Von Peking über Luoyang und Xi'an nach Chongqing
81. Tag – 21.03.2006
Das Kloster hat eine lange, wechselvolle Geschichte. Es wurde im 5. Jahrhundert von einem Mönch namens Ba Tuo gegründet. Der indische Mönch Bodhidharma, der 527 ins Kloster kam, entwickelte die Idee der ‚Meditation in Bewegung’. Daraus entstand über lange Jahre die berühmte Shaolin-Kampfkunst Kung Fu. Das Kloster erlangte allmählich hohes Ansehen und die Unterstützung der chinesischen Kaiser. Seine Blütezeit hatte es vom 14. bis zum 17. Jahrhundert. Es wurde mehrmals zerstört, aber von den Mönchen immer wieder aufgebaut. Zuletzt wurde es während der chinesischen Kulturrevolution 1966 zerstört und die Mönche vertrieben. Das es von der chinesischen Regierung wieder aufgebaut wurde, verdankt es dem Film ‚Shaolin Temple’ (1982). Der Film machte das Kloster bekannt und als Touristenziel interessant.
Für die vielen in- und ausländischen Touristen wurde eine Reihe von Neubauten im traditionellen chinesischen Baustil errichtet, vor allem für Souvenirgeschäfte. Vorbei an großen Übungsplätzen und einem kleinen Bambuswald ging es zum wieder aufgebauten historischen Teil des Klosters. Nachdem wir durch das Eingangstor ins Innere der Klosteranlage gelangt waren, sahen wir zunächst einen Weg, der gesäumt war von Stelen. Diese Stelen wurden von Anhängern des Kung Fu aus aller Welt gestiftet und hier aufgestellt. Die Gebäude wurden von teilweise ziemlich großen und grimmig aussehenden Kämpferfiguren aus Holz bewacht. In einem Gebäude konnten wir die Spuren sehen, die tausende kämpfende Mönche hinterlassen haben. Die Steinplatten des Fußbodens hatten richtige Dellen von den ständig auf und ab springenden Mönchen. Wir hatten übrigens Glück, dass wir überhaupt ins Kloster durften: Für den morgigen Tag hatte sich sehr hoher Besuch angekündigt, Russlands Präsident Putin. Von den Mönchen wurde an allen Ecken und Enden des Klosters geputzt. Wir gingen dann weiter zum Pagodenwald. In den aus Lehm und Ziegeln gebauten Pagoden wurden die Urnen der Mönche des Klosters beigesetzt. Je angesehener der Mönch in seinem Leben war, desto mehr Stufen (bis zu neun) hat seine Pagode.
Noch heute wird die Tradition der Shaolin-Kampfkunst gepflegt. Zum Kloster gehört eine Sportschule und es gibt in der Umgebung sehr viele Kung-Fu-Schulen mit ca. 80.000 Schülern. Im Theater sahen wir sahen eine Vorführung von verschiedenen Kampftechniken. Sehr beeindruckend und unglaublich was die Jungs alles konnten. Auf dem Weg zum Bus kamen wir dann an Hunderten von trainierenden Kindern und Jugendlichen vorbei.
Auf dem Rückweg nach Luoyang machten wir Halt in einem kleinen Dorf, um uns eine noch genutzte Höhlenwohnung anzusehen. Der Bus hielt vor der Schule des Dorfes. Nach kurzer Zeit war eine Traube von Kindern um uns herum, die uns fasziniert anschauten. Sehr viele Langnasen hatten sie wohl noch nicht zu Gesicht bekommen. Total begeistert ließen sie sich fotografieren und wollten sich die Bilder dann gleich auf den Displays der Digitalkameras anschauen. Sie konnten gar nicht genug bekommen und folgten uns bis zur Höhlenwohnung. Früher waren diese Wohnungen typisch für die Gegend. Die Wohnung war ziemlich düster und vom Rauch des Feuers rußgeschwärzt.
In Luoyang hatten wir nach dem Abendessen noch die Gelegenheit die Altstadt zu besichtigen und über einen Markt für Haustiere zu schlendern. Für deutsche Tierschützer wäre es ein echter Alptraum gewesen: alle Arten von Tieren eingepfercht in kleinen Käfigen. Ach ja und im Hotel haben wir dann noch einen Gurt (mind. 3 m lang) für unseren nicht sehr stabilen roten Koffer gekauft – zum Wucherpreis von 80 RMB also etwa 8 €, mehr als der Koffer!
82. Tag – 22.03.2006
Am Morgen besuchten wir eine weitere Attraktion in der Nähe, die beeindruckenden Longmen-Grotten. Die Grotten liegen etwa 15 km südlich von Luoyang am Yi-Fluss. Von frommen Buddhisten in Auftrag gegeben, schlugen Bildhauer von 400 bis 700 n. Chr. Höhlen und Buddhastatuen aus dem harten Felsgestein. Es gibt ca. 1.400 Höhlen mit etwa 100.000 Statuen. Die kleinsten sind nur ein paar Zentimeter groß, die größten über 15 m. Die Auftraggeber für die Höhlen und Statuen waren Kaiser, aber auch gewöhnliche Gläubige, die ihre Verehrung für Buddha zeigen wollten. Die Höhlen liegen teilweise weit oben und sind nur über steile Treppen zu erreichen. An einigen Stellen kann man noch die originale Bemalung durchschimmern sehen. Traurig machen die Spuren von Vandalismus aus vielen Jahrhunderten: manchen Statuen wurden die Köpfe abgeschlagen oder die Gesichter zerstört, z.B. von den Japanern im 2. Weltkrieg, aber auch von einigen chinesischen Kaisern, die nicht an den Buddhismus glaubten. An vielen Stellen sieht man, dass Statuen entfernt wurden und heute wahrscheinlich irgendwo als Dekoration dienen. Besonders interessant fanden wir die Erklärungen unseres Reiseführers über die unterschiedlichen Körper- und Handhaltungen der Buddhastatuen (z. B. liegend, stehend, im Lotussitz), die tiefere religiöse Bedeutung haben.
Nach der beeindruckenden Besichtigung ging es zum Bahnhof. Mit dem Zug sollte die Reise heute weiter nach Xi’an gehen. Diesmal hatten wir Tickets für die ‚Weichsitz-Klasse’. Ausnahmsweise gab es heute kein Mittagessen im Restaurant, sondern wir konnten uns im Zug mit der chinesischen Variante der Fünf-Minuten-Terrine versorgen. Herr Han hatte die Instanz-Suppen besorgt und vom Zugbegleiter gab es heißes Wasser. Die Suppe war echt lecker. Während der fünf Stunden Fahrt konnten wir leider nicht allzu viel von der schönen Landschaft sehen, die unser Reiseleiter so angepriesen hatte. Es war einfach zu diesig. Ab und zu sahen wir ein paar Ortschaften. Keine der neuen, modernen Riesenstädte, sondern kleine Dörfer mit armseligen Ziegelbauten und marode aussehende Fabrikanlagen mit qualmenden Schornsteinen. Was uns bei der chinesischen Bahn auffiel: Es gab unglaublich viel Servicepersonal im Zug und an den Bahnhöfen.
Am Bahnhof in Xi’an wurden wir von unserer neuen lokalen Reiseleiterin abgeholt. Es war bereits dunkel und auf dem Weg in unser Hotel konnten wir einen Blick auf die beleuchtete Stadtmauer werfen. Wir erfuhren, dass Xi’an eine der wenigen chinesischen Städte ist, in denen die historische Stadtmauer nicht der Modernisierung zum Opfer fiel. Das schöne ’Royal Garden Hotel’ liegt sehr zentral und nach dem Abendessen machten die meisten von uns noch einen Spaziergang zum Glocken- und zum Trommelturm am Markt. Auf dem Marktplatz war trotz der Dunkelheit noch sehr viel los. Viele ließen Drachen steigen, deren Schnüre bis zu 150 m lang waren. Wir waren so begeistert, dass wir auch gleich einen kauften und natürlich auch ausprobieren mussten. Nur mit Hilfe einheimischer Experten gelang es uns jedoch, den Drachen aufsteigen zu lassen. Für das Zusammenlegen brauchten wir dann auch wieder Hilfe. Ein echt lustiger Abend.
83. Tag – 23.03.2006
Heute würden wir wieder ein Stück der jahrtausende alten chinesischer Geschichte sehen: das Mausoleum des ersten chinesischen Kaisers Qin mit der weltberühmten Terrakotta-Armee. Die riesige, etwa 36 km von Xi’an entfernte Anlage wurde 1974 zufällig entdeckt. Bauern stießen beim Ausheben eines Brunnen auf Tonscherben. Bei weiteren Untersuchungen stießen Archäologen dann auf die Grabanlage und auf eine Armee aus tausenden lebensgroßen Tonsoldaten. Zum Bau der Grabanlage wurden etwa 700.000 Arbeiter zwangsverpflichtet. Die Armee wurde erschaffen, um Grabstätte zu schützen. Aber bereits kurz nach dem Tod des Kaisers wurde die Grabanlage von Aufständischen geplündert und die tönernen Soldaten teilweise zerstört. Da sie in den historischen Quellen nicht erwähnt wurde, war die Entdeckung eine archäologische Sensation.
Zu Beginn unseres Besuches sahen wir erstmal einen kurzen Film, in dem die Entstehung der Grabanlage und die historischen Hintergründe erläutert wurden. Dann ging es mit unserer sehr lustigen und kompetenten lokalen Führerin Frau Yang in die 1. Haupthalle. Dort stehen die meisten der bisher ausgegrabenen und restaurierten Figuren (übrigens auch einige Pferdefiguren). Es ist wirklich beeindruckend, über die langen Reihen von Tonsoldaten zu blicken, die in Reih und Glied für die Ewigkeit wachen. Jeder Soldat ist individuell geformt, hat eigene Gesichtszüge, Frisur, Statur, Kleidung. Leider ist die Bemalung heute kaum noch zu sehen: Bereits kurz nach der Ausgrabung der Figuren begannen die Farben durch den Kontakt mit der Luft abzublättern. In der nächsten Halle sieht man fünf sehr gut erhaltene Figuren aus der Nähe. Besonders sehenswert ist das Museum, in dem einige der wertvollsten Fundstücke gezeigt werden, die bei den Ausgrabungen gefunden wurden. So baute man zwei Pferdegespanne wieder auf, die so lebensecht wirken, als wenn sie gleich losfahren würden. Wir konnten wirklich nur staunen, was die Menschen hier schon ca. 200 v. Ch. erschaffen hatten.
Auf dem Rückweg nach Xi’an besuchten wir eine Jademanufaktur. Wir ließen uns über die unterschiedlichen Arten von Jade aufklären und erfuhren, was man alles damit Tolles herstellen kann. Wir bekamen natürlich auch die Gelegenheit, was zu kaufen. Danach ging es zur Großen Wildganspagode von Xi’an. Die Pagode liegt in einem Park und hat sieben Stufen (der Tradition entsprechend eine ungerade Anzahl). Über eine Holztreppe im Inneren kann man alle sieben Stufen erklimmen und man hat einen tollen Blick auf die 8-Miollionen-Metropole Xi’an.
Abends erlebten wir ein kulinarisches Highlight: ein Teigtaschen-Bankett. Teigtaschen sind eine Spezialität der Gegend und besonders etwas fürs Auge, das ja bekanntlich mitisst. Die Teigtaschen werden so geformt, dass man sieht was drin ist, also zum Beispiel wie Enten, Nüsse, Fische etc. Es gab 20 (!) Gänge und schmeckte echt lecker. Den Abschluss bildete ein chinesischer Feuertopf. Nach der Rückkehr ins Hotel fragten wir einen Türsteher nach einem Internetladen. Er empfahl uns einen ganz in der Nähe. Mit Hilfe der chinesischen Zeichen für Internet (hatten wir von H. Han) fanden wir den Laden auch – eine Überraschung: etwa 100 PCs auf einer ganzen Etage verteilt, supergünstig (etwa 30 Cent/h). Leider konnten wir unsere Website nicht aufrufen – die chinesische Internetzensur lässt grüßen. Etwas frustriert machten wir uns auf den Rückweg ins Hotel und kamen an einem Nachtmarkt vorbei. Dort ließen wir uns zum Kauf von fünf Tonfiguren überreden. Etwa 30 cm große Nachbildungen der Terrakotta-Soldaten. Im Hotel kamen uns dann doch Zweifel an dem Kauf: Der Karton war echt schwer. Wir würden ihn spätestens in Hongkong mit der Post nach Deutschland schicken müssen. Doch würden die Figuren (Ton!) den Transport unbeschadet ‚überleben’? Na ja – kommt Zeit, kommt Rat.
84. Tag – 24.03.2006
Am Morgen besuchten wir die große Moschee von Xi’an, die im traditionellen chinesischen Stil errichtet ist. Rund um die Moschee lebt eine der größten muslimischen Gemeinden Chinas. Die Gebetsräume der Moschee sind zwar den Muslimen vorbehalten, die Vorhöfe kann man aber besichtigen. Hinter den Mauern kann man dem Lärm der Straßen und dem geschäftigen Treiben der Stadt entfliehen. Nach der Besichtigung gingen wir durch das muslimische Viertel den mit vielen kleinen Geschäften zurück zum Bus. Lothar hatte wieder mal viel Spaß daran, um Souvenirs zu feilschen (diesmal eine Uhr mit dem Porträt von Mao).
Leider mussten wir uns von Frau Yang, unserer wirklich tollen Reiseleiterin in Xi’an verabschieden. Mit dem Flugzeug ging es dann nach Chongqing (ca. 4 Millionen Einwohner im Stadtgebiet). Chongqing ist eine der vier Stadtprovinzen von China, in deren Verwaltungsgebiet etwa 30 Mio. Menschen leben. Wir lernten unseren neuen Reiseleiter kennen, ein echtes Original. Scheinbar hat er Deutsch nach Sprichwörtern gelernt, die er pausenlos zum Besten gab. Nebenbei erfuhren wir vieles über Konkubinen, Homosexuelle und die Aidsproblematik in China. Als erstes besuchten wir den Pipa-Shan-Park, einen der höchsten Punkte der Stadt und beliebter Treffpunkt der Einwohner. Die Aussicht war durch den Smog etwas getrübt, Die Leute tanzten, spielten Brettspiele und Federball. Lothar wurde zum Mitmachen eingeladen und schlug sich ganz tapfer. Im Park besichtigten wir auch das Sommerhaus von Chiang Kai-shek, dem Gegenspieler von Mao und späteren Präsidenten von Taiwan. Na ja, ein paar alte Fotos an den Wänden, nicht besonders spektakulär.
Anschließend schauten wir uns eine Ausstellung über den Drei-Schluchten-Staudamm an und die Folgen für Mensch und Natur. Der Wasserstand wird auf etwa 175 m angehoben und es werden 1,3 Millionen Menschen umgesiedelt. In den Räumen konnte man an einem Wandgemälde sehen, wo es heute Städte gibt, die von den Wassermassen begraben sein werden. Die Durchsetzung eines solchen Projektes ist nur in China vorstellbar. Danach durften wir noch eine chinesische Teezeremonie (mit anschließender Kaufmöglichkeit) erleben, bevor es ins Zentrum der Stadt ging. Wieder mal war das Zentrum sehr modern, viele Hochhäuser und viele Lichtreklamen.
Mit Hilfe von Stefanie, der Assistentin unseres Reiseleiters, gingen wir auf die Suche nach einer neuen Speicherkarte für unseren Fotoapparat. Auf unserer Tour hier in China machten wir so viele Fotos, dass wir dauernd auf der Suche nach Möglichkeiten zum Brennen von CDs waren. Mit einer weiteren Speicherkarte wollten wir unabhängiger werden. Jedenfalls schafften wir es mit Hilfe von Stefanie eine Speicherkarte zum halben Touristenpreis zu bekommen, Wir schafften es auch fast pünktlich zum Essen in das Restaurant ‚7. Himmel’, von dem wir die toll beleuchtete Stadt sehen konnten. Nach dem Essen ging es zum Fluss und unserer Unterkunft für die nächsten Tage, dem Fluss-Kreuzfahrtschiff ‚President No. 6’. Dort wurden wir aufs Herzlichste von unserem ‚Riverguide’ Dennis begrüßt. Die Kabine war ganz nett, aber an die Dieselgerüche mussten wir uns noch gewöhnen.
Noch mehr Bilder gibt´s in unserem Webalbum.
Nach erstaunlich guten Schlaf (der Schlangenschnaps hat bestimmt auch dazu beigetragen) im Nachtzug kamen wir gegen 8:30h in Luoyang an. Zunächst ging es zum Frühstück in unser Hotel, das Luoyang Peony Hotel. Dann brachen wir auf zum weltberühmten Shaolin-Kloster, ca. 2 h Busfahrt von Luoyang entfernt. Das Kloster liegt an einem steilen Berg des Songshan-Gebirges. Unser Bus hatte viel Mühe, die steilen Serpentinen zu bewältigen.
Das Kloster hat eine lange, wechselvolle Geschichte. Es wurde im 5. Jahrhundert von einem Mönch namens Ba Tuo gegründet. Der indische Mönch Bodhidharma, der 527 ins Kloster kam, entwickelte die Idee der ‚Meditation in Bewegung’. Daraus entstand über lange Jahre die berühmte Shaolin-Kampfkunst Kung Fu. Das Kloster erlangte allmählich hohes Ansehen und die Unterstützung der chinesischen Kaiser. Seine Blütezeit hatte es vom 14. bis zum 17. Jahrhundert. Es wurde mehrmals zerstört, aber von den Mönchen immer wieder aufgebaut. Zuletzt wurde es während der chinesischen Kulturrevolution 1966 zerstört und die Mönche vertrieben. Das es von der chinesischen Regierung wieder aufgebaut wurde, verdankt es dem Film ‚Shaolin Temple’ (1982). Der Film machte das Kloster bekannt und als Touristenziel interessant.
Für die vielen in- und ausländischen Touristen wurde eine Reihe von Neubauten im traditionellen chinesischen Baustil errichtet, vor allem für Souvenirgeschäfte. Vorbei an großen Übungsplätzen und einem kleinen Bambuswald ging es zum wieder aufgebauten historischen Teil des Klosters. Nachdem wir durch das Eingangstor ins Innere der Klosteranlage gelangt waren, sahen wir zunächst einen Weg, der gesäumt war von Stelen. Diese Stelen wurden von Anhängern des Kung Fu aus aller Welt gestiftet und hier aufgestellt. Die Gebäude wurden von teilweise ziemlich großen und grimmig aussehenden Kämpferfiguren aus Holz bewacht. In einem Gebäude konnten wir die Spuren sehen, die tausende kämpfende Mönche hinterlassen haben. Die Steinplatten des Fußbodens hatten richtige Dellen von den ständig auf und ab springenden Mönchen. Wir hatten übrigens Glück, dass wir überhaupt ins Kloster durften: Für den morgigen Tag hatte sich sehr hoher Besuch angekündigt, Russlands Präsident Putin. Von den Mönchen wurde an allen Ecken und Enden des Klosters geputzt. Wir gingen dann weiter zum Pagodenwald. In den aus Lehm und Ziegeln gebauten Pagoden wurden die Urnen der Mönche des Klosters beigesetzt. Je angesehener der Mönch in seinem Leben war, desto mehr Stufen (bis zu neun) hat seine Pagode.
Noch heute wird die Tradition der Shaolin-Kampfkunst gepflegt. Zum Kloster gehört eine Sportschule und es gibt in der Umgebung sehr viele Kung-Fu-Schulen mit ca. 80.000 Schülern. Im Theater sahen wir sahen eine Vorführung von verschiedenen Kampftechniken. Sehr beeindruckend und unglaublich was die Jungs alles konnten. Auf dem Weg zum Bus kamen wir dann an Hunderten von trainierenden Kindern und Jugendlichen vorbei.
Auf dem Rückweg nach Luoyang machten wir Halt in einem kleinen Dorf, um uns eine noch genutzte Höhlenwohnung anzusehen. Der Bus hielt vor der Schule des Dorfes. Nach kurzer Zeit war eine Traube von Kindern um uns herum, die uns fasziniert anschauten. Sehr viele Langnasen hatten sie wohl noch nicht zu Gesicht bekommen. Total begeistert ließen sie sich fotografieren und wollten sich die Bilder dann gleich auf den Displays der Digitalkameras anschauen. Sie konnten gar nicht genug bekommen und folgten uns bis zur Höhlenwohnung. Früher waren diese Wohnungen typisch für die Gegend. Die Wohnung war ziemlich düster und vom Rauch des Feuers rußgeschwärzt.
In Luoyang hatten wir nach dem Abendessen noch die Gelegenheit die Altstadt zu besichtigen und über einen Markt für Haustiere zu schlendern. Für deutsche Tierschützer wäre es ein echter Alptraum gewesen: alle Arten von Tieren eingepfercht in kleinen Käfigen. Ach ja und im Hotel haben wir dann noch einen Gurt (mind. 3 m lang) für unseren nicht sehr stabilen roten Koffer gekauft – zum Wucherpreis von 80 RMB also etwa 8 €, mehr als der Koffer!
82. Tag – 22.03.2006
Am Morgen besuchten wir eine weitere Attraktion in der Nähe, die beeindruckenden Longmen-Grotten. Die Grotten liegen etwa 15 km südlich von Luoyang am Yi-Fluss. Von frommen Buddhisten in Auftrag gegeben, schlugen Bildhauer von 400 bis 700 n. Chr. Höhlen und Buddhastatuen aus dem harten Felsgestein. Es gibt ca. 1.400 Höhlen mit etwa 100.000 Statuen. Die kleinsten sind nur ein paar Zentimeter groß, die größten über 15 m. Die Auftraggeber für die Höhlen und Statuen waren Kaiser, aber auch gewöhnliche Gläubige, die ihre Verehrung für Buddha zeigen wollten. Die Höhlen liegen teilweise weit oben und sind nur über steile Treppen zu erreichen. An einigen Stellen kann man noch die originale Bemalung durchschimmern sehen. Traurig machen die Spuren von Vandalismus aus vielen Jahrhunderten: manchen Statuen wurden die Köpfe abgeschlagen oder die Gesichter zerstört, z.B. von den Japanern im 2. Weltkrieg, aber auch von einigen chinesischen Kaisern, die nicht an den Buddhismus glaubten. An vielen Stellen sieht man, dass Statuen entfernt wurden und heute wahrscheinlich irgendwo als Dekoration dienen. Besonders interessant fanden wir die Erklärungen unseres Reiseführers über die unterschiedlichen Körper- und Handhaltungen der Buddhastatuen (z. B. liegend, stehend, im Lotussitz), die tiefere religiöse Bedeutung haben.
Nach der beeindruckenden Besichtigung ging es zum Bahnhof. Mit dem Zug sollte die Reise heute weiter nach Xi’an gehen. Diesmal hatten wir Tickets für die ‚Weichsitz-Klasse’. Ausnahmsweise gab es heute kein Mittagessen im Restaurant, sondern wir konnten uns im Zug mit der chinesischen Variante der Fünf-Minuten-Terrine versorgen. Herr Han hatte die Instanz-Suppen besorgt und vom Zugbegleiter gab es heißes Wasser. Die Suppe war echt lecker. Während der fünf Stunden Fahrt konnten wir leider nicht allzu viel von der schönen Landschaft sehen, die unser Reiseleiter so angepriesen hatte. Es war einfach zu diesig. Ab und zu sahen wir ein paar Ortschaften. Keine der neuen, modernen Riesenstädte, sondern kleine Dörfer mit armseligen Ziegelbauten und marode aussehende Fabrikanlagen mit qualmenden Schornsteinen. Was uns bei der chinesischen Bahn auffiel: Es gab unglaublich viel Servicepersonal im Zug und an den Bahnhöfen.
Am Bahnhof in Xi’an wurden wir von unserer neuen lokalen Reiseleiterin abgeholt. Es war bereits dunkel und auf dem Weg in unser Hotel konnten wir einen Blick auf die beleuchtete Stadtmauer werfen. Wir erfuhren, dass Xi’an eine der wenigen chinesischen Städte ist, in denen die historische Stadtmauer nicht der Modernisierung zum Opfer fiel. Das schöne ’Royal Garden Hotel’ liegt sehr zentral und nach dem Abendessen machten die meisten von uns noch einen Spaziergang zum Glocken- und zum Trommelturm am Markt. Auf dem Marktplatz war trotz der Dunkelheit noch sehr viel los. Viele ließen Drachen steigen, deren Schnüre bis zu 150 m lang waren. Wir waren so begeistert, dass wir auch gleich einen kauften und natürlich auch ausprobieren mussten. Nur mit Hilfe einheimischer Experten gelang es uns jedoch, den Drachen aufsteigen zu lassen. Für das Zusammenlegen brauchten wir dann auch wieder Hilfe. Ein echt lustiger Abend.
83. Tag – 23.03.2006
Heute würden wir wieder ein Stück der jahrtausende alten chinesischer Geschichte sehen: das Mausoleum des ersten chinesischen Kaisers Qin mit der weltberühmten Terrakotta-Armee. Die riesige, etwa 36 km von Xi’an entfernte Anlage wurde 1974 zufällig entdeckt. Bauern stießen beim Ausheben eines Brunnen auf Tonscherben. Bei weiteren Untersuchungen stießen Archäologen dann auf die Grabanlage und auf eine Armee aus tausenden lebensgroßen Tonsoldaten. Zum Bau der Grabanlage wurden etwa 700.000 Arbeiter zwangsverpflichtet. Die Armee wurde erschaffen, um Grabstätte zu schützen. Aber bereits kurz nach dem Tod des Kaisers wurde die Grabanlage von Aufständischen geplündert und die tönernen Soldaten teilweise zerstört. Da sie in den historischen Quellen nicht erwähnt wurde, war die Entdeckung eine archäologische Sensation.
Zu Beginn unseres Besuches sahen wir erstmal einen kurzen Film, in dem die Entstehung der Grabanlage und die historischen Hintergründe erläutert wurden. Dann ging es mit unserer sehr lustigen und kompetenten lokalen Führerin Frau Yang in die 1. Haupthalle. Dort stehen die meisten der bisher ausgegrabenen und restaurierten Figuren (übrigens auch einige Pferdefiguren). Es ist wirklich beeindruckend, über die langen Reihen von Tonsoldaten zu blicken, die in Reih und Glied für die Ewigkeit wachen. Jeder Soldat ist individuell geformt, hat eigene Gesichtszüge, Frisur, Statur, Kleidung. Leider ist die Bemalung heute kaum noch zu sehen: Bereits kurz nach der Ausgrabung der Figuren begannen die Farben durch den Kontakt mit der Luft abzublättern. In der nächsten Halle sieht man fünf sehr gut erhaltene Figuren aus der Nähe. Besonders sehenswert ist das Museum, in dem einige der wertvollsten Fundstücke gezeigt werden, die bei den Ausgrabungen gefunden wurden. So baute man zwei Pferdegespanne wieder auf, die so lebensecht wirken, als wenn sie gleich losfahren würden. Wir konnten wirklich nur staunen, was die Menschen hier schon ca. 200 v. Ch. erschaffen hatten.
Auf dem Rückweg nach Xi’an besuchten wir eine Jademanufaktur. Wir ließen uns über die unterschiedlichen Arten von Jade aufklären und erfuhren, was man alles damit Tolles herstellen kann. Wir bekamen natürlich auch die Gelegenheit, was zu kaufen. Danach ging es zur Großen Wildganspagode von Xi’an. Die Pagode liegt in einem Park und hat sieben Stufen (der Tradition entsprechend eine ungerade Anzahl). Über eine Holztreppe im Inneren kann man alle sieben Stufen erklimmen und man hat einen tollen Blick auf die 8-Miollionen-Metropole Xi’an.
Abends erlebten wir ein kulinarisches Highlight: ein Teigtaschen-Bankett. Teigtaschen sind eine Spezialität der Gegend und besonders etwas fürs Auge, das ja bekanntlich mitisst. Die Teigtaschen werden so geformt, dass man sieht was drin ist, also zum Beispiel wie Enten, Nüsse, Fische etc. Es gab 20 (!) Gänge und schmeckte echt lecker. Den Abschluss bildete ein chinesischer Feuertopf. Nach der Rückkehr ins Hotel fragten wir einen Türsteher nach einem Internetladen. Er empfahl uns einen ganz in der Nähe. Mit Hilfe der chinesischen Zeichen für Internet (hatten wir von H. Han) fanden wir den Laden auch – eine Überraschung: etwa 100 PCs auf einer ganzen Etage verteilt, supergünstig (etwa 30 Cent/h). Leider konnten wir unsere Website nicht aufrufen – die chinesische Internetzensur lässt grüßen. Etwas frustriert machten wir uns auf den Rückweg ins Hotel und kamen an einem Nachtmarkt vorbei. Dort ließen wir uns zum Kauf von fünf Tonfiguren überreden. Etwa 30 cm große Nachbildungen der Terrakotta-Soldaten. Im Hotel kamen uns dann doch Zweifel an dem Kauf: Der Karton war echt schwer. Wir würden ihn spätestens in Hongkong mit der Post nach Deutschland schicken müssen. Doch würden die Figuren (Ton!) den Transport unbeschadet ‚überleben’? Na ja – kommt Zeit, kommt Rat.
84. Tag – 24.03.2006
Am Morgen besuchten wir die große Moschee von Xi’an, die im traditionellen chinesischen Stil errichtet ist. Rund um die Moschee lebt eine der größten muslimischen Gemeinden Chinas. Die Gebetsräume der Moschee sind zwar den Muslimen vorbehalten, die Vorhöfe kann man aber besichtigen. Hinter den Mauern kann man dem Lärm der Straßen und dem geschäftigen Treiben der Stadt entfliehen. Nach der Besichtigung gingen wir durch das muslimische Viertel den mit vielen kleinen Geschäften zurück zum Bus. Lothar hatte wieder mal viel Spaß daran, um Souvenirs zu feilschen (diesmal eine Uhr mit dem Porträt von Mao).
Leider mussten wir uns von Frau Yang, unserer wirklich tollen Reiseleiterin in Xi’an verabschieden. Mit dem Flugzeug ging es dann nach Chongqing (ca. 4 Millionen Einwohner im Stadtgebiet). Chongqing ist eine der vier Stadtprovinzen von China, in deren Verwaltungsgebiet etwa 30 Mio. Menschen leben. Wir lernten unseren neuen Reiseleiter kennen, ein echtes Original. Scheinbar hat er Deutsch nach Sprichwörtern gelernt, die er pausenlos zum Besten gab. Nebenbei erfuhren wir vieles über Konkubinen, Homosexuelle und die Aidsproblematik in China. Als erstes besuchten wir den Pipa-Shan-Park, einen der höchsten Punkte der Stadt und beliebter Treffpunkt der Einwohner. Die Aussicht war durch den Smog etwas getrübt, Die Leute tanzten, spielten Brettspiele und Federball. Lothar wurde zum Mitmachen eingeladen und schlug sich ganz tapfer. Im Park besichtigten wir auch das Sommerhaus von Chiang Kai-shek, dem Gegenspieler von Mao und späteren Präsidenten von Taiwan. Na ja, ein paar alte Fotos an den Wänden, nicht besonders spektakulär.
Anschließend schauten wir uns eine Ausstellung über den Drei-Schluchten-Staudamm an und die Folgen für Mensch und Natur. Der Wasserstand wird auf etwa 175 m angehoben und es werden 1,3 Millionen Menschen umgesiedelt. In den Räumen konnte man an einem Wandgemälde sehen, wo es heute Städte gibt, die von den Wassermassen begraben sein werden. Die Durchsetzung eines solchen Projektes ist nur in China vorstellbar. Danach durften wir noch eine chinesische Teezeremonie (mit anschließender Kaufmöglichkeit) erleben, bevor es ins Zentrum der Stadt ging. Wieder mal war das Zentrum sehr modern, viele Hochhäuser und viele Lichtreklamen.
Mit Hilfe von Stefanie, der Assistentin unseres Reiseleiters, gingen wir auf die Suche nach einer neuen Speicherkarte für unseren Fotoapparat. Auf unserer Tour hier in China machten wir so viele Fotos, dass wir dauernd auf der Suche nach Möglichkeiten zum Brennen von CDs waren. Mit einer weiteren Speicherkarte wollten wir unabhängiger werden. Jedenfalls schafften wir es mit Hilfe von Stefanie eine Speicherkarte zum halben Touristenpreis zu bekommen, Wir schafften es auch fast pünktlich zum Essen in das Restaurant ‚7. Himmel’, von dem wir die toll beleuchtete Stadt sehen konnten. Nach dem Essen ging es zum Fluss und unserer Unterkunft für die nächsten Tage, dem Fluss-Kreuzfahrtschiff ‚President No. 6’. Dort wurden wir aufs Herzlichste von unserem ‚Riverguide’ Dennis begrüßt. Die Kabine war ganz nett, aber an die Dieselgerüche mussten wir uns noch gewöhnen.
Noch mehr Bilder gibt´s in unserem Webalbum.
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