Natur pur: Yellowstone und Grand-Teton-Nationalpark
165. Tag – 30.07.2006
Wir brachen schon kurz vor 8 Uhr in Richtung Yellowstone Nationalpark auf. Der Yellowstone Nationalpark ist berühmt für seine thermischen Quellen und die zahlreichen Wildtiere, wie Bisons, Grizzlybären und Wölfe. Er wurde bereits im Jahr 1872 gegründet und ist der älteste Nationalpark der Welt. Mit seinen fast 9.000 km2 Fläche ist er einer der größten Nationalparks der USA. Die meisten Sehenswürdigkeiten des Parks sind mit dem Auto gut erreichbar, zumindest vom Frühjahr bis zum Herbst. Für die Drive-in gewöhnten Amerikaner also keine Umstellung. Es gibt eine gut ausgebaute Infrastruktur für Besucher mit Tankstellen, Hotels, Restaurants etc. Aber auch Liebhaber der unberührten Natur, Wanderfreunde und Hardcore-Camper kommen hier auf ihre Kosten.
Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichten wir den Eingang des Nationalparks. Für einen 7-Tage-Pass, der auch für den südlich vom Yellowstone Nationalpark gelegenen Grand-Teton-Nationalpark gilt, bezahlten wir 25$, eigentlich ganz günstig. Bald erreichten wir den Yellowstone Lake, der größte Bergsee Amerikas. Dort hatten wir auch unsere erste Begegnung mit einem Bison: der nahm gerade ein Sand- und Sonnenbad direkt am Straßenrand in ca. 5m Entfernung von uns. Wir beobachteten ihn eine ganze Weile aus dem sicheren Auto heraus bevor wir weiterfuhren. Bisons sind imposante, aber auch gefährliche Tiere. Jedes Jahr werden zahlreiche Besucher durch Bisons verletzt, da sie sich nicht an die Parkregeln – Mindestabstand von 25m zu allen Tieren und zu Bären sogar 100m – halten. Wir hielten beim Fishing Bridge Visitorcenter und bekamen Informationen zum Park und zu Wanderungen. Die Orte und Hauptattraktionen des Parks sind durch ein Straßennetz in der Form einer Acht miteinander verbunden. Die obere Schleife wird als „Upper Loop“, die untere als „Lower Loop“ bezeichnet, beide zusammen bilden den „Grand Loop“ mit einer Gesamtlänge von etwa 230 km. Klingt erstmal nicht viel, aber es gibt unterwegs soviel zu sehen, dass man sich mindestens zwei Tage Zeit nehmen sollte. Als Wanderung wurde uns für heute eine Tour zum Mount Washburn empfohlen, von dem man eine schöne Aussicht haben soll. Das traf sich gut, da unsere Unterkunft, die Canyon Lodge, auf dem Weg lag. Kurz vor einer kleinen Brücke über den Yellowstone River wurde unsere Fahrt abrupt gestoppt. Eine Gruppe von Bisons kam uns mit einem Affenzahn entgegen. Wir hielten die Luft an. Gott sei Dank hielten sich die Tiere an das Rechtsfahrgebot. Sie wollten sich wohl keine nassen Hufe holen und benutzten lieber die Brücke.
Im Canyon Village schauten wir erstmal bei unserer Unterkunft, einem kleinem Bungalow, vorbei. Alles in Ordnung. Wir fuhren weiter entlang der Grand Loop Road und des North Rim Drive. Dabei kamen wir an zahlreichen Aussichtspunkten vorbei, von denen man einen tollen Blick auf den nicht ganz so berühmten Grand Canyon des Yellowstone Nationalparks hat, der in Gelb- und Brauntönen strahlt. Der Canyon entstand am Ende der letzten Vergletscherung vor etwa 14.000 Jahren, die Farben entstehen durch die Erosion der im Gestein enthaltenen Eisenbestandteile (es rostet sozusagen). Heute fließt der Yellowstone River durch den Canyon. Besonders an den Wasserfällen, den Upper Falls (etwa 33m hoch) und den Lower Falls (94m – doppelt so hoch wie die Niagara-Fälle!) spürt man die Kraft des Wassers. Der Blick der sich uns bot, war wirklich fantastisch. Fotos können das nur schwer wiedergeben.
Jetzt wollten wir aber zu unserer Wanderung aufbrechen. Der Ausgangspunkt des Mount-Washburn-Trails liegt am Dunraven Pass. Auf dem Weg dorthin gerieten wir erstmal in einen Stau. Ja, so was gibt es auch im Nationalpark. Ursache: Ein paar Hirsche konnten von der Straße aus gut beobachtet werden und keiner der Besucher wollte sich das entgehen lassen. Wie war das nochmal mit dem Mindestabstand? Die Wanderung zum Mount Washburn entlang der alten Chittende Road war sehr schön. Gemütlich erreichten wir den Gipfel auf den etwa 3.100 m Höhe. Im Visitorcenter hatte man uns nicht zuviel versprochen. Wir hatten einen tollen Blick auf die umliegenden Bergketten der Rocky Mountains und den Park zu unseren Füßen. Auf dem Gipfel gab es eine Bergstation mit einer kleinen Ausstellung über die geologische Entstehung des Nationalparks. Der Yellowstone Nationalpark liegt zum großen Teil im Kessel, auch Caldera genannt, des Yellowstone-Vulkans. Die Magmakammer des Vulkans liegt in etwa 8 km Tiefe, ist unglaubliche 60 km lang und 40 km breit. Wegen seiner Größe gehört der Yellowstone-Vulkan zu den sogenannten Supervulkanen. Der Vulkan ist immer noch aktiv, ein Zeichen dafür sind die zahlreichen heißen Quellen, für die der Yellowstone NP bekannt ist. In der Ferne konnten wir auch noch Spuren des verheerenden Waldbrandes von 1988 entdecken, die fast 36% des Parks verwüsteten.
Nach etwa 3,5 Stunden waren wir zurück an unserem Auto. Da es inzwischen später Nachmittag war, machten wir uns auf dem Rückweg zum Canyon Village. Abends gingen wir ins Zentrum des „Dorfes“ zum Essen. Dort gab es eine Art Mensa zur Verpflegung der Gäste. Wir unterhielten uns während des Essens nett mit einem amerikanischen Vater-Sohn-Gespann, die schon öfters im Yellowstone NP waren. Sie wollten morgen zu einem mehrtägigen Camping-Trip ins so genannte Backcountry des Parks aufbrechen. Sie erzählten uns, dass sie besonders ihre Ausflüge im Winter genossen hatten: nicht so viele Touristen, dafür mehr Tiere, die man in Ruhe beobachten kann.
166. Tag – 31.07.2006
Heute wollten wir den „Grand Loop“ fortsetzen und den Yellowstone Nationalpark weiter erkunden. Zunächst fuhren wir nördlich in Richtung Mammoth Hot Springs, eine der Hauptattraktionen des Parks. Unterwegs machten wir zahlreiche Stopps mit kleinen Wanderungen – na ja eher Spaziergängen – zu Aussichtspunkten, um die atemberaubende Landschaft zu bewundern. Besonders beeindruckend ist der Tower Fall, der fast 40m in die Tiefe stürzt.
Kurz vor Mittag erreichten wir schließlich die Mammoth Hot Springs, ein großes Gebiet mit terrassenförmigen Kalkablagerungen und thermalen Quellen (hot springs). Es gibt einen etwa 2,5km langen Rundweg über Holzstege, der an verschiedenen Terrassen im unteren Bereich vorbeiführt. Über Jahrtausende hinweg bildeten sich diese durch die Ablagerungen von kalkhaltigen Mineralien aus dem Wasser der heißen Quellen. Da es immer noch viele aktive Quellen gibt, verändern sich die Terrassen laufend.
Wir machten uns wieder auf den Weg und durchquerten den westlichen Teil des Parks, der geprägt ist durch Geysire, heiße Quellen und Schlammtöpfe. Nächster Halt war das Norris Geysir Bassin. Dort liegt der Steamboat-Geysir, der größte aktive Geysir der Welt. Die höchste gemessene Höhe der Wassersäule war 130m! Leider sind seine Ausbruchzeiten unregelmäßig und ziemlich touristenunfreundlich. Es kann zwischen vier Tagen und fünfzig Jahren dauern bis der Geysir wieder ausbricht. So lange wollten wir nicht warten und fuhren weiter. Hier gibt es auch farbige Seen, hervorgerufen durch Bakterien und Algen. Ein beeindruckender Anblick. Unterwegs sahen wir wieder verkohlte Baumstümpfe, des Brandes von 1988 und entdeckten auch ein paar Hirsche am Ufer des Firehole Rivers. Am Fountain-Paint-Pot gab es einen etwa 1km langen Rundweg, um einen näheren Blick auf blubbernde Schlammtöpfe, Geysire, heiße Quelle und Fumarolen zu werfen. Auf einer Nebenstrecke, dem Firehole Lake Drive, kamen wir an ebenfalls an einigen aktiven Geysiren vorbei sowie am Firehole Lake, dessen Wassertemperatur bei etwa 70°C liegt.
Kurz vor drei erreichten wir schließlich den Old-Faithful-Geysir, dem bekanntesten Geysir der Welt. Er erhielt seinen Namen, da er gewissenhaft (=faithful) in schöner Regelmäßigkeit (ca. alle 90 Minuten) ausbricht. Das macht ihn zur Haupttouristenattraktion in Yellowstone. Wir kamen gerade rechtzeitig zum nächsten Ausbruch. Es waren schon sehr viele Besucher da und der riesige Parkplatz gut besetzt. Der Geysir hatte ein paar Ladehemmungen: der Ausbruch kam etwa 10min später als vorhergesagt. Insgesamt dauerte das Schauspiel an die 20min, für etwa 3 min war die Wassersäule beeindruckende 30 m hoch.
Nach einer Kaffeepause brachen wir in Richtung Grand-Teton-Nationalpark auf. Der Yellowstone Nationalpark geht im Süden quasi nahtlos in den Grand-Teton-NP über. Die Grand-Teton-Bergkette, die ihn von Norden nach Süden durchzieht, prägt das Bild des Parks. Die Jackson-Hole-Ebene und mehrere Seen nehmen einen Großteil des Parks in Anspruch. Am späten Nachmittag erreichten wir Colter Bay Village am Jackson See, wo wir heute im übernachten würden. Am Horizont konnte man die Spitzen der Teton-Bergmassiv erkennen. Unsere Unterkunft, eine so genannte Tent Cabin, war sehr rustikal: zwei feste Holzwände aus Baumstämmen, an den die Schlafplätze befestigt waren; zwei Wände aus Zeltplanen. Falls es doch zu kalt werden sollte, gab es einen Holzfeuerofen. Im Vorraum gab es einen Platz für ein Lagerfeuer und Tisch plus Bänke. Bestimmt ein toller Platz für einen Abenteuerurlaub mit Kindern. Wir hatten zwar elektrisches Licht, aber es gab keine Steckdosen. Also fragten wir bei der Verwaltung nach, ob man dort unsere Akkus über Nacht aufladen könnte. Wir hätten sonst keine Filme und Fotos mehr machen können. Kein Problem.
167. Tag – 01.08.2006
Wir hatten in unserem „halben Zelt“ überraschend gut geschlafen. Ausgeruht und voller Tatendrang nahmen wir bereits um halb Acht unser frugales Frühstück zu uns. Cornflakes mit Banane und Kaffee, den Lothar bei der Zeltplatzrezeption besorgt hatte. Das Wetter sah heute Morgen nicht besonders einladend aus: kalt, bewölkt und Nieselregen. Eigentlich hatten wir für den Vormittag eine Wanderung zum „Grand View Point“ zwischen Two-Ocean- und des Emma-Matilda-See geplant. Aber bei Regen und schlechter Sicht? Im Visitorcenter empfahl man uns erstmal, zum Jackson-See zu gehen. Morgens würden sich dort gut Tiere beobachten lassen. Unter den Wolken sahen der See und die Berge irgendwie mystisch aus. Den Tieren war das Wetter wohl auch zu schlecht, wir haben keine gesehen. Nach einer Stunde riss die Wolkendecke auf. Also auf zum „Grand View Point“. Wir holten unsere aufgeladenen Akkus bei der Zeltdorfverwaltung ab und machten uns auf.
Der Ausgangspunkt der Wanderung lag etwas versteckt am Ende eines Waldweges. Nach einer etwa einstündigen Wanderung durch eine idyllische Landschaft erreichten wir schließlich unser Ziel. Der „Grand View Point“ machte seinem Namen alle Ehre: wir hatten eine grandiose Sicht auf die zwei Seen und die umliegenden Berge. Der Gipfel des Grand Teton Gipfel versteckte sich leider hinter Wolken. Dafür hatten diesen Augenblick ganz für uns. Nichts war zu hören außer dem Rauschen des Windes und ein paar Vögel.
Auf der weiteren Fahrt Süden machten wir einen Abstecher zum Signal Mountain. Auch hier hatten wir einen tollen Panaromablick auf das umliegende Tal, den Jackson-See und die abrupt dahinter aufsteigende Teton-Bergkette im Westen sowie den sich durchs Tal schlängelnden Snake River und die dahinter liegenden Berge im Osten. Weiter ging’s zum Jenny-See, eine sehr schöne Fahrt zwischen Jackson-See und den aufragenden Bergen. In der Jenny Lake Lodge bekamen wir wider Erwarten ein sehr gutes Mittagessen. Wir machten einen Verdauungsspaziergang zum See. Von hier aus starten die Boote zum Ausgangspunkt des Weges zu den Hidden Falls, die wohl bekannteste Wanderung im Grand-Teton-Nationalpark. Aber darauf verzichteten wir, lieber wollten wir noch zum Snake-River-Aussichtspunkt. Zu Single-Zeiten hatte Lothar jahrelang ein koloriertes Poster des berühmten Fotos von Ansel Adams „Die Tetons und der Snake River“ hängen – wahrscheinlich hat das draufschauen auch sein Fernweh geweckt. Andrea jedenfalls fand das Poster ziemlich kitschig und es musste abgehängt werden. Aber eigentlich hatte das Poster nicht zu viel versprochen: die Farben waren in der Mittagssonne zwar etwas anders und die Grand-Teton-Bergkette im Hintergrund wirkte nicht ganz so dramatisch wie auf dem Poster, aber es war ein wunderschöner und wildromantischer Anblick.
Mit diesem wunderbaren Eindruck verabschiedeten wir uns vom Grand-Teton-Nationalpark und brachen in Richtung Süden auf, unserem nächsten großen Ziel Salt Lake City entgegen. Bis dahin würden wir es heute nicht mehr ganz schaffen, denn mittlerweile war es kurz vor 16 Uhr und Salt Lake City etwa 470km entfernt. Aber wir wollten so weit fahren wie möglich. Auch nachdem wir die Grenze des Parks passiert hatten, war die Landschaft wunderschön. Kurz nach 19 Uhr erreichten wir schließlich die Kleinstadt Afton und quartierten uns im Gardener’s Country Village ein. Das Motel und die nebendran liegende Tankstelle gehören übrigens Rulon Gardner, dem berühmtesten Sohn der Stadt. Der war 2000 Olympiasieger im Ringen und in der Tankstelle gab es eine Art „Hall of Fame“ für ihn. Als erstes wollten wir natürlich die Akkus unseres Fotoapparates aufladen. Und es erwartete uns ein riesiger Schock: der Adapter für amerikanischen Steckdosen war weg!!! Trotzt intensiver Suche tauchte er nicht auf, einzige logische Erklärung: der Adapter musste noch im Büro des Colter Bay Zeltdorfes im Grand-Teton-Nationalpark sein. Wir versuchten dort anzurufen. Doch die Leitung war tot. Erst dachten wir es lag an uns, aber die Telefone in der ganzen Stadt funktionierten nicht. Bei Straßenbauarbeiten hatte jemand die Leitungen getroffen. Na super. Der einzige Elektroladen der Stadt hatte auch gerade zugemacht. Toll. Gegen 21 Uhr gingen die Telefone wieder. Leider bekamen wir nur ein Band zu hören mit dem Hinweis, dass wir „außerhalb der Geschäftszeiten anrufen“. Es war wie verhext. Murphy’s Gesetz hat wieder zugeschlagen. Frustriert überlegten wir uns Alternativen. Viele gab es nicht. Ohne Adapter keine aufgeladene Akkus, ohne Akkus keine Fotos und Filme, ohne Fotos und Filme – was hat dann die Weltreise noch für einen Sinn? Morgen wollten wir erstmal in den Elektroladen. Und wenn die keinen Adapter hatten, würden wir weitersehen.
168. Tag – 02.08.2006
Als der einzige, recht große Elektroladen von Afton morgens öffnete, standen wir schon ungeduldig vor der Tür. Was haben die bloß gedacht? Leider konnte man uns nicht weiterhelfen. Wir sollten es doch mal am Flughafen von Salt Lake City probieren. Doch am Flughafen würden wir so ein Superteil wie unseren Weltadapater bestimmt nicht bekommen. Dieser war für alle bekannten Steckdosenarten weltweit ausgelegt. Jedenfalls riefen wir nach diesem Reinfall erstmal in Colter Bay an. Und tatsächlich, unser Adapter befand sich noch in der Steckdose. Beim Rausziehen des Ladegerätes hatte die Dame ihn einfach übersehen. Wir fragten uns zwar, wie man dieses nicht gerade kleine, schwarze Teil übersehen konnte, aber was soll’s. Wir entschlossen uns, die etwa 100km zurückzufahren und unseren Adapter abzuholen. Klingt zwar verrückt, aber wir hielten es für die beste Lösung.
Auf ging’s, die Strecke kannten wir ja schon. Einen Zwischenstopp machten wir in Jackson, einer kleinen Stadt kurz vor dem Grand-Teton-Nationalpark, um das Visitorcenter kurz zu besichtigen. Die Ausstellung über Flora und Fauna von Yellowstone und Grand-Teton-Nationalpark war uns empfohlen worden. Gestern waren wir noch vorbeigefahren, aber heute wollten wir mal reinschauen. Und wirklich, es hat sich gelohnt.
Die Berge erstrahlten heute wolkenlos bei schönstem Sonnenschein. Am Snake River-Aussichtspunkt machten wir noch mal halt. Die Aussicht war heute phänomenal, da hat sich unser Adapter-Loop doch gelohnt. Gegen 11:30 Uhr hatten wir unseren Lieblings-Adapter wieder. Was für ein Stress für ein Teil, das in Deutschland etwa zehn Euro kostet! Glücklich brachen wir wieder in Richtung Süden auf. Da wir der Versuchung nicht widerstehen konnten und wieder einige Fotostopps machten, waren wir erst gegen 16 Uhr wieder zurück in Afton. Aber wir wollten heute wenigstens noch ein Stückchen weiter vorankommen. Nach etwa einer Stunde erreichten wir Paris. Ohne Eiffelturm, aber mit einer netten, kleinen Kirche. Am Straßenrand sahen wir das Café Paris. Wir hielten, um uns einen Kaffee zu gönnen. Doch das Schicksal war gegen uns: es gab im Café Paris keinen Kaffee, nicht zu fassen!
Kurz hinter Paris kamen wir zum Bear Lake, einem großen See an der Grenze zwischen Idaho und Utah. Der See funkelte in einladenden Blau in der ansonsten recht kargen Landschaft. Inzwischen war es 18 Uhr, warum also nicht hier übernachten? Leider war hier am See nichts zu bekommen, also mussten wir weiter. Inzwischen hatten wir die Staatsgrenze zu Utah, dem Mormonenstaat, überquert. Die durch den Wasatch-Cache-Nationalforst führende Strecke war sehr schön, aber langsam wurden wir ungeduldig. Schließlich erreichten wir Logan, auch hier war keine Unterkunft zu bekommen. Na super. Also immer weiter in Richtung Salt Lake City. Die Ortschaften waren wirklich rar gesät und wir sahen uns schon im Auto schlafen. Gegen 20 Uhr kamen wir an einem Campingplatz vorbei. Sehr idyllisch gelegen und es gab noch eine freie Kabine. Aber leider hatten wir keine Schlafsäcke dabei und man konnte auch nix ausleihen. Schade. Die nette Dame an der Rezeption empfahl, bis Odgen zu fahren, dem nächsten größeren Ort. Sie ließ uns sogar kostenlos mit dem dortigen Day’s Inn Motel telefonieren. Und tatsächlich, es gab noch ein freies Zimmer! Dankbar und echt erleichtert machten wir uns wieder auf den Weg. Kurz vor 21 Uhr waren wir da. Das Zimmer war ganz nett und als Bonus hatte das Motel das größte Indoor-Schwimmbecken Utah’s und einen Whirlpool zu bieten. Doch noch ein versöhnliches Ende eines anstrengenden Tages.
Noch mehr Fotos gibt´s in unserem Webalbum.
Wir brachen schon kurz vor 8 Uhr in Richtung Yellowstone Nationalpark auf. Der Yellowstone Nationalpark ist berühmt für seine thermischen Quellen und die zahlreichen Wildtiere, wie Bisons, Grizzlybären und Wölfe. Er wurde bereits im Jahr 1872 gegründet und ist der älteste Nationalpark der Welt. Mit seinen fast 9.000 km2 Fläche ist er einer der größten Nationalparks der USA. Die meisten Sehenswürdigkeiten des Parks sind mit dem Auto gut erreichbar, zumindest vom Frühjahr bis zum Herbst. Für die Drive-in gewöhnten Amerikaner also keine Umstellung. Es gibt eine gut ausgebaute Infrastruktur für Besucher mit Tankstellen, Hotels, Restaurants etc. Aber auch Liebhaber der unberührten Natur, Wanderfreunde und Hardcore-Camper kommen hier auf ihre Kosten.
Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichten wir den Eingang des Nationalparks. Für einen 7-Tage-Pass, der auch für den südlich vom Yellowstone Nationalpark gelegenen Grand-Teton-Nationalpark gilt, bezahlten wir 25$, eigentlich ganz günstig. Bald erreichten wir den Yellowstone Lake, der größte Bergsee Amerikas. Dort hatten wir auch unsere erste Begegnung mit einem Bison: der nahm gerade ein Sand- und Sonnenbad direkt am Straßenrand in ca. 5m Entfernung von uns. Wir beobachteten ihn eine ganze Weile aus dem sicheren Auto heraus bevor wir weiterfuhren. Bisons sind imposante, aber auch gefährliche Tiere. Jedes Jahr werden zahlreiche Besucher durch Bisons verletzt, da sie sich nicht an die Parkregeln – Mindestabstand von 25m zu allen Tieren und zu Bären sogar 100m – halten. Wir hielten beim Fishing Bridge Visitorcenter und bekamen Informationen zum Park und zu Wanderungen. Die Orte und Hauptattraktionen des Parks sind durch ein Straßennetz in der Form einer Acht miteinander verbunden. Die obere Schleife wird als „Upper Loop“, die untere als „Lower Loop“ bezeichnet, beide zusammen bilden den „Grand Loop“ mit einer Gesamtlänge von etwa 230 km. Klingt erstmal nicht viel, aber es gibt unterwegs soviel zu sehen, dass man sich mindestens zwei Tage Zeit nehmen sollte. Als Wanderung wurde uns für heute eine Tour zum Mount Washburn empfohlen, von dem man eine schöne Aussicht haben soll. Das traf sich gut, da unsere Unterkunft, die Canyon Lodge, auf dem Weg lag. Kurz vor einer kleinen Brücke über den Yellowstone River wurde unsere Fahrt abrupt gestoppt. Eine Gruppe von Bisons kam uns mit einem Affenzahn entgegen. Wir hielten die Luft an. Gott sei Dank hielten sich die Tiere an das Rechtsfahrgebot. Sie wollten sich wohl keine nassen Hufe holen und benutzten lieber die Brücke.
Im Canyon Village schauten wir erstmal bei unserer Unterkunft, einem kleinem Bungalow, vorbei. Alles in Ordnung. Wir fuhren weiter entlang der Grand Loop Road und des North Rim Drive. Dabei kamen wir an zahlreichen Aussichtspunkten vorbei, von denen man einen tollen Blick auf den nicht ganz so berühmten Grand Canyon des Yellowstone Nationalparks hat, der in Gelb- und Brauntönen strahlt. Der Canyon entstand am Ende der letzten Vergletscherung vor etwa 14.000 Jahren, die Farben entstehen durch die Erosion der im Gestein enthaltenen Eisenbestandteile (es rostet sozusagen). Heute fließt der Yellowstone River durch den Canyon. Besonders an den Wasserfällen, den Upper Falls (etwa 33m hoch) und den Lower Falls (94m – doppelt so hoch wie die Niagara-Fälle!) spürt man die Kraft des Wassers. Der Blick der sich uns bot, war wirklich fantastisch. Fotos können das nur schwer wiedergeben.
Jetzt wollten wir aber zu unserer Wanderung aufbrechen. Der Ausgangspunkt des Mount-Washburn-Trails liegt am Dunraven Pass. Auf dem Weg dorthin gerieten wir erstmal in einen Stau. Ja, so was gibt es auch im Nationalpark. Ursache: Ein paar Hirsche konnten von der Straße aus gut beobachtet werden und keiner der Besucher wollte sich das entgehen lassen. Wie war das nochmal mit dem Mindestabstand? Die Wanderung zum Mount Washburn entlang der alten Chittende Road war sehr schön. Gemütlich erreichten wir den Gipfel auf den etwa 3.100 m Höhe. Im Visitorcenter hatte man uns nicht zuviel versprochen. Wir hatten einen tollen Blick auf die umliegenden Bergketten der Rocky Mountains und den Park zu unseren Füßen. Auf dem Gipfel gab es eine Bergstation mit einer kleinen Ausstellung über die geologische Entstehung des Nationalparks. Der Yellowstone Nationalpark liegt zum großen Teil im Kessel, auch Caldera genannt, des Yellowstone-Vulkans. Die Magmakammer des Vulkans liegt in etwa 8 km Tiefe, ist unglaubliche 60 km lang und 40 km breit. Wegen seiner Größe gehört der Yellowstone-Vulkan zu den sogenannten Supervulkanen. Der Vulkan ist immer noch aktiv, ein Zeichen dafür sind die zahlreichen heißen Quellen, für die der Yellowstone NP bekannt ist. In der Ferne konnten wir auch noch Spuren des verheerenden Waldbrandes von 1988 entdecken, die fast 36% des Parks verwüsteten.
Nach etwa 3,5 Stunden waren wir zurück an unserem Auto. Da es inzwischen später Nachmittag war, machten wir uns auf dem Rückweg zum Canyon Village. Abends gingen wir ins Zentrum des „Dorfes“ zum Essen. Dort gab es eine Art Mensa zur Verpflegung der Gäste. Wir unterhielten uns während des Essens nett mit einem amerikanischen Vater-Sohn-Gespann, die schon öfters im Yellowstone NP waren. Sie wollten morgen zu einem mehrtägigen Camping-Trip ins so genannte Backcountry des Parks aufbrechen. Sie erzählten uns, dass sie besonders ihre Ausflüge im Winter genossen hatten: nicht so viele Touristen, dafür mehr Tiere, die man in Ruhe beobachten kann.
166. Tag – 31.07.2006
Heute wollten wir den „Grand Loop“ fortsetzen und den Yellowstone Nationalpark weiter erkunden. Zunächst fuhren wir nördlich in Richtung Mammoth Hot Springs, eine der Hauptattraktionen des Parks. Unterwegs machten wir zahlreiche Stopps mit kleinen Wanderungen – na ja eher Spaziergängen – zu Aussichtspunkten, um die atemberaubende Landschaft zu bewundern. Besonders beeindruckend ist der Tower Fall, der fast 40m in die Tiefe stürzt.
Kurz vor Mittag erreichten wir schließlich die Mammoth Hot Springs, ein großes Gebiet mit terrassenförmigen Kalkablagerungen und thermalen Quellen (hot springs). Es gibt einen etwa 2,5km langen Rundweg über Holzstege, der an verschiedenen Terrassen im unteren Bereich vorbeiführt. Über Jahrtausende hinweg bildeten sich diese durch die Ablagerungen von kalkhaltigen Mineralien aus dem Wasser der heißen Quellen. Da es immer noch viele aktive Quellen gibt, verändern sich die Terrassen laufend.
Wir machten uns wieder auf den Weg und durchquerten den westlichen Teil des Parks, der geprägt ist durch Geysire, heiße Quellen und Schlammtöpfe. Nächster Halt war das Norris Geysir Bassin. Dort liegt der Steamboat-Geysir, der größte aktive Geysir der Welt. Die höchste gemessene Höhe der Wassersäule war 130m! Leider sind seine Ausbruchzeiten unregelmäßig und ziemlich touristenunfreundlich. Es kann zwischen vier Tagen und fünfzig Jahren dauern bis der Geysir wieder ausbricht. So lange wollten wir nicht warten und fuhren weiter. Hier gibt es auch farbige Seen, hervorgerufen durch Bakterien und Algen. Ein beeindruckender Anblick. Unterwegs sahen wir wieder verkohlte Baumstümpfe, des Brandes von 1988 und entdeckten auch ein paar Hirsche am Ufer des Firehole Rivers. Am Fountain-Paint-Pot gab es einen etwa 1km langen Rundweg, um einen näheren Blick auf blubbernde Schlammtöpfe, Geysire, heiße Quelle und Fumarolen zu werfen. Auf einer Nebenstrecke, dem Firehole Lake Drive, kamen wir an ebenfalls an einigen aktiven Geysiren vorbei sowie am Firehole Lake, dessen Wassertemperatur bei etwa 70°C liegt.
Kurz vor drei erreichten wir schließlich den Old-Faithful-Geysir, dem bekanntesten Geysir der Welt. Er erhielt seinen Namen, da er gewissenhaft (=faithful) in schöner Regelmäßigkeit (ca. alle 90 Minuten) ausbricht. Das macht ihn zur Haupttouristenattraktion in Yellowstone. Wir kamen gerade rechtzeitig zum nächsten Ausbruch. Es waren schon sehr viele Besucher da und der riesige Parkplatz gut besetzt. Der Geysir hatte ein paar Ladehemmungen: der Ausbruch kam etwa 10min später als vorhergesagt. Insgesamt dauerte das Schauspiel an die 20min, für etwa 3 min war die Wassersäule beeindruckende 30 m hoch.
Nach einer Kaffeepause brachen wir in Richtung Grand-Teton-Nationalpark auf. Der Yellowstone Nationalpark geht im Süden quasi nahtlos in den Grand-Teton-NP über. Die Grand-Teton-Bergkette, die ihn von Norden nach Süden durchzieht, prägt das Bild des Parks. Die Jackson-Hole-Ebene und mehrere Seen nehmen einen Großteil des Parks in Anspruch. Am späten Nachmittag erreichten wir Colter Bay Village am Jackson See, wo wir heute im übernachten würden. Am Horizont konnte man die Spitzen der Teton-Bergmassiv erkennen. Unsere Unterkunft, eine so genannte Tent Cabin, war sehr rustikal: zwei feste Holzwände aus Baumstämmen, an den die Schlafplätze befestigt waren; zwei Wände aus Zeltplanen. Falls es doch zu kalt werden sollte, gab es einen Holzfeuerofen. Im Vorraum gab es einen Platz für ein Lagerfeuer und Tisch plus Bänke. Bestimmt ein toller Platz für einen Abenteuerurlaub mit Kindern. Wir hatten zwar elektrisches Licht, aber es gab keine Steckdosen. Also fragten wir bei der Verwaltung nach, ob man dort unsere Akkus über Nacht aufladen könnte. Wir hätten sonst keine Filme und Fotos mehr machen können. Kein Problem.
167. Tag – 01.08.2006
Wir hatten in unserem „halben Zelt“ überraschend gut geschlafen. Ausgeruht und voller Tatendrang nahmen wir bereits um halb Acht unser frugales Frühstück zu uns. Cornflakes mit Banane und Kaffee, den Lothar bei der Zeltplatzrezeption besorgt hatte. Das Wetter sah heute Morgen nicht besonders einladend aus: kalt, bewölkt und Nieselregen. Eigentlich hatten wir für den Vormittag eine Wanderung zum „Grand View Point“ zwischen Two-Ocean- und des Emma-Matilda-See geplant. Aber bei Regen und schlechter Sicht? Im Visitorcenter empfahl man uns erstmal, zum Jackson-See zu gehen. Morgens würden sich dort gut Tiere beobachten lassen. Unter den Wolken sahen der See und die Berge irgendwie mystisch aus. Den Tieren war das Wetter wohl auch zu schlecht, wir haben keine gesehen. Nach einer Stunde riss die Wolkendecke auf. Also auf zum „Grand View Point“. Wir holten unsere aufgeladenen Akkus bei der Zeltdorfverwaltung ab und machten uns auf.
Der Ausgangspunkt der Wanderung lag etwas versteckt am Ende eines Waldweges. Nach einer etwa einstündigen Wanderung durch eine idyllische Landschaft erreichten wir schließlich unser Ziel. Der „Grand View Point“ machte seinem Namen alle Ehre: wir hatten eine grandiose Sicht auf die zwei Seen und die umliegenden Berge. Der Gipfel des Grand Teton Gipfel versteckte sich leider hinter Wolken. Dafür hatten diesen Augenblick ganz für uns. Nichts war zu hören außer dem Rauschen des Windes und ein paar Vögel.
Auf der weiteren Fahrt Süden machten wir einen Abstecher zum Signal Mountain. Auch hier hatten wir einen tollen Panaromablick auf das umliegende Tal, den Jackson-See und die abrupt dahinter aufsteigende Teton-Bergkette im Westen sowie den sich durchs Tal schlängelnden Snake River und die dahinter liegenden Berge im Osten. Weiter ging’s zum Jenny-See, eine sehr schöne Fahrt zwischen Jackson-See und den aufragenden Bergen. In der Jenny Lake Lodge bekamen wir wider Erwarten ein sehr gutes Mittagessen. Wir machten einen Verdauungsspaziergang zum See. Von hier aus starten die Boote zum Ausgangspunkt des Weges zu den Hidden Falls, die wohl bekannteste Wanderung im Grand-Teton-Nationalpark. Aber darauf verzichteten wir, lieber wollten wir noch zum Snake-River-Aussichtspunkt. Zu Single-Zeiten hatte Lothar jahrelang ein koloriertes Poster des berühmten Fotos von Ansel Adams „Die Tetons und der Snake River“ hängen – wahrscheinlich hat das draufschauen auch sein Fernweh geweckt. Andrea jedenfalls fand das Poster ziemlich kitschig und es musste abgehängt werden. Aber eigentlich hatte das Poster nicht zu viel versprochen: die Farben waren in der Mittagssonne zwar etwas anders und die Grand-Teton-Bergkette im Hintergrund wirkte nicht ganz so dramatisch wie auf dem Poster, aber es war ein wunderschöner und wildromantischer Anblick.
Mit diesem wunderbaren Eindruck verabschiedeten wir uns vom Grand-Teton-Nationalpark und brachen in Richtung Süden auf, unserem nächsten großen Ziel Salt Lake City entgegen. Bis dahin würden wir es heute nicht mehr ganz schaffen, denn mittlerweile war es kurz vor 16 Uhr und Salt Lake City etwa 470km entfernt. Aber wir wollten so weit fahren wie möglich. Auch nachdem wir die Grenze des Parks passiert hatten, war die Landschaft wunderschön. Kurz nach 19 Uhr erreichten wir schließlich die Kleinstadt Afton und quartierten uns im Gardener’s Country Village ein. Das Motel und die nebendran liegende Tankstelle gehören übrigens Rulon Gardner, dem berühmtesten Sohn der Stadt. Der war 2000 Olympiasieger im Ringen und in der Tankstelle gab es eine Art „Hall of Fame“ für ihn. Als erstes wollten wir natürlich die Akkus unseres Fotoapparates aufladen. Und es erwartete uns ein riesiger Schock: der Adapter für amerikanischen Steckdosen war weg!!! Trotzt intensiver Suche tauchte er nicht auf, einzige logische Erklärung: der Adapter musste noch im Büro des Colter Bay Zeltdorfes im Grand-Teton-Nationalpark sein. Wir versuchten dort anzurufen. Doch die Leitung war tot. Erst dachten wir es lag an uns, aber die Telefone in der ganzen Stadt funktionierten nicht. Bei Straßenbauarbeiten hatte jemand die Leitungen getroffen. Na super. Der einzige Elektroladen der Stadt hatte auch gerade zugemacht. Toll. Gegen 21 Uhr gingen die Telefone wieder. Leider bekamen wir nur ein Band zu hören mit dem Hinweis, dass wir „außerhalb der Geschäftszeiten anrufen“. Es war wie verhext. Murphy’s Gesetz hat wieder zugeschlagen. Frustriert überlegten wir uns Alternativen. Viele gab es nicht. Ohne Adapter keine aufgeladene Akkus, ohne Akkus keine Fotos und Filme, ohne Fotos und Filme – was hat dann die Weltreise noch für einen Sinn? Morgen wollten wir erstmal in den Elektroladen. Und wenn die keinen Adapter hatten, würden wir weitersehen.
168. Tag – 02.08.2006
Als der einzige, recht große Elektroladen von Afton morgens öffnete, standen wir schon ungeduldig vor der Tür. Was haben die bloß gedacht? Leider konnte man uns nicht weiterhelfen. Wir sollten es doch mal am Flughafen von Salt Lake City probieren. Doch am Flughafen würden wir so ein Superteil wie unseren Weltadapater bestimmt nicht bekommen. Dieser war für alle bekannten Steckdosenarten weltweit ausgelegt. Jedenfalls riefen wir nach diesem Reinfall erstmal in Colter Bay an. Und tatsächlich, unser Adapter befand sich noch in der Steckdose. Beim Rausziehen des Ladegerätes hatte die Dame ihn einfach übersehen. Wir fragten uns zwar, wie man dieses nicht gerade kleine, schwarze Teil übersehen konnte, aber was soll’s. Wir entschlossen uns, die etwa 100km zurückzufahren und unseren Adapter abzuholen. Klingt zwar verrückt, aber wir hielten es für die beste Lösung.
Auf ging’s, die Strecke kannten wir ja schon. Einen Zwischenstopp machten wir in Jackson, einer kleinen Stadt kurz vor dem Grand-Teton-Nationalpark, um das Visitorcenter kurz zu besichtigen. Die Ausstellung über Flora und Fauna von Yellowstone und Grand-Teton-Nationalpark war uns empfohlen worden. Gestern waren wir noch vorbeigefahren, aber heute wollten wir mal reinschauen. Und wirklich, es hat sich gelohnt.
Die Berge erstrahlten heute wolkenlos bei schönstem Sonnenschein. Am Snake River-Aussichtspunkt machten wir noch mal halt. Die Aussicht war heute phänomenal, da hat sich unser Adapter-Loop doch gelohnt. Gegen 11:30 Uhr hatten wir unseren Lieblings-Adapter wieder. Was für ein Stress für ein Teil, das in Deutschland etwa zehn Euro kostet! Glücklich brachen wir wieder in Richtung Süden auf. Da wir der Versuchung nicht widerstehen konnten und wieder einige Fotostopps machten, waren wir erst gegen 16 Uhr wieder zurück in Afton. Aber wir wollten heute wenigstens noch ein Stückchen weiter vorankommen. Nach etwa einer Stunde erreichten wir Paris. Ohne Eiffelturm, aber mit einer netten, kleinen Kirche. Am Straßenrand sahen wir das Café Paris. Wir hielten, um uns einen Kaffee zu gönnen. Doch das Schicksal war gegen uns: es gab im Café Paris keinen Kaffee, nicht zu fassen!
Kurz hinter Paris kamen wir zum Bear Lake, einem großen See an der Grenze zwischen Idaho und Utah. Der See funkelte in einladenden Blau in der ansonsten recht kargen Landschaft. Inzwischen war es 18 Uhr, warum also nicht hier übernachten? Leider war hier am See nichts zu bekommen, also mussten wir weiter. Inzwischen hatten wir die Staatsgrenze zu Utah, dem Mormonenstaat, überquert. Die durch den Wasatch-Cache-Nationalforst führende Strecke war sehr schön, aber langsam wurden wir ungeduldig. Schließlich erreichten wir Logan, auch hier war keine Unterkunft zu bekommen. Na super. Also immer weiter in Richtung Salt Lake City. Die Ortschaften waren wirklich rar gesät und wir sahen uns schon im Auto schlafen. Gegen 20 Uhr kamen wir an einem Campingplatz vorbei. Sehr idyllisch gelegen und es gab noch eine freie Kabine. Aber leider hatten wir keine Schlafsäcke dabei und man konnte auch nix ausleihen. Schade. Die nette Dame an der Rezeption empfahl, bis Odgen zu fahren, dem nächsten größeren Ort. Sie ließ uns sogar kostenlos mit dem dortigen Day’s Inn Motel telefonieren. Und tatsächlich, es gab noch ein freies Zimmer! Dankbar und echt erleichtert machten wir uns wieder auf den Weg. Kurz vor 21 Uhr waren wir da. Das Zimmer war ganz nett und als Bonus hatte das Motel das größte Indoor-Schwimmbecken Utah’s und einen Whirlpool zu bieten. Doch noch ein versöhnliches Ende eines anstrengenden Tages.
Noch mehr Fotos gibt´s in unserem Webalbum.
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