In der Spielerstadt Las Vegas
173. Tag – 07.08.2006
Selbst die Möglichkeit einen Sonnenaufgang am Grand Canyon live zu erleben brachte uns nicht aus den Federn. Wir waren einfach zu müde. Zum Abschied gingen wir nach dem Frühstück aber nochmal zum Mather Point. Atemberaubend schön! Der Grand Canyon macht seinem Namen alle Ehre und ist mit Sicherheit einer der beeindruckendsten Orte auf dieser Erde. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns in Richtung Las Vegas.
Die Fahrt dahin wollten wir nutzen, um an unserem Weblog weiterzuschreiben. Leider kam es schon bald zu künstlerischen Differenzen. Um jeden Satz musste gekämpft werden. Ja, so ist das halt bei uns, wir geben es ja zu. Wir brachen den Versuch schnell ab und konnten deshalb auch die Landschaft besser genießen. So ein Zwischending zwischen Wüste und Steppe, soweit das Auge reicht. Na ja, wird mit der Zeit auch etwas langweilig. Bei Williams fuhren wir auf die Interstates 40 und weiter bis Seligman. Dort sahen wir eher zufällig ein Hinweisschild auf die legendäre Route 66 und bogen ab. Die Route 66 verband einstmals Chicago mit Los Angeles über eine Strecke von rund 4.000 km. Unsere Coast-to-Coast-Tour führt zwar auch über Chicago nach Los Angeles, wir sind aber viel weiter nördlich gefahren, um bspw. Mount Rushmore und den Yellowstone-Nationalpark zu besuchen. Die Blütezeit erlebte diese Straße in den 50er und 60er Jahren. Danach wurden immer größere Abschnitte zu autobahnähnlichen Interstate um- und ausgebaut. Heute existiert die Route 66 im eigentlichen Sinn nur noch auf Teilstücken, wie z.B. auf der Strecke von Seligman nach Klingman, die wir gerade befuhren. Jede Menge „historischer“ Gebäude, wie z.B. Tankstellen und Diners, sind hier anzutreffen. Wir fanden es ganz amüsant, mehr aber auch nicht. Den Hype, der (immer noch) um diese Straße gemacht wird, können wir eigentlich nicht verstehen.
Bei Klingman sind wir dann auf den Highway 93 gefahren. Immer gerade aus durch die Wüste ging es bis zum Hoover-Staudamm, etwa 50 km vor Las Vegas. Bereits einige Kilometer vor dem Stausee gibt es Polizeikontrollen. Auch hier hat man Angst vor Terroranschlägen. Nachdem wir einen Bergkamm überwunden hatten, konnten wir den Hoover-Damm zum ersten Mal sehen. In Mitten der Wüste strahlte uns das tiefe Blau des Lake Mead entgegen. Der Colorado wird hier aufgestaut und bildet die Grenze zwischen den Bundesstaaten Arizona und Nevada. Der 1935 in Betrieb genommen Hoover-Staudamm ist übrigens weder nach dem Gründer des Gemeindienstes FBI, Herrn J. Edgar Hoover, noch nach der Staubsaugerfirma benannt worden, sondern nach dem 31. Präsidenten der Vereinigten Staaten, Herbert C. Hoover. Jeder Normalsterbliche würde denken, dass die nur einen Katzensprung entfernte Stadt Las Vegas, die für ihre stromfressende Lichtreklame berühmt ist, ihre Energie hierher bezieht. Weit gefehlt! Nur etwa 3% ihres Strombedarfes werden vom Wasserkraftwerk des Hoover-Damms bezogen, der Rest kommt aus Kohle- und Gaskraftwerken. Bei Inbetriebnahme des Staudamms wurden die Rechte für die Stromabnahme ausgehandelt. Der damalige Bürgermeister lehnte einen Abnahmevertrag mit der Begründung ab, dass Las Vegas nie mehr wie 5.000 Einwohner haben wird. Tja, das war wohl eine Fehleinschätzung.
Nur langsam konnten wir (Achtung Wortspiel) wegen des Staus auf der Staumauer fahren. Wir hielten nur kurz auf dem Parkplatz des Visitor Centers und machten von dort ein paar schöne Schnappschüsse. Von oben wirkt der Stausee wie ein riesiger Fingernagel. Er ist der größte Stausee der USA, seine Talsperre ist beachtliche 221m tief und 379m breit. Las Vegas bezieht zwar sehr wenig Strom vom Hoover-Damm, umso größer ist aber die Abhängigkeit beim Wasser. Etwa 90% seines Wasserbedarfes deckt die Casino-Stadt aus dem Lake Mead. Wissenschaftler haben errechnet, dass diese Quelle bei dem immer stärker wachsenden Verbrauch bis zum Jahre 2021 erschöpft sein könnte. Das Problem wurde mittlerweile erkannt und erste Maßnahmen eingeleitet. Wir hatten wenig Zeit und mussten weiter. Schließlich war es schon später Nachmittag und wir hatten kein Zimmer in Las Vegas reserviert.
Nach ca. ein Stunde erreichten wir das Spielerparadies. Zunächst ging es durch die Vororte der 600.000 Einwohner zählenden Stadt, die reißbrettartig angelegt ist. Am Flughafen bogen wir auf den Las Vegas Boulevard, besser bekannt als „Strip“. Gleich am Anfang des Strips steht das berühmte Neon-Schild „Welcome to Fabulous Las Vegas“. Nur 500m entfernt lag das Luxor eine schwarze, 30 Stockwerke hohe Stahlpyramide. Davor wacht eine ziemlich kitschige Sphinx. Die Pyramide lassen wir ja noch durchgehen, aber die Sphinx hätte man sich ruhig sparen können. Im 3. Anlauf haben wir dann die richtige Einfahrt zum Hotelparkplatz gefunden. Die Parkhäuser der Casinos befinden sich immer hinter dem Hauptgebäude. Das Parken ist kostenfrei und es gibt genügend freie Plätze. Als wir das Foyer des Luxor betraten, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Pyramide ist innen quasi ausgehöhlt. Das Atrium geht bis zum obersten Stockwerk. Die Glasfahrstühle verlaufen schräg nach oben. Wow, hier wollten wir übernachten. Ziemlich enttäuscht erfuhren wir an der Rezeption, dass das Hotel ausgebucht war. Wir sollten es doch mal im „New York New York“ gleich nebenan probieren. Gesagt, getan. Ein kurzer Fußmarsch führte uns nach New York, zumindest von der Fassade her. Die Skyline von New York inkl. Freiheitsstatue und Brooklyn Bridge wurde hier nachempfunden. Auf die Idee muss man erstmal kommen. Wir hatten wieder Pech, ebenfalls ausgebucht bzw. Zimmer in der für uns in Frage kommenden Preisklasse waren nicht mehr verfügbar. In unserer aufkommenden Verzweiflung machten wir einem Abstecher ins Mittelalter. Diesmal gingen wir unterirdisch durch einen Tunnel ins Excalibur und machten die ersten Berührungen mit der Spielerwelt. Die Casinos mit den hunderten von Spielautomaten befinden sich meist ein oder mehrere Stockwerke unter der Erde. Der Lärm ist gewaltig. Wir ließen uns jedenfalls nicht ablenken und gingen schnurgerade zur Rezeption. Und siehe da, in diesem Jahrhundert hatte man einen Platz für uns. Das Excalibur hat das Thema Mittelalter für sich entdeckt. Das Äußere erinnerte uns jedoch eher an einen Disneyfilm. Im Inneren gibt es jede Menge Rüstungen und sonstige Utensilien aus dem Mittelalter zu bestaunen. That´s Entertainment, jedenfalls auf amerikanisch.
Unser Zimmer lag in einem Nebengebäude und war gar nicht so teuer. Endlich mal wieder ein richtiges Hotelzimmer mit Dusche und Klimaanlage. Wir buchten vorerst nur für eine Nacht. Und damit kommen wir auch schon zum Thema des Tages: Welchen zeitlichen Rahmen soll Las Vegas bei unserer USA-Reise einnehmen? Unterschiedliche Weltanschauungen kamen zum Vorschein. Während Andrea aus kulturhistorischer Sicht es durchaus vertretbar fände, hier einfach durchzufahren, hielt Lothar es für zwingend notwendig hier an Ort und Stelle den „American Way of Life“ zu erforschen. Ein Wort gab das andere, im Streit und ohne Lösung gingen wir ins Bett. Eigentlich ziemlich blöde, hätten wir doch zumindest diese Nacht nutzen können und morgen dann weitergesehen. Tja, die Liebe ist halt nicht rational.
174. Tag – 08.08.2006
Der Morgen brachte Versöhnungspotential zum Vorschein. Wir einigten uns auf noch einen Tag Las Vegas und hatten uns wieder ganz doll lieb!
Für unsere Erkundungstour nahmen wir das Auto. Die erste Station war am Ende des Strips, der nach eigenen Angaben größte Souvenirladen der Welt. Wir deckten uns mit dem Notwendigsten ein und fuhren weiter zu Caesars Palace, vielleicht das bekannteste Casino von Las Vegas.
Jede Menge Säulen und Statuen empfangen den Besucher und sollen ihn in das alte Rom versetzen. Am Marmor wurde nicht gespart. Wie schlenderten durch den Casino- und Shopping-Bereich. Besonders beeindruckt hat uns eine Rolltreppe. Diese führt über zwei Etagen in Form einer Wendeltreppe. Ja, sowas gibt es wirklich! Die ganze Innenarchitektur wirkt pompös, oftmals ziemlich kitschig. Direkt neben dem Haupteingang wurde 2003 für die Show der kanadischen Nachwuchssängerin Celine Dion eine Konzerthalle errichtet, das Colosseum. Unbestätigten Gerüchten zufolge, dürfen Männer in Begleitung ihrer Partnerin die Show zum halben Preis besuchen. Aber welcher Mann will das schon?!
Wir wechselten die Stadt, blieben aber im gleichen Land, in dem wir per pedes den Las Vegas Boulevard überquerten. Der Markusturm und die Rialtobrücke, Nachbildungen versteht sich, sind der Blickfang des „Venetian“. Am Eingang begrüßten uns Michael Jordan und Whoopi Goldberg und machten uns auf die Filiale von Madame Tussauds aufmerksam. Als wir dann die riesige Shoppinghall betraten, glaubten wir wirklich in Venedig zu sein. Und wir wissen, wovon wir reden. Kanäle, auf denen amerikanische Gondoliere voller Inbrunst (und wenig Talent) italienische Arien zum Besten geben, durchziehen die Halle. Die Geschäfte sind hinter 2-3 stöckigen Häuser (-Attrappen) untergebracht. Die Decke ist himmelblau und mit Wolken bemalt. So gut, dass man wirklich den Eindruck hat im Freien zu stehen. In anderen Räumen bzw. Hallen sind große Deckengemälde angebracht. Insgesamt wirkt das Venetian noch ein bisschen exklusiver als der Caesars Palace und wir waren wirklich beeindruckt. Sogar Andrea.
Als nächstes wechselten wir wieder die Straßenseiten und gingen zum Mirage. Hier sind früher Siegfried und Roy aufgetreten. Ob und wann sie wieder eine Show machen steht in den Sternen. Im Inneren kann man den „Secret Garden“, eine Art Palmengarten, und die berühmten weißen Tiger sowie eine Delphinshow besuchen. Der Eintritt hierfür war uns etwas zu teuer und wir hatten mal wieder Zeitengpässe. Ganz kostenlos kann das riesige Aquarium im Atrium des Eingangsbereiches gewundert werden. Ansonsten ist hier, wie bei fast allen Casinos der Aufbau gleich: in den unteren Ebenen ist das Casino mit den Spielautomaten untergebracht. Ab dem Erdgeschoss aufwärts gibt es dann ein Vielzahl von Geschäften (i.d.R. für Marken- bzw. Luxusartikel), Restaurants und Fastfood-Läden. Der (regelmäßige) Las Vegas-Besucher hat große Ansprüche. Die Hotelbauten werden deshalb immer spektakulärer und teurer. Der kürzlich vollendete Bau des Venetian Resort Hotels kostete allein schon 1,6 Milliarden US-Dollar. Interessant ist vielleicht noch, dass die Casinos nur rund ein Viertel ihres Umsatzes mit Glückspielen erzielen. Der Rest kommt von Eintrittskarten für Shows, Souvenirs und Luxusartikel. Umso wichtiger ist der Topact, der die Leute in das jeweilige Hotel holt. Beim Mirage ist es derzeit die Beatles-Show von Cirque du Soleil.
Wir beendeten vorerst unsere Casino-Forschungsreise und fuhren zurück zum Excalibur. Heute Abend wollten wir uns unbedingt eine Show ansehen. Nachdem wir unser Auto geparkt hatten gingen wir zum Ticketcenter, das sich ganz in der Nähe im Coca-Cola-Store befindet. Leicht zu erkennen, an der etwa 15m großen Coca-Cola-Flasche am Eingang. Dort gibt es die Tickets teilweise 50% günstiger. Wer die Wahl hat, hat die Qual! Bestimmt ein Dutzend hochkarätiger Shows werden angeboten. Gott sei Dank hatte Frau Dion heute ihren Ruhetag. Wir entschieden uns für eine etwas kleinere Show: „The Rat Pack is Back“. Eine Hommage an das berühmte Rat Pack bestehend aus Frank Sinatra, Sammy Davis Jr., Dean Martin und Joey Bishop, die in den 60er mit ihren Konzerten Las Vegas begeisterten. Wir fanden es passend und freuten uns drauf.
Zurück ins Hotel, noch schnell frisch und schick gemacht und schon mussten wir wieder los. Immer diese Hetzerei! Die Show fand im Greek Island, für Las Vegas-Verhältnisse ein Mini-Hotel, statt. Wir kamen, wie könnte es auch anders sein, 15 Minuten zu spät. Die Bühne und der Zuschauerraum waren relativ klein, dafür umso gemütlicher, mit Tischen und runden Polstermöbeln. Die Show war eine gelungene Mischung aus Musik & Entertainment. Jeder Akteur hatte seinen speziellen Charakter. Frank Sinatra wurde als Frauenheld und Dean Martin als Trunkenbold dargestellt. Es wurden alle bekannten Lieder der Musiker präsentiert. Dazwischen gab es immer wieder Comedy-Einlagen. Unterstützt wurden die Herren von keiner geringeren als Marilyn Monroe. Sie verkörperte, na was schon, den sexy Vamp und spielte mit dem Publikum. Uns hat die Show ausgesprochen gut gefallen. Zum Abschluss ließ sich Andrea noch fotografieren mit Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. Auf dem Foto sehen die Darsteller den Originalen verblüffend ähnlich, wirken aber wie Wachsfiguren. Es waren aber echte Musiker, wir schwören.
Las Vegas bei Nacht ist schon was Besonders. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und vor allem für die Nachwelt festhalten. Also fuhr Lothar den ganzen Strip einmal rauf und runter, Andrea filmte. Inzwischen war es schon fast Mitternacht, also 36 Stunden nachdem wir in Las Vegas angekommen waren, und wir hatten noch immer nicht unser Glück im Casino auf die Probe gestellt. Auf ging´s in die heiligen Hallen des Excalibur. 50 Dollar hatten wir uns als Limit gesetzt. Übrigens wer kein Bargeld hat, hat schon von vornerein verloren. Diese „Halsabschneider“ verlangen für eine Bargeldabhebung mit Kreditkarte saftige Gebühren. Bei einem Betrag bis 100 Dollar satte 12,75 Dollar Gebühren.
Wir hatten mal wieder die Qual der Wahl. Mein Gott gibt es hier viele unterschiedliche Spielautomaten und Kartenspiele. Wir hätten uns besser vorbereiten sollen! Wir entschieden uns schließlich für nur zwei Varianten: Einarmige Banditen und Roulette. Hierbei hatten wir auch anfangs Glück mit unserer rot-schwarz Strategie. Aber bekanntermaßen gewinnt ja immer die Bank (außer bei einer Finanzkrise) und nach einer Stunde war unser Budget erschöpft.
175.Tag – 09.08.2006
Heute hieß es Las Vegas Lebewohl zu sagen. Zuvor mussten wir noch ein paar wichtige Dinge erledigten. Erstens: Die Achterbahn im „New York, New York“ testen. Hierfür spezialisiert ist Andrea (man könnte auch sagen: Lothar hatte zu viel Schiss). Die Manhatten-Express-Achterbahn hat mehrere Loopings aufzuweisen. Bei ihrer Eröffnung 1997 war sie die höchste und schnellste Loopingachterbahn der Welt. Andrea fand es großartig, meinte aber, dass es für Lothar´s Premierenfahrt doch ungeeignet wäre. Zweiter Tagesordnungspunkt: Das berühmte Neon-Schild „Welcome to Fabulous Las Vegas“ am Anfang des Strips fotografieren. Danach wollten wir noch die berühmte Wassershow des Bellagio bewundern. Leider waren wir zu früh, die erste Show startet um 15 Uhr. Vor dem See des Bellagio-Hotels wird mit Hilfe von 1.200 Düsen und 4.000 Lampen eine einmalige Wassershow präsentiert. Die Fontänen sind zu wechselnden Musikstücken choreografiert. Die größte Fontäne geht bis zu einer Höhe von 75m! Bestimmt sehenswert, aber bis 15 Uhr konnten und wollten wir nicht warten. So verabschiedeten wir uns von Las Vegas in Richtung Los Angeles. Auf Nachfrage gab Andrea auch zu, dass sie Las Vegas gar nicht so schlecht fand. Na, wenn das keine guten Vorzeichen für die weitere Reise sind …
Nach einigen Schwierigkeiten, die richtige Highway-Zufahrt in Las Vegas zu finden, gelangten wir schließlich wieder auf die Interstate 15. Landschaftlich gab´s nichts Neues zu berichten, wobei die Weite der Mojave-Wüste doch einen gewissen Reiz auf uns ausübte. Auf der Straße herrschte nur wenig Verkehr, so dass wir die Einsamkeit genießen konnten. Irgendwann machten sich dann aber unsere Mägen bemerkbar und wir sind beim verrückten Griechen eingekehrt. Die Werbetafeln neben dem Highway für das Restaurant „Mad Greek“ waren nicht zu übersehen. Das Ergebnis würden wir mal so beschreiben: Viel Lärm um nichts.
Kurz vor Barstow besuchten wir die sogenannte Geisterstadt Calico, die sich nur wenige Kilometer entfernt vom Highway befindet. Auf der Fahrt dahin hatten wir in Baker an einem überdimensionierten Thermometer (20 m hoch) festgestellt, wie heiß es doch außerhalb unserer klimatisierten Fahrkabine ist. 111 Grad Fahrenheit, also 45 Grad Celsius! Nicht schlecht. Entsprechend kurz sollte deshalb unser Aufenthalt in der Geiststadt sein. Die Stadt (würde in Deutschland gerade noch als Dorf durchgehen) wurde 1881 im Zuge des Silberbergbaus gegründet und zählte zu ihren Hochzeiten bis zu 1.200 Einwohner. Die Blütezeit verging jedoch sehr schnell, als der Silberpreis Ende des 19. Jahrhunderts stark fiel und es entstand allmählich eine Geisterstadt. Heute kann man noch einige restaurierte Gebäude, wie z.B. den Saloon, die Dorfschmiede und das Bergwerk besichtigen. Eine alte Bergwerksbahn gibt es auch noch. Wir fanden es ganz interessant die Wild-West-Atmosphäre mal live zu spüren.
Die Stadt der Engel wartete auf uns, besser gesagt Hollywood. Wir wollten uns eine Unterkunft in Los Angeles am Sunset Boulevard im Stadtteil Hollywood suchen. Hier soll es günstige Motels geben und unser morgiges Ausflugsziel, die Universal Studios, liegen auch nicht weit entfernt. Doch zuvor hieß es erstmal sich im Verkehrsdickicht der Millionenstadt zurechtzufinden. Los Angeles ist die zweitgrößte Stadt der Vereinigten Staaten mit „nur“ 3,9 Millionen Einwohnern. Jedoch gehört das erweiterte Ballungsgebiet mit 17,8 Millionen Menschen zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Welt. Was das bedeutet merkten wir schnell. Etwa 50 km vor Los Angeles wurde der Highway sechsspurig. Immer mehr Autos kamen hinzu, wir fuhren an einer Stadt nach der anderen (ähnlich dem Ruhrgebiet) vorbei bis wir endlich die eigentliche Stadtgrenze erreichten. Wir konnten uns sehr gut vorstellen, dass der Smog (begünstigt durch die Hitze) hier eine große Rolle spielt.
Schließlich erreichten wir die Ausfahrt zum Sunset Boulevard. Die Motelsuche gestaltete sich etwas schwierig. Entweder waren die Zimmer zu teuer oder ausgebucht. Teilweise wurden wir ziemlich unfreundlich behandelt. Nur durch Trennscheiben wollte man mit uns sprechen. Insgesamt war die Gegend etwas heruntergekommen, jedenfalls nicht das, was man sich gemeinhin unter dem Sunset Boulevard in Hollywood vorstellt. Letztendlich haben wir doch ein gutes Motel gefunden, das Sunset 8 Motel.
Leichte Zweifel an der Seriosität des Motels kamen auf, als Lothar feststellte, dass sich unter einem der Sender, die man empfangen konnte, ein Porno-Kanal befindet. Unter den ca. 10 zur Verfügung stehenden Kanälen gab es mehrere spanische und einen Nachrichtensender. Nach dem Andrea es schaffte Lothar vom Fernseher wegzureißen (er wollte unbedingt die Nachrichten auf CNN noch zu Ende sehen ;-), gingen wir zum Hollywood Boulevard. Dort befindet sich rechts und links auf dem Gehweg der legendäre „Walk of Fame“. Seit 1958 werden hier berühmte Persönlichkeiten mit einem Stern geehrt. Es gibt insgesamt fünf Kategorien: Film, Fernsehen, Musik, Radio und Theater. Jede Kategorie hat ein bestimmtes Symbol, das auf dem Stern vermerkt ist. Wie die meisten Touristen gingen wir auch mit gesenktem Kopf und suchten nach unseren Stars. Auf dem Hollywood Boulevard befindet sich auch das berühmte „Grauman’s Chinese Theatre“. Vor diesem Kino haben sich rund 200 Schauspieler mit ihren Finger- und Fußabdrücken verewigt. Unter anderem kann man sich die Abdrücke von John Wayne und Shirley Temple anschauen. Im „Grauman´s Chinese Theatre“ (Chinese wegen seiner chinesischen Inneneinrichtung) wurden früher die Oskars verliehen. Seit 2002 findet diese Großveranstaltung im „Kodak Theatre“ nebenan statt. Die Möglichkeiten zum Abendessen waren begrenzt, ganz im Gegensatz zu den zahllosen Souvenirgeschäften. Wir entschieden uns für ein Restaurant, das seine Frikadellen auch in Deutschland vertreibt und gingen zurück in unser seriöses Motel.
Noch mehr Fotos gibt´s in unserem Webalbum.
Selbst die Möglichkeit einen Sonnenaufgang am Grand Canyon live zu erleben brachte uns nicht aus den Federn. Wir waren einfach zu müde. Zum Abschied gingen wir nach dem Frühstück aber nochmal zum Mather Point. Atemberaubend schön! Der Grand Canyon macht seinem Namen alle Ehre und ist mit Sicherheit einer der beeindruckendsten Orte auf dieser Erde. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns in Richtung Las Vegas.
Die Fahrt dahin wollten wir nutzen, um an unserem Weblog weiterzuschreiben. Leider kam es schon bald zu künstlerischen Differenzen. Um jeden Satz musste gekämpft werden. Ja, so ist das halt bei uns, wir geben es ja zu. Wir brachen den Versuch schnell ab und konnten deshalb auch die Landschaft besser genießen. So ein Zwischending zwischen Wüste und Steppe, soweit das Auge reicht. Na ja, wird mit der Zeit auch etwas langweilig. Bei Williams fuhren wir auf die Interstates 40 und weiter bis Seligman. Dort sahen wir eher zufällig ein Hinweisschild auf die legendäre Route 66 und bogen ab. Die Route 66 verband einstmals Chicago mit Los Angeles über eine Strecke von rund 4.000 km. Unsere Coast-to-Coast-Tour führt zwar auch über Chicago nach Los Angeles, wir sind aber viel weiter nördlich gefahren, um bspw. Mount Rushmore und den Yellowstone-Nationalpark zu besuchen. Die Blütezeit erlebte diese Straße in den 50er und 60er Jahren. Danach wurden immer größere Abschnitte zu autobahnähnlichen Interstate um- und ausgebaut. Heute existiert die Route 66 im eigentlichen Sinn nur noch auf Teilstücken, wie z.B. auf der Strecke von Seligman nach Klingman, die wir gerade befuhren. Jede Menge „historischer“ Gebäude, wie z.B. Tankstellen und Diners, sind hier anzutreffen. Wir fanden es ganz amüsant, mehr aber auch nicht. Den Hype, der (immer noch) um diese Straße gemacht wird, können wir eigentlich nicht verstehen.
Bei Klingman sind wir dann auf den Highway 93 gefahren. Immer gerade aus durch die Wüste ging es bis zum Hoover-Staudamm, etwa 50 km vor Las Vegas. Bereits einige Kilometer vor dem Stausee gibt es Polizeikontrollen. Auch hier hat man Angst vor Terroranschlägen. Nachdem wir einen Bergkamm überwunden hatten, konnten wir den Hoover-Damm zum ersten Mal sehen. In Mitten der Wüste strahlte uns das tiefe Blau des Lake Mead entgegen. Der Colorado wird hier aufgestaut und bildet die Grenze zwischen den Bundesstaaten Arizona und Nevada. Der 1935 in Betrieb genommen Hoover-Staudamm ist übrigens weder nach dem Gründer des Gemeindienstes FBI, Herrn J. Edgar Hoover, noch nach der Staubsaugerfirma benannt worden, sondern nach dem 31. Präsidenten der Vereinigten Staaten, Herbert C. Hoover. Jeder Normalsterbliche würde denken, dass die nur einen Katzensprung entfernte Stadt Las Vegas, die für ihre stromfressende Lichtreklame berühmt ist, ihre Energie hierher bezieht. Weit gefehlt! Nur etwa 3% ihres Strombedarfes werden vom Wasserkraftwerk des Hoover-Damms bezogen, der Rest kommt aus Kohle- und Gaskraftwerken. Bei Inbetriebnahme des Staudamms wurden die Rechte für die Stromabnahme ausgehandelt. Der damalige Bürgermeister lehnte einen Abnahmevertrag mit der Begründung ab, dass Las Vegas nie mehr wie 5.000 Einwohner haben wird. Tja, das war wohl eine Fehleinschätzung.
Nur langsam konnten wir (Achtung Wortspiel) wegen des Staus auf der Staumauer fahren. Wir hielten nur kurz auf dem Parkplatz des Visitor Centers und machten von dort ein paar schöne Schnappschüsse. Von oben wirkt der Stausee wie ein riesiger Fingernagel. Er ist der größte Stausee der USA, seine Talsperre ist beachtliche 221m tief und 379m breit. Las Vegas bezieht zwar sehr wenig Strom vom Hoover-Damm, umso größer ist aber die Abhängigkeit beim Wasser. Etwa 90% seines Wasserbedarfes deckt die Casino-Stadt aus dem Lake Mead. Wissenschaftler haben errechnet, dass diese Quelle bei dem immer stärker wachsenden Verbrauch bis zum Jahre 2021 erschöpft sein könnte. Das Problem wurde mittlerweile erkannt und erste Maßnahmen eingeleitet. Wir hatten wenig Zeit und mussten weiter. Schließlich war es schon später Nachmittag und wir hatten kein Zimmer in Las Vegas reserviert.
Nach ca. ein Stunde erreichten wir das Spielerparadies. Zunächst ging es durch die Vororte der 600.000 Einwohner zählenden Stadt, die reißbrettartig angelegt ist. Am Flughafen bogen wir auf den Las Vegas Boulevard, besser bekannt als „Strip“. Gleich am Anfang des Strips steht das berühmte Neon-Schild „Welcome to Fabulous Las Vegas“. Nur 500m entfernt lag das Luxor eine schwarze, 30 Stockwerke hohe Stahlpyramide. Davor wacht eine ziemlich kitschige Sphinx. Die Pyramide lassen wir ja noch durchgehen, aber die Sphinx hätte man sich ruhig sparen können. Im 3. Anlauf haben wir dann die richtige Einfahrt zum Hotelparkplatz gefunden. Die Parkhäuser der Casinos befinden sich immer hinter dem Hauptgebäude. Das Parken ist kostenfrei und es gibt genügend freie Plätze. Als wir das Foyer des Luxor betraten, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Pyramide ist innen quasi ausgehöhlt. Das Atrium geht bis zum obersten Stockwerk. Die Glasfahrstühle verlaufen schräg nach oben. Wow, hier wollten wir übernachten. Ziemlich enttäuscht erfuhren wir an der Rezeption, dass das Hotel ausgebucht war. Wir sollten es doch mal im „New York New York“ gleich nebenan probieren. Gesagt, getan. Ein kurzer Fußmarsch führte uns nach New York, zumindest von der Fassade her. Die Skyline von New York inkl. Freiheitsstatue und Brooklyn Bridge wurde hier nachempfunden. Auf die Idee muss man erstmal kommen. Wir hatten wieder Pech, ebenfalls ausgebucht bzw. Zimmer in der für uns in Frage kommenden Preisklasse waren nicht mehr verfügbar. In unserer aufkommenden Verzweiflung machten wir einem Abstecher ins Mittelalter. Diesmal gingen wir unterirdisch durch einen Tunnel ins Excalibur und machten die ersten Berührungen mit der Spielerwelt. Die Casinos mit den hunderten von Spielautomaten befinden sich meist ein oder mehrere Stockwerke unter der Erde. Der Lärm ist gewaltig. Wir ließen uns jedenfalls nicht ablenken und gingen schnurgerade zur Rezeption. Und siehe da, in diesem Jahrhundert hatte man einen Platz für uns. Das Excalibur hat das Thema Mittelalter für sich entdeckt. Das Äußere erinnerte uns jedoch eher an einen Disneyfilm. Im Inneren gibt es jede Menge Rüstungen und sonstige Utensilien aus dem Mittelalter zu bestaunen. That´s Entertainment, jedenfalls auf amerikanisch.
Unser Zimmer lag in einem Nebengebäude und war gar nicht so teuer. Endlich mal wieder ein richtiges Hotelzimmer mit Dusche und Klimaanlage. Wir buchten vorerst nur für eine Nacht. Und damit kommen wir auch schon zum Thema des Tages: Welchen zeitlichen Rahmen soll Las Vegas bei unserer USA-Reise einnehmen? Unterschiedliche Weltanschauungen kamen zum Vorschein. Während Andrea aus kulturhistorischer Sicht es durchaus vertretbar fände, hier einfach durchzufahren, hielt Lothar es für zwingend notwendig hier an Ort und Stelle den „American Way of Life“ zu erforschen. Ein Wort gab das andere, im Streit und ohne Lösung gingen wir ins Bett. Eigentlich ziemlich blöde, hätten wir doch zumindest diese Nacht nutzen können und morgen dann weitergesehen. Tja, die Liebe ist halt nicht rational.
174. Tag – 08.08.2006
Der Morgen brachte Versöhnungspotential zum Vorschein. Wir einigten uns auf noch einen Tag Las Vegas und hatten uns wieder ganz doll lieb!
Für unsere Erkundungstour nahmen wir das Auto. Die erste Station war am Ende des Strips, der nach eigenen Angaben größte Souvenirladen der Welt. Wir deckten uns mit dem Notwendigsten ein und fuhren weiter zu Caesars Palace, vielleicht das bekannteste Casino von Las Vegas.
Jede Menge Säulen und Statuen empfangen den Besucher und sollen ihn in das alte Rom versetzen. Am Marmor wurde nicht gespart. Wie schlenderten durch den Casino- und Shopping-Bereich. Besonders beeindruckt hat uns eine Rolltreppe. Diese führt über zwei Etagen in Form einer Wendeltreppe. Ja, sowas gibt es wirklich! Die ganze Innenarchitektur wirkt pompös, oftmals ziemlich kitschig. Direkt neben dem Haupteingang wurde 2003 für die Show der kanadischen Nachwuchssängerin Celine Dion eine Konzerthalle errichtet, das Colosseum. Unbestätigten Gerüchten zufolge, dürfen Männer in Begleitung ihrer Partnerin die Show zum halben Preis besuchen. Aber welcher Mann will das schon?!
Wir wechselten die Stadt, blieben aber im gleichen Land, in dem wir per pedes den Las Vegas Boulevard überquerten. Der Markusturm und die Rialtobrücke, Nachbildungen versteht sich, sind der Blickfang des „Venetian“. Am Eingang begrüßten uns Michael Jordan und Whoopi Goldberg und machten uns auf die Filiale von Madame Tussauds aufmerksam. Als wir dann die riesige Shoppinghall betraten, glaubten wir wirklich in Venedig zu sein. Und wir wissen, wovon wir reden. Kanäle, auf denen amerikanische Gondoliere voller Inbrunst (und wenig Talent) italienische Arien zum Besten geben, durchziehen die Halle. Die Geschäfte sind hinter 2-3 stöckigen Häuser (-Attrappen) untergebracht. Die Decke ist himmelblau und mit Wolken bemalt. So gut, dass man wirklich den Eindruck hat im Freien zu stehen. In anderen Räumen bzw. Hallen sind große Deckengemälde angebracht. Insgesamt wirkt das Venetian noch ein bisschen exklusiver als der Caesars Palace und wir waren wirklich beeindruckt. Sogar Andrea.
Als nächstes wechselten wir wieder die Straßenseiten und gingen zum Mirage. Hier sind früher Siegfried und Roy aufgetreten. Ob und wann sie wieder eine Show machen steht in den Sternen. Im Inneren kann man den „Secret Garden“, eine Art Palmengarten, und die berühmten weißen Tiger sowie eine Delphinshow besuchen. Der Eintritt hierfür war uns etwas zu teuer und wir hatten mal wieder Zeitengpässe. Ganz kostenlos kann das riesige Aquarium im Atrium des Eingangsbereiches gewundert werden. Ansonsten ist hier, wie bei fast allen Casinos der Aufbau gleich: in den unteren Ebenen ist das Casino mit den Spielautomaten untergebracht. Ab dem Erdgeschoss aufwärts gibt es dann ein Vielzahl von Geschäften (i.d.R. für Marken- bzw. Luxusartikel), Restaurants und Fastfood-Läden. Der (regelmäßige) Las Vegas-Besucher hat große Ansprüche. Die Hotelbauten werden deshalb immer spektakulärer und teurer. Der kürzlich vollendete Bau des Venetian Resort Hotels kostete allein schon 1,6 Milliarden US-Dollar. Interessant ist vielleicht noch, dass die Casinos nur rund ein Viertel ihres Umsatzes mit Glückspielen erzielen. Der Rest kommt von Eintrittskarten für Shows, Souvenirs und Luxusartikel. Umso wichtiger ist der Topact, der die Leute in das jeweilige Hotel holt. Beim Mirage ist es derzeit die Beatles-Show von Cirque du Soleil.
Wir beendeten vorerst unsere Casino-Forschungsreise und fuhren zurück zum Excalibur. Heute Abend wollten wir uns unbedingt eine Show ansehen. Nachdem wir unser Auto geparkt hatten gingen wir zum Ticketcenter, das sich ganz in der Nähe im Coca-Cola-Store befindet. Leicht zu erkennen, an der etwa 15m großen Coca-Cola-Flasche am Eingang. Dort gibt es die Tickets teilweise 50% günstiger. Wer die Wahl hat, hat die Qual! Bestimmt ein Dutzend hochkarätiger Shows werden angeboten. Gott sei Dank hatte Frau Dion heute ihren Ruhetag. Wir entschieden uns für eine etwas kleinere Show: „The Rat Pack is Back“. Eine Hommage an das berühmte Rat Pack bestehend aus Frank Sinatra, Sammy Davis Jr., Dean Martin und Joey Bishop, die in den 60er mit ihren Konzerten Las Vegas begeisterten. Wir fanden es passend und freuten uns drauf.
Zurück ins Hotel, noch schnell frisch und schick gemacht und schon mussten wir wieder los. Immer diese Hetzerei! Die Show fand im Greek Island, für Las Vegas-Verhältnisse ein Mini-Hotel, statt. Wir kamen, wie könnte es auch anders sein, 15 Minuten zu spät. Die Bühne und der Zuschauerraum waren relativ klein, dafür umso gemütlicher, mit Tischen und runden Polstermöbeln. Die Show war eine gelungene Mischung aus Musik & Entertainment. Jeder Akteur hatte seinen speziellen Charakter. Frank Sinatra wurde als Frauenheld und Dean Martin als Trunkenbold dargestellt. Es wurden alle bekannten Lieder der Musiker präsentiert. Dazwischen gab es immer wieder Comedy-Einlagen. Unterstützt wurden die Herren von keiner geringeren als Marilyn Monroe. Sie verkörperte, na was schon, den sexy Vamp und spielte mit dem Publikum. Uns hat die Show ausgesprochen gut gefallen. Zum Abschluss ließ sich Andrea noch fotografieren mit Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. Auf dem Foto sehen die Darsteller den Originalen verblüffend ähnlich, wirken aber wie Wachsfiguren. Es waren aber echte Musiker, wir schwören.
Las Vegas bei Nacht ist schon was Besonders. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und vor allem für die Nachwelt festhalten. Also fuhr Lothar den ganzen Strip einmal rauf und runter, Andrea filmte. Inzwischen war es schon fast Mitternacht, also 36 Stunden nachdem wir in Las Vegas angekommen waren, und wir hatten noch immer nicht unser Glück im Casino auf die Probe gestellt. Auf ging´s in die heiligen Hallen des Excalibur. 50 Dollar hatten wir uns als Limit gesetzt. Übrigens wer kein Bargeld hat, hat schon von vornerein verloren. Diese „Halsabschneider“ verlangen für eine Bargeldabhebung mit Kreditkarte saftige Gebühren. Bei einem Betrag bis 100 Dollar satte 12,75 Dollar Gebühren.
Wir hatten mal wieder die Qual der Wahl. Mein Gott gibt es hier viele unterschiedliche Spielautomaten und Kartenspiele. Wir hätten uns besser vorbereiten sollen! Wir entschieden uns schließlich für nur zwei Varianten: Einarmige Banditen und Roulette. Hierbei hatten wir auch anfangs Glück mit unserer rot-schwarz Strategie. Aber bekanntermaßen gewinnt ja immer die Bank (außer bei einer Finanzkrise) und nach einer Stunde war unser Budget erschöpft.
175.Tag – 09.08.2006
Heute hieß es Las Vegas Lebewohl zu sagen. Zuvor mussten wir noch ein paar wichtige Dinge erledigten. Erstens: Die Achterbahn im „New York, New York“ testen. Hierfür spezialisiert ist Andrea (man könnte auch sagen: Lothar hatte zu viel Schiss). Die Manhatten-Express-Achterbahn hat mehrere Loopings aufzuweisen. Bei ihrer Eröffnung 1997 war sie die höchste und schnellste Loopingachterbahn der Welt. Andrea fand es großartig, meinte aber, dass es für Lothar´s Premierenfahrt doch ungeeignet wäre. Zweiter Tagesordnungspunkt: Das berühmte Neon-Schild „Welcome to Fabulous Las Vegas“ am Anfang des Strips fotografieren. Danach wollten wir noch die berühmte Wassershow des Bellagio bewundern. Leider waren wir zu früh, die erste Show startet um 15 Uhr. Vor dem See des Bellagio-Hotels wird mit Hilfe von 1.200 Düsen und 4.000 Lampen eine einmalige Wassershow präsentiert. Die Fontänen sind zu wechselnden Musikstücken choreografiert. Die größte Fontäne geht bis zu einer Höhe von 75m! Bestimmt sehenswert, aber bis 15 Uhr konnten und wollten wir nicht warten. So verabschiedeten wir uns von Las Vegas in Richtung Los Angeles. Auf Nachfrage gab Andrea auch zu, dass sie Las Vegas gar nicht so schlecht fand. Na, wenn das keine guten Vorzeichen für die weitere Reise sind …
Nach einigen Schwierigkeiten, die richtige Highway-Zufahrt in Las Vegas zu finden, gelangten wir schließlich wieder auf die Interstate 15. Landschaftlich gab´s nichts Neues zu berichten, wobei die Weite der Mojave-Wüste doch einen gewissen Reiz auf uns ausübte. Auf der Straße herrschte nur wenig Verkehr, so dass wir die Einsamkeit genießen konnten. Irgendwann machten sich dann aber unsere Mägen bemerkbar und wir sind beim verrückten Griechen eingekehrt. Die Werbetafeln neben dem Highway für das Restaurant „Mad Greek“ waren nicht zu übersehen. Das Ergebnis würden wir mal so beschreiben: Viel Lärm um nichts.
Kurz vor Barstow besuchten wir die sogenannte Geisterstadt Calico, die sich nur wenige Kilometer entfernt vom Highway befindet. Auf der Fahrt dahin hatten wir in Baker an einem überdimensionierten Thermometer (20 m hoch) festgestellt, wie heiß es doch außerhalb unserer klimatisierten Fahrkabine ist. 111 Grad Fahrenheit, also 45 Grad Celsius! Nicht schlecht. Entsprechend kurz sollte deshalb unser Aufenthalt in der Geiststadt sein. Die Stadt (würde in Deutschland gerade noch als Dorf durchgehen) wurde 1881 im Zuge des Silberbergbaus gegründet und zählte zu ihren Hochzeiten bis zu 1.200 Einwohner. Die Blütezeit verging jedoch sehr schnell, als der Silberpreis Ende des 19. Jahrhunderts stark fiel und es entstand allmählich eine Geisterstadt. Heute kann man noch einige restaurierte Gebäude, wie z.B. den Saloon, die Dorfschmiede und das Bergwerk besichtigen. Eine alte Bergwerksbahn gibt es auch noch. Wir fanden es ganz interessant die Wild-West-Atmosphäre mal live zu spüren.
Die Stadt der Engel wartete auf uns, besser gesagt Hollywood. Wir wollten uns eine Unterkunft in Los Angeles am Sunset Boulevard im Stadtteil Hollywood suchen. Hier soll es günstige Motels geben und unser morgiges Ausflugsziel, die Universal Studios, liegen auch nicht weit entfernt. Doch zuvor hieß es erstmal sich im Verkehrsdickicht der Millionenstadt zurechtzufinden. Los Angeles ist die zweitgrößte Stadt der Vereinigten Staaten mit „nur“ 3,9 Millionen Einwohnern. Jedoch gehört das erweiterte Ballungsgebiet mit 17,8 Millionen Menschen zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Welt. Was das bedeutet merkten wir schnell. Etwa 50 km vor Los Angeles wurde der Highway sechsspurig. Immer mehr Autos kamen hinzu, wir fuhren an einer Stadt nach der anderen (ähnlich dem Ruhrgebiet) vorbei bis wir endlich die eigentliche Stadtgrenze erreichten. Wir konnten uns sehr gut vorstellen, dass der Smog (begünstigt durch die Hitze) hier eine große Rolle spielt.
Schließlich erreichten wir die Ausfahrt zum Sunset Boulevard. Die Motelsuche gestaltete sich etwas schwierig. Entweder waren die Zimmer zu teuer oder ausgebucht. Teilweise wurden wir ziemlich unfreundlich behandelt. Nur durch Trennscheiben wollte man mit uns sprechen. Insgesamt war die Gegend etwas heruntergekommen, jedenfalls nicht das, was man sich gemeinhin unter dem Sunset Boulevard in Hollywood vorstellt. Letztendlich haben wir doch ein gutes Motel gefunden, das Sunset 8 Motel.
Leichte Zweifel an der Seriosität des Motels kamen auf, als Lothar feststellte, dass sich unter einem der Sender, die man empfangen konnte, ein Porno-Kanal befindet. Unter den ca. 10 zur Verfügung stehenden Kanälen gab es mehrere spanische und einen Nachrichtensender. Nach dem Andrea es schaffte Lothar vom Fernseher wegzureißen (er wollte unbedingt die Nachrichten auf CNN noch zu Ende sehen ;-), gingen wir zum Hollywood Boulevard. Dort befindet sich rechts und links auf dem Gehweg der legendäre „Walk of Fame“. Seit 1958 werden hier berühmte Persönlichkeiten mit einem Stern geehrt. Es gibt insgesamt fünf Kategorien: Film, Fernsehen, Musik, Radio und Theater. Jede Kategorie hat ein bestimmtes Symbol, das auf dem Stern vermerkt ist. Wie die meisten Touristen gingen wir auch mit gesenktem Kopf und suchten nach unseren Stars. Auf dem Hollywood Boulevard befindet sich auch das berühmte „Grauman’s Chinese Theatre“. Vor diesem Kino haben sich rund 200 Schauspieler mit ihren Finger- und Fußabdrücken verewigt. Unter anderem kann man sich die Abdrücke von John Wayne und Shirley Temple anschauen. Im „Grauman´s Chinese Theatre“ (Chinese wegen seiner chinesischen Inneneinrichtung) wurden früher die Oskars verliehen. Seit 2002 findet diese Großveranstaltung im „Kodak Theatre“ nebenan statt. Die Möglichkeiten zum Abendessen waren begrenzt, ganz im Gegensatz zu den zahllosen Souvenirgeschäften. Wir entschieden uns für ein Restaurant, das seine Frikadellen auch in Deutschland vertreibt und gingen zurück in unser seriöses Motel.
Noch mehr Fotos gibt´s in unserem Webalbum.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen