25. Juni 2009

Viva la Mexico! Die Stadt und die Pyramiden

182. Tag – 16.08.2006

Um 7:30 Uhr holte uns das Flughafenshuttle wie vereinbart vorm Hotel ab. Wir schafften es gerade noch rechtzeitig drei Stunden (!) vor dem Abflug am Flughafen zu sein. Andrea muss wohl in ihrer Jugend ein schlimmes „Nicht-rechtzeitig-am-Flughafen-Erlebnis“ gehabt haben, dass sie bis heute nicht überwunden hat. Dank Andrea´s Phobie hatten wir jedoch genügend Zeit alle offenstehenden Postkartenversprechen einzulösen. Check-In und Security verliefen reibungslos. Eher zufällig entdeckten wir beim Herumspazieren den Automaten, bei dem man die Ausreise bestätigen muss. Unsere Fingerabdrücke wurden elektronisch eingescannt und innerhalb von Sekunden erschienen unsere Daten am Bildschirm. Das Ganze kam uns etwas unheimlich vor und erinnerte uns sehr stark an den Film „Gattaca“. Beim Boarding kam dann die nächste Überraschung: Man nahm unsere Boardingkarten entgegen und auf einmal wurde es hektisch. Wir durften jedenfalls nicht passieren und zwei Sicherheitsleute standen plötzlich vor uns. Normalerweise werden die Boardingkarten bei der Security abgestempelt. Bei uns hatte man das vergessen, wir erhielten jetzt eine Sonderbehandlung. Mit Handdetektoren wurden wir überprüft und unsere Rucksäcke intensiv durchsucht. Letztendlich sind wir doch noch pünktlich gestartet.

Der Flug dauerte rund 4,5 Stunden. Beim Landeanflug konnten wir das Häusermeer von Mexiko-Stadt gut erkennen. Sogar die Berge im Umfeld waren komplett bebaut. Mexiko-Stadt gehört zu den größten Metropolregionen der Welt. In der Stadt selbst leben „nur“ 9,7 Mio., in der Region insgesamt jedoch 19,2 Mio. Menschen. Bedingt durch das enorme Verkehrsaufkommen und die Höhe (Mexiko-Stadt liegt rund 2.300m über dem Meeresspiegel) ist das Problem des Smogs allgegenwärtig.

Der internationale Flughafen Benito Juárez liegt nur 5 km vom Stadtkern entfernt und damit quasi in der Stadt. Wie üblich wollte uns ein Taxifahrer besch… und verlangte den doppelten Fahrpreis. Da wir den normalen Preis von unserem zukünftigen Hostelwirt wussten, stiegen wir in ein anderes Taxi und hatten wieder ein paar Pesos gespart. Das Hostal San Sebastian ist eine einfache, ziemlich zentral liegende Unterkunft. Die Zimmer sind spärlich eingerichtet, aber sauber. Es gibt einen Internetanschluss, den man kostenlos benutzen darf. Geleitet wird es von einem netten, schwulen Paar. Aaron, einer der beiden, mit dem wir aufgrund seiner Englischkenntnisse hauptsächlich zu tun hatten, beschrieb uns noch den Weg zum nächsten Supermarkt. Zum Ausgehen waren wir viel zu müde, weshalb wir uns zum Abendessen mit Chips und Sandwichs begnügten. Der Tag war ziemlich anstrengend und die Höhenluft (vielleicht auch der Smog) tat ihr Übriges.


183. Tag – 17.08.2006

Gegen Mittag erwachten wir aus unserem erholsamen Schlaf. Die fünfwöchige USA-Reise steckte uns noch in den Knochen. Wir beschlossen es heute ruhig, sehr ruhig, angehen zu lassen. Wie es sich gehört, starteten wir den Tag mit einem ordentlichen Frühstück bei VIPS, der wohl bekanntesten Restaurant-Kette (kein Fast Food) in Mexiko.

Danach gingen wir, wie so oft in einer neuen Stadt, zum Touristenbüro. Den Weg hätten wir uns aber auch sparen können. Keine neuen Infos. Die Englischkenntnisse der Mittarbeiter dort waren sogar noch schlechter wie unsere spanischen. Für die drei Wochen Mexiko hatten wir im Gegensatz zu den USA überhaupt keinen Plan. Mit dem Auto wollten wir diesmal nicht reisen. Wir beschlossen die nächsten Tage Mexiko-Stadt und Umgebung zu erkunden und die Zeit für weitere Recherchen im Internet und im Lonely Planet zu nutzen. Kommt Zeit, kommt Rat!

Höhepunkt des heutigen Tages war – zumindest für Andrea - der Friseurbesuch im „Salon Parisienne“ in der Nähe unseres Hostals. Es dauerte schon einige Zeit bis Andrea dem mexikanischen Figaro begreiflich gemacht hatte, was sie wollte. Das Resultat konnte sich sehen lassen.


184. Tag – 18.08.2006

Heute wollten wir Mexiko-Stadt entdecken. Der Name stammt übrigens von den Azteken, die hier auch ihre Hauptstadt hatten. Zunächst ging es mit einem Sammeltaxi für rund 2 Pesos pro Person (ca. 15 Cent) zur nächsten Metrostation. Es dauerte ein bisschen bis wir die richtige Straße und Richtung gefunden hatten. Das Nahverkehrssystem ist recht gut ausgebaut und sehr günstig. Die erste U-Bahn wurden Ende der 60er eröffnet. Das Besondere (aus unserer Sicht) an den Wagons ist, dass sie auf großen Gummirädern fahren. Sowas hatten wir bisher noch nicht gesehen. Die konnten sich wohl damals zwischen Bus und Bahn nicht entscheiden.

Unser Ziel war der Plaza de la Constitutión, einfach nur „Zócalo“ genannt, der zentrale Platz in Mexiko-Stadt. Leider war von einem der größten Plätze der Welt nicht viel zu sehen, da alles mit Zelten und Buden überzogen war. Wir waren in die Nachwehen der mexikanischen Präsidentenwahlen vom 2. Juli geraten: Der nur knapp unterlegene Kandidat und seine Anhänger wollten die Niederlage nicht akzeptieren, zweifelten das Wahlergebnis an und protestierten schon seit Wochen. Unser Weg führte uns deshalb gleich zur Nordseite des Platzes, wo sich die Kathedrale von Mexiko-Stadt befindet. Es ist die größte Kathedrale auf dem amerikanischen Kontinent. Mit dem Bau wurde 1573 begonnen. Fertiggestellt wurde sie mit dem Kuppelbau 1813. Aufgrund der langen Bauzeit hat die Kirche Einflüsse aus der Renaissance, des Barockes und der Neoklassik erhalten. Mehr noch als das Äußere beeindruckte uns das Innere der Kathedrale. Mehrere Altäre, zum Teil bis zur Höhe der Kathedrale vollständig mit Gold verziert, zwei riesige Orgeltürme, viele große Ölgemälde können bestaunt werden. Viel Marmor, wie im Barock üblich, wurde verbaut.-Der prächtigste von allen Altären, der „Altar de los Reyes“ (Altar der Könige) wurde gerade renoviert und war nur durch eine Schutzfolie zu bewundern. Zum Abschluss stiegen wir der Kathedrale noch auf´s Dach und nahmen an einer Führung in luftiger Höhe teil. Leider nur in Spanisch, aber der Ausblick entschädigte dafür. Von oben konnten wir auch die riesige Nationalfahne in der Mitte des Zócalo sehen.

Die Erkundungstour rund um den Zócalo ging weiter. Als nächstes wollten wir den Nationalpalast schräg gegenüber besichtigen. Er ist der Regierungssitz von Mexiko und im Inneren kann man u. a. das berühmte Mural (Wandgemälde) von Diego Rivera, das die Geschichte Mexikos auf 110 m² darstellt, anschauen. Leider war der Palast an diesem Tag geschlossen. Pech gehabt!

Nächste Station: Templo Major. Hier kann man die Überreste des wichtigsten und größten Tempels der aztekischen Hauptstadt Tenochtitlán sehen. In einem großen Modell wird die damalige Aztekenstadt dargestellt und man kann erkennen, dass sie früher von einem See umgeben war. Der Sage nach hatte eine Gott den Azteken prophezeit, dass sie an dem Ort siedeln und ihr Stadt gründen werden, an dem sie einen Adler erblicken, der eine Schlange zwischen Krallen und Schnabel festhält. Im Wappen von Mexiko wird dieser Gründungsmythos von Tenochtitlán abgebildet und zeigt einen Adler auf einem Kaktus mit einer Schlange zwischen den Krallen.
Wie spazierten noch ein wenig der Calle Mondea entlang, auf der jede Menge los war. Die ganze Straße war übersät mit Ständen, wo man alles möglich kaufen konnte. Es gab fast kein Durchkommen mehr. Auf der anderen Seite des Zócalo war das Gedränge fast genauso groß. Über die gesamte Länge (ca. 600m) der Calle Francisco I. Madero hatten Protestler gegen die Präsidentenwahl ihre Zelte aufgeschlagen. Am Ende der Straße steht der Torre Latinoamericana, ein 182 Meter hohes Bürohochhaus. Von der Aussichtsplattform hatten wir einen super Ausblick auf die Megastadt. Ganz Mexiko-Stadt ist ein einziges Häusermeer mit verstopften, mehrspurigen Straßen. Wir hatten wirklich Glück, denn normalerweise verhindert Smog eine gute Sicht. Sogar die weit entfernten Berge am Rande des Tals von Mexiko-Stadt konnte man erkennen.
Am Fuße des Torre Latinoamericana befindet sich der „Palacio de Bellas Artes“, der Palast der Schönen Künste. Bei dem imposanten Bauwerk, das Anfang des vorigen Jahrhunderts errichtet worden ist, fallen besonders die orangefarbenen Kuppeln ins Auge. Unser Weg führte uns dann zum Hauptpostamt. Der „Palacio Postal“ macht seinem Namen alle Ehre. So eine schöne Post hatten wir bisher noch nicht gesehen. Besonders das Innere beindruckte uns. Die Eingangshalle mit den einzelnen Schaltern und das Treppenhaus sind im Jugendstil erbaut. Viel Glas, Marmor und Messing sind zu bestaunen. Auf dem Weg zurück zum Zócalo besichtigten wir noch ein paar der zahlreichen Kirchen.


185. Tag – 19.08.2006

Morgens packten wir erstmal unsere großen Rucksäcke, denn im Hostal wurde ein besseres Zimmer für uns frei. Lothar ging noch schnell unsere Sachen aus der Wäscherei abholen. Nach einem schnellen Frühstück ging es los. Zunächst mit einem Colectivo (Sammeltaxi), dann mit der Metro zweimal umsteigen und wir waren am Busterminal Nord. Von hier aus starten die Busse nach Teotihuacán, unserem heutigen Tagesziel, das ca. 45 km entfernt von Mexiko-Stadt liegt. Die Fahrt war recht unterhaltsam: Unterwegs stieg ein Musiker ein und unterhielt die Fahrgäste mit seiner Gitarre und seinem Gesang.

Am Eingang der Anlage wurden wir von meterhohen Kakteen begrüßt. Sowas hatten wir bisher auch noch nicht gesehen. Teotihuacán wurde von einem unbekannten Volk schon vor der Zeit der Azteken gegründet. Ihre Blütezeit erlebte die Stadt zwischen 100 und 650 vor Christus und war damals das kulturelle, wirtschaftliche und militärische Zentrum Mesoamerikas. Damals lebten hier Schätzungen nach bis zu 200.000 Menschen auf einer Fläche von insgesamt 20km². Teotihuacán heißt frei übersetzt so viel wie „Der Ort, an dem man zu Gott wird“. 1987 wurde Teotihuacán von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Unser Weg führte uns als erstes zur Ciudadela (Zitadelle), einem großen Hofkomplex, in dessen Mitte der Tempel des Gottes Quetzalcoatl, zu Deutsch „gefiederte Schlange“, steht. Der Tempel in Form einer Pyramide hat eine Seitenlänge von 65 Metern und eine Höhe von etwa 20 Meter. An einigen Stellen kann man noch guterhaltene Kopfskulpturen erkennen, die aus dem Tempel herausragen. Ganz in der Nähe befindet sich das zur Anlage gehörende Museum. Hier sind etliche Figuren aus Stein und Obsidian ausgestellt, die bei den Ausgrabungen entdeckt worden sind. Ein großes Modell veranschaulicht die Dimension der gesamten Anlage.

Entlang der Straße der Toten gingen wir zur Sonnenpyramide im Zentrum von Teotihuacán. Den Namen erhielt dieses Monument von den Azteken, nachdem die Stadt schon Jahrhunderte verlassen war. Mit einer Grundfläche von 222 x 225 m und einer Höhe von 65 m ist sie die drittgrößte Pyramide der Welt. Der Aufstieg ist steil und recht beschwerlich. Das Gedränge war groß, überall standen Souvenirverkäufer herum. Oben angelangt hatten wir einen herrlichen Ausblick.

Wir gingen weiter in Richtung Mondpyramide. Auf dem Weg dorthin besichtigen wir den Quetzalpapalotl-Palast. Hier wohnten damals die Priester. Besonders beindruckend sind die gut erhaltenen Säulen mit verschiedenen Ornamenten, teilweise in Originalfarbe. Es begann langsam zu regnen, was uns nicht davon abhielt, die Mondpyramide auch noch zu erklimmen. Sie ist zwar kleiner als die Sonnenpyramide, da sie jedoch auf einem Hügel errichtet worden ist, sind die Spitzen in etwa gleicher Höhe. Von hier oben hat man vielleicht den besten Überblick auf die Gesamtanlage. Wir waren ziemlich beeindruckt, trotz Nieselregens.

Es wurde Zeit wieder aufzubrechen, die Füße machten sich auch schon bemerkbar. Noch schnell ein paar Souvenirs eingekauft und dann ab mit dem Bus nach Mexiko-Stadt. Auf der Rückfahrt war übrigens ein Duo für das musikalische Rahmenprogramm zuständig. Das lenkte uns von dem Loch in der Decke des Busses ab, in das es hineinregnete. Wieder in unserem Viertel angekommen, beendeten wir den interessanten Tag stilgerecht mit einem Taco-Essen.


186. Tag – 20.08.2006

Heute stand kein Sightseeing auf dem Programm. Vielmehr wollten wir heute endgültig festlegen, wie und vor allen wo wir unseren Mexiko-Aufenthalt verbringen. Ergebnis unserer vormittäglichen Recherchen und (harten) Diskussionen: Wir verschieben die Flüge Mexiko-Panama und Panama-Lima. Dadurch gewinnen wir 5 zusätzliche Tage für Mexiko. Das war unser Puffer für Lima/Peru, falls wir doch eine andere Tour als geplant gemacht hätten (ist zu kompliziert, um es an dieser Stelle zu erklären). Von Mexiko-Stadt wollten mit dem Bus in Richtung Osten zur Halbinsel Yucatán reisen, dort die vielen Kulturschätze der Mayas, wie z. B. Chichén Itzá, besuchen und auch – wie geben es ja zu – ein paar Tage am Meer verbringen. Morgen sollte es mit dem Bus nach Puebla weitergehen.

Den Nachmittag wollten wir ein wenig shoppen und u. a. einen neuen Rucksack für Lothar kaufen. Es stellte sich jedoch heraus, das es sich bei den Geschäften rund um die Av. Horacio (Empfehlung unseres Hostelwirts) fast ausschließlich um Luxusgeschäfte handelt. Nichts für uns. Wir spazierten stattdessen etwas herum, besuchten die Kirche San Augustin. Es war gerade eine Messe beendet worden. Wir sahen, wie die Leute sich Bänder kauften und mit einem Wunsch versehen wieder an die Wand neben einem Heiligen hängten. Als wir weiter der Allee entlang spazierten, bemerkten wir noch eine Eigenart der Mexikaner: Sie können anscheinend keinen Baum und keinen Busch ungeschoren davon kommen lassen. Überall wird mit der Heckenschere Hand angelegt. Sah ganz originell aus.

Wieder zurück im Hostel machte einer von uns beiden erstmal ein kleines Nickerchen, die andere schrieb weiter am Weblog. So was nennt man Arbeitsteilung.

Noch mehr Fotos gibt´s in unserem Webalbum.

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