Mariachi, Mumien und mehr
195. Tag – 29.08.2006
Lothar´s Gesundheitszustand hatte sich über Nacht wieder verschlechtert. Wir überlegen, ob wir einen Tag länger hier bleiben sollen, entscheiden uns dann aber doch für die Weiterfahrt. Das Zimmer war einfach nicht patientengerecht, zu laut und ohne Klimaanlage, da half auch die beste Krankenschwester nicht. Unsere nächste Station sollte Morelia sein. Wir fuhren diesmal mit der Busgesellschaft Parihikuni. Von der Ausstattung her Mittelklasse; im Unterhaltungsprogramm gab es diesmal zwar was Neues, jedoch wieder auf Spanisch: Robert de Niro in ‚Hide & Seek‘ und Brangelina in ‚Mr. & Mrs. Smith‘. Offen gesagt fanden wir die schöne Landschaft viel interessanter.
Die Fahrt dauerte rund 4 Stunden. Am Busterminal erkundigten wir uns gleich nach einer Verbindung nach Guadalajara für den nächsten Tag. Mit dem Taxi ging´s dann weiter zu unserem Hotel ‚El Carmen‘, das ziemlich zentral liegt. Nach dem Mittagstisch in einem netten Café in der Nähe und einer schönen Siesta machten wir uns am späten Nachmittag auf, die Stadt zu erkunden. Morelia ist die Hauptstadt des Bundesstaates Michoacán und hat rund 600.000 Einwohner. Aufgrund der sehr gut erhaltenen Altstadt aus der Kolonialzeit zählt Morelia zu den meistbesuchten Städten Mexikos. Die Besonderheit und Schönheit der Altstadt erkannte auch die UNESCO und ernannte diese 1991 zum Weltkulturerbe. Ihren jetzigen Namen bekam die Stadt 1828 zu Ehren von José María Morelos, eines Helden des mexikanischen Unabhängigkeitskrieges gegen Spanien.
Wir steuerten zielstrebig (wie immer) den Zócalo, der hier Plaza de Armas heißt, an. Der Stadtplatz ist ziemlich groß und durch den Straßenlärm leider auch relativ laut. An einer Seite steht die gewaltige Kathedrale von Morelia. Der Platz ist typisch mexikanisch, d. h. die rund zwanzig Bäume sind zylinderförmig gestutzt worden. Die Heckenschere muss von einem Mexikaner erfunden worden sein. Wir schlenderten noch eine Zeit lang durch die wirklich schöne Altstadt. Durch den Lonely Planet geleitet und inspiriert besuchten wir dann noch den Springbrunnen ‚Fuente Las Tarascas‘ und das Aquädukt etwas außerhalb. Zum Schluss gingen wir noch ins Internetcafé, um Emails zu überprüfen und an unserem Weblog weiter zu schreiben. Leider lag darin auch die Saat unserer abendlichen Auseinandersetzung. Das wie immer gute Essen bei VIPS konnte unsere schlechte Laune auch nicht verbessern.
196. Tag – 30.08.2006
Erst ein klärendes Gespräch beim Frühstück brachte wieder Sonnenschein. Wie bereits erwähnt, ist eine solche (lange) Reise eine ziemliche Bewährungsprobe für eine Beziehung. Na ja, 195 Tage hatten wir ja schon geschafft. Wir nutzen die Zeit bis zur Abfahrt des Busses und spazierten durch die Altstadt. Um kurz nach Eins war es dann soweit und unser Bus der Gesellschaft Primera Plus fuhr los Richtung Guadalajara. Diesmal hatten wir Verspätung, da wir gleich am Anfang an einem schweren Unfall vorbei mussten.
Angekommen entsprach die vorher ausgewählte Unterkunft nicht unseren Ansprüchen. Es roch sehr merkwürdig. Wir zogen weiter und fanden zufällig das ‚Hotel Lisboa‘, abseits einer Einkaufsstraße in der Innenstadt. Es gab relativ viele Zimmer in diesem Hotel. Das Zimmer war zwar einfach, aber sauber und zudem noch sehr günstig. Wir buchten es. Als wir wieder zur Stadterkundung loszogen, fiel uns ein Raum direkt neben dem Eingang auf, in dem so 4 - 6 Frauen saßen und warteten. Worauf nur?
Guadalajara ist mit 1,6 Mio. Einwohner die zweitgrößte Stadt Mexikos. In der Metropolregion leben 4,1 Mio. Menschen. Die Stadt gilt als Geburtsstätte der beliebten Mariachi-Musik. Hier findet jedes Jahr ein großes internationales Mariachi-Festival statt, dass - wir hatten Glück – morgen beginnen sollte. Es war mittlerweile später Nachmittag und wir entschlossen uns das (offizielle) Kulturprogramm erst morgen zu starten. Stattdessen inspizierten wir die Läden in unserer Straße. Es hatte den Anschein, dass die Hälfte davon Brautmodengeschäfte waren. Jedenfalls muss hier viel geheiratet werden. Auf dem Rückweg zum Hotel wurden wir von zwei Clowns in ihre Show eingebunden. Offensichtlich konnten wir unseren Touristen-Status nicht verheimlichen und waren somit ein „gefundenes Fressen“. Uns und den Zuschauer hat es Spaß gemacht. Als wir am Abend wieder im Hotel waren, hatte sich die Anzahl der „Damen“ im Wartezimmer verdoppelt. Teilweise waren es die gleichen Frauen. Mmmhh, komisch?! So langsam viel bei uns der Groschen bzw. der Centavo. Wir gehörten anscheinend der Minderheit der Gäste an, die ihr Zimmer tageweise und nicht stundenweise buchten.
197. Tag – 31.08.2006
Das Etablissement konnte uns nicht abschrecken. Wir bleiben noch einen Tag. Eigentlich war die Unterkunft sogar überdurchschnittlich zu den bisherigen. Erste Station und gleichzeitig Ort eines ausgiebigen Frühstück war der ‚Plaza de los Laureles‘. Wir wählten ein Straßencafé mit Blick auf die Kathedrale. Das Frühstück war o.k., aber der Geruch. Leider merken wir zu spät, dass wohl in der Nähe Kanalarbeiten durchgeführt wurden. Etwas schneller als geplant waren wir dann in der Kathedrale, wo gerade ein Gottesdienst stattfand. Mächtig, gewaltig, wie wir es von Mexiko gewohnt waren, sah das Gotteshaus von Innen aus. Außergewöhnlich ist das Äußere. Man muss kein Kunsthistoriker sein, um zu erkennen, dass hier mehrere Baustile vermischt worden sind. Das Bauwerk aus dem 16. Jhd. hat sowohl Kuppeln als auch zwei Zwillingsstürme. Diese wurden nach der Zerstörung durch ein Erdbeben Anfang des 20. Jhd. im byzantinischen Stil wieder aufgebaut. Die Kathedrale sah ganz anders aus, als die bisherigen, die wir in Mexiko gesehen hatten.
Ganz in der Nähe liegt der ‚Palacio de Gobierno‘, unsere nächste Station. Der Palast aus dem 17. Jhd. war früher Parlamentssitz des Bundesstaates Jalisco und beheimatet heute u.a. ein Museum. Berühmt ist das Gebäude auch durch ein gewaltiges Mural von José Clemente Orozco im Treppenaufgang. Das Wandgemälde zeigt den Priester und Freiheitskämpfer Hidalgo kämpfend gegen die Feinde der Republik.
Weiter ging´s zur ‚La rotonda de los Jaliscense‘, einem Denkmal für berühmte und herausragende Einheimische. Mehrere Säulen sind in einem Kreis miteinander verbunden. Im Inneren stehen Bronzestatuen der Persönlichkeiten, von denen auch einige wirklich hier begraben sind. Leider begann es leicht zu regnen und wir schoben eine „Internetpause“ ein. Wir mussten sowieso noch mehrere Dinge organisieren, u. a. unsere Hotels für Panama und Lima.
Der Regen hatte aufgehört, wir gingen weiter der ‚Republica‘ entlang, mit ihren vielen interessanten Gebäuden. Die Vorbereitungen für das an diesem Abend beginnende Mariachi-Festival waren im vollen Gange. Eine große Bühne wurde aufgebaut sowie fast die gesamte ‚Plaza de la Liberación‘ bestuhlt. Entlang der Av. Hidalgo ging es weiter bis zum ‚Hospicio Cabañas‘. Das Hospiz wurde Anfang des 19. Jhd. als "Haus der Barmherzigkeit" (La Casa de la Misericordia) für Arme, Waisen und Kranke erbaut. Benannt wurde es nach seinem Gründer, dem Bischof Juan Ruíz de Cabañas y Crespo. Wegen seiner geschichtlichen Bedeutung wurde es zum Weltkulturerbe ernannt. In den 80ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde das Krankenhaus in ein Kulturzentrum umgewandelt.
Unser nächstes Ziel war der ‚Mercado Libertad‘, eine riesige Markthalle über mehrere Stockwerke, wo man anscheinend alles kaufen konnte. Fleisch, Obst & Gemüse, CD`s, Haustiere, Souvenirs, Lederwaren, Sonnenbrillen, Gitarren, Sombreros, wirklich alles! Nur war leider kein gescheiter Rucksack für Lothar dabei. Wir machten uns Sorgen, dass er bald auseinander fällt. Der Rucksack, nicht Lothar.
All zu lange hielten wir uns nicht auf dem Markt auf und gingen zurück ins Hotel. Es hatte ohnehin wieder angefangen – jetzt richtig – zu regnen. Wir arbeiteten weiter an der Grobplanung des übernächsten, großen Abschnitts der Weltreise: Afrika und machten noch ein paar kleine Einkäufe. Gegen 20 Uhr zogen wir dann los zur ‚Fiesta Mexicana“, genauer gesagt zur ‚Plaza de la Liberación‘. Hier war schon jede Menge los und auf der Bühne spielten die Mariachi-Gruppen. Es gab sogar eine große Leinwand, die das Geschehen auf der Bühne übertrug. Uns gefiel die Musik, obwohl manchmal zu viel Herzschmerz rüber kam. Aber so sind sie halt, die Mexikaner. Nach ein paar Stunden hatten wir den Rhythmus voll im Blut (Lothar zusätzlich ein paar mexikanische Biere) und hätten mühelos mitsingen können, wenn – ja wenn - wir nicht zu müde gewesen wären.
198. Tag – 01.09.2006
Früh aufstehen, hieß es mal wieder. Um 7 Uhr brachte uns ein Taxi zum Busbahnhof. Rund 4 Stunden dauerte die Fahrt nach Guanajuato. Im Kino gab´s mal wieder nur spanische Filme zu sehen: „In 80 Tagen um die Welt“ mit Jackie Chan und so´nen Feuerwehrfilm mit John Travolta und Joaquín Phoenix . Name des Films haben wir vergessen, konnten wir eh nicht bis zum Schluss sehen, da wir vorher aussteigen mussten. Unsere Vermutung stellte sich später als richtig raus, wir waren in Guanajuato. Der Busfahrer sagte nämlich nichts und es war auch nicht die Endstation, wie sonst bei unseren Busfahrten. Wir waren nicht die Einzigen, die etwas verwirrt dreinschauten. Der Taxifahrer brachte dann die erhoffte Bestätigung.
Guanajuato liegt ca. 2.000 m über den Meerspiegel und ist die Hauptstadt des gleichnamigen Bundestaates. Sie gehört zu den legendären Silberstädten, die den Reichtum des kolonialen Spaniens begründeten. Das historische Zentrum und die Bergwerksanlagen von Guanajuato wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Auf dem Weg zum Hotel ging´s durch mehrere Tunnel. In der Stadt gibt es dutzende Tunneleinfahrten, die ganze Stadt ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Im zweiten Anlauf hat unser Taxifahrer dann auch das ‚Hostal Cantarranas‘ gefunden. Wieder mal eine gute Wahl.
Zu Mittag speisten wir im Restaurant ‚Santa Fe‘ am ‚Jardin de Union‘, dem zentralen Platz der Stadt. Der Platz ist relativ klein, sehr schön gestaltet und wäre wirklich idyllisch, würde nicht aus dem Lautsprechern der Restaurants (es gibt mind. ein halbes Dutzende um den Platz herum) z.B. DJ Ötzi´s „Hey, hey baby (uuh aah) I wanna know (oh ooh) if you'll be my girl …“ dröhnen. Die wollten wohl, dass die Touristen sich ganz heimisch fühlen. Das Essen war ganz o.k., der Service hingegen miserabel. Die Angestellten zollten dem Aufhängen der Girlanden für den Nationalfeiertag am 15.September mehr Aufmerksamkeit als den Gästen. Zu erwähnen bleibt noch, dass die Bäume auf diesem Platz wiedermal Opfer der mexikanischen Heckenschere waren.
Am Nachmittag setzten wir die Stadttour fort. Am ‚Teatro Juarez‘ mit seinen Statuen auf dem Dach vorbei, gingen wir durch schmale Gassen zur ‚Funicular’, einer sehr kleinen Bergbahn. Die Fahrt dauerte nur zwei Minuten, lohnte sich aber umso mehr. Von dort oben hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt und die Berge. Man erkennt erst so richtig, wie dicht bebaut die Stadt doch ist. Die großen Gebäude der Universität und die Kathedrale sind leicht auszumachen bzw. heben sich hervor. Auf der Spitze des Berges steht das große Denkmal ‚El Pípila‘, das zu Ehren des einheimischen Freiheitskämpfers José Martínez errichtet worden ist.
Unten wieder heil angekommen spazierten wir weiter durch das historische Zentrum. Ein Besuch der großen ‚Basílica Colegiata de Nuestra Señora de Guanajuato‘ durfte natürlich nicht fehlen. Nächster Zielpunkt war die ‚Callejón del Beso‘, die engste Straße der Stadt. Hier soll sich der Legende nach die guanajuatoische Variante von Romeo und Julia abgespielt haben. Von den beiden Balkonen aus hatte sich das Liebespaar geküsst und wurde dabei erwischt. Die Eltern hatten was gegen die Verbindung, usw. Rein entfernungstechnisch könnte was dran sein an der Story, das haben wir persönlich vor Ort getestet.
Am Abend gingen wir dann nochmal zum ‚Jardin de Union‘, auf dem jetzt ganz schön was los war. Viele junge Leute waren unterwegs und auch jede Menge Touris. Es muss auch viele internationale Studenten hier geben. Man konnte sich einer Gruppe von Musikern in historischen Kostümen, den sog. ‚Callejoneadas‘, anschließen und durch die Stadt ziehen. Wäre bestimmt interessant gewesen, unsere Füße brauchten aber Erholung. Wir ließen den schönen Tag lieber in einen der vielen Cafés ausklingen und beobachteten das Geschehen.
199. Tag – 02.09.2006
Erst die Engel, dann die Toten. So könnte man den Ablauf des Vormittags skizzieren. Wir frühstückten im ‚Los Angeles‘, einem kleinen aber feinen Café. Überall standen und hingen Engel rum. Ganz originell. Das Frühstück war auch gut und vor allem preiswert. Ein Taxi brachte uns dann ins Reich der Toten, ins berühmte ‚Museo de las momias‘, dem Mumienmuseum von Guanajuato. Im Jahre 1861 entdeckte man bei der Erweiterung des Friedhofes zufällig ca. 100 Mumien. Die extrem trockene Luft und die mineralhaltiger Erde schafften es, die Toten fast unzerstört zu erhalten. Wenige Jahre später wurde das Museum eröffnet. Spätestens nach dem Besuch weiß man, dass die Mexikaner eine besondere Beziehung zum Tod haben. Der ‚Día de Muertos‘, der Tag der Toten, am 2. November ist deshalb auch ein ganz wichtiger Feiertag in Mexiko. Wir können den Besuch des Museums empfehlen (gehört zur mexikanischen Kultur dazu), ist aber nichts für schwache Gemüter.
Wieder zurück in der Stadt war unser nächstes Ziel ein bedeutendes Gebäude für die mexikanische Geschichte, quasi Mexikos Bastille. Die ‚Alhóndiga de Granaditas‘, ein festungsartiger Getreidespeicher, war der Ort, wo die Rebellen um Pater Hidalgo ihren ersten großen Sieg im Unabhängigkeitskrieg errungen hatten. ‚El Pípila‘‚ ein einfacher Minenarbeiter, dessen Denkmal hoch oben über der Stadt thront, war es, der den Sieg brachte. Er zündet ein Tor an und ermöglichte so den Rebellen den Zugang. Der Sieg war jedoch nur vorläufig. Die Anführer wurden später gefasst und exekutiert. Ihre Köpfe, u.a. der von Hidalgo, wurden 10 Jahren an den Ecken des Getreidespeichers zur Schau gestellt. Heute ist in dem Gebäude ein Museum untergebracht. Man kann sehr viel über die Geschichte Mexikos von den Mayas bis zur Kolonialzeit, den Unabhängigkeitskrieg oder auch den Silberabbau in der Stadt erfahren, wenn man spanisch kann. Alle Hinweistafeln waren ausnahmslos in Spanisch. Ziemlich armselig, fanden wir. Ganz ohne Übersetzung kann man jedoch das riesige Mural von José Chávez Morado bewundern.
Wir schauten uns dann noch kurz das Universitätsgebäude mit seiner großen Eingangstreppe von außen an und mussten uns sputen, um rechtzeitig am Busterminal zu sein. Diesmal war die Fahrt nur kurz - 2,5 Stunden lang - und brachte uns nach San Miguel de Allende. Die Stadt wurde 1542 von Franziskaner-Mönchen als ‚San Miguel El Grande‘ gegründet. 1826 wurde sie dann zu Ehren des hier geborenen Generals Ignacio Allende, der gegen die Spanier im Unabhängigkeitskrieg kämpfte, umbenannt. ‚Posada El Mayorazgo‘ war der Name des gewählten Hotels und es entsprach unseren Erwartungen. Wir vergeudeten keine Zeit mit Auspacken, schließlich war es schon 16 Uhr und wir wollten morgen früh weiterziehen.
In unmittelbarer Nähe unseres Hotel lag der zentrale Platz der Stadt: ‚El Jardín‘ (Plaza Principal), an dessen Seite die rosafarbene Kathedrale ‚La Parroquia‘ die Blicke auf sich zieht. Die Kirche wurde Ende des 17. Jhd. erbaut und 1880 überarbeitet bzw. dem Zeitgeist angepasst. Das Ulmer Münster war die Vorlage für den Umbau im gotischen Baustil. Im Inneren wirkt die Kirche weniger spektakulär. Auf der Plaza gab´s erstmal ´ne Pizza zur Stärkung. Wir beobachteten dabei die Vorbereitungen für das heutige Stadtfest. Die Bühne wurde aufgebaut und Stühle aufgestellt. Ein Hochzeitspaar wurde auch gesichtet. Unser Weg führte uns dann durch die Altstadt zur Kirche ‚Templo de San Francisco‘. Auch hier wieder eine Hochzeit.
Wir wollten ganz nach oben. Der Mirador (Aussichtspunkt) auf einem Berg war unser Ziel. Durch schmale, ziemlich steile Straßen führte der Weg. Unterwegs haben wir mal kurz in einer Kapelle vorbeigeschaut. Ratet mal was da gerade stattfand? Richtig, eine Beerdigung. Nein, war nur ein Scherz! Samstags wird nur geheiratet. Etwas war aber merkwürdig. Der Bräutigam machte sich unmittelbar nach der Trauung mit seinen Kumpels aus dem Staub (die Sportschau fängt doch erst um 18 Uhr an). Die Braut kam allein aus der Kirche und ließ sich mit der Verwandtschaft fotografieren. Ihr Lächeln wirkte etwas verkrampft. Also, so ´ne richtige Liebeshochzeit war das wohl nicht. Für mehr Recherchen blieb leider keine Zeit mehr, Andrea mahnte „Lothar, komm da weg, das geht uns nichts an…“.
Am Mirador angekommen war die Aussicht wirklich beeindruckend. Der anstrengende Weg hatte sich gelohnt. Hier oben gibt es ein paar kleine Kunsthandwerksläden, die nette und originelle Sachen anbieten. Der Weg hinunter führte durch die ‚Callejon del Chorro‘, vorbei an einem Kulturhaus (die Damen probten gerade einen Flamenco-Tanz, die Herren einen Säbel-Tanz) durch den Park ‚Benito Juarez‘ wieder zurück zum ‚El Jardin‘. Unterwegs haben wir noch ein Brautpaar getroffen. Sahen ziemlich glücklich aus von Weitem.
Am Abend gingen wir zum Stadtfest. Was genau gefeiert wurde wissen wir nicht. Es wurde viel musiziert und gesungen, vorzugsweise von Mariachis. Der Bürgermeister hielt eine Ansprache und am späten Abend wurde auch noch die Stadtkönigin gekrönt. Ein Gruppe ‚Callejoneadas‘ zog auch in dieser Stadt durch die Straßen. Insgesamt ein schöner Tagesabschluss.
200. Tag – 03.09.2006
Die Nacht brachte nicht wirklich Erholung. Im Türrahmen zum Bad hatte sich eine Zikade häuslich niedergelassen und uns mit ihrem Piepsen den Nerv gekostet. Um halb sechs haben dann noch obendrein die ersten Kirchenglocken angefangen zu läuten, wir wohnten nur einen Steinwurf von der Kathedrale entfernt. Irgendwie klappte heute Morgen überhaupt nichts. Auch beim Telefonieren nicht. Erst bekommen wir keine Verbindung und dann kann Andrea kein Ende finden. Das Frühstück schlingen wir runter und schaffen es gerade noch rechtzeitig zum Busterminal Richtung Mexiko-Stadt. Im Bus konnten wir etwas Schlaf nachholen. Die Filmauswahl – obwohl diesmal in Englisch – unterstützte unsere Schlafbemühungen.
Vorausplanend, wie wir nun mal sind, erkundigten wir uns am ‚Terminal del Norte‘ in Mexiko-Stadt nach Busverbindungen für einen Tagesausflug nach Tula, der ehemaligen Hauptstadt der Tolteken. Zusätzlich – sicher ist sicher – fragten wir im Touristenbüro, ob die Ausgrabungsstätten auch morgen, am Montag, geöffnet haben, denn die meisten Museen haben montags geschlossen. Der archäologische Park hat geöffnet, nur das dortige Museum geschlossen, teilte man uns mit. Man könne/sollte Tula ruhig morgen besuchen, wäre interessant dort.
Wieder zurück in (unserem) Hostal ‚San Sebastian‘ mussten wir viele Dinge organisieren und planen. Nebenbei noch Tagebuch schreiben und im Internet Weblogberichte erstellen. So ein Internetanschluss, den man kostenlos und mehr oder weniger rund um die Uhr nutzen kann, ist schon Gold wert. Nach getanerer Arbeit wollten wir uns etwas Besonderes gönnen, schließlich hatte wir was zu feiern: 200 Tage Weltreise und wir wissen nicht, wann sie zu Ende geht. Wir suchten nach einem adäquaten Restaurant in unserer Nähe, fanden aber nichts. Die meisten hatten Sonntagsabend geschlossen. Ziemlich enttäuscht bestellten wir beim Lieferservice eine Pizza und lernten wieder etwas dazu. Anscheinend ist die normale Pizza dem Mexikaner viel zu lasch. Zusätzlich waren im Karton 15(!) Ketchup/Chili-Tütchen.
201. Tag – 04.09.2006
Schon vor dem Frühstück waren wir fleißig: Weblog schreiben, Internet-Recherchen und die Wäsche (7Kg) wegbringen. Wer weiß, wann wir wieder so eine „Infrastruktur“ vorfinden. Kurz nach 10 Uhr Aufbruch mit Bus und Bahn zum Terminal Norte. Wir trauten unseren Ohren nicht, als die Frau am Ticketschalter sagte, das Tula (gemeint war der archäologische Park) geschlossen sei. Das konnte doch nicht wahr sein. Auf zur Touristen-Info!. Die war auf einmal verschwunden. Wir haben dann herausgefunden, dass der Stand an das andere Ende des riesigen Busterminals gezogen ist. Der Beamte verstand erstmal nur „Bahnhof“, nachschauen könne er auch nicht, da noch kein Internet-Anschluss nach dem Umzug existiert. Aber eine Free-Call-Nr. der zentralen Touristen-Info von Mexiko-Stadt kann er uns geben. Warum ruft er nicht für uns an? Na ja, die Info wurde jedenfalls bestätigt: Tula ist geschlossen.
Planänderung: Shoppen gehen (auf Wunsch von Andrea). Wir entscheiden uns für die‚ Avenida Presidente Masaryk‘, ihres Zeichens die teuerste Einkaufsmeile Lateinamerikas. Wenn schon, denn schon! Und werden auf fündig. War gar nicht so teuer, übrigens! Zurück im Hostal holen wir die Wäsche ab (echt günstig) und arbeiten weiter an der Weltreiseplanung. Aus dem Internet erfahren wir, das der populäre australische Crocodile Hunter Steve Irvin ums Leben gekommen ist. Deutschland trauert auch: Else Kling ist gestorben.
202. Tag – 05.09.2006
Aus dem Internet kommen am Morgen wieder schlechte Nachrichten. Die avisierte Afrika-Tour ist ausgebucht und die zwei zusätzlichen Nächte (vor Beginn der Peru/Bolivien-Tour) im gleichen Hotel in Lima klappen auch nicht. Aaron war mal wieder sehr nett: er ruft für uns in Lima an und kann zumindest die erste Nacht nach Ankunft klar machen. Bezüglich Afrika schreiben wir eine Email an Elefant-Tours und fragen nach Alternativen. Unsere mittelfristige Reiseplanung wackelt.
Etwas frustriert machten wir uns auf den Weg zum ‚Museo Nacional de Antropología‘, dem Nationalmuseum für Anthropologie. Das 1964 eröffnete Museum gehört zu den bedeutensten der Welt. Der Eingangsbereich ist mit einer riesigen, schwebenden Betondecke überdacht, die nur von einem einzigen Pfeiler in der Mitte getragen wird. Dieser ist als ‚El paraguas‘, der Regenschirm, bekannt. Im Museum gibt es Unmengen von Statuen in jeder Größe zu besichtigen. Die Kulturen der Mayas und der Azteken sowie alle anderen bedeutenden Völker, die das heutige Mexiko einstmals besiedelten, werden anschaulich dargestellt. Der englischsprachige Audioguide half uns das Wichtigste zu verstehen. Das wohl bekannteste Ausstellungsstück ist der Sonnenstein der Azteken mit einem Durchmesser von rund 3 Metern. Ein Besuch dieses Museums können wir jedem Mexiko-Besucher nur ans Herzen legen.
Am Ausgang konnten wir einem uralten mexikanischen Bauch beiwohnen. Die „Fliegenden Männer“, die ‚Voladores‘, gaben ihr Können zum Besten. Fünf Männer, traditionell in weiß-rote Trachten gekleidet, klettern auf einen ca. 25 m hohen Baumstamm, den ‚palo volador‘. Einer sitzt oben und spielt Flöte und Trommel gleichzeitig, die anderen vier drehen sich an Seilen befestigt um den Baumstamm. Die Aufführung dauerte ca. 10 Minuten. Uns wurde beim Zusehen schon schwindelig.
Heute Nachmittag stand noch Arbeit auf dem Programm. Die Souvenirs und Bücher in unseren Reiserucksäcken hatten mittlerweile ein beträchtliches Gewicht erreicht. Es wurde mal wieder Zeit, ein Päckchen – mittlerweile das fünfte – nach Deutschland zu senden. Wir fuhren zurück zu unserem Hostal, packten alles sorgfältig ein und machten uns auf den Weg zur Hauptpost im ‚Palacio Postal‘. Dort hieß es erstmal warten, ein halbe Stunde lang. Obwohl soviel los war, arbeitete nur einer und fünf schauten zu. Unglaublich. Der letzte Kunde vor uns kostete uns auch den letzten Nerv. Bei einer großen Postwurfsendung (mehrere Briefe) stellte sich heraus, dass das Porto aufgrund des Gewichtes falsch berechnet worden war. Der mitgebrachte Scheck war zu niedrig ausgestellt und die zwei „Hansels“ hatten kein Geld mit. Und wie die „Südländer“ nun mal sind, wird über diese Tatsache geschlagene 15 Minuten diskutiert. Mit dem Ergebnis, dass ein Teil der Briefe nicht angenommen wird. An dieser Stelle sei der VHS in Bonn gedankt, die es uns durch den Spanischkurs an dem Andrea teilnahm, ermöglichte, den Diskussionen am Postschalter zu folgen.
Nun waren wir an der Reihe. 1. Schock: Wir sollen das Paket nochmal auspacken. 2. Schock: Der Spaß soll umgerechnet 90 US$ kosten, dass ist ungefähr das Vierfache von dem was wir in USA bezahlt hatten. Als Krönung gibt die Postbeamtin uns noch den Tipp, es einmal bei der Konkurrenz zu probieren, die wäre viel günstiger. Toll, die hatten aber heute nur bis 12:30 Uhr auf. Wir nehmen unser Paket wieder mit und kaufen keine Briefmarken für unsere Postkarten. Die werden wir in Panama verschicken. Strafe muss sein!
Wir waren ziemlich geschafft vom heutigen Tag. Im Hostal packten wir noch unsere Rucksäcke für morgen (es sollte sehr früh zum Flughafen gehen) und bedankten uns bei Aaron für die zuvorkommende Behandlung. Unser Abschiedsessen bestand aus einer mexikanischen 5-Minuten-Terrine. Schmeckt übrigens genauso schlecht wie in Deutschland.
Noch mehr Fotos gibt´s in unserem Webalbum.
Lothar´s Gesundheitszustand hatte sich über Nacht wieder verschlechtert. Wir überlegen, ob wir einen Tag länger hier bleiben sollen, entscheiden uns dann aber doch für die Weiterfahrt. Das Zimmer war einfach nicht patientengerecht, zu laut und ohne Klimaanlage, da half auch die beste Krankenschwester nicht. Unsere nächste Station sollte Morelia sein. Wir fuhren diesmal mit der Busgesellschaft Parihikuni. Von der Ausstattung her Mittelklasse; im Unterhaltungsprogramm gab es diesmal zwar was Neues, jedoch wieder auf Spanisch: Robert de Niro in ‚Hide & Seek‘ und Brangelina in ‚Mr. & Mrs. Smith‘. Offen gesagt fanden wir die schöne Landschaft viel interessanter.
Die Fahrt dauerte rund 4 Stunden. Am Busterminal erkundigten wir uns gleich nach einer Verbindung nach Guadalajara für den nächsten Tag. Mit dem Taxi ging´s dann weiter zu unserem Hotel ‚El Carmen‘, das ziemlich zentral liegt. Nach dem Mittagstisch in einem netten Café in der Nähe und einer schönen Siesta machten wir uns am späten Nachmittag auf, die Stadt zu erkunden. Morelia ist die Hauptstadt des Bundesstaates Michoacán und hat rund 600.000 Einwohner. Aufgrund der sehr gut erhaltenen Altstadt aus der Kolonialzeit zählt Morelia zu den meistbesuchten Städten Mexikos. Die Besonderheit und Schönheit der Altstadt erkannte auch die UNESCO und ernannte diese 1991 zum Weltkulturerbe. Ihren jetzigen Namen bekam die Stadt 1828 zu Ehren von José María Morelos, eines Helden des mexikanischen Unabhängigkeitskrieges gegen Spanien.
Wir steuerten zielstrebig (wie immer) den Zócalo, der hier Plaza de Armas heißt, an. Der Stadtplatz ist ziemlich groß und durch den Straßenlärm leider auch relativ laut. An einer Seite steht die gewaltige Kathedrale von Morelia. Der Platz ist typisch mexikanisch, d. h. die rund zwanzig Bäume sind zylinderförmig gestutzt worden. Die Heckenschere muss von einem Mexikaner erfunden worden sein. Wir schlenderten noch eine Zeit lang durch die wirklich schöne Altstadt. Durch den Lonely Planet geleitet und inspiriert besuchten wir dann noch den Springbrunnen ‚Fuente Las Tarascas‘ und das Aquädukt etwas außerhalb. Zum Schluss gingen wir noch ins Internetcafé, um Emails zu überprüfen und an unserem Weblog weiter zu schreiben. Leider lag darin auch die Saat unserer abendlichen Auseinandersetzung. Das wie immer gute Essen bei VIPS konnte unsere schlechte Laune auch nicht verbessern.
196. Tag – 30.08.2006
Erst ein klärendes Gespräch beim Frühstück brachte wieder Sonnenschein. Wie bereits erwähnt, ist eine solche (lange) Reise eine ziemliche Bewährungsprobe für eine Beziehung. Na ja, 195 Tage hatten wir ja schon geschafft. Wir nutzen die Zeit bis zur Abfahrt des Busses und spazierten durch die Altstadt. Um kurz nach Eins war es dann soweit und unser Bus der Gesellschaft Primera Plus fuhr los Richtung Guadalajara. Diesmal hatten wir Verspätung, da wir gleich am Anfang an einem schweren Unfall vorbei mussten.
Angekommen entsprach die vorher ausgewählte Unterkunft nicht unseren Ansprüchen. Es roch sehr merkwürdig. Wir zogen weiter und fanden zufällig das ‚Hotel Lisboa‘, abseits einer Einkaufsstraße in der Innenstadt. Es gab relativ viele Zimmer in diesem Hotel. Das Zimmer war zwar einfach, aber sauber und zudem noch sehr günstig. Wir buchten es. Als wir wieder zur Stadterkundung loszogen, fiel uns ein Raum direkt neben dem Eingang auf, in dem so 4 - 6 Frauen saßen und warteten. Worauf nur?
Guadalajara ist mit 1,6 Mio. Einwohner die zweitgrößte Stadt Mexikos. In der Metropolregion leben 4,1 Mio. Menschen. Die Stadt gilt als Geburtsstätte der beliebten Mariachi-Musik. Hier findet jedes Jahr ein großes internationales Mariachi-Festival statt, dass - wir hatten Glück – morgen beginnen sollte. Es war mittlerweile später Nachmittag und wir entschlossen uns das (offizielle) Kulturprogramm erst morgen zu starten. Stattdessen inspizierten wir die Läden in unserer Straße. Es hatte den Anschein, dass die Hälfte davon Brautmodengeschäfte waren. Jedenfalls muss hier viel geheiratet werden. Auf dem Rückweg zum Hotel wurden wir von zwei Clowns in ihre Show eingebunden. Offensichtlich konnten wir unseren Touristen-Status nicht verheimlichen und waren somit ein „gefundenes Fressen“. Uns und den Zuschauer hat es Spaß gemacht. Als wir am Abend wieder im Hotel waren, hatte sich die Anzahl der „Damen“ im Wartezimmer verdoppelt. Teilweise waren es die gleichen Frauen. Mmmhh, komisch?! So langsam viel bei uns der Groschen bzw. der Centavo. Wir gehörten anscheinend der Minderheit der Gäste an, die ihr Zimmer tageweise und nicht stundenweise buchten.
197. Tag – 31.08.2006
Das Etablissement konnte uns nicht abschrecken. Wir bleiben noch einen Tag. Eigentlich war die Unterkunft sogar überdurchschnittlich zu den bisherigen. Erste Station und gleichzeitig Ort eines ausgiebigen Frühstück war der ‚Plaza de los Laureles‘. Wir wählten ein Straßencafé mit Blick auf die Kathedrale. Das Frühstück war o.k., aber der Geruch. Leider merken wir zu spät, dass wohl in der Nähe Kanalarbeiten durchgeführt wurden. Etwas schneller als geplant waren wir dann in der Kathedrale, wo gerade ein Gottesdienst stattfand. Mächtig, gewaltig, wie wir es von Mexiko gewohnt waren, sah das Gotteshaus von Innen aus. Außergewöhnlich ist das Äußere. Man muss kein Kunsthistoriker sein, um zu erkennen, dass hier mehrere Baustile vermischt worden sind. Das Bauwerk aus dem 16. Jhd. hat sowohl Kuppeln als auch zwei Zwillingsstürme. Diese wurden nach der Zerstörung durch ein Erdbeben Anfang des 20. Jhd. im byzantinischen Stil wieder aufgebaut. Die Kathedrale sah ganz anders aus, als die bisherigen, die wir in Mexiko gesehen hatten.
Ganz in der Nähe liegt der ‚Palacio de Gobierno‘, unsere nächste Station. Der Palast aus dem 17. Jhd. war früher Parlamentssitz des Bundesstaates Jalisco und beheimatet heute u.a. ein Museum. Berühmt ist das Gebäude auch durch ein gewaltiges Mural von José Clemente Orozco im Treppenaufgang. Das Wandgemälde zeigt den Priester und Freiheitskämpfer Hidalgo kämpfend gegen die Feinde der Republik.
Weiter ging´s zur ‚La rotonda de los Jaliscense‘, einem Denkmal für berühmte und herausragende Einheimische. Mehrere Säulen sind in einem Kreis miteinander verbunden. Im Inneren stehen Bronzestatuen der Persönlichkeiten, von denen auch einige wirklich hier begraben sind. Leider begann es leicht zu regnen und wir schoben eine „Internetpause“ ein. Wir mussten sowieso noch mehrere Dinge organisieren, u. a. unsere Hotels für Panama und Lima.
Der Regen hatte aufgehört, wir gingen weiter der ‚Republica‘ entlang, mit ihren vielen interessanten Gebäuden. Die Vorbereitungen für das an diesem Abend beginnende Mariachi-Festival waren im vollen Gange. Eine große Bühne wurde aufgebaut sowie fast die gesamte ‚Plaza de la Liberación‘ bestuhlt. Entlang der Av. Hidalgo ging es weiter bis zum ‚Hospicio Cabañas‘. Das Hospiz wurde Anfang des 19. Jhd. als "Haus der Barmherzigkeit" (La Casa de la Misericordia) für Arme, Waisen und Kranke erbaut. Benannt wurde es nach seinem Gründer, dem Bischof Juan Ruíz de Cabañas y Crespo. Wegen seiner geschichtlichen Bedeutung wurde es zum Weltkulturerbe ernannt. In den 80ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde das Krankenhaus in ein Kulturzentrum umgewandelt.
Unser nächstes Ziel war der ‚Mercado Libertad‘, eine riesige Markthalle über mehrere Stockwerke, wo man anscheinend alles kaufen konnte. Fleisch, Obst & Gemüse, CD`s, Haustiere, Souvenirs, Lederwaren, Sonnenbrillen, Gitarren, Sombreros, wirklich alles! Nur war leider kein gescheiter Rucksack für Lothar dabei. Wir machten uns Sorgen, dass er bald auseinander fällt. Der Rucksack, nicht Lothar.
All zu lange hielten wir uns nicht auf dem Markt auf und gingen zurück ins Hotel. Es hatte ohnehin wieder angefangen – jetzt richtig – zu regnen. Wir arbeiteten weiter an der Grobplanung des übernächsten, großen Abschnitts der Weltreise: Afrika und machten noch ein paar kleine Einkäufe. Gegen 20 Uhr zogen wir dann los zur ‚Fiesta Mexicana“, genauer gesagt zur ‚Plaza de la Liberación‘. Hier war schon jede Menge los und auf der Bühne spielten die Mariachi-Gruppen. Es gab sogar eine große Leinwand, die das Geschehen auf der Bühne übertrug. Uns gefiel die Musik, obwohl manchmal zu viel Herzschmerz rüber kam. Aber so sind sie halt, die Mexikaner. Nach ein paar Stunden hatten wir den Rhythmus voll im Blut (Lothar zusätzlich ein paar mexikanische Biere) und hätten mühelos mitsingen können, wenn – ja wenn - wir nicht zu müde gewesen wären.
198. Tag – 01.09.2006
Früh aufstehen, hieß es mal wieder. Um 7 Uhr brachte uns ein Taxi zum Busbahnhof. Rund 4 Stunden dauerte die Fahrt nach Guanajuato. Im Kino gab´s mal wieder nur spanische Filme zu sehen: „In 80 Tagen um die Welt“ mit Jackie Chan und so´nen Feuerwehrfilm mit John Travolta und Joaquín Phoenix . Name des Films haben wir vergessen, konnten wir eh nicht bis zum Schluss sehen, da wir vorher aussteigen mussten. Unsere Vermutung stellte sich später als richtig raus, wir waren in Guanajuato. Der Busfahrer sagte nämlich nichts und es war auch nicht die Endstation, wie sonst bei unseren Busfahrten. Wir waren nicht die Einzigen, die etwas verwirrt dreinschauten. Der Taxifahrer brachte dann die erhoffte Bestätigung.
Guanajuato liegt ca. 2.000 m über den Meerspiegel und ist die Hauptstadt des gleichnamigen Bundestaates. Sie gehört zu den legendären Silberstädten, die den Reichtum des kolonialen Spaniens begründeten. Das historische Zentrum und die Bergwerksanlagen von Guanajuato wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Auf dem Weg zum Hotel ging´s durch mehrere Tunnel. In der Stadt gibt es dutzende Tunneleinfahrten, die ganze Stadt ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Im zweiten Anlauf hat unser Taxifahrer dann auch das ‚Hostal Cantarranas‘ gefunden. Wieder mal eine gute Wahl.
Zu Mittag speisten wir im Restaurant ‚Santa Fe‘ am ‚Jardin de Union‘, dem zentralen Platz der Stadt. Der Platz ist relativ klein, sehr schön gestaltet und wäre wirklich idyllisch, würde nicht aus dem Lautsprechern der Restaurants (es gibt mind. ein halbes Dutzende um den Platz herum) z.B. DJ Ötzi´s „Hey, hey baby (uuh aah) I wanna know (oh ooh) if you'll be my girl …“ dröhnen. Die wollten wohl, dass die Touristen sich ganz heimisch fühlen. Das Essen war ganz o.k., der Service hingegen miserabel. Die Angestellten zollten dem Aufhängen der Girlanden für den Nationalfeiertag am 15.September mehr Aufmerksamkeit als den Gästen. Zu erwähnen bleibt noch, dass die Bäume auf diesem Platz wiedermal Opfer der mexikanischen Heckenschere waren.
Am Nachmittag setzten wir die Stadttour fort. Am ‚Teatro Juarez‘ mit seinen Statuen auf dem Dach vorbei, gingen wir durch schmale Gassen zur ‚Funicular’, einer sehr kleinen Bergbahn. Die Fahrt dauerte nur zwei Minuten, lohnte sich aber umso mehr. Von dort oben hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt und die Berge. Man erkennt erst so richtig, wie dicht bebaut die Stadt doch ist. Die großen Gebäude der Universität und die Kathedrale sind leicht auszumachen bzw. heben sich hervor. Auf der Spitze des Berges steht das große Denkmal ‚El Pípila‘, das zu Ehren des einheimischen Freiheitskämpfers José Martínez errichtet worden ist.
Unten wieder heil angekommen spazierten wir weiter durch das historische Zentrum. Ein Besuch der großen ‚Basílica Colegiata de Nuestra Señora de Guanajuato‘ durfte natürlich nicht fehlen. Nächster Zielpunkt war die ‚Callejón del Beso‘, die engste Straße der Stadt. Hier soll sich der Legende nach die guanajuatoische Variante von Romeo und Julia abgespielt haben. Von den beiden Balkonen aus hatte sich das Liebespaar geküsst und wurde dabei erwischt. Die Eltern hatten was gegen die Verbindung, usw. Rein entfernungstechnisch könnte was dran sein an der Story, das haben wir persönlich vor Ort getestet.
Am Abend gingen wir dann nochmal zum ‚Jardin de Union‘, auf dem jetzt ganz schön was los war. Viele junge Leute waren unterwegs und auch jede Menge Touris. Es muss auch viele internationale Studenten hier geben. Man konnte sich einer Gruppe von Musikern in historischen Kostümen, den sog. ‚Callejoneadas‘, anschließen und durch die Stadt ziehen. Wäre bestimmt interessant gewesen, unsere Füße brauchten aber Erholung. Wir ließen den schönen Tag lieber in einen der vielen Cafés ausklingen und beobachteten das Geschehen.
199. Tag – 02.09.2006
Erst die Engel, dann die Toten. So könnte man den Ablauf des Vormittags skizzieren. Wir frühstückten im ‚Los Angeles‘, einem kleinen aber feinen Café. Überall standen und hingen Engel rum. Ganz originell. Das Frühstück war auch gut und vor allem preiswert. Ein Taxi brachte uns dann ins Reich der Toten, ins berühmte ‚Museo de las momias‘, dem Mumienmuseum von Guanajuato. Im Jahre 1861 entdeckte man bei der Erweiterung des Friedhofes zufällig ca. 100 Mumien. Die extrem trockene Luft und die mineralhaltiger Erde schafften es, die Toten fast unzerstört zu erhalten. Wenige Jahre später wurde das Museum eröffnet. Spätestens nach dem Besuch weiß man, dass die Mexikaner eine besondere Beziehung zum Tod haben. Der ‚Día de Muertos‘, der Tag der Toten, am 2. November ist deshalb auch ein ganz wichtiger Feiertag in Mexiko. Wir können den Besuch des Museums empfehlen (gehört zur mexikanischen Kultur dazu), ist aber nichts für schwache Gemüter.
Wieder zurück in der Stadt war unser nächstes Ziel ein bedeutendes Gebäude für die mexikanische Geschichte, quasi Mexikos Bastille. Die ‚Alhóndiga de Granaditas‘, ein festungsartiger Getreidespeicher, war der Ort, wo die Rebellen um Pater Hidalgo ihren ersten großen Sieg im Unabhängigkeitskrieg errungen hatten. ‚El Pípila‘‚ ein einfacher Minenarbeiter, dessen Denkmal hoch oben über der Stadt thront, war es, der den Sieg brachte. Er zündet ein Tor an und ermöglichte so den Rebellen den Zugang. Der Sieg war jedoch nur vorläufig. Die Anführer wurden später gefasst und exekutiert. Ihre Köpfe, u.a. der von Hidalgo, wurden 10 Jahren an den Ecken des Getreidespeichers zur Schau gestellt. Heute ist in dem Gebäude ein Museum untergebracht. Man kann sehr viel über die Geschichte Mexikos von den Mayas bis zur Kolonialzeit, den Unabhängigkeitskrieg oder auch den Silberabbau in der Stadt erfahren, wenn man spanisch kann. Alle Hinweistafeln waren ausnahmslos in Spanisch. Ziemlich armselig, fanden wir. Ganz ohne Übersetzung kann man jedoch das riesige Mural von José Chávez Morado bewundern.
Wir schauten uns dann noch kurz das Universitätsgebäude mit seiner großen Eingangstreppe von außen an und mussten uns sputen, um rechtzeitig am Busterminal zu sein. Diesmal war die Fahrt nur kurz - 2,5 Stunden lang - und brachte uns nach San Miguel de Allende. Die Stadt wurde 1542 von Franziskaner-Mönchen als ‚San Miguel El Grande‘ gegründet. 1826 wurde sie dann zu Ehren des hier geborenen Generals Ignacio Allende, der gegen die Spanier im Unabhängigkeitskrieg kämpfte, umbenannt. ‚Posada El Mayorazgo‘ war der Name des gewählten Hotels und es entsprach unseren Erwartungen. Wir vergeudeten keine Zeit mit Auspacken, schließlich war es schon 16 Uhr und wir wollten morgen früh weiterziehen.
In unmittelbarer Nähe unseres Hotel lag der zentrale Platz der Stadt: ‚El Jardín‘ (Plaza Principal), an dessen Seite die rosafarbene Kathedrale ‚La Parroquia‘ die Blicke auf sich zieht. Die Kirche wurde Ende des 17. Jhd. erbaut und 1880 überarbeitet bzw. dem Zeitgeist angepasst. Das Ulmer Münster war die Vorlage für den Umbau im gotischen Baustil. Im Inneren wirkt die Kirche weniger spektakulär. Auf der Plaza gab´s erstmal ´ne Pizza zur Stärkung. Wir beobachteten dabei die Vorbereitungen für das heutige Stadtfest. Die Bühne wurde aufgebaut und Stühle aufgestellt. Ein Hochzeitspaar wurde auch gesichtet. Unser Weg führte uns dann durch die Altstadt zur Kirche ‚Templo de San Francisco‘. Auch hier wieder eine Hochzeit.
Wir wollten ganz nach oben. Der Mirador (Aussichtspunkt) auf einem Berg war unser Ziel. Durch schmale, ziemlich steile Straßen führte der Weg. Unterwegs haben wir mal kurz in einer Kapelle vorbeigeschaut. Ratet mal was da gerade stattfand? Richtig, eine Beerdigung. Nein, war nur ein Scherz! Samstags wird nur geheiratet. Etwas war aber merkwürdig. Der Bräutigam machte sich unmittelbar nach der Trauung mit seinen Kumpels aus dem Staub (die Sportschau fängt doch erst um 18 Uhr an). Die Braut kam allein aus der Kirche und ließ sich mit der Verwandtschaft fotografieren. Ihr Lächeln wirkte etwas verkrampft. Also, so ´ne richtige Liebeshochzeit war das wohl nicht. Für mehr Recherchen blieb leider keine Zeit mehr, Andrea mahnte „Lothar, komm da weg, das geht uns nichts an…“.
Am Mirador angekommen war die Aussicht wirklich beeindruckend. Der anstrengende Weg hatte sich gelohnt. Hier oben gibt es ein paar kleine Kunsthandwerksläden, die nette und originelle Sachen anbieten. Der Weg hinunter führte durch die ‚Callejon del Chorro‘, vorbei an einem Kulturhaus (die Damen probten gerade einen Flamenco-Tanz, die Herren einen Säbel-Tanz) durch den Park ‚Benito Juarez‘ wieder zurück zum ‚El Jardin‘. Unterwegs haben wir noch ein Brautpaar getroffen. Sahen ziemlich glücklich aus von Weitem.
Am Abend gingen wir zum Stadtfest. Was genau gefeiert wurde wissen wir nicht. Es wurde viel musiziert und gesungen, vorzugsweise von Mariachis. Der Bürgermeister hielt eine Ansprache und am späten Abend wurde auch noch die Stadtkönigin gekrönt. Ein Gruppe ‚Callejoneadas‘ zog auch in dieser Stadt durch die Straßen. Insgesamt ein schöner Tagesabschluss.
200. Tag – 03.09.2006
Die Nacht brachte nicht wirklich Erholung. Im Türrahmen zum Bad hatte sich eine Zikade häuslich niedergelassen und uns mit ihrem Piepsen den Nerv gekostet. Um halb sechs haben dann noch obendrein die ersten Kirchenglocken angefangen zu läuten, wir wohnten nur einen Steinwurf von der Kathedrale entfernt. Irgendwie klappte heute Morgen überhaupt nichts. Auch beim Telefonieren nicht. Erst bekommen wir keine Verbindung und dann kann Andrea kein Ende finden. Das Frühstück schlingen wir runter und schaffen es gerade noch rechtzeitig zum Busterminal Richtung Mexiko-Stadt. Im Bus konnten wir etwas Schlaf nachholen. Die Filmauswahl – obwohl diesmal in Englisch – unterstützte unsere Schlafbemühungen.
Vorausplanend, wie wir nun mal sind, erkundigten wir uns am ‚Terminal del Norte‘ in Mexiko-Stadt nach Busverbindungen für einen Tagesausflug nach Tula, der ehemaligen Hauptstadt der Tolteken. Zusätzlich – sicher ist sicher – fragten wir im Touristenbüro, ob die Ausgrabungsstätten auch morgen, am Montag, geöffnet haben, denn die meisten Museen haben montags geschlossen. Der archäologische Park hat geöffnet, nur das dortige Museum geschlossen, teilte man uns mit. Man könne/sollte Tula ruhig morgen besuchen, wäre interessant dort.
Wieder zurück in (unserem) Hostal ‚San Sebastian‘ mussten wir viele Dinge organisieren und planen. Nebenbei noch Tagebuch schreiben und im Internet Weblogberichte erstellen. So ein Internetanschluss, den man kostenlos und mehr oder weniger rund um die Uhr nutzen kann, ist schon Gold wert. Nach getanerer Arbeit wollten wir uns etwas Besonderes gönnen, schließlich hatte wir was zu feiern: 200 Tage Weltreise und wir wissen nicht, wann sie zu Ende geht. Wir suchten nach einem adäquaten Restaurant in unserer Nähe, fanden aber nichts. Die meisten hatten Sonntagsabend geschlossen. Ziemlich enttäuscht bestellten wir beim Lieferservice eine Pizza und lernten wieder etwas dazu. Anscheinend ist die normale Pizza dem Mexikaner viel zu lasch. Zusätzlich waren im Karton 15(!) Ketchup/Chili-Tütchen.
201. Tag – 04.09.2006
Schon vor dem Frühstück waren wir fleißig: Weblog schreiben, Internet-Recherchen und die Wäsche (7Kg) wegbringen. Wer weiß, wann wir wieder so eine „Infrastruktur“ vorfinden. Kurz nach 10 Uhr Aufbruch mit Bus und Bahn zum Terminal Norte. Wir trauten unseren Ohren nicht, als die Frau am Ticketschalter sagte, das Tula (gemeint war der archäologische Park) geschlossen sei. Das konnte doch nicht wahr sein. Auf zur Touristen-Info!. Die war auf einmal verschwunden. Wir haben dann herausgefunden, dass der Stand an das andere Ende des riesigen Busterminals gezogen ist. Der Beamte verstand erstmal nur „Bahnhof“, nachschauen könne er auch nicht, da noch kein Internet-Anschluss nach dem Umzug existiert. Aber eine Free-Call-Nr. der zentralen Touristen-Info von Mexiko-Stadt kann er uns geben. Warum ruft er nicht für uns an? Na ja, die Info wurde jedenfalls bestätigt: Tula ist geschlossen.
Planänderung: Shoppen gehen (auf Wunsch von Andrea). Wir entscheiden uns für die‚ Avenida Presidente Masaryk‘, ihres Zeichens die teuerste Einkaufsmeile Lateinamerikas. Wenn schon, denn schon! Und werden auf fündig. War gar nicht so teuer, übrigens! Zurück im Hostal holen wir die Wäsche ab (echt günstig) und arbeiten weiter an der Weltreiseplanung. Aus dem Internet erfahren wir, das der populäre australische Crocodile Hunter Steve Irvin ums Leben gekommen ist. Deutschland trauert auch: Else Kling ist gestorben.
202. Tag – 05.09.2006
Aus dem Internet kommen am Morgen wieder schlechte Nachrichten. Die avisierte Afrika-Tour ist ausgebucht und die zwei zusätzlichen Nächte (vor Beginn der Peru/Bolivien-Tour) im gleichen Hotel in Lima klappen auch nicht. Aaron war mal wieder sehr nett: er ruft für uns in Lima an und kann zumindest die erste Nacht nach Ankunft klar machen. Bezüglich Afrika schreiben wir eine Email an Elefant-Tours und fragen nach Alternativen. Unsere mittelfristige Reiseplanung wackelt.
Etwas frustriert machten wir uns auf den Weg zum ‚Museo Nacional de Antropología‘, dem Nationalmuseum für Anthropologie. Das 1964 eröffnete Museum gehört zu den bedeutensten der Welt. Der Eingangsbereich ist mit einer riesigen, schwebenden Betondecke überdacht, die nur von einem einzigen Pfeiler in der Mitte getragen wird. Dieser ist als ‚El paraguas‘, der Regenschirm, bekannt. Im Museum gibt es Unmengen von Statuen in jeder Größe zu besichtigen. Die Kulturen der Mayas und der Azteken sowie alle anderen bedeutenden Völker, die das heutige Mexiko einstmals besiedelten, werden anschaulich dargestellt. Der englischsprachige Audioguide half uns das Wichtigste zu verstehen. Das wohl bekannteste Ausstellungsstück ist der Sonnenstein der Azteken mit einem Durchmesser von rund 3 Metern. Ein Besuch dieses Museums können wir jedem Mexiko-Besucher nur ans Herzen legen.
Am Ausgang konnten wir einem uralten mexikanischen Bauch beiwohnen. Die „Fliegenden Männer“, die ‚Voladores‘, gaben ihr Können zum Besten. Fünf Männer, traditionell in weiß-rote Trachten gekleidet, klettern auf einen ca. 25 m hohen Baumstamm, den ‚palo volador‘. Einer sitzt oben und spielt Flöte und Trommel gleichzeitig, die anderen vier drehen sich an Seilen befestigt um den Baumstamm. Die Aufführung dauerte ca. 10 Minuten. Uns wurde beim Zusehen schon schwindelig.
Heute Nachmittag stand noch Arbeit auf dem Programm. Die Souvenirs und Bücher in unseren Reiserucksäcken hatten mittlerweile ein beträchtliches Gewicht erreicht. Es wurde mal wieder Zeit, ein Päckchen – mittlerweile das fünfte – nach Deutschland zu senden. Wir fuhren zurück zu unserem Hostal, packten alles sorgfältig ein und machten uns auf den Weg zur Hauptpost im ‚Palacio Postal‘. Dort hieß es erstmal warten, ein halbe Stunde lang. Obwohl soviel los war, arbeitete nur einer und fünf schauten zu. Unglaublich. Der letzte Kunde vor uns kostete uns auch den letzten Nerv. Bei einer großen Postwurfsendung (mehrere Briefe) stellte sich heraus, dass das Porto aufgrund des Gewichtes falsch berechnet worden war. Der mitgebrachte Scheck war zu niedrig ausgestellt und die zwei „Hansels“ hatten kein Geld mit. Und wie die „Südländer“ nun mal sind, wird über diese Tatsache geschlagene 15 Minuten diskutiert. Mit dem Ergebnis, dass ein Teil der Briefe nicht angenommen wird. An dieser Stelle sei der VHS in Bonn gedankt, die es uns durch den Spanischkurs an dem Andrea teilnahm, ermöglichte, den Diskussionen am Postschalter zu folgen.
Nun waren wir an der Reihe. 1. Schock: Wir sollen das Paket nochmal auspacken. 2. Schock: Der Spaß soll umgerechnet 90 US$ kosten, dass ist ungefähr das Vierfache von dem was wir in USA bezahlt hatten. Als Krönung gibt die Postbeamtin uns noch den Tipp, es einmal bei der Konkurrenz zu probieren, die wäre viel günstiger. Toll, die hatten aber heute nur bis 12:30 Uhr auf. Wir nehmen unser Paket wieder mit und kaufen keine Briefmarken für unsere Postkarten. Die werden wir in Panama verschicken. Strafe muss sein!
Wir waren ziemlich geschafft vom heutigen Tag. Im Hostal packten wir noch unsere Rucksäcke für morgen (es sollte sehr früh zum Flughafen gehen) und bedankten uns bei Aaron für die zuvorkommende Behandlung. Unser Abschiedsessen bestand aus einer mexikanischen 5-Minuten-Terrine. Schmeckt übrigens genauso schlecht wie in Deutschland.
Noch mehr Fotos gibt´s in unserem Webalbum.
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