19. November 2009

Auf dem Lares-Trek durch die Anden

211. Tag – 14.09.2006

Bevor es morgen auf große Wanderschaft gehen würde, war heute Kultur angesagt. Zuerst mussten wir wiedermal einen bzw. zwei Shuffle Bags (Gewichtsbeschränkung 7 kg) packen. Die restlichen Klamotten blieben im Hotel in Cusco. Andrea übernahm diese vertrauensvolle Aufgabe freundlicherweise (wie so oft) für uns beide. Früh startete die Tour mit dem Kleinbus. Als lokaler Reiseführer stieß Roberto zu uns.

Nach kurzer Zeit machten wir einen ersten Stopp. Wir hatten einen herrlichen Ausblick auf Cusco, die alte Inka-Hauptstadt. Heute ist Cusco mit seinen 320.000 Einwohnern nur noch Provinzhauptstadt, aber das touristische Zentrum des Landes. Von hier aus starten die meisten Anden-Touren und der Machu Picchu liegt sozusagen vor der Haustür. Durch schwere Erdbeben wurde Cusco 1650 sowie 1950 fast vollständig zerstört. Die erhalten gebliebenen Inka-Ruinen und die Innenstadt mit ihren Kolonialbauten wurden 1983 durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Nach der Inka-Mythologie wurden Manco Cápac, der erste Inka und der Sohn der Sonne, und seine Schwester Mama Ocllo, vom Sonnengott Inti gesandt. Der Sonnengott gab ihnen einen goldenen Stab mit. Sie sollen sich dort niederlassen, wo sie den Stab mit einem Schlag in die Erde treiben können. Nach einer langen Wanderung fanden sie schließlich eine geeignete Stelle und gründeten die Stadt Qusqu (Cusco), was so viel heiß wie „Nabel der Welt“. Das Ganze soll um das Jahr 1200 herum geschehen sein.
Auf einem Pass in 3.900 m Höhe hielten wir erneut. Auf dem Rastplatz machten wir auch erstmals Bekanntschaft mit einer anderen Spezialität des Landes: Lamas und Alpakas (den Unterschied erklären wir später). Einheimische posierten in farbenfrohen Trachten und mit ihren niedlichen Haustierchen für ein paar Sol. Uns gelangen auch ein paar schöne Schnappschüsse. Einen Steinwurf entfernt liegt die Inkafestung Sacsayhuamán. Ein Besuch stand leider nicht auf dem Programm.

Nächster Programmpunkt: Besuch eines Dorfs. Es handelt sich hierbei genauer gesagt um ein Projekt von Planeterra, das von GAP unterstützt wird. Einer der Leitgedanken der Organisation ist der „verantwortungsbewusste Tourismus“. Die Frauen des Dorfes demonstrierten wie sie Wolle verarbeiten, vom Büschel bis zur bunten Decke. Etliche Rohstofflieferanten in unterschiedlicher Form und Farbe liefen auch auf dem Platz herum. Das Ganze war sehr touristisch angelegt, aber trotzdem amüsant und auch informativ.
Die Tour ging weiter zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf das ‚Sacred Valley‘ (span. Valle Sagrado), das heilige Tal der Inkas. Dieses Hochtal wurde so genannt, weil es außergewöhnlich fruchtbar ist. Das ursprünglich tiefe Tal am Fuße von Schneebergen ist heute durch Schwemm-Material teilweise über 3 km breit. Der Fluss Urubamba durchzieht das Tal über weite Strecken. Als ‚Sacred Valley‘ wird die Gegend zwischen den Ortschaften Pisac und Ollantaytambo, die wir beide heute noch besuchen werden, bezeichnet.

Als kleiner, sehr kleiner Vorgeschmack auf den morgigen Lares-Trek ging es anderthalb Stunden per pedes zu den Ruinen von Písac. Gleich zu Beginn kamen wir zu den berühmten Inka-Terrassen. Die Terrassen sind stufenartig in den Berghang angelegt, um die Anbaufläche zu erhöhen. Zum Teil sind die einzelnen Stufen nur ein paar Meter breit, je nach dem wie steil es an dieser Stelle ist. Angebaut wurden hauptsächlich Mais, Kartoffeln, Quinoa, Amarant, Kürbis, Tomaten, Erdnüsse und Paprika. Die Inkas benutzten die Terrassen auch als Versuchsfelder, um Pflanzen aus dem Amazonas an die Höhe zu gewöhnen. Die Bewässerung erfolgte durch Kanäle.

Der Weg war teilweise ziemlich steil und eng. Wir kamen immer wieder an alten Ruinen vorbei und waren erstaunt, wie präzise zu dieser Zeit ohne technische Hilfsmittel gearbeitet wurde. Die einzelnen Mauersteine waren exakt behauen und passten genau ineinander. Wir kamen schließlich ans Ziel, dem Gebäudekomplex Intihuatana, gelegen auf einer Bergspitze. Roberto wusste auch über diese Anlage viel und Interessantes zu berichten. Die einzelnen Gebäude wurden unterschiedlich erbaut, je nach vorgesehener Verwendung, z.B. als Tempel, Mausoleum oder auch als Unterkunft für die Priester. Die Steinblöcke waren noch eine Spur größer und noch besser bearbeitet.

Zu Mittag gingen bzw. fuhren wir nach Písac. Es herrschte Hochbetrieb im Restaurant, das uns Joana empfohlen hatte. Also gaben wir kurzer Hand unsere Bestellung auf, um die Zeit nicht mit Warten zu vergeuden. Wir gingen zum Markt, der sich vor der Haustür befand. Písac ist bekannt für seinen farbenfrohen Markt, auf dem man vor allem handwerkliche Produkte sowie Obst und Gemüse kaufen kann. Wir hatten Glück, denn der Markt findet nur an drei Tagen in der Woche statt. Natürlich kamen wir wieder rechtzeitig zum Essen zurück, was im Übrigen auch gut schmeckte.

Den nächsten Kulturprogrammpunkt erreichten wir nach 50 Minuten Fahrzeit: eine ‚Brauerei‘, die wenig mit deutschen Produktionsstätten gemein hatte. Wir wurden in die Geheimnisse der Chicha-Herstellung eingewiesen. Chicha ist ein alkoholhaltiges Getränk, das hauptsächlich aus Mais gewonnen wird und mit Bier (im weitesten Sinn) vergleichbar ist. Schon die alten Inkas genossen dieses Gesöff. Ein großer Krug machte die Runde und Lothar konnte natürlich schon aus lauter Neugier nicht widerstehen. Beurteilung: 3-. Die Reste von der Vergärung sind übrigens das beste Futter für Meerscheinchen. Warum diese possierlichen Tiere so beliebt in Peru und Bolivien sind, erzählen wir später. Zum Schluss wurde uns noch eine Auswahl heimischer Kartoffelsorten gezeigt. Bekanntermaßen stammt dieses Nachtschattengewächs ja aus den Anden und wurde in Europa kultiviert. Die Kartoffel, in ihrer Urfassung hat vom Äußeren wenig Ähnlichkeit mit den uns bekannten Exemplaren. Schade, dass wir sie nicht mal probieren konnten. Bevor wir wieder loszogen, spielten wir noch ein paar Runden das Froschspiel, das sehr populär in Peru ist. Ziel ist es, die goldenen Münzen möglichst in das Maul des Frosches oder alternativ in eines der benachbarten Löcher zu werfen. Je nach Loch gibt es unterschiedliche Punkte. Am Ende wird die Schublade gezogen und die Münzen gezählt. Apropos Frosch: Auf dem Weg nach Ollantaytambo sahen wir noch einen Frosch und zwar einen Berg in Form eines Frosches. Ehrlich!

Ollantaytambo liegt am Ende des ‚Scared Valley‘ und hatte schon deshalb strategische Bedeutung für die Inkas. Es ist außerdem das einzige noch existierende Beispiel für die Stadtplanung der Inkas. Die Gebäude und Inka-Terrassen befinden sich noch in ihrem ursprünglichen Zustand. Die geraden und engen Straßen bilden 15 quadratische Blöcke. Die Inkas bauten in Ollantaytambo Verwaltungs-, Landwirtschafts-, Militär- und religiöse Einrichtungen. Unser erster Weg führte uns natürlich zu den schon von Weitem zu erkennenden Inka-Terrassen. Oben angekommen hatten wir einen schönen Ausblick auf die Stadt und auf eine Besonderheit an dem gegenüberliegenden Berg. Hier hatten die Inkas - lange vor Mount Rushmore - den Kopf eines Gottes mit Krone in den Felsen gehauen. Das Erstaunliche daran ist aber, das zur Sommersonnenwende genau dort die Sonne aufgeht und in der Nacht die Plejaden, das Siebengestirn, betrachtet werden kann. Unweit des Gotteskopfes wurde von den Inkas auch ein großes Lagerhaus an dem steilen Berghang errichtet. Bevor wir wieder abstiegen, schauten wir uns die Inka-Festung genauer an, die bis zum Eintreffen der Spanier nicht komplett fertig gestellt war. Herausragend, im wahrsten Sinne des Wortes, sind die sechs riesige Monolithen aus rotem Granit, die bis zu 50 Tonnen wiegen. Wie haben die Inkas die hoch gebracht?
Unsere Unterkunft für die Nacht war die Ollantaytambo Lodge. Wir besorgten uns noch schnell Vorräte für die Tour sowie zwei Plastik-Ponchos. Der heutige Tag war sehr interessant und abwechslungsreich, aber auch anstrengend. Ziemlich erschöpft fielen wir in unsere Betten, die wir in den nächsten Tagen bestimmt vermissen würden.


212. Tag – 15.09.2006

Heute trennen sich unsere Wege, im wahrsten Sinne des Wortes. Die meisten aus unserer Gruppe machen den Inca-Trail, wir zusammen mit Susan müssen uns mit dem Lares-Trek begnügen. Die Kontingente für den Inca-Trail waren schon seit Monaten ausgeschöpft und man hat wirklich keine Chance noch einen freien Platz für diese berühmte Tour zu ergattern. Das war Andrea vollkommen klar, Lothar brauchte für diese Erkenntnis etwas Zeit - bis heute.

Um 8 Uhr kam der Bus aus Cusco mit unseren Begleitern für die nächsten drei Tage: Marceline, Amerikanerin, die in London lebt; Julien aus der Schweiz; Clemence aus Frankreich und Ian aus Australien. Als GAP-Reisebegleiter kam Rob aus England mit uns. Die Ärmsten waren schon vor zwei Stunden in Cusco gestartet. Nach einer Stunde Fahrt erreichten wir Calca, hier wurden die Vorräte für die Tour aufgefüllt. Dann begann der abenteuerliche Teil der Busfahrt. Über teilweise ziemlich schmale Schotterwege ging es über unzählige Serpentinen bis nach Kiswarani (3.700 m). Wir waren froh als wir um 11:30 Uhr das Ziel erreichten und hatten uns das Mittagessen redlich verdient. Unser Begleitteam wartete schon auf uns und der Koch hatte ein köstliches Spargelcremesüppchen gezaubert. Sechs Personen und sechs Pferde würden uns helfen über die Anden zu kommen. Nicht schlecht!

Gut gestärkt ging es dann endlich auf den Lares-Trek. Im Gegensatz zum Inca-Trail, der stark touristisch geprägt ist, führt der Lares-Trek auf noch heute genutzten Pfaden durch Dörfer und über Pässe. Man kommt in Kontakt mit der Bevölkerung und gewinnt einen Eindruck vom alltäglichen Leben. Es sei noch erwähnt, dass es eigentlich den (einen) Lares-Trek gar nicht gibt. Vielmehr sind es mehrere, unterschiedliche Routen durch das Lares Tal.

Nach einer Stunde begann es zu hageln. Die Ponchos waren Gold wert, die wir gestern noch schnell gekauft hatten. Innerhalb von Minuten wurde die Berglandschaft mit einer weißen Hagelschicht überzogen. Der Hagelsturm dauert Gott sei Dank nur ca. 20 Minuten und die Sicht klarte auf. Der Anstieg war moderat. Wir waren auch keine Neulinge auf diesem Gebiet und hatten in der Heimat schon einige Alpentouren gemacht. Leider ging es nicht allen so gut. Susan bereitete der Anstieg von Anfang an Schwierigkeiten, die Höhe kam noch hinzu. Jedenfalls musste sie schon nach kurzer Zeit auf ein Pferd umsatteln, was ihr sichtlich peinlich war.
Geführt, wenn man es überhaupt so nennen kann, wurden wir von Adrielle und seinem Assistenten Juan-Carlos, genannt Puma. Das Adrielle kein guter Tourguide ist, merkten wir schnell. Er hetzte über die Berge, als hätte er noch ne Verabredung. War meistens mehrere hundert Meter voraus. Unsere erste Rast machten wir an einem wunderschönen kleinen Bergsee mit kristallklarem Wasser. Auf dem weiteren Weg kamen wir an einem Berghang mit Schotter vorbei. Spaßvogel und Vorbild Adrielle musste gleich beweisen, was für ein cooler Typ er doch ist. Er kraxelte den Schotterhang hoch und bewältigte die 100 m wieder bergab in Rekordtempo. Rob und Julien mussten es ihm gleich nachmachen. Andrea war froh, dass Lothar die Pubertät schon hinter sich gelassen hatte.

Gegen 15 Uhr erreichten wir den Kiswarani-Pass auf ca. 4.400 m Höhe. Das Wetter spielte mit und wir hatten einen fantastischen Rundumblick. Die Berglandschaft unterscheidet sich schon deutlich von den Alpen. Blanker Felsen ist selten zu sehen, die Berge und Täler sind überzogen mit einer brauen Erd- und Grasschicht. Diese Höhenstufe in den Anden (ca. 4.000 m bis 4.800 m) nennt man ‚Puna‘, ebenso wie die hierfür typische Grasvegetation.

Jetzt lief auch wieder Susan mit. Bergab merken wir zum ersten Mal die Höhe und bekamen leichte Kopfschmerzen. Unterwegs begegneten uns Dutzende von Lamas, die anscheinend immer denselben Platz für ihre Hinterlassenschaften aussuchen. Wir kamen an riesigen Kötel-Haufen vorbei. Zum Schluss sind wir noch auf Vorschlag von – na von wem wohl? – richtig Adrielle vom ‚offiziellen‘ Weg abgewichen und querfeldein zwischen zwei Seen durch. Hätten beinahe nasse Füße beim Überspringen des Seedurchlaufs bekommen. Das Wasser der Seen war kristallklar und man konnte die Fische gut beobachten. Es ging dann über eine Art Moos, fest aber doch flexibel, wie der Boden in einer Turnhalle.
Um halb Sechs erreichen wir unser heutiges Ziel Kunkani (3.700 m). Die Zelte wurden gerade von den Helfern aufgebaut, die uns schon vor einiger Zeit überholt hatten. Das Camp lag an einem Bach unweit einer kleinen Siedlung. Das Essen wurde auch schon zubereitet. Wir hatten ein Zelt für uns allein, wie romantisch. Für die menschlichen Bedürfnisse gab es ein eigens Zelt, natürlich etwas abgelegener, das wir uns allerdings mit den anderen teilen mussten. Zum Waschen und Zähneputzen bekam man morgens und abends eine Schüssel warmes Wasser. Was für ein Luxus bei geschätzter Außentemperatur von ca. 5 Grad. Es gab auch ein Gemeinschaftszelt, wo wir die Mahlzeiten einnahmen. Heute stand als Vorspeise Maissuppe, als Hauptgericht Forelle und zum Dessert Schokopudding auf der Speisekarte. Nicht schlecht, gelle?! Und es schmeckte auch noch sehr gut. Wir lernten die anderen aus der Gruppe näher kennen, verstanden uns auf Anhieb sehr gut. Lange hielten wir es heute aber nicht mehr aus. Jeder war ziemlich müde und wollte in seinen warmen Schlafsack. Somit war bereits um acht Uhr allgemeine Bettruhe. Freiwillig.


213. Tag – 16.09.2006

Um sechs Uhr mussten wir aus unseren warmen Schlafsäcken. Es war bitterkalt. Der heiße Tee, der uns ans Zelt gebracht wurde, wärmte angenehm von Innen. Lothar inspizierte ein wenig die Gegend und entdeckte direkt hinter unserem Camp einen gewaltigen Berg mit einer Gletscherzunge in der Mitte. Sehr imposant, hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Matterhorn. Ist uns gestern Nachmittag gar nicht aufgefallen, peinlich! Das Frühstück war formidabel: Omelette mit Paprika, Tomaten und Zwiebeln. Alternativ oder auch zusätzlich gab es noch Porridge. Als wir wieder das Gemeinschaftszelt verließen, hatten sich zwischenzeitlich Frauen aus dem Dorf in Verkaufsposition gebracht und ihre Produkte ausgebreitet. Andrea konnte natürlich dem Angebot nicht widerstehen und wir sind jetzt stolze Besitzer einer kleinen, bunten Decke mit Katzenmotiven. Na, wenn das nichts ist?! Aber Spaß beiseite: Der Verkauf solche Artikel ist i.d.R. die einzige Einnahmequelle für eine ganze Familie.

Um 7:30 Uhr setzen wir uns in Bewegung. Leider ohne Susan, für sie wäre die heutige Etappe wahrscheinlich zu anstrengend gewesen. Puma bringt sie zu einer Unterkunft in der Nähe, morgen stößt sie wieder zur Gruppe. Am Anfang führte der Weg vorbei an einem Dorf. Marceline verteilte Kreide an die Kinder. Auch die anderen hatten kleine Geschenke dabei. Wir gaben einem alten Mann Coca-Blätter, die wir auf dem Markt – ganz legal – erstanden hatten. Das Kauen von Coca-Blättern ist in den Anden seit Jahrhunderten verbreitet. Sie helfen Hunger, Müdigkeit und Kälte zu verdrängen und sind auch wirksam gegen die Höhenkrankheit. Ein anderer Dorfbewohner führte uns den sog. Inka-Sparten vor, mit dem noch heute die Kartoffeln gesetzt werden. Bis zu einer Höhe von ca. 4.000 m werden die Felder bzw. die steilen Hänge bewirtschaftet.

Zunächst ging es stetig bergauf. Gegen halb Zehn machten wir die erste Rast und probierten den Inka-Powerriegel bestehend aus Quinoa. Quinoa, das ‚Wunderkorn der Inkas‘‚ ist eine uralte Kulturpflanze aus den Anden und bis heute ein wichtiges Grundnahrungsmittel für die dort lebenden Kleinbauern. Der Riegel war sehr trocken, machte aber satt. Quinoa (auch Quinua genannt) hat u. a. einen sehr hohe Eiweiß-Anteil (13%), verwunderlich das diese Getreide bei uns fast unbekannt ist.
Kurze Zeit später erreichten wir den Kunkani-Pass (4.200 m) und stiegen dann wieder hinunter ins Tal. Auf dem Weg trafen wir viele Kinder und Frauen, die ihre Decken verkaufen wollten. Zwei Jungs begleiteten uns eine ganze Zeit lang. Sie hatten nur Sandalen an, waren halb so groß wie wir und konnten doch mühelos mit uns mithalten. Frustrierend. Wir wanderten durch beeindruckende Berglandschaften und ließen uns auch nicht von Adrielle abhalten, den ein oder anderen unplanmäßigen Stopp zu machen. Das Wetter war ideal fürs Trekking. Es ging dann auch wieder bergauf. Dank des Inka-Powerriegels kamen wir bis zum Ipsayqocha-Pass (4.500 m), dem höchsten Punkt der Tour. Vor lauter Anstrengung vergaßen wir doch glatt hier ein Gruppenbild zu machen. Kurz hinter dem Pass waren die Zelte zum Lunch aufgebaut. Wir waren fix und fertig und konnten es kaum erwarten dort zu sein. Den Rest gab uns einer der beiden Jungs, der plötzlich wieder auftauchte, ein Lied pfiff, lustig rumsprang und uns dann seelenruhig, querfeldein überholte.

Der Koch hatte wieder etwas Feines gezaubert. Bekanntlich ist ein gutes Essen entscheidend für die Moral der Gruppe. Und so war es auch. Uns ging es nach dem Essen schon viel besser. Vielleicht lag es auch einfach nur an der Tatsache, dass wir nur noch 40 Minuten zu gehen hatten. Das Angebot von Adrielle eine kleine Extra-Tour zu machen, weil wir ja so schnell unterwegs waren, lehnten wir dankend ab. Beim nächsten Mal vielleicht. Und so kam es, dass wir bereits um 15 Uhr unser heutiges Nachquartier erreichten. Die Zelte waren natürlich noch nicht aufgebaut. Dafür warteten schon einige Kinder und Frauen auf uns. Neben dem üblichen Handarbeitszeug wurden auch Softdrinks und Bier angeboten. Diesmal konnte Lothar den Versuchungen nicht wiederstehen.
Unser Campingplatz lag sehr idyllisch an einem See. Wir hatten genug Zeit für einen kleinen Spaziergang und auch für ein kleines Mittagsschläfchen. Nach Einbruch der Dunkelheit wurde es wieder empfindlich kalt. Entschädigt wurden wir dafür durch einen grandiosen Ausblick auf das Firmament. Einen solchen Sternenhimmel hatten bisher nur einmal erlebt und zwar auf der ‚Braunschweiger Hütte‘ während unserer Alpenüberquerung. Heute war der letzte gemeinsame Abend, das musste gefeiert werden. Die Stimmung wurde immer besser, nicht nur wegen des Alkohols. Wir konnten unsere Weggefährten dazu überreden, das wohl schwierigste deutsche Wort auswendig zu lernen: „Streichholzschächtelchen“. Hier ist der Videobeweis: Klick!


214. Tag – 17.09.2006

Über Nacht hatte es gefroren, eine dünne Raureifschicht lag über den Gräsern. Es war ein herrlicher Morgen, die Bergspitzen spiegelten sich im See. Zu uns hatte sich eine Herde von Alpakas gesellt. Schätzungsweise 50 Stück an der Zahl weideten rund um den See. Was ist der Unterschied zwischen Lamas und Alpakas stellt sich der geneigte Leser hier die Frage? Gar nicht so einfach! Beides sind domestizierte Kamelformen und stammen wahrscheinlich vom Guanako ab. Alpakas sind kleiner und deutlich leichter als Lamas. Man kann sie auch an der dreieckigen Gesichtsform (schauen meist ein wenig bedeppert aus) gut erkennen. Lamas werden als Lasttiere und wegen ihres Fleisches gehalten; Alpakas werden wegen ihrer Wolle gezüchtet.

Das Frühstück war wieder allererste Sahne. Diesmal gab es Pfannkuchen mit dem GAP-Logo drauf. So viel Kreativität am frühen Morgen, darauf waren wir überhaupt nicht eingestellt. Um 8 Uhr marschierten wir los. Heute geht es nur bergab bis Patacancha. Die letzten Coca-Blätter geben wir den Dorffrauen, dafür kaufen wir diesmal nur ein kleines Souvenir. Bei unserer Down-Hill-Etappe wandern wir durch unterschiedlich Höhen- und Vegetationsstufen. Die Veränderung der Landschaft ist deutlich zu erkennen. Nach zwei Stunden waren wir am Ziel in Patacancha. Mensch, waren wir schnell unterwegs. Da der Bus, der uns abholen sollte, noch nicht da war, möchte Adrielle das Mittagessen schon jetzt gegen 10:30 Uhr hier vor Ort kochen lassen. Das wird von allen aus der Gruppe abgelehnt. Stattdessen warten wir auf den Bus und essen später unterwegs.
Nach einer Stunde kommt endlich der Bus mit Susan und ihrem Puma. Gemeinsam fahren wir Richtung Ollantaytambo. Pünktlich um 12 Uhr – wie sich´s gehört - wurde gegessen und zwar auf halber Strecke nach Ollantaytambo an einer idyllischen Stelle am Fluss. Stilgerecht war der komplette Berghang mit Terrassen – sehr wahrscheinlich von den Inkas – verziert. Nur der Vollständigkeit halber: Es gab heute Hühnersalat. Bereits in Patacancha hatten wir die Mütze rumgehen lassen und das Trinkgeld für Adrielle & Co eingesammelt. Rob, der GAP-Guide, kannte sich darin aus und sagte uns was angemessen ist. Mit der Betreuung waren wir sehr zufrieden, nur mit Adrielle, unserem allzu forschen Bergführer, nicht.

In Ollantaytambo trafen wir wieder unsere Reiseführerin Joanna und Juleen. Was haben die denn die drei Tage gemacht? Nur eine Stunde hatten wir Aufenthalt, dann ging es auch schon wieder weiter. Mit dem Panoramazug fuhren wir nach Aguas Calientes, dem Ausgangspunkt für die morgige Besichtigung von Machu Picchu. Aguas Caliente liegt 2.410 m hoch im Urubambatal und kann nur über diese Schmalspurbahn erreicht werden. Eine Straßenverbindung gibt es nicht. Die Strecke ist Teil der berühmten Andenbahn, die einstmals höchstgelegene Bahnstrecke der Welt. Wegen des Regens konnten wir trotz Panoramafenster nicht viel erkennen. Wir haben jedoch eine Vorstellung bekommen, wie eng dieses Tal ist und welche Anstrengungen es bedurfte diese Strecke zu bauen.

Unsere bescheidene Unterkunft in Aguas Calientes war das Hostal ‚Inka Wasi‘. Es war verabredet, das wir hier auch gemeinsam mit Rob`s GAP-Truppe zu Abend essen. Leider gab es nicht genügend Plätze in der Gaststube und Rob musste mit seinen Leute wieder gehen. Dilettantische Organisation! Noch ein letztes Mal an diesem Tag herrschte Konfusion. Joanna versuchte uns das Für und Wider einer Wanderung vor Sonnenaufgang zum Sungate Machu Picchu‘s zu erläutern. Letztendlich entschieden sich alle für den Bustransport, was im Nachhinein auch die richtige Wahl war. Es sei noch erwähnt, dass wir nach einem Spaziergang durch das Dorf die Zimmer wechselten. Das neue war fast doppelt so groß und roch vor allem nicht muffig. Die Betten waren erstklassig, im Gegensatz zu den Luftmatratzen der vergangenen zwei Tage. Wir waren schon ganz gespannt auf morgen. Was würden die anderen aus der Gruppe vom Inka-Trail erzählen? Entgegen unserer ursprünglichen Befürchtungen war der Lares-Trek ein tolles Erlebnis und wir würden ihn nicht mehr als 2.Wahl bezeichnen.

Noch mehr Fotos gibt´s in unserem Webalbum.

5. November 2009

Welcome to the jungle

208. Tag – 11.09.2006

„Highlands & Amazon“ so heißt die Tour die wir bei GAP gebucht hatten und die heute startete. Unsere Weggefährten für die nächsten drei Wochen hatten wir gestern beim gemeinsamen Abendessen bereits kennengelernt: Yvonne und Mike aus Kanada, Rich und Nicole aus Neuseeland und Australien sowie Susan, Juleen und Roger aus Australien. Joana aus Peru war die GAP-Reiseleiterin, die uns bis zum Ziel in La Paz begleiten würde. Aber zunächst erwartete uns eine 2-tägige Exkursion in den peruanischen Regenwald.

Mit dem Kleinbus ging´s zum Flughafen. Mit der LAN flogen wir nach Puerto Maldonado mit einem Zwischenstopp in Cusco, wo wir aber im Flugzeug sitzenblieben und nach 30 Minuten wieder abhoben. Fast ebenso lange dauerte unsere schwerwiegende Diskussion, ob dies nun als ein Flug oder zwei Flüge gewertet werden kann. Wir einigten uns schließlich auf Flug Nr. 25 und Nr. 26 für die Weltreiseflugstatistik. Wir haben Probleme, gelle?!

Als wir das Flugzeug über die Gangway verließen, bekamen wir einen Temperaturschock. Vom kühlen Lima ins 30 Grad schwülwarme Puerto Maldonado, das brachte nicht nur uns ganz schön ins Schwitzen. Puerto Maldonado liegt ca. 55 km von der Grenze zu Bolivien am Zufluss des Tambopata in den Río Madre de Dios, einem Amazonas-Nebenfluss. Der Ökotourismus spielt in der 50.000 Einwohner zählenden Kleinstadt eine immer stärker werdende Rolle. Nahe der Stadt liegt der Manu-Nationalpark und der Tambopata-Candamo-Nationalpark, außerdem das Bahuaja-Sonene-Nationalreservat. Der erste Weg führte uns vom Flughafen quer durch die Stadt ins Büro des Tourveranstalters: InkaNatura Travel. Dort lernten wir auch Manuel, unseren Tourguide für die 2 Tage, kennen. Als erstes mussten wir unsere Sachen aus- bzw. umpacken. Es gibt sinnvollerweise eine Beschränkung, wieviel Gepäck man für die zwei Tage mitnehmen darf. Jeder bekam einen „Shuffle Bag“ für seine Sachen, zusätzlich konnte man noch einen Tagesrucksack mitnehmen. Dann ging es mit dem Bus zum Hafen.

Mit einem einfachen Holzboot mit Außenbordmotor und einem Dach oben drauf, fuhren wir den Río Madre de Dios flussabwärts Richtung Tambopata-Nationalpark. Auf dem Fluss gab´s Mittagessen, ein Reisgericht eingewickelt in ein großes Bananenblatt. Echt lecker! Während der Bootsfahrt konnten wir einen ersten Eindruck vom tropischen Regenwald, den wir bisher nur von Australien aus dem Daintree-Nationalpark kannten, gewinnen. Tropische Regenwälder existieren beiderseits des Äquators bis ungefähr zum 10. Breitengrad, manche auch darüber hinaus. Von den Wurzeln bis zu den Baumspitzen können bestimmte vertikale Schichtungen unterschieden werden. Da in jedem „Stockwerk“ andere, aber relativ konstante ökologische Bedingungen herrschen, haben sich im Verlauf vieler Jahrtausende in den unterschiedlichen Höhen extrem viele und extrem spezialisierte Tier- und Pflanzenarten entwickelt, die zudem häufig nur in einem kleinen Verbreitungsgebiet leben und daher eine nur geringe Individuenzahl aufweisen. So kann schon das Abholzen einer bestimmten Baumart in einem bestimmten Regenwaldgebiet dazu führen, dass die Lebensgrundlage bestimmter Arten zerstört wird und diese Arten aussterben. Neben den Korallenriffen weisen die tropischen Regenwälder die höchste Artendichte sowohl hinsichtlich der Fauna als auch der Flora auf. Nach Schätzungen befinden sich in immergrünen Regenwäldern 40-60 % aller auf der Erde lebenden Arten. Der jährliche Waldflächenverlust der Erde beläuft sich auf rund 13 Millionen Hektar, was etwas mehr als einem Drittel der Fläche Deutschlands entspricht. Der größte Teil davon geht zu Lasten des tropischen Regenwalds.

Nach 45 Minuten erreichten wir die Anlegestelle zum Nationalpark Tambopata, der 1990 gegründet worden ist. Am Eingang wurden noch schnell die Eintrittsformalitäten erledigt, danach marschierten wir ca. 3 km durch den Dschungel. Am Ziel angekommen stand schon ein Einbaum-Kanu für uns bereit. Durch einen schmalen Kanal erreichten wir nach kurzer Zeit den Sandoval Lake. Der See ist eigentlich ein vom Hauptfluss abgeschnittener hufeisenförmiger Altflussarm. Wir nutzen die Bootsfahrt gleich für eine Exkursion entlang des Seeufers. In Mitten des Sees tummelte sich einer Gruppe von Riesenottern, die auch das Wahrzeichen der Lodge sind. Die hier beheimate Spezies kann bis zu 2 m (davon 70 cm Schwanz) groß werden und ist im Gegensatz zu europäischen Fischotter tagaktiv und gesellig. Hauptsächlich Vögel konnten wir, wenn auch meistens nur mit Hilfe von Manuel, erkennen. Ohne Unterstützung konnten wir jedoch die außergewöhnlichen Geräusche des Dschungels vernehmen.
Unsere Unterkunft, die Sandoval Lake Lodge, entsprach nicht unseren Erwartungen, im positiven Sinne. Es fehlte quasi Nichts. Die aus Treibholz (Mahagoni) erbaute Lodge hat insgesamt 25 Doppelzimmer mit eigenem Bad sowie einen großen Speise- und Aufenthaltsraum, in dem mehrere Hängematten zum Relaxen einladen. Die Betten sind alle mit Moskitonetzen versehen. Morgens und abends werden die Generatoren für ein paar Stunden angeschmissen und man hat sogar Elektrizität und Warmwasser.

Mit Beginn der Dämmerung brach unsere Gruppe zu einer Erkundungstour auf. Trotz aller Mühen von Manuel konnten wir nicht viel erkennen. Ein paar Insekten, die hier alle eins bis zwei Nummern größer sind, und einen Kaiman bzw. dessen zwei roten Augen sahen wir. Höhepunkt war eine leblos wirkende Vogelspinne, ganz in der Nähe der Unterkunft. Die wird hier wohl als Haustier gehalten. Wieder zurück gab es erstmal Abendessen. Sehr gut, wie nicht anders zu erwarten. Wir gingen früh ins Bett. Der Tag heute war anstrengend und morgen um halb sechs würden wir geweckt werden.


209. Tag – 11.09.2006

Lothar fühlt sich heute Morgen nicht besonders und bleibt im Bett liegen. Um 6 Uhr startete die Bootstour rund um den See. Auf zwei Einbaum-Kanus war eine Plattform montiert, auf der wiederum zwei Sitzbänke befestigt waren. Lautlos bewegte sich unser „Katamaran“ entlang des Ufers. Morgens und bei einsetzender Dämmerung ist die Chance am größten Tiere zu sehen. Wir verbrachten rund zwei Stunden am See und konnten etliche Vögel beobachten, u. a. Kormorane und mehrere unterschiedliche Arten von Papageien. Ein paar Affen und ein süßer, kleiner Kaiman wurden auch gesichtet und natürlich die Riesenotter, die verspielt im See rumschwammen.
Zum Frühstück trafen wir uns alle wieder im Speisesaal. Alle, besonders Manuel, waren besorgt um Lothar. Es ging ihm aber schon besser. Nach einer kurzen Pause ging es dann auch schon weiter. Jetzt stand ein Dschungelwalk auf dem Programm. Schwerpunkt war diesmal die Pflanzenwelt. Unser Guide Manuel erzählte uns viel Wissenswertes über den Regenwald. So kann bspw. der tropische Regenwald als größte Apotheke der Welt bezeichnet werden. Etwa 60 bis 70 Prozent aller Wirkstoffe unserer Arzneimittel stammen aus Pflanzen oder sind aus der Natur abgeleitet. Experten gehen davon aus, dass die Mehrzahl aller Pflanzenarten bisher nicht entdeckt worden ist, deren potenzieller Wert als Arzneimittel somit auch nicht.
„Und sie bewegt sich doch“, so könnte das Lebensmotto der „Walking Palm“ lauten, die wir unterwegs bestaunen konnten. Diese Palmenart vermag es durch das Bilden von neuen Stelzwurzeln und das Abfaulen anderer ihren Standort zu wechseln, um beispielsweise aus dem Schatten größerer Bäume zu treten. Die Stelzwurzeln werden ca. 2m hoch und haben unangenehme Dornen. Die Palme kann bis zu 20 m hoch wachsen. Einige Orchideen haben wir unterwegs auch gesehen und kamen vorbei an einer Termitenkolonie. Dutzende von zylinderförmigen, etwa 30 cm hohenTermitenhügeln ragten aus dem Boden.

Bei unserer Tour durchquerten wir eine Siedlung und konnten die Unterkünfte der Einheimischen anschauen. In deren Gärten werden viele Südfrüchte, wie z. B. Orangen, Mangos, Limonen, Avocados und Ananas angebaut. Unser Führer Manuel erzählte uns, dass einer der Männer aus der Siedlung vor Kurzen beinahe ums Leben gekommen sei. Beim Durchfahren des Kanals, den wir bei unserer Ankunft auch benutzt hatten, ist der Mann von einer 6 m langen Anakonda angefallen worden. Nur mit Hilfe der schnell herbeigeeilten Männer aus der Lodge konnte er sich befreien. Für seinen Hund kam leider die Rettung zu spät.
Unser Mittagessen hatten wir uns nach diesem Schrecken wirklich verdient. Für Lothar gab´s nur ein Diätessen. Den Nachmittag verbrachten wir mit einem schönen Mittagsschläfchen und dem Aktualisieren unseres Tagebuchs. Gegen 16:30 Uhr starteten wir unsere zweite Bootstour mit dem „Dschungel-Katamaran“. Diesmal machten wir auch einen Landausflug zu einem Aussichtsturm mit einem schönen Blick auf dem See und die Flussmündung. Durch die Hinweistafel erfuhren wir, dass die Zoologische Gesellschaft Frankfurt hier ein Otter-Projekt betreut. Beim zweiten Landgang konnten wir einen ca. 400 Jahre alten Curtain Fig Tree (Würgenfeige) bewundern. Vom Boot aus beobachteten wir wieder etliche Vögel und auch mehrere Fledermäuse, die gerade fischten in dem sie sich kopfüber ins Wasser stürzten. Ein ziemlich seltsames Schauspiel. Zum Abschluss erlebten wir noch einen herrlichen Sonnenuntergang auf dem See.

Nach dem sehr guten Abendessen wurde für unseren Guide und das Personal der Lodge, getrennt von einander, im Umschlag ein Tip gesammelt. Joana erklärte uns, das das so üblich sei. Manuel hatte sich sein Extra (hoffentlich ist es wirklich nur ein Zuverdienst zu seinem eigentlichen Lohn vom Tourveranstalter) redlich verdient. Die ganze Gruppe war sehr zufrieden mit ihm.


210. Tag – 13.09.2006

Heute hieß es Abschied nehmen vom Dschungel. Unser Aufenthalt war weniger abenteuerlich als es sich angehört hatte, nichtsdestotrotz ein unvergessliches Erlebnis. Was uns am stärksten in Erinnerung bleiben wird, ist nicht die Pflanzen- und die Tierwelt des Regenwalds, sondern die Geräusche des Dschungels in der Nacht. Mit nichts zu vergleichen von Zuhause. Wir hätten nicht gedacht, dass Tiere solche Laute von sich geben können. Schade, dass wir kein Tonbandgerät mithatten.

Nach einen gemütlichen Frühstück brachen wir um 7:30 Uhr auf. Mit dem Einbaum-Kanu ging es wieder über den See und durch den Kanal. Wir hatten das Gefühl, das wir nicht die einzigen waren, die gerade an die Anakonda dachten. Wir ließen uns aber nichts anmerken. Unversehrt marschierten wir Richtung Fluss zum Eingang des Nationalparks. Bei der anschießenden Bootsfahrt auf dem Río Madre de Dios sahen wir etliche Vogelschwärme und auch einige Kaimane rumschwimmen. Nur wenig später Kinder am Ufer planschen und Frauen Wäsche waschen. Immer schön die Augen aufhalten, dachten wir. Nicht so gefährlich war die Schmetterlings-Kolonie, die sich an einer Ufer-Steilwand angesiedelt hatte. Es waren Hunderte, ein herrliches Farbenspiel, das wir auch vom Boot aus gut erkennen konnten.

Im Tourbüro hieß es dann wieder Sachen packen und weiter zum Flughafen. Am Nachmittag sind wir in Cusco gelandet. Der Höhenunterschied (von 300 m auf 3.000 m) machte uns zu schaffen. Kein Wunder, dass am Flughafen auf großen Plakatwänden für Tabletten gegen ‚altidude sickness‘ (Höhenkrankheit) geworben wird. Ein Kleinbus brachte uns zu unserem Hotel, dem ‚Ramacpampa‘. Unser Zimmer war nicht berauschend: dunkel und kalt. Wir hatten den Nachmittag zur freien Verfügung. Unser erster Weg führte uns zur Apotheke. Andrea fühlte sich etwas komisch, kurzatmig. Wir kauften Tabletten gegen die Höhenkrankheit. Danach ging es weiter zu einem Outdoorladen. Heute war die letzte Gelegenheit, um unsere Ausrüstung für die Bergtour aufzubessern. Doch es war wieder nichts dabei. Mist, wir geben auf. Unsere Stimmung wurde auch nicht besser, als wir im Internet (mit Modemanschluss) nach einer gefühlten Ewigkeit die in Frage kommenden Preise für Flüge nach Südafrika angezeigt bekamen. Oh, Mann wird das teuer!

Es war spät geworden und um rechtzeitig im vereinbarten Hotel zum Briefing für unsere Andentour zu sein, nahmen wir ein Taxi. Übermorgen würde sich unsere Gruppe aufteilen, in diejenigen, die das Glück gehabt hatten einen Platz für den Inca Trail zu bekommen und diejenigen, die sich mit der zweitbesten Tour, dem Lares Trek begnügen mussten. Wir gehörten zu diesen „Pechvögeln“ und würden uns mit einer anderen GAP-Gruppe treffen. Leider hatte die eine andere Zeit genannt bekommen und wir warteten. Der Guide für den Lares Trek kam überhaupt nicht und die Vertretung war mehr schlecht als recht. Als Krönung bekamen wir noch eine Karte für den Lares Trek mit roter Wegbeschreibung auf rosa Papier. Die Strecke konnte man nur erahnen. Was für eine Organisation?! Wir waren mehr als skeptisch für die nächsten Tage.

Noch mehr Fotos gibt´s in unserem Webalbum.