustandes (Lothar fühlte sich heute Morgen auch nicht so gut) wollten wir nicht zu lange Zeit im Bus verbringen. Die Estrella Blanca war heute die Buscompany unseres Vertrauens. Und es war nicht zu fassen, es lief schon wieder dieser Harrison-Ford-Film und schon wieder in Spanisch. Wir verstanden zwar fast nichts, aber die Dialoge konnten wir langsam auswendig.

Die Hotelempfehlung des Lonely Planets stellte sich als Baustelle heraus und so mussten wir den Weg mit unseren schweren Rucksäcken wieder zurücklaufen, zu dem Hotel das wir gleich am Anfang gesehen hatten. Es war schwül warm und Lothar mittlerweile nach eigener Aussage todkrank. Andrea diagnostizierte erhöhte Temperatur und leichtes Bauchweh. Wahrscheinlich die Folgen des Volksfestessens am Abend davor. Lothar durfte sich auf dem Zimmer des Hotels ‚Sol de Pacifico‘ erholen, während Andrea die Busfahrpläne für morgen studierte und ihrem Schatz Medizin kaufte. Andrea war übrigens wieder kerngesund.

Die Medikamente wirkten und wir konnten zusammen ein paar Burritos in einem Straßencafé zu uns nehmen. Anschließend Mittagsschlaf. Wir verließen das Hotel nicht mehr und speisten unten im Restaurant. Wir waren die einzigen Gäste! Das Essen war aber ganz gut. Aus unserer Indienerfahrungen hatten wir gelernt: Keine Experimente. Die Wahl fiel deshalb auf Pasta, basta!

Noch mehr Fotos gibt´s in unserem Webalbum.