Welcome to the jungle
208. Tag – 11.09.2006
„Highlands & Amazon“ so heißt die Tour die wir bei GAP gebucht hatten und die heute startete. Unsere Weggefährten für die nächsten drei Wochen hatten wir gestern beim gemeinsamen Abendessen bereits kennengelernt: Yvonne und Mike aus Kanada, Rich und Nicole aus Neuseeland und Australien sowie Susan, Juleen und Roger aus Australien. Joana aus Peru war die GAP-Reiseleiterin, die uns bis zum Ziel in La Paz begleiten würde. Aber zunächst erwartete uns eine 2-tägige Exkursion in den peruanischen Regenwald.
Mit dem Kleinbus ging´s zum Flughafen. Mit der LAN flogen wir nach Puerto Maldonado mit einem Zwischenstopp in Cusco, wo wir aber im Flugzeug sitzenblieben und nach 30 Minuten wieder abhoben. Fast ebenso lange dauerte unsere schwerwiegende Diskussion, ob dies nun als ein Flug oder zwei Flüge gewertet werden kann. Wir einigten uns schließlich auf Flug Nr. 25 und Nr. 26 für die Weltreiseflugstatistik. Wir haben Probleme, gelle?!
Als wir das Flugzeug über die Gangway verließen, bekamen wir einen Temperaturschock. Vom kühlen Lima ins 30 Grad schwülwarme Puerto Maldonado, das brachte nicht nur uns ganz schön ins Schwitzen. Puerto Maldonado liegt ca. 55 km von der Grenze zu Bolivien am Zufluss des Tambopata in den Río Madre de Dios, einem Amazonas-Nebenfluss. Der Ökotourismus spielt in der 50.000 Einwohner zählenden Kleinstadt eine immer stärker werdende Rolle. Nahe der Stadt liegt der Manu-Nationalpark und der Tambopata-Candamo-Nationalpark, außerdem das Bahuaja-Sonene-Nationalreservat. Der erste Weg führte uns vom Flughafen quer durch die Stadt ins Büro des Tourveranstalters: InkaNatura Travel. Dort lernten wir auch Manuel, unseren Tourguide für die 2 Tage, kennen. Als erstes mussten wir unsere Sachen aus- bzw. umpacken. Es gibt sinnvollerweise eine Beschränkung, wieviel Gepäck man für die zwei Tage mitnehmen darf. Jeder bekam einen „Shuffle Bag“ für seine Sachen, zusätzlich konnte man noch einen Tagesrucksack mitnehmen. Dann ging es mit dem Bus zum Hafen.
Mit einem einfachen Holzboot mit Außenbordmotor und einem Dach oben drauf, fuhren wir den Río Madre de Dios flussabwärts Richtung Tambopata-Nationalpark. Auf dem Fluss gab´s Mittagessen, ein Reisgericht eingewickelt in ein großes Bananenblatt. Echt lecker! Während der Bootsfahrt konnten wir einen ersten Eindruck vom tropischen Regenwald, den wir bisher nur von Australien aus dem Daintree-Nationalpark kannten, gewinnen. Tropische Regenwälder existieren beiderseits des Äquators bis ungefähr zum 10. Breitengrad, manche auch darüber hinaus. Von den Wurzeln bis zu den Baumspitzen können bestimmte vertikale Schichtungen unterschieden werden. Da in jedem „Stockwerk“ andere, aber relativ konstante ökologische Bedingungen herrschen, haben sich im Verlauf vieler Jahrtausende in den unterschiedlichen Höhen extrem viele und extrem spezialisierte Tier- und Pflanzenarten entwickelt, die zudem häufig nur in einem kleinen Verbreitungsgebiet leben und daher eine nur geringe Individuenzahl aufweisen. So kann schon das Abholzen einer bestimmten Baumart in einem bestimmten Regenwaldgebiet dazu führen, dass die Lebensgrundlage bestimmter Arten zerstört wird und diese Arten aussterben. Neben den Korallenriffen weisen die tropischen Regenwälder die höchste Artendichte sowohl hinsichtlich der Fauna als auch der Flora auf. Nach Schätzungen befinden sich in immergrünen Regenwäldern 40-60 % aller auf der Erde lebenden Arten. Der jährliche Waldflächenverlust der Erde beläuft sich auf rund 13 Millionen Hektar, was etwas mehr als einem Drittel der Fläche Deutschlands entspricht. Der größte Teil davon geht zu Lasten des tropischen Regenwalds.
Nach 45 Minuten erreichten wir die Anlegestelle zum Nationalpark Tambopata, der 1990 gegründet worden ist. Am Eingang wurden noch schnell die Eintrittsformalitäten erledigt, danach marschierten wir ca. 3 km durch den Dschungel. Am Ziel angekommen stand schon ein Einbaum-Kanu für uns bereit. Durch einen schmalen Kanal erreichten wir nach kurzer Zeit den Sandoval Lake. Der See ist eigentlich ein vom Hauptfluss abgeschnittener hufeisenförmiger Altflussarm. Wir nutzen die Bootsfahrt gleich für eine Exkursion entlang des Seeufers. In Mitten des Sees tummelte sich einer Gruppe von Riesenottern, die auch das Wahrzeichen der Lodge sind. Die hier beheimate Spezies kann bis zu 2 m (davon 70 cm Schwanz) groß werden und ist im Gegensatz zu europäischen Fischotter tagaktiv und gesellig. Hauptsächlich Vögel konnten wir, wenn auch meistens nur mit Hilfe von Manuel, erkennen. Ohne Unterstützung konnten wir jedoch die außergewöhnlichen Geräusche des Dschungels vernehmen.
Unsere Unterkunft, die Sandoval Lake Lodge, entsprach nicht unseren Erwartungen, im positiven Sinne. Es fehlte quasi Nichts. Die aus Treibholz (Mahagoni) erbaute Lodge hat insgesamt 25 Doppelzimmer mit eigenem Bad sowie einen großen Speise- und Aufenthaltsraum, in dem mehrere Hängematten zum Relaxen einladen. Die Betten sind alle mit Moskitonetzen versehen. Morgens und abends werden die Generatoren für ein paar Stunden angeschmissen und man hat sogar Elektrizität und Warmwasser.
Mit Beginn der Dämmerung brach unsere Gruppe zu einer Erkundungstour auf. Trotz aller Mühen von Manuel konnten wir nicht viel erkennen. Ein paar Insekten, die hier alle eins bis zwei Nummern größer sind, und einen Kaiman bzw. dessen zwei roten Augen sahen wir. Höhepunkt war eine leblos wirkende Vogelspinne, ganz in der Nähe der Unterkunft. Die wird hier wohl als Haustier gehalten. Wieder zurück gab es erstmal Abendessen. Sehr gut, wie nicht anders zu erwarten. Wir gingen früh ins Bett. Der Tag heute war anstrengend und morgen um halb sechs würden wir geweckt werden.
209. Tag – 11.09.2006
Lothar fühlt sich heute Morgen nicht besonders und bleibt im Bett liegen. Um 6 Uhr startete die Bootstour rund um den See. Auf zwei Einbaum-Kanus war eine Plattform montiert, auf der wiederum zwei Sitzbänke befestigt waren. Lautlos bewegte sich unser „Katamaran“ entlang des Ufers. Morgens und bei einsetzender Dämmerung ist die Chance am größten Tiere zu sehen. Wir verbrachten rund zwei Stunden am See und konnten etliche Vögel beobachten, u. a. Kormorane und mehrere unterschiedliche Arten von Papageien. Ein paar Affen und ein süßer, kleiner Kaiman wurden auch gesichtet und natürlich die Riesenotter, die verspielt im See rumschwammen.
Zum Frühstück trafen wir uns alle wieder im Speisesaal. Alle, besonders Manuel, waren besorgt um Lothar. Es ging ihm aber schon besser. Nach einer kurzen Pause ging es dann auch schon weiter. Jetzt stand ein Dschungelwalk auf dem Programm. Schwerpunkt war diesmal die Pflanzenwelt. Unser Guide Manuel erzählte uns viel Wissenswertes über den Regenwald. So kann bspw. der tropische Regenwald als größte Apotheke der Welt bezeichnet werden. Etwa 60 bis 70 Prozent aller Wirkstoffe unserer Arzneimittel stammen aus Pflanzen oder sind aus der Natur abgeleitet. Experten gehen davon aus, dass die Mehrzahl aller Pflanzenarten bisher nicht entdeckt worden ist, deren potenzieller Wert als Arzneimittel somit auch nicht.
„Und sie bewegt sich doch“, so könnte das Lebensmotto der „Walking Palm“ lauten, die wir unterwegs bestaunen konnten. Diese Palmenart vermag es durch das Bilden von neuen Stelzwurzeln und das Abfaulen anderer ihren Standort zu wechseln, um beispielsweise aus dem Schatten größerer Bäume zu treten. Die Stelzwurzeln werden ca. 2m hoch und haben unangenehme Dornen. Die Palme kann bis zu 20 m hoch wachsen. Einige Orchideen haben wir unterwegs auch gesehen und kamen vorbei an einer Termitenkolonie. Dutzende von zylinderförmigen, etwa 30 cm hohenTermitenhügeln ragten aus dem Boden.
Bei unserer Tour durchquerten wir eine Siedlung und konnten die Unterkünfte der Einheimischen anschauen. In deren Gärten werden viele Südfrüchte, wie z. B. Orangen, Mangos, Limonen, Avocados und Ananas angebaut. Unser Führer Manuel erzählte uns, dass einer der Männer aus der Siedlung vor Kurzen beinahe ums Leben gekommen sei. Beim Durchfahren des Kanals, den wir bei unserer Ankunft auch benutzt hatten, ist der Mann von einer 6 m langen Anakonda angefallen worden. Nur mit Hilfe der schnell herbeigeeilten Männer aus der Lodge konnte er sich befreien. Für seinen Hund kam leider die Rettung zu spät.
Unser Mittagessen hatten wir uns nach diesem Schrecken wirklich verdient. Für Lothar gab´s nur ein Diätessen. Den Nachmittag verbrachten wir mit einem schönen Mittagsschläfchen und dem Aktualisieren unseres Tagebuchs. Gegen 16:30 Uhr starteten wir unsere zweite Bootstour mit dem „Dschungel-Katamaran“. Diesmal machten wir auch einen Landausflug zu einem Aussichtsturm mit einem schönen Blick auf dem See und die Flussmündung. Durch die Hinweistafel erfuhren wir, dass die Zoologische Gesellschaft Frankfurt hier ein Otter-Projekt betreut. Beim zweiten Landgang konnten wir einen ca. 400 Jahre alten Curtain Fig Tree (Würgenfeige) bewundern. Vom Boot aus beobachteten wir wieder etliche Vögel und auch mehrere Fledermäuse, die gerade fischten in dem sie sich kopfüber ins Wasser stürzten. Ein ziemlich seltsames Schauspiel. Zum Abschluss erlebten wir noch einen herrlichen Sonnenuntergang auf dem See.
Nach dem sehr guten Abendessen wurde für unseren Guide und das Personal der Lodge, getrennt von einander, im Umschlag ein Tip gesammelt. Joana erklärte uns, das das so üblich sei. Manuel hatte sich sein Extra (hoffentlich ist es wirklich nur ein Zuverdienst zu seinem eigentlichen Lohn vom Tourveranstalter) redlich verdient. Die ganze Gruppe war sehr zufrieden mit ihm.
210. Tag – 13.09.2006
Heute hieß es Abschied nehmen vom Dschungel. Unser Aufenthalt war weniger abenteuerlich als es sich angehört hatte, nichtsdestotrotz ein unvergessliches Erlebnis. Was uns am stärksten in Erinnerung bleiben wird, ist nicht die Pflanzen- und die Tierwelt des Regenwalds, sondern die Geräusche des Dschungels in der Nacht. Mit nichts zu vergleichen von Zuhause. Wir hätten nicht gedacht, dass Tiere solche Laute von sich geben können. Schade, dass wir kein Tonbandgerät mithatten.
Nach einen gemütlichen Frühstück brachen wir um 7:30 Uhr auf. Mit dem Einbaum-Kanu ging es wieder über den See und durch den Kanal. Wir hatten das Gefühl, das wir nicht die einzigen waren, die gerade an die Anakonda dachten. Wir ließen uns aber nichts anmerken. Unversehrt marschierten wir Richtung Fluss zum Eingang des Nationalparks. Bei der anschießenden Bootsfahrt auf dem Río Madre de Dios sahen wir etliche Vogelschwärme und auch einige Kaimane rumschwimmen. Nur wenig später Kinder am Ufer planschen und Frauen Wäsche waschen. Immer schön die Augen aufhalten, dachten wir. Nicht so gefährlich war die Schmetterlings-Kolonie, die sich an einer Ufer-Steilwand angesiedelt hatte. Es waren Hunderte, ein herrliches Farbenspiel, das wir auch vom Boot aus gut erkennen konnten.
Im Tourbüro hieß es dann wieder Sachen packen und weiter zum Flughafen. Am Nachmittag sind wir in Cusco gelandet. Der Höhenunterschied (von 300 m auf 3.000 m) machte uns zu schaffen. Kein Wunder, dass am Flughafen auf großen Plakatwänden für Tabletten gegen ‚altidude sickness‘ (Höhenkrankheit) geworben wird. Ein Kleinbus brachte uns zu unserem Hotel, dem ‚Ramacpampa‘. Unser Zimmer war nicht berauschend: dunkel und kalt. Wir hatten den Nachmittag zur freien Verfügung. Unser erster Weg führte uns zur Apotheke. Andrea fühlte sich etwas komisch, kurzatmig. Wir kauften Tabletten gegen die Höhenkrankheit. Danach ging es weiter zu einem Outdoorladen. Heute war die letzte Gelegenheit, um unsere Ausrüstung für die Bergtour aufzubessern. Doch es war wieder nichts dabei. Mist, wir geben auf. Unsere Stimmung wurde auch nicht besser, als wir im Internet (mit Modemanschluss) nach einer gefühlten Ewigkeit die in Frage kommenden Preise für Flüge nach Südafrika angezeigt bekamen. Oh, Mann wird das teuer!
Es war spät geworden und um rechtzeitig im vereinbarten Hotel zum Briefing für unsere Andentour zu sein, nahmen wir ein Taxi. Übermorgen würde sich unsere Gruppe aufteilen, in diejenigen, die das Glück gehabt hatten einen Platz für den Inca Trail zu bekommen und diejenigen, die sich mit der zweitbesten Tour, dem Lares Trek begnügen mussten. Wir gehörten zu diesen „Pechvögeln“ und würden uns mit einer anderen GAP-Gruppe treffen. Leider hatte die eine andere Zeit genannt bekommen und wir warteten. Der Guide für den Lares Trek kam überhaupt nicht und die Vertretung war mehr schlecht als recht. Als Krönung bekamen wir noch eine Karte für den Lares Trek mit roter Wegbeschreibung auf rosa Papier. Die Strecke konnte man nur erahnen. Was für eine Organisation?! Wir waren mehr als skeptisch für die nächsten Tage.
Noch mehr Fotos gibt´s in unserem Webalbum.
„Highlands & Amazon“ so heißt die Tour die wir bei GAP gebucht hatten und die heute startete. Unsere Weggefährten für die nächsten drei Wochen hatten wir gestern beim gemeinsamen Abendessen bereits kennengelernt: Yvonne und Mike aus Kanada, Rich und Nicole aus Neuseeland und Australien sowie Susan, Juleen und Roger aus Australien. Joana aus Peru war die GAP-Reiseleiterin, die uns bis zum Ziel in La Paz begleiten würde. Aber zunächst erwartete uns eine 2-tägige Exkursion in den peruanischen Regenwald.
Mit dem Kleinbus ging´s zum Flughafen. Mit der LAN flogen wir nach Puerto Maldonado mit einem Zwischenstopp in Cusco, wo wir aber im Flugzeug sitzenblieben und nach 30 Minuten wieder abhoben. Fast ebenso lange dauerte unsere schwerwiegende Diskussion, ob dies nun als ein Flug oder zwei Flüge gewertet werden kann. Wir einigten uns schließlich auf Flug Nr. 25 und Nr. 26 für die Weltreiseflugstatistik. Wir haben Probleme, gelle?!
Als wir das Flugzeug über die Gangway verließen, bekamen wir einen Temperaturschock. Vom kühlen Lima ins 30 Grad schwülwarme Puerto Maldonado, das brachte nicht nur uns ganz schön ins Schwitzen. Puerto Maldonado liegt ca. 55 km von der Grenze zu Bolivien am Zufluss des Tambopata in den Río Madre de Dios, einem Amazonas-Nebenfluss. Der Ökotourismus spielt in der 50.000 Einwohner zählenden Kleinstadt eine immer stärker werdende Rolle. Nahe der Stadt liegt der Manu-Nationalpark und der Tambopata-Candamo-Nationalpark, außerdem das Bahuaja-Sonene-Nationalreservat. Der erste Weg führte uns vom Flughafen quer durch die Stadt ins Büro des Tourveranstalters: InkaNatura Travel. Dort lernten wir auch Manuel, unseren Tourguide für die 2 Tage, kennen. Als erstes mussten wir unsere Sachen aus- bzw. umpacken. Es gibt sinnvollerweise eine Beschränkung, wieviel Gepäck man für die zwei Tage mitnehmen darf. Jeder bekam einen „Shuffle Bag“ für seine Sachen, zusätzlich konnte man noch einen Tagesrucksack mitnehmen. Dann ging es mit dem Bus zum Hafen.
Mit einem einfachen Holzboot mit Außenbordmotor und einem Dach oben drauf, fuhren wir den Río Madre de Dios flussabwärts Richtung Tambopata-Nationalpark. Auf dem Fluss gab´s Mittagessen, ein Reisgericht eingewickelt in ein großes Bananenblatt. Echt lecker! Während der Bootsfahrt konnten wir einen ersten Eindruck vom tropischen Regenwald, den wir bisher nur von Australien aus dem Daintree-Nationalpark kannten, gewinnen. Tropische Regenwälder existieren beiderseits des Äquators bis ungefähr zum 10. Breitengrad, manche auch darüber hinaus. Von den Wurzeln bis zu den Baumspitzen können bestimmte vertikale Schichtungen unterschieden werden. Da in jedem „Stockwerk“ andere, aber relativ konstante ökologische Bedingungen herrschen, haben sich im Verlauf vieler Jahrtausende in den unterschiedlichen Höhen extrem viele und extrem spezialisierte Tier- und Pflanzenarten entwickelt, die zudem häufig nur in einem kleinen Verbreitungsgebiet leben und daher eine nur geringe Individuenzahl aufweisen. So kann schon das Abholzen einer bestimmten Baumart in einem bestimmten Regenwaldgebiet dazu führen, dass die Lebensgrundlage bestimmter Arten zerstört wird und diese Arten aussterben. Neben den Korallenriffen weisen die tropischen Regenwälder die höchste Artendichte sowohl hinsichtlich der Fauna als auch der Flora auf. Nach Schätzungen befinden sich in immergrünen Regenwäldern 40-60 % aller auf der Erde lebenden Arten. Der jährliche Waldflächenverlust der Erde beläuft sich auf rund 13 Millionen Hektar, was etwas mehr als einem Drittel der Fläche Deutschlands entspricht. Der größte Teil davon geht zu Lasten des tropischen Regenwalds.
Nach 45 Minuten erreichten wir die Anlegestelle zum Nationalpark Tambopata, der 1990 gegründet worden ist. Am Eingang wurden noch schnell die Eintrittsformalitäten erledigt, danach marschierten wir ca. 3 km durch den Dschungel. Am Ziel angekommen stand schon ein Einbaum-Kanu für uns bereit. Durch einen schmalen Kanal erreichten wir nach kurzer Zeit den Sandoval Lake. Der See ist eigentlich ein vom Hauptfluss abgeschnittener hufeisenförmiger Altflussarm. Wir nutzen die Bootsfahrt gleich für eine Exkursion entlang des Seeufers. In Mitten des Sees tummelte sich einer Gruppe von Riesenottern, die auch das Wahrzeichen der Lodge sind. Die hier beheimate Spezies kann bis zu 2 m (davon 70 cm Schwanz) groß werden und ist im Gegensatz zu europäischen Fischotter tagaktiv und gesellig. Hauptsächlich Vögel konnten wir, wenn auch meistens nur mit Hilfe von Manuel, erkennen. Ohne Unterstützung konnten wir jedoch die außergewöhnlichen Geräusche des Dschungels vernehmen.
Unsere Unterkunft, die Sandoval Lake Lodge, entsprach nicht unseren Erwartungen, im positiven Sinne. Es fehlte quasi Nichts. Die aus Treibholz (Mahagoni) erbaute Lodge hat insgesamt 25 Doppelzimmer mit eigenem Bad sowie einen großen Speise- und Aufenthaltsraum, in dem mehrere Hängematten zum Relaxen einladen. Die Betten sind alle mit Moskitonetzen versehen. Morgens und abends werden die Generatoren für ein paar Stunden angeschmissen und man hat sogar Elektrizität und Warmwasser.
Mit Beginn der Dämmerung brach unsere Gruppe zu einer Erkundungstour auf. Trotz aller Mühen von Manuel konnten wir nicht viel erkennen. Ein paar Insekten, die hier alle eins bis zwei Nummern größer sind, und einen Kaiman bzw. dessen zwei roten Augen sahen wir. Höhepunkt war eine leblos wirkende Vogelspinne, ganz in der Nähe der Unterkunft. Die wird hier wohl als Haustier gehalten. Wieder zurück gab es erstmal Abendessen. Sehr gut, wie nicht anders zu erwarten. Wir gingen früh ins Bett. Der Tag heute war anstrengend und morgen um halb sechs würden wir geweckt werden.
209. Tag – 11.09.2006
Lothar fühlt sich heute Morgen nicht besonders und bleibt im Bett liegen. Um 6 Uhr startete die Bootstour rund um den See. Auf zwei Einbaum-Kanus war eine Plattform montiert, auf der wiederum zwei Sitzbänke befestigt waren. Lautlos bewegte sich unser „Katamaran“ entlang des Ufers. Morgens und bei einsetzender Dämmerung ist die Chance am größten Tiere zu sehen. Wir verbrachten rund zwei Stunden am See und konnten etliche Vögel beobachten, u. a. Kormorane und mehrere unterschiedliche Arten von Papageien. Ein paar Affen und ein süßer, kleiner Kaiman wurden auch gesichtet und natürlich die Riesenotter, die verspielt im See rumschwammen.
Zum Frühstück trafen wir uns alle wieder im Speisesaal. Alle, besonders Manuel, waren besorgt um Lothar. Es ging ihm aber schon besser. Nach einer kurzen Pause ging es dann auch schon weiter. Jetzt stand ein Dschungelwalk auf dem Programm. Schwerpunkt war diesmal die Pflanzenwelt. Unser Guide Manuel erzählte uns viel Wissenswertes über den Regenwald. So kann bspw. der tropische Regenwald als größte Apotheke der Welt bezeichnet werden. Etwa 60 bis 70 Prozent aller Wirkstoffe unserer Arzneimittel stammen aus Pflanzen oder sind aus der Natur abgeleitet. Experten gehen davon aus, dass die Mehrzahl aller Pflanzenarten bisher nicht entdeckt worden ist, deren potenzieller Wert als Arzneimittel somit auch nicht.
„Und sie bewegt sich doch“, so könnte das Lebensmotto der „Walking Palm“ lauten, die wir unterwegs bestaunen konnten. Diese Palmenart vermag es durch das Bilden von neuen Stelzwurzeln und das Abfaulen anderer ihren Standort zu wechseln, um beispielsweise aus dem Schatten größerer Bäume zu treten. Die Stelzwurzeln werden ca. 2m hoch und haben unangenehme Dornen. Die Palme kann bis zu 20 m hoch wachsen. Einige Orchideen haben wir unterwegs auch gesehen und kamen vorbei an einer Termitenkolonie. Dutzende von zylinderförmigen, etwa 30 cm hohenTermitenhügeln ragten aus dem Boden.
Bei unserer Tour durchquerten wir eine Siedlung und konnten die Unterkünfte der Einheimischen anschauen. In deren Gärten werden viele Südfrüchte, wie z. B. Orangen, Mangos, Limonen, Avocados und Ananas angebaut. Unser Führer Manuel erzählte uns, dass einer der Männer aus der Siedlung vor Kurzen beinahe ums Leben gekommen sei. Beim Durchfahren des Kanals, den wir bei unserer Ankunft auch benutzt hatten, ist der Mann von einer 6 m langen Anakonda angefallen worden. Nur mit Hilfe der schnell herbeigeeilten Männer aus der Lodge konnte er sich befreien. Für seinen Hund kam leider die Rettung zu spät.
Unser Mittagessen hatten wir uns nach diesem Schrecken wirklich verdient. Für Lothar gab´s nur ein Diätessen. Den Nachmittag verbrachten wir mit einem schönen Mittagsschläfchen und dem Aktualisieren unseres Tagebuchs. Gegen 16:30 Uhr starteten wir unsere zweite Bootstour mit dem „Dschungel-Katamaran“. Diesmal machten wir auch einen Landausflug zu einem Aussichtsturm mit einem schönen Blick auf dem See und die Flussmündung. Durch die Hinweistafel erfuhren wir, dass die Zoologische Gesellschaft Frankfurt hier ein Otter-Projekt betreut. Beim zweiten Landgang konnten wir einen ca. 400 Jahre alten Curtain Fig Tree (Würgenfeige) bewundern. Vom Boot aus beobachteten wir wieder etliche Vögel und auch mehrere Fledermäuse, die gerade fischten in dem sie sich kopfüber ins Wasser stürzten. Ein ziemlich seltsames Schauspiel. Zum Abschluss erlebten wir noch einen herrlichen Sonnenuntergang auf dem See.
Nach dem sehr guten Abendessen wurde für unseren Guide und das Personal der Lodge, getrennt von einander, im Umschlag ein Tip gesammelt. Joana erklärte uns, das das so üblich sei. Manuel hatte sich sein Extra (hoffentlich ist es wirklich nur ein Zuverdienst zu seinem eigentlichen Lohn vom Tourveranstalter) redlich verdient. Die ganze Gruppe war sehr zufrieden mit ihm.
210. Tag – 13.09.2006
Heute hieß es Abschied nehmen vom Dschungel. Unser Aufenthalt war weniger abenteuerlich als es sich angehört hatte, nichtsdestotrotz ein unvergessliches Erlebnis. Was uns am stärksten in Erinnerung bleiben wird, ist nicht die Pflanzen- und die Tierwelt des Regenwalds, sondern die Geräusche des Dschungels in der Nacht. Mit nichts zu vergleichen von Zuhause. Wir hätten nicht gedacht, dass Tiere solche Laute von sich geben können. Schade, dass wir kein Tonbandgerät mithatten.
Nach einen gemütlichen Frühstück brachen wir um 7:30 Uhr auf. Mit dem Einbaum-Kanu ging es wieder über den See und durch den Kanal. Wir hatten das Gefühl, das wir nicht die einzigen waren, die gerade an die Anakonda dachten. Wir ließen uns aber nichts anmerken. Unversehrt marschierten wir Richtung Fluss zum Eingang des Nationalparks. Bei der anschießenden Bootsfahrt auf dem Río Madre de Dios sahen wir etliche Vogelschwärme und auch einige Kaimane rumschwimmen. Nur wenig später Kinder am Ufer planschen und Frauen Wäsche waschen. Immer schön die Augen aufhalten, dachten wir. Nicht so gefährlich war die Schmetterlings-Kolonie, die sich an einer Ufer-Steilwand angesiedelt hatte. Es waren Hunderte, ein herrliches Farbenspiel, das wir auch vom Boot aus gut erkennen konnten.
Im Tourbüro hieß es dann wieder Sachen packen und weiter zum Flughafen. Am Nachmittag sind wir in Cusco gelandet. Der Höhenunterschied (von 300 m auf 3.000 m) machte uns zu schaffen. Kein Wunder, dass am Flughafen auf großen Plakatwänden für Tabletten gegen ‚altidude sickness‘ (Höhenkrankheit) geworben wird. Ein Kleinbus brachte uns zu unserem Hotel, dem ‚Ramacpampa‘. Unser Zimmer war nicht berauschend: dunkel und kalt. Wir hatten den Nachmittag zur freien Verfügung. Unser erster Weg führte uns zur Apotheke. Andrea fühlte sich etwas komisch, kurzatmig. Wir kauften Tabletten gegen die Höhenkrankheit. Danach ging es weiter zu einem Outdoorladen. Heute war die letzte Gelegenheit, um unsere Ausrüstung für die Bergtour aufzubessern. Doch es war wieder nichts dabei. Mist, wir geben auf. Unsere Stimmung wurde auch nicht besser, als wir im Internet (mit Modemanschluss) nach einer gefühlten Ewigkeit die in Frage kommenden Preise für Flüge nach Südafrika angezeigt bekamen. Oh, Mann wird das teuer!
Es war spät geworden und um rechtzeitig im vereinbarten Hotel zum Briefing für unsere Andentour zu sein, nahmen wir ein Taxi. Übermorgen würde sich unsere Gruppe aufteilen, in diejenigen, die das Glück gehabt hatten einen Platz für den Inca Trail zu bekommen und diejenigen, die sich mit der zweitbesten Tour, dem Lares Trek begnügen mussten. Wir gehörten zu diesen „Pechvögeln“ und würden uns mit einer anderen GAP-Gruppe treffen. Leider hatte die eine andere Zeit genannt bekommen und wir warteten. Der Guide für den Lares Trek kam überhaupt nicht und die Vertretung war mehr schlecht als recht. Als Krönung bekamen wir noch eine Karte für den Lares Trek mit roter Wegbeschreibung auf rosa Papier. Die Strecke konnte man nur erahnen. Was für eine Organisation?! Wir waren mehr als skeptisch für die nächsten Tage.
Noch mehr Fotos gibt´s in unserem Webalbum.
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