Machu Picchu - Die verlorene Stadt der Inka
215. Tag – 18.09.2006
Um 4:30 Uhr klingelte bereits der Wecker. Wer was erleben will, muss früh aufstehen. In unserem Fall den Sonnenaufgang über Machu Picchu, der etwas Mystisches besitzen soll. Die Voraussetzung waren heute allerdings denkbar schlecht: leichter Nieselregen. Wir waren froh uns für den Bus entschieden zu haben. Über unzählige Serpentinen ging es hinauf zur verlorenen Stadt der Inka auf rund 2.400 Höhenmetern. Die Kontrollen waren ziemlich penibel (mit Reisepass) und umständlich. Schließlich hatten wir es geschafft und konnten einen ersten Blick auf die sagenumwobene Stadt werfen. Theoretisch zumindest. Zu sehen gab´s nur relativ dichten Nebel, ab und zu konnte man eine Bergspitze und Ruinen erkennen. Trotzdem spürte man, dass etwas Besonderes von diesem Ort, umgeben von hohen Bergen im dichten Regenwald, ausging. Die Stille und die Berglandschaft ringsum versprühten eine gewisse Aura.
Am Watchmanshouse warteten wir gut anderthalb Stunden auf unsere Kollegen vom Inka-Tail. Wir hatten also genug Zeit den sich langsam auflösenden Nebel zu beobachten und Wetten abzuschließen, wie viele aus der Gruppe während der Wanderung Durchfall hatten. Die richtige Antwort war 3 und Joanna die glückliche Gewinnerin. Endlich kamen sie und wir begrüßten uns herzlich. Die Tour war anscheinend ziemlich anstrengend gewesen, jedenfalls sahen alle ziemlich mitgenommen aus. Der Inka-Trail verläuft parallel zum Urubamba-Fluss und dauert 4 Tage. Man überquert drei Pässe und kommt an mehreren Inka-Ruinen vorbei, die nur über diesen Weg zu erreichen sind. Wir gönnten den Neuankömmlingen noch eine Verschnaufpause und einen ausgiebigen Toilettenbesuch. Dann begann die 2stündige Besichtigungstour, geführt von Roberto, der auch den Inka-Trail mitgelaufen war.
Roberto wusste wieder viel zu berichten. Das Bemerkenswerte an ihm ist, wie emotional – mit Händen und Füßen – er alles erklärt. Sowas hatten wir selten erlebt. Machu Picchu wurde von der UNESCO 1983 in die Liste der Weltkulturerbes aufgenommen und ist das touristische Highlight Perus. Täglich besuchen ca. 2.000 Touristen die verlorene Stadt in den Bergen. Machu Picchu ist in drei Bereiche eingeteilt: Terrassen für die Landwirtschaft (die Erde wurde aus den furchtbaren Täler hochgeschleppt), einen Tempelbezirk und einen Wohnbereich. Entdeckt wurde die Anlage erst 1911 eher zufällig von Hiram Bingham, der eine Expedition der Yale-Universität leitete. Die Siedlung war damals von dichtem Regenwald überwuchert. Eigentlich war Bingham auf der Suche nach der geheimnisvollen Inka-Stadt Vilcabamba, in die sich die Inka geflüchtet haben sollen, nachdem Pizarro 1536 Cusco einnahm. Bingham glaubte, Vilcabamba gefunden zu haben, was sich jedoch als Irrtum rausstellte. Seinen Namen hat Machu Picchu übrigens von einem der benachbarten Berge erhalten.
Erbaut wurde die Stadt einer Theorie zufolge um 1450 von Pachacútec Yupanqui, einem Inka-Herrscher. Er schuf die Grundlagen für die Ausdehnung des mächtigen Inkareiches und führte den Kult um den Sonnengott Inti ein. Es gibt unterschiedliche wissenschaftliche Auffassungen darüber, ob die Stadt jemals fertiggestellt wurde. Aufgrund des gut erhaltenen Zustandes, ist man allerdings relativ sicher, dass die spanischen Eroberer die Anlage nicht entdeckt hatten. Der eigentliche Zweck der Bergsiedlung ist ebenfalls unklar. Auch wenn sich heute die Bedeutung vieler Paläste und Tempel nicht mehr bestimmen lässt, so zeugen doch sämtliche Bauten von der perfektionierten Steinmetzkunst der Inka. Mit Sand, Wasser und Meißeln bearbeiteten sie die tonnenschweren Felsblöcke so lange, bis sie ohne Zement so genau aufeinandergelegt werden konnten, dass selbst die schwersten Erdbeben der letzten 500 Jahre ihnen nichts anhaben konnten. Das Material wurde direkt vor Ort gewonnen, es befinden sich zwei Steinbrüche in der Stadt. Roberto meinte, dies wären die perfektesten Mauern Südamerikas. Kann durchaus sein.
Viele der Gebäude sind nach astronomischen Gesichtspunkten er- bzw. ausgerichtet worden. Die Sommer- und Wintersonnenwende spielte eine sehr wichtige Rolle in der Religion der Inka. Eines der bedeutendsten Denkmale ist Intihuatana, ein Sonnenstein, der eine astronomische Uhr und ein Zentrum der Zeremonien darstellte. Ein ausgefeiltes Bewässerungssystem sorgte dafür, dass auf den Terrassen eine reiche Ernte eingefahren werden konnte. Dazu trug auch die Verwendung von weißem Granit bei den Terrassenmauern bei, der die Sonnenstrahlen optimal reflektierte. Damit der Dschungel nicht wieder Oberhand gewinnt, werden Lamas, die hier frei rumspazieren und sich schon an die Touristen gewöhnt haben, als natürliche Rasenmäher eingesetzt. Was noch auffällt ist, dass kein Souvenirverkäufer hier oben sein Geschäft verrichtet. Wir hatten das Gegenteil befürchtet.
Während der Besichtigungstour kam es immer wieder zu kleinen Regenschauern. Uns ging ein Gedanke nicht mehr aus dem Kopf: wann wird endlich der Nebel vollständig verschwinden und wir können DAS Erinnerungsfoto von Machu Picchu mit dem Huayna Picchu, dem „Zuckerhut“ Perus, im Hintergrund schießen. Der Sonnengott Inti hatte ein Einsehen und am Ende der Tour herrschten optimale Sicht- bzw. Fotoverhältnisse. Glücklich und durchnässt ging es zum Mittagstisch. Wir stärkten uns landestypisch mit Kartoffeln, in frittierter Stäbchenform.
Bis zur Abfahrt des Busses hatten wir noch gut 2 Stunden Zeit zur freien Verfügung. Wir entschlossen uns zusammen mit Susan zum Sun Gate aufzusteigen. Wir mussten ziemlich stramm marschieren, denn die Zeit war sehr knapp bemessen. Die Anderen vom Inka-Trail hatten das Sun Gate bereits heute früh passiert. Von hier aus kann man zum ersten Mal Machu Picchu sehen. Am Anfang machten wir einen kurzen Abstecher zur Inka-Brücke. Die Brücke war Teil des ursprünglichen Inka-Pfades und ist heutzutage gesperrt. Kein Wunder, denn der Weg ist dort teilweise nicht mal einen Meter breit und es geht steil bergab. Unser Weg zum Sun Gate war im Gegensatz dazu human und nur manchmal steil. Einzig die vielen Touristen störten. Die nahmen aber mit zunehmender Höhe ab. Warmduscher! Nach 70 Minuten reichten wir unser Ziel. Man hatte uns nicht zu viel versprochen, die Aussicht auf Machu Picchu ist super. Einen noch besseren Blick auf Machu Picchu soll man nur noch vom Huayna Picchu (2.720m) aus haben, dafür hätte die Zeit aber niemals gereicht. Am Sun Gate trafen wir eine Familie aus Frankfurt und kamen schnell ins Gespräch. Innerhalb von Minuten kam Lothar´s hessischer Dialekt zum Ausbruch, instinktiv. Leider dauert es immer etwas länger, bis er wieder verschwunden ist. Als wir pünktlich zur Busabfahrt unten ankamen, konnte Andrea ihn wieder problemlos verstehen.
Die Serpentinen-Abfahrt war kurzweilig. Dafür sorge vor allem ein Junge der geradeaus den Berg hinunter rannte und immer wenn der Bus den Weg kreuzte laut aufheulte, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Er schaffte es tatsächlich früher unten im Tal anzukommen als der Bus. Der Busfahrer ließ ihn einsteigen, damit er ein kleines Trinkgeld einsammeln konnte. Ein extra Trinkgeld bekam auch Robert, der engagierte und redegewandete Fremdenführer, von uns. Der hatte gar nicht mit unserem Tipp gerechnet, da wir ja nicht mit ihm den Inka-Trail gewandert sind. Aber sein Einsatz musste belohnt werden.
Am Bahnhof in Aguas Calientes herrschte Chaos. Unsere Gruppe schaffte es schließlich doch noch rechtzeitig im richtigen Wagon zu sein. Wie schon bei der Hinfahrt regnete es fast während der gesamten anderthalbstündigen Zugfahrt bis Ollantaytambo. Danach ging es nochmal genauso lange mit dem Bus bis nach Cusco. Wir waren wieder im Hotel ‚Ramacpampa‘ untergekommen, leider auch wieder im selben Zimmer. Mittlerweile war es 20 Uhr und wir schon 15,5 Stunden auf den Beinen. Mit letzter Kraft schleppten wir uns zu einem Restaurant. Pizza schmeckt auch in Peru gut, war eine der Erkenntnisse des heutigen Tages. Todmüde fielen wir in unsere Betten und ließen den wunderschönen Tag Revue passieren.
216. Tag – 19.09.2006
Freizeit bzw. Zeit zur freien Verfügung war heute angesagt. Kein Tourprogrammpunkt, wir konnten machen was wir wollten. Im Gegensatz zu den Anderen hatten wir aber viel Organisatorisches zu erledigen. Leider geht es Andrea heute Morgen nicht so gut.
Als Erstes rufen wir bei StaTravel an. Keine Neuigkeiten bzgl. der Flüge nach Südafrika. Danach Anruf bei Elefanttours. Es gibt definitiv keine Plätze mehr für die „Luxustour“ mit Übernachtung in einfachen Unterkünften. Die Agentur hat für uns jetzt die einfache Variante gebucht: Drei Wochen zelten. Buhh, Lothar ist skeptisch. Zumindest fällt die weitere Planung etwas leichter, denn wir haben jetzt einen Start- bzw. Endtermin. Spätestens am 08.10. müssen wir in Kapstadt sein.
Weiter ging’s ins nächste Internet-Café. Wäre doch gelacht, wenn wir nicht preisgünstig über den Atlantik fliegen könnten. Nach ca. einer Stunde machte sich Ernüchterung breit. Die günstigsten Flüge sind mehr als doppelt so teuer wie der Flug von Frankfurt nach New York. Angebot und Nachfrage bestimmen auch hier den Preis. Letztendlich kristallisierten sich zwei Möglichkeiten heraus: a. Wir fliegen am 27.09. von Buenos Aires und haben reichlich Zeit Südafrika auf eigene Faust zu erkunden oder b. Wir fliegen erst am 4.10. von Rio und können die Zeit bis dahin in Südamerika (wo auch immer) verbringen. Wir müssen uns entscheiden, je früher desto besser.
Nächste Station: Das Büro der LAB. Was kosten Flüge nach Buenos Aires und Rio de Janeiro und wie sieht die Verfügbarkeit aus? Erkenntnis: Kosten bewegen sich im erträglichen Rahmen und es gibt (noch) genügend freie Plätze. Zurück zum Hotel, Lothar muss erst mal was essen. Zusammen mit Mike, Yvonne und Susan geht´s zu „Moni“. Andrea hat keinen Appetit und geht zu Bett. Ihr geht es immer schlechter. Auf das Essen mussten wir ne halbe Ewigkeit warten und es hat sich noch nicht mal gelohnt. Nach Rückkehr intensive Diskussion im Hotelzimmer über die nächsten Reiseschritte. Lothar nutzt Andrea Schwächephase schamlos aus und überredet sie zwei! Städtetouren zu machen: Buenos Aires und Rio! Man(n) kann nie genug kriegen.
Warten! Stromausfall in Cusco (anscheinend etwas ganz Normales, niemand außer uns regt sich auf). Als das Licht wieder anging, machten wir uns auf den Weg zum Internet-Café. Das Wichtigste zuerst: Flug nach Kapstadt buchen. Klappt nicht! Es können keine E-Tickets bei der SAA gebucht werden. Wir schreiben eine Mail an StaTravel und bitten um Hilfe. Weiter zum LAB-Büro und ein Flugticket von LA Paz nach Buenos Aires für den 25.09. gebucht. Wir machen die Angestellte mit unseren vielen Fragen wohl etwas nervös. Sie stellt das Ticket zuerst versehentlich auf den 21.09. aus. Den Flug von Buenos Aires nach Rio de Janeiro buchen wir heute noch nicht, da wir nicht 100% sicher waren, ob wir nicht noch zusätzlich die Iguazú-Wasserfälle besichtigen sollten. Ihr wisst ja: Man(n) kann ja nie genug bekommen.
Für Andrea war der Tag gelaufen. Nur noch zurück ins Hotel und ins Bett. Sie war wirklich sehr tapfer gewesen und hatte lange durchgehalten. Hoffentlich geht es ihr morgen besser. Es ist später Nachmittag. Lothar zieht noch mal mit dem Camcorder los, um wenigstens noch ein paar Eindrücke von Cusco zu bekommen.
Wirklich schade, dass wir Cusco nicht intensiver und in Ruhe erforschen konnten. Die ganze Stadt wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt und vermittelt durch ihre prächtigen Kolonialbauten einen sehr guten Eindruck von damals. Lothar´s Erkundungstour beschränkte sich im Wesentlichen auf die Gebäude rund um den ‚Plaza de Armas‘, dem großen, zentralen Platz von Cusco. Bestimmt wird der Platz von zwei großen Gebäuden: zum einen natürlich die Kathedrale von Cusco, die von 1560 bis 1654 auf den Grundmauern des Palastes des 8. Inka-Königs Viracocha erbaut wurde, zum Anderen ‚La Compañía de Jesús‘ – die Kirche der Jesuiten, die etwas später fertiggestellt worden war. Hier wurden die Grundmauern des Palastes von Huayna Cápac, dem 11. Herrscher der Inka genutzt. Sie übertrifft die Kathedrale in Prunk und Schönheit, was damals zu einem Kirchenstreit führte. Besonders der goldverzierte große Holzaltar beeindruckt. Es wurde wieder Zeit für die Rückkehr. Es war mittlerweil dunkel geworden und der Platz erstrahlte hell beleuchtet. Eine ganze besondere Atmosphäre auf rund 3.400 Metern Höhe.
Wie verabredet traf sich die Gruppe zum gemeinsamen Abendessen. Andrea blieb im Bett. Es waren übrigens noch ein paar Andere, die sich auch nicht fit fühlten. Das Essen dauert fast genauso lange, wie die tägliche Abrechnungsorgie von Joanna. Die Rechnungen im Restaurant bekamen wir grundsätzlich nur gesamt. Joanna‘s tägliche Aufgabe war es, die Rechnung wieder auseinander zu dividieren. Na ja, das dauert halt. Und bei Joana halt doppelt so lange. Die Leihgebühr für die Luftmatratzen vermieste uns zusätzlich die Stimmung. 27 US Dollar für drei Tage. Wucher!
Noch mehr Fotos gibt´s in unserem Webalbum.
Um 4:30 Uhr klingelte bereits der Wecker. Wer was erleben will, muss früh aufstehen. In unserem Fall den Sonnenaufgang über Machu Picchu, der etwas Mystisches besitzen soll. Die Voraussetzung waren heute allerdings denkbar schlecht: leichter Nieselregen. Wir waren froh uns für den Bus entschieden zu haben. Über unzählige Serpentinen ging es hinauf zur verlorenen Stadt der Inka auf rund 2.400 Höhenmetern. Die Kontrollen waren ziemlich penibel (mit Reisepass) und umständlich. Schließlich hatten wir es geschafft und konnten einen ersten Blick auf die sagenumwobene Stadt werfen. Theoretisch zumindest. Zu sehen gab´s nur relativ dichten Nebel, ab und zu konnte man eine Bergspitze und Ruinen erkennen. Trotzdem spürte man, dass etwas Besonderes von diesem Ort, umgeben von hohen Bergen im dichten Regenwald, ausging. Die Stille und die Berglandschaft ringsum versprühten eine gewisse Aura.
Am Watchmanshouse warteten wir gut anderthalb Stunden auf unsere Kollegen vom Inka-Tail. Wir hatten also genug Zeit den sich langsam auflösenden Nebel zu beobachten und Wetten abzuschließen, wie viele aus der Gruppe während der Wanderung Durchfall hatten. Die richtige Antwort war 3 und Joanna die glückliche Gewinnerin. Endlich kamen sie und wir begrüßten uns herzlich. Die Tour war anscheinend ziemlich anstrengend gewesen, jedenfalls sahen alle ziemlich mitgenommen aus. Der Inka-Trail verläuft parallel zum Urubamba-Fluss und dauert 4 Tage. Man überquert drei Pässe und kommt an mehreren Inka-Ruinen vorbei, die nur über diesen Weg zu erreichen sind. Wir gönnten den Neuankömmlingen noch eine Verschnaufpause und einen ausgiebigen Toilettenbesuch. Dann begann die 2stündige Besichtigungstour, geführt von Roberto, der auch den Inka-Trail mitgelaufen war.
Roberto wusste wieder viel zu berichten. Das Bemerkenswerte an ihm ist, wie emotional – mit Händen und Füßen – er alles erklärt. Sowas hatten wir selten erlebt. Machu Picchu wurde von der UNESCO 1983 in die Liste der Weltkulturerbes aufgenommen und ist das touristische Highlight Perus. Täglich besuchen ca. 2.000 Touristen die verlorene Stadt in den Bergen. Machu Picchu ist in drei Bereiche eingeteilt: Terrassen für die Landwirtschaft (die Erde wurde aus den furchtbaren Täler hochgeschleppt), einen Tempelbezirk und einen Wohnbereich. Entdeckt wurde die Anlage erst 1911 eher zufällig von Hiram Bingham, der eine Expedition der Yale-Universität leitete. Die Siedlung war damals von dichtem Regenwald überwuchert. Eigentlich war Bingham auf der Suche nach der geheimnisvollen Inka-Stadt Vilcabamba, in die sich die Inka geflüchtet haben sollen, nachdem Pizarro 1536 Cusco einnahm. Bingham glaubte, Vilcabamba gefunden zu haben, was sich jedoch als Irrtum rausstellte. Seinen Namen hat Machu Picchu übrigens von einem der benachbarten Berge erhalten.
Erbaut wurde die Stadt einer Theorie zufolge um 1450 von Pachacútec Yupanqui, einem Inka-Herrscher. Er schuf die Grundlagen für die Ausdehnung des mächtigen Inkareiches und führte den Kult um den Sonnengott Inti ein. Es gibt unterschiedliche wissenschaftliche Auffassungen darüber, ob die Stadt jemals fertiggestellt wurde. Aufgrund des gut erhaltenen Zustandes, ist man allerdings relativ sicher, dass die spanischen Eroberer die Anlage nicht entdeckt hatten. Der eigentliche Zweck der Bergsiedlung ist ebenfalls unklar. Auch wenn sich heute die Bedeutung vieler Paläste und Tempel nicht mehr bestimmen lässt, so zeugen doch sämtliche Bauten von der perfektionierten Steinmetzkunst der Inka. Mit Sand, Wasser und Meißeln bearbeiteten sie die tonnenschweren Felsblöcke so lange, bis sie ohne Zement so genau aufeinandergelegt werden konnten, dass selbst die schwersten Erdbeben der letzten 500 Jahre ihnen nichts anhaben konnten. Das Material wurde direkt vor Ort gewonnen, es befinden sich zwei Steinbrüche in der Stadt. Roberto meinte, dies wären die perfektesten Mauern Südamerikas. Kann durchaus sein.
Viele der Gebäude sind nach astronomischen Gesichtspunkten er- bzw. ausgerichtet worden. Die Sommer- und Wintersonnenwende spielte eine sehr wichtige Rolle in der Religion der Inka. Eines der bedeutendsten Denkmale ist Intihuatana, ein Sonnenstein, der eine astronomische Uhr und ein Zentrum der Zeremonien darstellte. Ein ausgefeiltes Bewässerungssystem sorgte dafür, dass auf den Terrassen eine reiche Ernte eingefahren werden konnte. Dazu trug auch die Verwendung von weißem Granit bei den Terrassenmauern bei, der die Sonnenstrahlen optimal reflektierte. Damit der Dschungel nicht wieder Oberhand gewinnt, werden Lamas, die hier frei rumspazieren und sich schon an die Touristen gewöhnt haben, als natürliche Rasenmäher eingesetzt. Was noch auffällt ist, dass kein Souvenirverkäufer hier oben sein Geschäft verrichtet. Wir hatten das Gegenteil befürchtet.
Während der Besichtigungstour kam es immer wieder zu kleinen Regenschauern. Uns ging ein Gedanke nicht mehr aus dem Kopf: wann wird endlich der Nebel vollständig verschwinden und wir können DAS Erinnerungsfoto von Machu Picchu mit dem Huayna Picchu, dem „Zuckerhut“ Perus, im Hintergrund schießen. Der Sonnengott Inti hatte ein Einsehen und am Ende der Tour herrschten optimale Sicht- bzw. Fotoverhältnisse. Glücklich und durchnässt ging es zum Mittagstisch. Wir stärkten uns landestypisch mit Kartoffeln, in frittierter Stäbchenform.
Bis zur Abfahrt des Busses hatten wir noch gut 2 Stunden Zeit zur freien Verfügung. Wir entschlossen uns zusammen mit Susan zum Sun Gate aufzusteigen. Wir mussten ziemlich stramm marschieren, denn die Zeit war sehr knapp bemessen. Die Anderen vom Inka-Trail hatten das Sun Gate bereits heute früh passiert. Von hier aus kann man zum ersten Mal Machu Picchu sehen. Am Anfang machten wir einen kurzen Abstecher zur Inka-Brücke. Die Brücke war Teil des ursprünglichen Inka-Pfades und ist heutzutage gesperrt. Kein Wunder, denn der Weg ist dort teilweise nicht mal einen Meter breit und es geht steil bergab. Unser Weg zum Sun Gate war im Gegensatz dazu human und nur manchmal steil. Einzig die vielen Touristen störten. Die nahmen aber mit zunehmender Höhe ab. Warmduscher! Nach 70 Minuten reichten wir unser Ziel. Man hatte uns nicht zu viel versprochen, die Aussicht auf Machu Picchu ist super. Einen noch besseren Blick auf Machu Picchu soll man nur noch vom Huayna Picchu (2.720m) aus haben, dafür hätte die Zeit aber niemals gereicht. Am Sun Gate trafen wir eine Familie aus Frankfurt und kamen schnell ins Gespräch. Innerhalb von Minuten kam Lothar´s hessischer Dialekt zum Ausbruch, instinktiv. Leider dauert es immer etwas länger, bis er wieder verschwunden ist. Als wir pünktlich zur Busabfahrt unten ankamen, konnte Andrea ihn wieder problemlos verstehen.
Die Serpentinen-Abfahrt war kurzweilig. Dafür sorge vor allem ein Junge der geradeaus den Berg hinunter rannte und immer wenn der Bus den Weg kreuzte laut aufheulte, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Er schaffte es tatsächlich früher unten im Tal anzukommen als der Bus. Der Busfahrer ließ ihn einsteigen, damit er ein kleines Trinkgeld einsammeln konnte. Ein extra Trinkgeld bekam auch Robert, der engagierte und redegewandete Fremdenführer, von uns. Der hatte gar nicht mit unserem Tipp gerechnet, da wir ja nicht mit ihm den Inka-Trail gewandert sind. Aber sein Einsatz musste belohnt werden.
Am Bahnhof in Aguas Calientes herrschte Chaos. Unsere Gruppe schaffte es schließlich doch noch rechtzeitig im richtigen Wagon zu sein. Wie schon bei der Hinfahrt regnete es fast während der gesamten anderthalbstündigen Zugfahrt bis Ollantaytambo. Danach ging es nochmal genauso lange mit dem Bus bis nach Cusco. Wir waren wieder im Hotel ‚Ramacpampa‘ untergekommen, leider auch wieder im selben Zimmer. Mittlerweile war es 20 Uhr und wir schon 15,5 Stunden auf den Beinen. Mit letzter Kraft schleppten wir uns zu einem Restaurant. Pizza schmeckt auch in Peru gut, war eine der Erkenntnisse des heutigen Tages. Todmüde fielen wir in unsere Betten und ließen den wunderschönen Tag Revue passieren.
216. Tag – 19.09.2006
Freizeit bzw. Zeit zur freien Verfügung war heute angesagt. Kein Tourprogrammpunkt, wir konnten machen was wir wollten. Im Gegensatz zu den Anderen hatten wir aber viel Organisatorisches zu erledigen. Leider geht es Andrea heute Morgen nicht so gut.
Als Erstes rufen wir bei StaTravel an. Keine Neuigkeiten bzgl. der Flüge nach Südafrika. Danach Anruf bei Elefanttours. Es gibt definitiv keine Plätze mehr für die „Luxustour“ mit Übernachtung in einfachen Unterkünften. Die Agentur hat für uns jetzt die einfache Variante gebucht: Drei Wochen zelten. Buhh, Lothar ist skeptisch. Zumindest fällt die weitere Planung etwas leichter, denn wir haben jetzt einen Start- bzw. Endtermin. Spätestens am 08.10. müssen wir in Kapstadt sein.
Weiter ging’s ins nächste Internet-Café. Wäre doch gelacht, wenn wir nicht preisgünstig über den Atlantik fliegen könnten. Nach ca. einer Stunde machte sich Ernüchterung breit. Die günstigsten Flüge sind mehr als doppelt so teuer wie der Flug von Frankfurt nach New York. Angebot und Nachfrage bestimmen auch hier den Preis. Letztendlich kristallisierten sich zwei Möglichkeiten heraus: a. Wir fliegen am 27.09. von Buenos Aires und haben reichlich Zeit Südafrika auf eigene Faust zu erkunden oder b. Wir fliegen erst am 4.10. von Rio und können die Zeit bis dahin in Südamerika (wo auch immer) verbringen. Wir müssen uns entscheiden, je früher desto besser.
Nächste Station: Das Büro der LAB. Was kosten Flüge nach Buenos Aires und Rio de Janeiro und wie sieht die Verfügbarkeit aus? Erkenntnis: Kosten bewegen sich im erträglichen Rahmen und es gibt (noch) genügend freie Plätze. Zurück zum Hotel, Lothar muss erst mal was essen. Zusammen mit Mike, Yvonne und Susan geht´s zu „Moni“. Andrea hat keinen Appetit und geht zu Bett. Ihr geht es immer schlechter. Auf das Essen mussten wir ne halbe Ewigkeit warten und es hat sich noch nicht mal gelohnt. Nach Rückkehr intensive Diskussion im Hotelzimmer über die nächsten Reiseschritte. Lothar nutzt Andrea Schwächephase schamlos aus und überredet sie zwei! Städtetouren zu machen: Buenos Aires und Rio! Man(n) kann nie genug kriegen.
Warten! Stromausfall in Cusco (anscheinend etwas ganz Normales, niemand außer uns regt sich auf). Als das Licht wieder anging, machten wir uns auf den Weg zum Internet-Café. Das Wichtigste zuerst: Flug nach Kapstadt buchen. Klappt nicht! Es können keine E-Tickets bei der SAA gebucht werden. Wir schreiben eine Mail an StaTravel und bitten um Hilfe. Weiter zum LAB-Büro und ein Flugticket von LA Paz nach Buenos Aires für den 25.09. gebucht. Wir machen die Angestellte mit unseren vielen Fragen wohl etwas nervös. Sie stellt das Ticket zuerst versehentlich auf den 21.09. aus. Den Flug von Buenos Aires nach Rio de Janeiro buchen wir heute noch nicht, da wir nicht 100% sicher waren, ob wir nicht noch zusätzlich die Iguazú-Wasserfälle besichtigen sollten. Ihr wisst ja: Man(n) kann ja nie genug bekommen.
Für Andrea war der Tag gelaufen. Nur noch zurück ins Hotel und ins Bett. Sie war wirklich sehr tapfer gewesen und hatte lange durchgehalten. Hoffentlich geht es ihr morgen besser. Es ist später Nachmittag. Lothar zieht noch mal mit dem Camcorder los, um wenigstens noch ein paar Eindrücke von Cusco zu bekommen.
Wirklich schade, dass wir Cusco nicht intensiver und in Ruhe erforschen konnten. Die ganze Stadt wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt und vermittelt durch ihre prächtigen Kolonialbauten einen sehr guten Eindruck von damals. Lothar´s Erkundungstour beschränkte sich im Wesentlichen auf die Gebäude rund um den ‚Plaza de Armas‘, dem großen, zentralen Platz von Cusco. Bestimmt wird der Platz von zwei großen Gebäuden: zum einen natürlich die Kathedrale von Cusco, die von 1560 bis 1654 auf den Grundmauern des Palastes des 8. Inka-Königs Viracocha erbaut wurde, zum Anderen ‚La Compañía de Jesús‘ – die Kirche der Jesuiten, die etwas später fertiggestellt worden war. Hier wurden die Grundmauern des Palastes von Huayna Cápac, dem 11. Herrscher der Inka genutzt. Sie übertrifft die Kathedrale in Prunk und Schönheit, was damals zu einem Kirchenstreit führte. Besonders der goldverzierte große Holzaltar beeindruckt. Es wurde wieder Zeit für die Rückkehr. Es war mittlerweil dunkel geworden und der Platz erstrahlte hell beleuchtet. Eine ganze besondere Atmosphäre auf rund 3.400 Metern Höhe.
Wie verabredet traf sich die Gruppe zum gemeinsamen Abendessen. Andrea blieb im Bett. Es waren übrigens noch ein paar Andere, die sich auch nicht fit fühlten. Das Essen dauert fast genauso lange, wie die tägliche Abrechnungsorgie von Joanna. Die Rechnungen im Restaurant bekamen wir grundsätzlich nur gesamt. Joanna‘s tägliche Aufgabe war es, die Rechnung wieder auseinander zu dividieren. Na ja, das dauert halt. Und bei Joana halt doppelt so lange. Die Leihgebühr für die Luftmatratzen vermieste uns zusätzlich die Stimmung. 27 US Dollar für drei Tage. Wucher!
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