30. März 2008

Hongkong

97. Tag – 06.04.2006

Unsere China-Tour näherte sich langsam dem Ende. Die letzte Etappe unserer Reise durch das Land der Mitte führte uns von Kanton nach Hongkong. Die Fahrt mit dem Schnellboot auf dem Perlfluss dauerte ca. zwei Stunden. Leider waren die Fenster des Bootes in der 2. Klasse verklebt – und wir durften nicht nach oben in die 1. Klasse. Schade.

Kurz vor Ende der Fahrt durften wir dann an Deck – und auf einmal war die Skyline von Hongkong zu sehen, echt beeindruckend. Hongkong liegt an der Mündung des Perlflusses im südchinesischen Meer. Das Gebiet umfasst die Halbinsel (New Territories und Kowloon) sowie 262 Inseln (die größten sind Hongkong Island, Lantau und Lamma). Nach 100jähriger Verwaltung durch Großbritannien gehört Hongkong seit 1997 wieder zu China. Gemäß den damaligen Vereinbarungen genießt Hongkong einen Sonderstatus: nach dem Motto „ein Land, zwei Systeme“ ist Hongkong heute eine Sonderverwaltungszone mit eigener Gesetzgebung sowie eigenem Finanz- und Steuersystem. Es gibt sogar eine eigene Währung, den Hongkong-Dollar. Für die Einreise benötigt man ein Visum – selbst chinesische Staatsbürger. Trotz des „Eigentümerwechsels“ hat Hongkong seine Stellung als bedeutendes Finanz- und Handelszentrum nicht eingebüßt.

Am Schnellbootterminal erwartete uns May, unsere Reiseleiterin für Hongkong. Bereits auf der Fahrt zum Hotel zeigte sich, dass May eine sehr temperamentvolle und energiegeladene Reiseleiterin sein würde. Nach dem ruhigen Herrn Han mussten wir uns daran erstmal gewöhnen! Unser Hotel, das Kimberley Hotel, lag in Kowloon, sehr zentral nahe der Nathan Road und des Victoria Harbour. Das Zimmer war im Vergleich zu den anderen auf unserer China-Reise winzig, aber nett. Nach dem wir uns etwas eingerichtet hatten, gingen wir zum Mittagessen zu McDonalds. Trotz des sehr guten chinesischen Essens in den letzten drei Wochen hat uns ein BigMac noch nie so gut geschmeckt.

Am Nachmittag gingen wir mit May auf eine Stadttour. Wir wollten Hongkong mit Bus, Bahn, Fähre und zu Fuß entdecken. Zunächst fuhren wir mit der Fähre zur anderen Seite des Victoria Harbour zum Central District. Wir besuchten einen der vielen kleinen Parks Hongkongs. Der Park wurde gemäß den Traditionen der chinesischen Gartenkunst angelegt und wirkte wie eine kleine Oase inmitten der vielen Wolkenkratzer. Der Teich des Parks war bevölkert von zahlreichen Schildkröten, die Glück und ein langes Leben bringen sollen. Von hier aus sah man auch das höchste Gebäude von Hongkong, das Two International Finance Centre. Nächstes Ziel war der Bank of China. Wir fuhren bis zum 47. Stockwerk, wo wir eine tolle Aussicht auf den Hafen und die umliegenden Hochhäuser hatten.



Weiter ging es zum Gebäude der Hong Kong & Shanghai Bank, das von Norman Foster nach den Regeln des Feng Shui entworfen wurde. So gibt es z.B. ein Atrium in der Mitte des Gebäudes, das bis zum 8. Stock reicht, damit der „Drache“ genug Platz hat. Der Boden wurde wellenförmig gestaltet und steht für das Element Wasser. Übrigens werden die meisten Gebäude in Hongkong unter Beachtung von Feng Shui gebaut, egal ob der Bauherr daran glaubt oder nicht, da sie sich so besser verkaufen lassen.

Anschließend fuhren wir ein Stück mit der längsten Rolltreppe der Welt. Diese ist ca. 800 m lang und besteht aus ca. 25 einzelnen Rolltreppen. Von der Rolltreppe hat man einen guten Blick auf die Wohnhochhäuser auf beiden Seiten. Zu Fuß ging es dann weiter Richtung Hafen. Beim Bummel durch die Wing Lok Street und die Bonham Strand West konnten wir einen Blick in einige der vielen traditionellen Läden werfen, in denen Ginseng, chinesische Heilkräuter und eine ganz besondere Delikatesse verkauft werden: „Schwalbennester“. Aus dieser sehr teuren Spezialität wird eine Suppe zubereitet, der besondere Heilkräfte zugeschrieben werden. Auf dem Weg erzählte uns May viel über das Leben in Hongkong. Die Bewohner von Hongkong fühlen sich nicht als Chinesen sondern als Hongkongnesen und sind stolz darauf. Interessant waren auch die Werbeplakate für „Whitening Creme“. Frauen benutzen sie, um ihre Haut heller erscheinen zu lassen und dem Schönheitsideal einer möglichst weißen Haut gerecht zu werden. In Europa dagegen finden Selbstbräunungscremes reisenden Absatz. Schon komisch, oder? Der Mensch will scheinbar immer das, was er nicht hat. Von May erfuhren wir auch, das viele Männer aus Hongkong sich eine Geliebte auf dem chinesischen Festland halten. Kostet nur ca. 150 € im Monat inkl. Appartement und Taschengeld. Darum nehmen die Frauen aus Hongkong ihren Ehemännern die Pässe weg – Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Mit der doppelstöckigen Straßenbahn ging es zurück zum Hafen und mit der Fähre zurück nach Kowloon.

Nach der Tour betrieben wir erste „Feldforschung“ für den Kauf eines Camcorders (wir wollten ja eigentlich in Singapur schon einen kaufen) in der Nathan Road, einer der Haupteinkaufsstraßen von Hongkong. Dort fanden wir auch einen Internetzugang im Pacific Cafe und – HURRA – wir konnten seit unserer Ankunft in China zum ersten Mal unsere Website aufrufen. Ein Beweis dafür, dass die Politik „ein Land – zwei Systeme“ gelebt wird.

Anschließend trafen wir uns mit ein paar Leuten aus der Gruppe, um die Lasershow am Hafen zu bewundern, lt. Guinessbuch die größte der Welt. Wir erlebten ein beeindruckendes Spektakel aus Licht und Musik, in das die Hochhäuser der Skyline von Hongkong einbezogen wurden.



98. Tag – 07.04.2006


Morgens begann der letzte Tag mit der Gruppe. Die anderen würden heute zurück nach Deutschland fliegen, zuvor standen noch ein paar Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. Mit dem Bus ging es zum Victoria Peak, auf dem sich nur die Reichen eine Wohnung in einem der Hochhäuser (Kaufpreis zwischen 4-6 Mio. Euro) und nur die Superreichen eine Villa leisten können, u.a. wohnt hier auch Jackie Chan. Auf der Fahrt wurde uns bewusst, wie bergig das Gebiet von Hongkong Island ist. Von der Aussichtsplattform hatten wir leider keine so besondere Sicht, die Stadt lag im Nebel. Nächste Station war Repulse Bay, der bekannteste Strand von Hongkong. Wir besuchten einen Tempel, in dem buddhistische und taoistische Götter verehrt werden. May erzählte uns von einigen Ritualen, die eine langes Leben und Glück bringen sollen. Gesagt, getan: Es gibt eine magische Brücke, wenn man die einmal überquert verlängert man sein Leben um drei Tage. Wir erarbeiteten uns ein 15 Tage längeres Leben. Dann gibt noch den Buddha der Zufriedenheit, wenn man diesem viermal über den Bauch streicht, dann frisst er die Unzufriedenheit, die man im Inneren trägt (deshalb der dicke Bauch). Und ein zufriedener Mensch ist ein glücklicherer Mensch. Kurz gesagt, wir probierten fast alles aus.

Wir konnten vom Strand ein weiteres Beispiel dafür sehen, wie die Regeln des Feng Shui beim Bau von Gebäuden berücksichtigt werden: ein Hochhaus mit einem Loch in der Mitte, ebenfalls von Norman Foster entworfen. Durch das Loch hat der Drache des nahe liegenden Berges eine gute Sicht aufs Meer und fliegt nicht weg – das würde Unglück bringen. Überhaupt sind Hongkongnesen sehr abergläubisch. So kommen ca. 75% aller Kinder per Kaiserschnitt zur Welt, an einem laut Horoskop günstigen Geburtstermin. Es werden Millionen für die richtigen Zahlen auf Autoschildern ausgegeben. Die Zahl 8 ist dabei am beliebtesten, da sie eine chinesische Glückszahl ist. Die Zahl 4 wird vermieden, da sie auf chinesisch so ähnlich wie Tod klingt.

Das Ende der Tour bildete eine Hafenrundfahrt in einer Dschunke. Wir konnten einige der traditionellen Wohnboote und im Gegensatz dazu riesige moderne Yachten sehen. Die Wohnboote werden allerdings immer weniger, da die Stadtverwaltung versucht, die Bewohner zum Umzug in Sozialwohnungen zu bewegen. Die Wohnboote passen nicht mehr zum gewünschten Stadtbild. Sozialwohnungen werden abhängig vom Gehalt vergeben, die medizinische Versorgung ist kostengünstig und die staatlichen Schulen kostenlos, insgesamt geht es in Hongkong viel sozialer zu als im restlichen China. Zum Abschluss der gemeinsamen Reise führte uns May in ein kleines Restaurant, indem es die für Hongkong typischen Dim Sum (kleine, gefüllte Hefeteigbällchen) gab. Echt lecker.

Während die anderen die letzten Sachen packten, machten wir uns auf den Weg in den Stadtteil Mongkok, um nach Flügen für unsere Weiterreise zu recherchieren. Bisher stand nur fest, dass wir mit unserem „Around-the-World-Ticket“ am 8. Juni von Mumbai in Indien nach Düsseldorf fliegen würden. Die Zeit dazwischen mussten wir jetzt planen. Nächste Station sollte Thailand sein, da dieses Land ein Backpacker-Paradies sein soll und Bangkok eine wichtige Drehscheibe für internationale Flüge in Asien ist. Auf dem Rückweg ins Hotel suchten wir nach einer neuen und günstigeren Unterkunft für die nächsten Tage. Schließlich fanden wir ein Zimmer im New Garden Hostel. Das Hostel besteht aus mehreren ehemaligen Wohnungen, die verteilt auf verschiedene Stockwerke des Mirador Manisons liegen. Wir sahen uns das Zimmer vorher an (aus Fehlern lernt man). Es war frisch renoviert und das Wasser in der Dusche warm. Was will man mehr und am Preis konnte Lothar zu seiner Überraschung auch noch was drehen.

Dann war der Augenblick des Abschieds von der Gruppe gekommen. Volkmar und Helga haben netterweise unsere Terrakotta-Armee mitgenommen, die wir seit Xi’an mit uns durch halb China geschleppt hatten, und Sabine weiter Souvenirs und Sachen, die wir nicht mehr brauchten. Wir winkten zum Abschied – irgendwie fühlten wir uns auf einmal ziemlich verlassen. Die China-Reise war perfekt organisiert, wir hatten unglaublich viel gesehen und erlebt und uns mit den Leuten aus der Gruppe prima verstanden.

99. Tag – 08.04.2006

Morgens zogen wir erstmal in unsere neue Unterkunft um. Das Gebäude war etwas gewöhnungsbedürftig: von außen ziemlich schäbig, 15 Stockwerke mit Innenhof, um den alle Wohnungen gruppiert sind; schmuddelige Gänge, von merkwürdigen Gestalten bevölkert; ein strenger Geruch, der von einem Dutzend Katzen stammte; die Lifte hielten immer nur entweder in den geraden oder ungeraden Stockwerken. Aber unser Zimmer war o.k. und das war das Wichtigste.

Wir machten uns wieder auf nach Mongkog, um unsere Flüge zu buchen. Schließlich landeten wir in einem Gebäude, in dem es eine ganze Etage voller kleiner Reiseagenturen gibt. Die Reisebüroangestellten waren leicht überfordert mit der Tatsache, dass wir nicht nach Hongkong zurück wollten. Letztendlich hatten wir aber unsere Tickets in der Tasche. Wir wollten erst ein paar Tage in Bangkok bleiben, um u.a. unsere weitere Reise zu organisieren, und uns anschließend einen „Kurzurlaub“ auf Phuket gönnen.

Da wir noch Zeit hatten, schauten wir uns weiter nach einem Camcorder um. Hongkong ist ein guter Platz, um günstig Unterhaltungselektronik zu kaufen. Zunächst recherchierten wir im Internet. War übrigens gar nicht so einfach, einen Internetladen zu finden. Scheinbar haben alle Hongkongnesen einen Internetanschluss zu Hause und es besteht kein Bedarf.

Abends landeten wir durch Zufall im „Schnurrbart“. Schon der Name des Restaurants weckte bei uns Heimatgefühle, was sich bei der Auswahl unserer Speisen auch widerspiegelte: Matjes und Currywurst.

100. Tag – 09.04.2006

Jubiläum – 100 Tage unterwegs! Wir begannen den Tag mit einem Morgenspaziergang zum Hafen. Frühstück gab es heute bei McDonalds. Gut gestärkt ging’s zur Touristeninfo, wo wir uns nach dem Bus zum Flughafen erkundigten. In Hongkong ist der öffentliche Nahverkehr inkl. Anbindung zum Flughafen sehr gut organisiert. Der neue Flughafen liegt auf der Insel Lantau, wo auch das Kloster Po Lin und seine riesige Buddha-Statue aus Bronze stehen. Wir überlegten, ob wir morgen noch einen Ausflug dorthin unternehmen sollten. Die Buddha-Statue soll immerhin die größte der Welt sein. Das wäre aber mit dem ganzen Gepäck zu stressig gewesen. Und vorher zum Flughafen und dann der Ausflug, dazu reichte die Zeit nicht. Das nächste Mal!

Wir begaben uns dann wieder auf Camcorder-Suche, diesmal im „Commercial Center“ in Mongkok. Dort fanden wir auch mehrere relativ preisgünstige Modelle, aber unsere Internet-Recherche ergab, dass diese in Deutschland gar nicht verkauft werden. Das Risiko war uns im Verhältnis zur Ersparnis dann doch zu groß. Wir gaben auf – einen Camcorder werden wir erst kaufen, wenn wir zurück in Deutschland sind. Dafür erstanden wir sehr günstig das vielleicht nützlichste Reiseutensil unserer Weltreise: eine 80GB-Festplatte zum Überspielen unserer SD-Karten. Damit entfiel die ständige Suche nach Geschäften zum Kopieren und Brennen der Fotos auf CD. Im Internet buchten wir gleich noch ein Hotel für Bangkok, das „Ambassador“. Die Bilder sahen recht vielversprechend aus.

Zum Abendessen gingen wir dann ins Spaghetti-Haus – unser Hunger auf chinesische Küche war noch nicht wiedergekehrt. Echt lecker Pasta. Den 100. Reisetag beendeten wir gebührend im „Felix“. Die Bar liegt im obersten Stock des Peninsula Hotels und ist berühmt-berüchtigt für ihre Toiletten. Geschätzte zwei Drittel der Gäste kommen nur deswegen. Auf dem Herrenklo kann man(n) sozusagen auf die Stadt pinkeln. Die Drinks sind zwar ziemlich teuer, aber der Blick auf das nächtliche Hongkong entschädigt dafür. Nach ein paar Bier konnte Lothar die Hauptattraktion der Bar genießen.

101. Tag – 10.04.2006

Unser Flug ging erst am Nachmittag. Wir wollten eigentlich noch mal einen Ausflug zum Victoria Peak unternehmen, um einen Abschiedsblick auf Hongkong zu werfen. Doch das Wetter war leider wie vor drei Tagen zu diesig – hätte sich also nicht gelohnt. Wir machten stattdessen einen Spaziergang durch den Kowloon-Park und beobachteten einige Einheimische beim Frühsport, ließen unseren Hongkong-Besuch gemächlich ausklingen. Die Fahrt zum Flughafen war dann eine günstige Sightseeing-Tour. Wir saßen im Doppeldeckerbus oben ganz vorn und hatten einen tollen letzten Blick auf die Stadt. Der neue Flughafen „Chek Lap Kok“ wurde erst 1998 eröffnet und wurde ebenfalls von Norman Foster entworfen. Er löste den alten Flughafen „Kai Tak“ ab, der als einer der gefährlichsten der Welt galt. Vom Eingang geht man über Brücken zu den Schaltern der Airlines, was uns an den Eingang zum Kaiserpalast in Peking erinnerte.

Wir flogen mit Gulf Air und hatten einige Bedenken, da wir noch nie was von dieser Airline gehört hatten. Die Stewardessen trugen orientalische Hüte mit Schleiern und schienen aus einem Märchen aus tausendundeiner Nacht entstiegen. Wir kamen sicher, aber mit erheblicher Verspätung in Bangkok an. An der Passkontrolle mussten wir dann ewig warten, weil ein paar deutsche Urlauber vor uns auf dem Weg vom Flugzeug bis zur Kontrolle ihre Bordkarte verloren hatten. Echt nervig.

Es war furchtbar schwül, aber wir fuhren trotzdem mit dem Bus in die Stadt (eine Empfehlung des Lonely Planets, um die Halsabschneider von Taxifahrern zu meiden). Von der Bushaltestelle zu unserem Hotel, dem „Ambassador“, war es dann auch nur ein kurzer Fußweg. Das Zimmer entsprach leider nicht unseren Erwartungen und hatte auch wenig mit den Fotos aus dem Internet zu tun. Für lange Diskussionen waren wir aber zu müde.

Noch mehr Bilder gibt´s in unserem Webalbum.

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