31. März 2006

Überblick März 2006

Tag 91 - 31.03.2006
Von Shanghai nach Guilin; Tai Chi am Morgen; Elefantenrüsselberg; Hochhaus unter Wasser; Guilin bei Nacht

Tag 90 - 30.03.2006
Shanghai; Jadebuddha-Tempel; Spazieren am Bund; Zickzack-Brücke; mit 430 Sachen unterwegs; beeindruckende Artistenshow

Tag 89 - 29.03.2006

Von Suzhou über Tongli nach Shanghai; "Garten zum Rückzug zur Besinnung"; Bootsfahrt auf Kanälen im Wasserdorf; Jinmao-Hochhaus, Shanghai bei Nacht

Tag 88 - 28.03.2006
Suzhou; "Garten der machtlosen Amtsperson" mit Bonsai-Park; Venedig des Ostens erkundet; Kampf der Karpfen; Seidenspinnerei

Tag 87 - 27.03.2006

3. Tag Yangtse-Kreuzfahrt; Drei-Schluchten-Staudamm besichtigt; Ausschiffen in Yichang; Flug nach Shanghai; Weiterfahrt nach Suzhou

Tag 86 - 26.03.2006

2. Tag Yangtse-Kreuzfahrt; Durchfahrt Qutang- und Wu-Schlucht (erste und zweite der drei Schluchten); Shennong-Fluß (Nebenfluß des Yangtse) mit kleinerem Boot und Fahrt im "Pea Pod Boat"; Durchfahrt Xiling-Schlucht (dritte Schlucht) bis zum Drei-Schluchten-Staudamm; Fahrt durch Staustufen

Tag 85 - 25.03.2006
1. Tag Yangtse-Kreuzfahrt; Regen und Nebel; Ausflug zur Stadt der Geister Fengdu; drei Prüfungen - sind wir gute Menschen?; Captain's Dinner

Tag 84 - 24.03.2006
Von Xi'an nach Chongqing; Große Moschee in X'ian (Oase der Ruhe); gute und schlechte Geschäfte; Flug nach Chongqing; Einschiffen auf Yangtse-Kreuzfahrtschiff

Tag 83 - 23.03.2006
Xi'an; Terrakotta-Krieger bewundert; Große Wildganspagode erklommen; eigene Armee gekauft; Internet auf chinesisch

Tag 82 - 22.03 2006
Luoyang nach Xi'an; 100.000 Buddhas in den Grotten von Longmen; chinesische 8-Minuten-Terrine; Drachensteigen in der Nacht

Tag 81 - 21.03.2006
Ankunft in Luoyang morgens; Kungfu-Fighting im Shaolin-Kloster; Pagodenwald; Höhlenwohnungen besichtigt

Tag 80 - 20.03.2006
Peking; durchs "Tor des himmlischen Friedens" in die Verbotende Stadt; Rikschafahrt durch Hutongs; Trommelturm erklommen; Bahnfahrt in der Weichbettklasse nach Luoyang

Tag 79 - 19.03.2006

Peking; Süßwasserperlen; Große Mauer bei Badaling; Lothar im Maofieber; Sommerpalast am Kunming-See; billigen Koffer gekauft

Tag 78 - 18.03.2006
Peking; erstes Zusammentreffen mit unseren Weggefährten für die Chinareise; Himmelstempel; chinesische Fressgass; Schnellshopping in der Wangfujing-Road; Ente in Peking

Tag 77 - 17.03.2006
Flug von Sydney nach Peking

Tag 76 - 16.03.2006
Sydney; Souvenierkauf in Paddy`s Market; Päckchen packen für Deutschland; Regen - keine Bondi-Beach :-(((; Sydney Aquarium; Abschiedsessen in Darling Harbour mit Blick auf die Skyline

Tag 75 - 15.03.2006
Sydney; Botanischer Garten mit Fledermäusen; Sydney Opernhaus; Harbour Bridge; Chinatown

Tag 74 - 14.03.2006
Von Nelson Bay über Newcastle nach Sydney; Abschied von unserem Mietwagen nach 4.500 km *schluchz*

Tag 73 - 13.03.2006
Von Kempsey über Port Macquarie und Forster-Tuncurry nach Nelson Bay; kurzer Abstecher in die Sahara

Tag 72 - 12.03.2006
Von Ballina über Maclean und Woolgoolga nach Kempsey; beim Sonntagssport der Old-Aussies zugeschaut; australisches Nationalgericht probiert;

Tag 71 - 11.03.2006
Von Murwillumbah über Byron Bay und Lennox Head nach Ballina; östlichster Punkt des australischen Festlandes erobert; BBQ; in Rugby-Club eingetreten

Tag 70 - 10.03.2006
Von Surfers Paradise nach Murwillumbah; Wettbewerbe der Rettungsschwimmer; Mt. Warning bezwungen; BYO

Tag 69 - 09.03.2006
Surfen im Paradies; mit dem schnellsten Fahrstuhl auf das höchste Wohnhochhaus der Welt

Tag 68 - 08.03.2006
Von Noosa nach Surfers Paradise; Wolkenkratzer am Strand

Tag 67 - 07.03.2006
Von Brisbane über Glasshouse Mountains nach Noosa; Kartbahnfahren; Surfdancers

Tag 66 - 06.03.2006
Brisbane; ausgiebige Stadtbesichtigung

Tag 65 - 05.03.2006
Brisbane; Regen; Shoppen

Tag 64 - 04.03.2006
Von Noosa nach Brisbane; Markt in Emundi besucht; günstige Übernachtung in einem 5-Sterne-Hotel

Tag 63 - 03.03.2006
Von Hervey Bay über Maryborough und Gympie nach Noosa; Regen, Regen

Tag 62 - 02.03.2006
Von Bundaberg nach Hervey Bay; Regen, Regen, Regen; zum ersten Mal in Australien lange Hosen und Jacke angezogen

Tag 61 - 01.03.2006
Von Rockhampton über Gladestone nach Bundaberg; einmaliges Naturerlebnis - Schlüpfen von Baby-Schildkröten und ihre Wanderung ins Meer beobachtet; Übernachtung in der Gefängniszelle

20. März 2006

Peking und die Große Chinesische Mauer

77. Tag – 17.03.2006

Heute sollte es nach China gehen. Mit etwas gemischten Gefühlen sahen wir unserer Zeit dort entgegen: Was würde uns erwarten? Noch in Deutschland hatten wir bei China-Tours aus Hamburg die China Panorama-Tour' von Peking nach Hongkong gebucht. Ohne chinesische Sprachkenntnisse hatten wir uns eine selbst organisierte Reise durch China dann doch nicht zugetraut. In den nächsten drei Wochen würden wir zum ersten Mal auf unserer Weltreise nicht mehr selbst bestimmen, wann und wohin es weiter geht.

Mit dem Taxi-Shuttle ging es aber erstmal zum Flughafen Sydney. Am Schalter der Qantas wurden unsere Visa intensiv geprüft, weil wir kein Weiterflugticket aus China heraus hatten. Wir mussten die Buchungsbestätigung für die Tour und die Tourroute zeigen. Nach einiger Diskussion durften wir dann mit, weil unsere Reise in Hongkong endet. Die letzten Minuten in Australien nutzen wir sinnvoll für etwas, wofür wir in den 5 Wochen in Australien keine Zeit hatten: Postkarten schreiben an die daheim Gebliebenen.

Den 11h-Flug nach Peking haben wir gut überstanden, langsam gewöhnten wir uns an die Fliegerei. Für die Einreise in China mussten wir sogar drei Formulare ausfüllen: nicht nur die übliche Zollerklärung und das Einreiseformular, sondern auch eines mit Gesundheitsfragen. Man wollte wohl sicher gehen, dass wir keine Vogelgrippe haben. In der Ankunftshalle suchten wir uns erstmal einen Geldautomaten und besorgten uns Bargeld. Gott sei dank: lateinische Buchstaben, englische Sprache und arabische Ziffern. Dann organisierten wir uns ein Taxi zu unserem Hotel. Wahrscheinlich haben wir doppelt soviel bezahlt wie normal, aber dafür hatte jemand dem Fahrer (der kein Wort Englisch sprach) erklärt, wo wir hin wollten. Die Fahrt zum Hotel dauerte etwa eine Stunde und da es bereits dunkel war, haben wir nicht soviel von Peking gesehen. Interessanterweise sind die meisten Autobahnen in China privat finanziert und man muss deshalb auch eine Maut bezahlen. Gegen 22 h waren wir dann in unserem Hotel, dem ’Holiday Inn Temple of Heaven’. Das Hotelzimmer war echt prima und wir hatten zum ersten Mal seit Wochen wieder eine Daunendecke. Komisch, wie man so was vermissen kann! Morgen würden wir unsere Gruppe kennen lernen. Der Reiseleiter von China-Tours hatte uns schon eine Nachricht hinterlassen.

78. Tag – 18.03.2006

Nach dem anstrengenden Flug gestern schliefen wir erstmal aus. Das Frühstücksbuffet des Hotels war etwas anders als gewohnt: neben den üblichen (westlichen) Zutaten fürs Frühstück gab es auch chinesische Spezialitäten wie Nudeln, Suppe und gebratenes Gemüse.

Wir unternahmen noch eine kurze Erkundung der Gegend, da wir bis zum Treffen mit der Gruppe noch Zeit hatten. Das Hotel lag in einer Wohngegend und in der Nähe war eine Straße mit kleinen Geschäften. Am Anfang waren wir doch etwas verunsichert: nur Straßenschilder mit chinesischen Schriftzeichen. Für uns keine wirkliche Orientierungshilfe. Wir versuchten, für Andrea eine Jeanshose zu kaufen. Wegen der Sprache war natürlich alles etwas schwieriger, aber mit Händen, Füßen, Stift und Papier geht fast alles! Es gab jedoch ein anderes Problem: die Hosen waren alle für kleine, dünne Chinesinnen ausgelegt und Andrea passte nicht rein.

Gegen Mittag trafen wir dann das erste Mal unsere Gruppe und unseren Reiseleiter von China-Tours Herrn Han, der in den nächsten Wochen auf uns aufpassen würde. Gemeinsam ging es zum Essen in eines der so genannten Touristenrestaurant, die von Reisegruppen angesteuert werden müssen und gewisse staatlich vorgegebene Standards, z. B. bei den Sanitäreinrichtungen, erfüllen. Man will ja nicht, dass die ausländischen Besucher einen falschen Eindruck vom Land bekommen. Während des Essens erklärte uns Herr Han einiges zu den chinesischen Eßgewohnheiten: es werden traditionell vier Vorspeisen und acht Hauptgerichte und zum Abschluss eine Suppe aufgetischt. Jeder nimmt sich soviel er mag. Als Zugeständnis an die ausländischen Gäste gab es Obst als Nachtisch. Zu unserer Überraschung erfuhren wir, dass Reis (der ja bei uns zu jedem chinesischen Essen dazu gehört) als ‚Arme-Leute-Essen’ gilt und ein chinesischer Gastgeber immer versuchen wird, seine Gäste ohne Reis satt zu bekommen.

Nach dem Essen lernten wir unsere lokale Reiseleiterin kennen, die uns Peking zeigen würde. Ihren Namen haben wir leider vergessen, an ihre schräge Sonnenbrille und ihr rotes Fähnchen können wir uns aber noch gut erinnern. Die erste Sehenswürdigkeit Pekings, der Himmelstempel, wartete auf uns. Dort fand früher zur Wintersonnenwende eine der wichtigsten Zeremonien des chinesischen Kaiserreiches statt, die jährliche ‚Zwiesprache’ des Kaisers (Sohn des Himmels) mit dem Himmel. Der Kaiser musste Rechenschaft über das vergangene Jahr ablegen und bat um Hilfe für das nächste Jahr. Die Anlage besteht aus einem großen Park und mehreren Tempelgebäuden, die entsprechend der Gesetzte der traditionellen chinesischen Architektur auf einer zentralen Nord-Süd-Achse liegen. Der Park ist ein beliebter Treffpunkt für die Bevölkerung von Peking. Überall Grüppchen von Leuten, die Karten spielten, musizierten, sangen (Gotthilf Fischer hätte seine wahre Freude) und Jian Zi (Federfußball) spielten.

Über den Marmorweg liefen wir in Richtung der ’Halle des Ernteopfers’. Oft wird diese fälschlicherweise als Himmelstempel bezeichnet und gilt als Hauptattraktion der Anlage. Leider wurde sie gerade renoviert (die Olympischen Spiele 2008 lassen grüßen). Wir besichtigten die ’Halle des Himmelsgewölbes’, in der früher die Ahnentafeln für die Zeremonie aufbewahrt wurden. Danach ging es zum dreistufigen Himmelsaltar: die unterste Stufe symbolisiert die Erde, die mittlere die Welt der Sterblichen und die oberste den Himmel. Die chinesische Zahlensymbolik spielt eine unübersehbare Rolle: In der Mitte der obersten Terrasse gibt es einen runden Stein (das Zentrum der Erde), der von einem Ring aus 9 Steinplatten umgeben ist. Jeder weitere der insgesamt 9 Ringe der obersten Plattform besteht aus 9 Platten mehr als der vorige. Die Neun galt als Zahl des Kaisers.


Mit dem Bus ging es entlang der Chang’an-Allee in Richtung Zentrum. Zunächst besuchten wir den Donghuamen Nachtmarkt. Dort kann man an eng aneinander gereihten Ständen chinesische Snack-Spezialtiäten kaufen, sozusagen die Frankfurter Fressgass auf Chinesisch. Es gab so leckere Sachen wie Frösche, Zikaden, Raupen, Käfer etc., alles wunderschön präsentiert. Das Auge isst ja bekanntlich mit! Von dort ging es zur Wangfujing, der Haupteinkaufsstraße von Peking. In den Geschäften dort gibt es Festpreise – im Gegensatz zum Rest von China, wo man eigentlich immer handeln kann. Beim Bummel durch die Fußgängerzone entdeckten wir auch ein Schild mit den Maskottchen der Olympischen Spiele 2008 – sehr chinesisch. Das Motto der Spiele heißt übrigens ’One World, One Dream’.
Zum Abendessen gab es, wie könnte es auch anders sein, Pekingente. Lecker! Wir hatten jetzt auch Gelegenheit, die Leute aus unserer Gruppe besser kennen zu lernen. Wir – sogar Lothar – senkten den Altersdurchschnitt erheblich, trotzdem verstanden wir uns echt prima. Die meisten aus der Gruppe hatten schon viele und auch weite Reisen unternommen und interessante Geschichten zu erzählen.

79. Tag – 19.03.2006

Heute sollten wir eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von China besuchen: die weltberühmte Chinesische Mauer. Unser Ziel war Badaling, ca. 70 km von Peking entfernt Da Badaling recht nah an Peking liegt ist es das bei Touristen beliebteste Ziel für einen Ausflug zur Chinesischen Mauer. Es ging endlos durch Peking, vorbei an riesigen Wohnblocks. Irgendwo müssen die 7,5 Mio Einwohner der Stadt ja wohnen. Nach etwa 1 h gab es einen Zwischenstopp bei einer Süßwasserperlen-Zuchtfabrik. Wir bekamen Erklärungen zu Farben, Zucht, Entstehung etc. von Süßwasserperlen. Danach hatten wir – Überraschung – die Gelegenheit, im fabrikeigenen Verkaufsladen Perlenschmuck zu kaufen. Na ja, das ist der Preis einer Pauschalreise. Aber eigentlich war es ganz interessant.

Es ging weiter und wir ließen die Stadt hinter uns. Die Landschaft wurde bergiger und schließlich sahen wir zum ersten Mal die ‚Große Chinesische Mauer’. Sie erstreckt sich über etwa 6.350 km und ist das größte Bauwerk der Welt. Trotz gegenteiliger Behauptungen kann man kann sie aber nicht vom Weltall aus sehen. Die Mauer wurde in verschiedenen Dynastien zum Schutz des chinesischen Reiches vor seinen vielen Feinden errichtet. Hat aber nicht viel genützt, denn trotz Mauer eroberten z. B. die Mongolen und die Manschuren das Reich der Mitte. Heute ist der größte Teil der Mauer verfallen, die restaurierten Stellen wie bei Badaling vermitteln aber einen Eindruck von diesem gewaltigen Bauwerk.
Wir machten uns auf den Weg, einen Teil der Mauer zu Fuß zu erkunden. Teilweise echt anstrengend: die Stufen sind unterschiedlich hoch und es kann ganz schön steil werden. Aber die Mühe lohnte sich. Wir hatten Glück mit dem Wetter und konnten ziemlich weit entlang der Mauer sehen. Sehr beeindruckend. Etwas nervig waren die teilweise ziemlich aggressiven Verkäufer, die uns mit ihren ‚Hallo-Hallo’-Rufen verfolgten. Lothar kaufte sich eine Mao-Mütze mit rotem Stern, die er zur Belustigung der chinesischen Touristen auch gleich aufsetzte. Die wollten sich dann alle mit ihm fotografieren lassen und er tat ihnen den Gefallen, ohne Geld dafür zu verlangen. Es blieb natürlich nicht bei der Mao-Mütze. Eine Mao-Armbanduhr, eine deutsche Ausgabe der Mao-Bibel und ein Mao-Kartenspiel kamen noch dazu.

Auf dem Rückweg in Richtung Peking fuhren wir dann zum Sommerpalast am Kunming-See, der einzige erhaltene kaiserliche Garten. Die Kombination aus Tempeln, Pavillons und Hallen ist wirklich beeindruckend. Leider wurde auch hier eine der Hauptattraktionen, der Wandelgang, renoviert. Wir machten einen schönen Spaziergang durch den Park, vorbei am bekannten Marmorschiff und erfuhren vieles zur Geschichte des Sommerpalastes, der mehrmals zerstört und wieder aufgebaut wurde. Beliebter Aufenthalts- und Wohnort war der Sommerpalast für die Kaiserinwitwe Cixi, eine der schillerndsten Persönlichkeiten des zu Ende gehenden chinesischen Kaiserreiches.
Nach dem Abendessen machten wir uns zusammen mit Herrn Han auf zu einem besonderem Abenteuer: Wir wollten einen Koffer kaufen. Hatte er uns empfohlen, da nur einer unserer Rucksäcke verschließbar war. Morgen würden wir mit dem Nachtzug von Peking nach Luoyang fahren. In das Abteil nimmt man nur die Sachen für die Nacht mit, das restliche Gepäck wird am Beginn der Fahrt abgegeben und sollte verschlossen werden – sicher ist sicher. Wir erstanden schließlich für 70 RMB (etwa 7 €) eine roten Koffer, der allerdings nicht sehr stabil aussah. Wir hatten genug Kultur für heute und waren ziemlich müde, deshalb verzichteten wir auf den Besuch der Peking-Oper.

80. Tag – 20.03.2006

Heute hatten wir wieder ein volles Besichtigungsprogramm vor uns. Als erstes ging es zum ‚Platz des himmlischen Friedens’ oder auch Tian’anmen-Platz, der mit seinen ca. 40 ha als größter Platz der Welt gilt. Hier können sich bis zu 1 Mio. Menschen versammeln, um den Regierenden zu huldigen oder auch, wie 1989 geschehen, ihren Unmut zu demonstrieren. Das Tian’anmen-Massaker wird bis heute in China totgeschwiegen und ist eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren chinesischen Geschichte. Neben Scharen von Uniformieren soll es Dutzende Zivilstreifen geben, die erneute unerwünschte Demonstrationen verhindern sollen. Leider ist das kein Schutz gegen Taschendiebe, vor denen man uns gewarnt hat.

Bei unserer Ankunft war der Platz ziemlich belebt. Zu Lothar´s Enttäuschung war leider keine Zeit, das Mao-Mausoleum zu besuchen, obwohl die Schlange für ausländische Touristen gar nicht so lang war. Das riesige Mausoleum wurde an der Südseite des Platzes nach dem Tod von Mao Zedong 1976 errichtet. Dort kann der einbalsamierte Leichnam in einem Kristallsarkophag (wie Schneewittchen .-) bewundert werden.

In der Mitte des Platzes steht das Denkmal für die Helden des Volkes, ein 38 m hoher Obelisk aus Granit. Die Westseite wird von der Großen Halle des Volkes eingerahmt. Hier findet das jährliche Treffen des chinesischen Volkskongresses und die Parteitage der Kommunisten statt. Gegenüber befinden sich die Museen der Chinesischen Geschichte und der Chinesischen Revolution (für normale Touristen nicht geeignet, da die Erläuterungen ausschließlich auf Chinesisch sind).

Durch eine Fußgängerunterführung und über eine Marmorbrücke ging es dann zum Tor des Himmlischen Friedens. Hier war es, wo Mao am 1.Oktober 1949 die Volksrepublik China proklamierte. Der 1. Oktober ist heute Nationalfeiertag und jedes Jahr wird zu diesem Tag wird das monumentale Mao-Porträt über dem Portal erneuert. Die Schriftzeichen rechts und links vom Gemälde bedeuten übrigens: „Lang lebe die Volksrepublik China!“ und „Lang lebe die Einheit der Völker der Welt!“. Durch das Portal gelangten wir zur Verbotenen Stadt, der bedeutendsten Sehenswürdigkeit Chinas. Dort lebten und regierten bis zur Revolution 1911 alle chinesischen Kaiser der Ming- und Qing-Dynastie. Der normalen Bevölkerung war der Zutritt verwehrt, was den Namen erklärt. Die verbotene Stadt wurde errichtet, nachdem Kaiser Yonkle Anfang des 15. Jahrhunderts die Hauptstadt von Nanking nach Peking verlegen ließ.
Die Verbotene Stadt gilt als ein Meisterwerk der chinesischen Architektur. Die Anordnung der Gebäude folgt den rituellen Vorschriften der damaligen Zeit (Ahnen links, Götter rechts, Regierungsgebäude vorn, Wohngebäude hinten) und ist fast symmetrisch, ein Zeichen für das Streben nach Harmonie. Die wichtigsten Gebäude liegen alle auf einer zentralen Nord-Süd-Achse. Die Verbotene Stadt ist umgeben von einer hohen Mauer und einem breiten Wassergraben. Auf dem Gelände befinden sich 890 Paläste mit unzähligen Pavillons mit angeblich 9.999 Räumen. Nach der Legende durfte nur der Himmel einen Palast mit 10 000 Räumen besitzen. Die Dächer waren teilweise vergoldet und alles war in Gelb, der Farbe der chinesischen Kaiser, gestrichen.


Zunächst gelangt man in den äußeren Hof und blickt auf das imposanteste Gebäude der Verbotenen Stadt, die ’Halle der höchsten Harmonie’. Jahrhunderte lang war es das höchste Gebäude in Peking, da per Dekret kein höheres Bauwerk errichtet werden durfte. Wegen Renovierungsarbeiten konnten wir es nicht besichtigen, aber es gab auch so viel zu entdecken, z. B. die vielen Löwen-, Drachen- und Phönixfiguren. Der Drache symbolisiert den Kaiser und der Phönix die Kaiserin. Die Löwen sitzen meist paarweise vor wichtigen Gebäuden. Die Löwin hält dabei ein Junges unter ihren Pranken und der Löwe einen Ball. Manchmal ist in diesem Ball noch eine Kugel, die man drehen kann – das bringt Glück. Interessant sind auch die Dachfiguren aus Keramik. Sie stellen Fabelwesen dar und je mehr Figuren, desto wichtiger das Gebäude. Kurz vor dem Eingang in den inneren Hof, kamen wir an der größten und beeindruckendsten Steinrampe des Palastes vorbei. Über diese Rampe wurden Würdenträger in Sänften getragen, an den Seiten verlaufen die Treppenstufen für Träger. Die Platte ist mit reich mit Ornamenten verziert, ca. 16,5 m lang und soll etwa 250 t wiegen. Im Inneren Hof befanden sich die Wohngebäude des Kaisers und seiner Familie. Nur Mitglieder der kaiserlichen Familie, Eunuchen und Dienerinnen hatten Zutritt. Übrigens sind hier die Stufen der meisten Gebäude und Innenräume abgeflacht, da der letzte Kaiser gerne Fahrrad fuhr. Vom Inneren Hof gelangten wir schließlich in den Kaiserlichen Garten mit seiner Steinkunst, bevor wir die Verbotene Stadt verließen. Obwohl wir schon den ganzen Vormittag zu Fuß unterwegs waren, erklommen wir noch den Kohlehügel. Dieser liegt direkt neben der Verbotenen Stadt und man hat einen schönen Ausblick – theoretisch zumindest. Wir hatten wegen des diesigen Wetters und Smog keinen so tollen Blick.

Zum Mittagessen ging es wieder in ein Touristenrestaurant. Die Bedienungen waren in traditionellen Trachten gekleidet und es gab für uns eine Tanzvorführung. Ganz nett. Nach einer kurzen Pause starteten wir zu unserem Ausflug in die Hutongs von Peking. Als Hutongs werden die Wohnviertel mit Hofhäusern und engen Gassen bezeichnet, die früher typisch für die Bauweise in Peking waren. Zunächst ging es mit der Fahrradrikscha durch die sehr engen Gassen. Bei einem kurzen Stopp entdeckten wir den Trommelturm in der Nähe. Der Aufstieg war über eine supersteile Treppe ziemlich anstrengend, aber wir kamen gerade noch rechtzeitig für eine Trommelvorführung. Von oben hatten wir einen tollen Blick auf die Umgebung. Es ging weiter in die engen Gassen des Hutongs, um eine Familie zu besuchen und uns eines der typischen Hofhäuser anzusehen. Die Wohngebäude wurden um einen kleinen Innenhof gebaut, umgeben von einer hohen Mauer. Die Gebäude waren nur eingeschossig (traditionell geht die chinesische Bauweise eher in die Breite als in die Höhe). Wir konnten in jedes Zimmer mal reinschauen und zum Abschluss wurden wir im besten Zimmer des Hauses von einer netten Oma empfangen, die uns ein bisschen was aus ihrem Leben erzählte. Früher gab es diese Hutongs überall in Peking, aber immer mehr fallen der Modernisierung zum Opfer. Anschließend ging es zu einem kleinen Markt in der Nachbarschaft, wo von Lebensmitteln bis Kosmetik alles angeboten wurde.

Nach einem guten und reichhaltigem Abendessen ging es dann zum Bahnhof. In den chinesischen Zügen gibt es insgesamt vier Klassen: hart sitzen, weich sitzen, hart liegen und weich liegen. Für uns war die beste gerade gut genug. Wir teilten uns das Weichbettabteil mit Sabine aus Hamburg und Wojtek aus der Schweiz. Das plüschige Lila und die Deko-Blumengirlande waren zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber es war ganz bequem. Zu viert verbrachten wir einen netten Abend damit, Uno-Spielen zu spielen, Reisegeschichten auszutauschen und chinesischen Schlangenschnaps zu probieren.

Noch mehr Bilder gibt´s in unserem Webalbum.

16. März 2006

Von Surfers Paradise nach Sydney

70.Tag – 10.03.2006

Lothar begann den Tag mit einem Jogging-Lauf entlang des Strandes von Surfers Paradies, Andrea musste wegen einer Fußverletzung (das gab sie zumindest vor ;-) leider darauf verzichten. Wahrscheinlich hatte sie deswegen auch schlechte Laune und zwang Lothar, sein geliebtes Surfers Paradise heute schon zu verlassen. Im Ernst: Unser Flug nach Peking konnte nicht verschoben werden und wir hatten noch eine ziemliche Strecke bis Sydney vor uns.

Entlang der Gold Coast ging es zunächst nach Burleigh Heads. Dort fanden gerade die Meisterschaften im Surf Life Saving statt. Es gibt mehrere Disziplinen, u. a. mit speziellen Ruderbooten und Surfboards. Vor allen die Rettungsboote mussten ganz schön gegen die Wellen kämpfen. In Australien hat sich Rettungsschwimmen als eigenständige Sportart entwickelt, die sehr populär ist und in der viele Wettkämpfe stattfinden.

Nach einem kleinen Bad im Meer ging es dann weiter bis Murwillumbah und dort zur Touristeninfo, die direkt am Tweed River liegt. Dort war man sehr nett und hilfreich und wir konnten uns einen Film über die erdgeschichtliche Entstehung Australiens und besonders dieses Gebietes ansehen. Murwillumbah ist umgeben vom Rand des weltweit größten erloschenen Schildvulkans der Erde. In der Nähe der Stadt liegt der Mount Warning, den wir besteigen wollten. Wir bekamen Informationen zum Aufstieg und man warnte uns, nicht zu spät loszugehen. Es besteht sonst die Gefahr, dass man den Rückweg nicht mehr vor Beginn der Dunkelheit schafft und sich im Regenwald verirrt.

Wir fuhren also zum Parkplatz am Fuße des Berges und schlüpften zum ersten Mal seit unseren Neuseeland-Wanderungen wieder in unsere Wanderschuhe. Ein komisches Gefühl, nach Wochen in Flipflops und Sandalen waren unserer Füße ‚richtige’ Schuhe gar nicht mehr gewöhnt  Am Beginn des Wanderpfades gab es auch ein Schild mit einer kurzen Beschreibung des Weges und nochmals den Hinweis, auf die Zeit zu achten.

Auf dem Weg trafen wir etliche Wanderer, die bereits auf dem Rückweg waren. Wir hatten ein Gespräch mit ein paar Hippies (sahen zumindest so aus), die mit ihrem Digeridoo den Pfad herab kamen. Sie warnten uns, dass es schon relativ spät sei und wir uns das mit dem Aufstieg noch mal überlegen sollten. Wir sahen auf die Uhr: 13.30h – also noch Zeit genug. Auf ihrer Uhr war es bereits 14.30h – na ja dachten wir, die vielen Joints. Wir gingen also weiter. Die Wanderung war sehr schön, teilweise hatten wir einen tollen Blick aufs Tal. Die meiste Zeit liefen wir im Schatten der Bäume, so dass die Sonne kein allzu großes Problem war. Der letzte Teil des Weges ist sehr steil, als Hilfe ist eine Stahlkette gespannt. Doch die Mühe lohnte sich. Der Mount Warning liegt quasi in der Mitte des Tweed Valleys und man hat einen Rundumblick auf den Kraterrand des ehemaligen Vulkans, der das Tal begrenzt.

Der Abstieg ging relativ problemlos, obwohl der Weg teilweise etwas schlecht zu erkennen war, da die Sonne schon relativ tief stand. Gegen 17 h waren wir dann wieder am Auto und da es bereits sehr spät war, beschlossen wir in Murwillumbuh zu übernachten. Nach einiger Suche fanden wir ein gutes Motel, das Palm Cove Motel. Zwar war es etwas teuerer als unsere sonstigen Unterkünfte, aber heute hatten wir uns ein bisschen Luxus verdient.

Wir unterhielten uns mit dem netten Eigentümer, der uns erklärte, was eigentlich ‚BYO’ auf Schildern vieler Restaurants bedeutet: ‚BYO’ steht für ‚Bring Your Own’, d. h. alkoholischen Getränke muss man selber mitbringen, da das Geschäft keine Lizenz zum Ausschank hat. Komisch, diese Australier! Wir erzählten von unserer Begegnung mit den Hippies, die wahrscheinlich aus Nimbin kamen. Das ist berühmt-berüchtigt als Hippiestadt, in der Marihuana offen gehandelt wird. Es stellte sich heraus, dass die beiden doch richtig die Uhr lesen konnten. Wir waren heute über die Grenze zwischen den Bundesstaaten Queensland nach New South Wales gefahren und damit auch über eine Zeitzonengrenze. In NSW gibt es im Winter die ‚Saving Time’ (so ähnlich wie in Deutschland die Sommerzeit), in Queensland hat man sich dagegen entschieden. Also waren wir tatsächlich eine Stunde zu spät dran. Die spinnen diese Australier!

71.Tag – 11.03.2006

Morgens machten wir noch einen kurzen Stadtspaziergang. Wir trafen ein paar Kids, die uns Katzenjunge für 5 A$ verkaufen wollten. Unseren Einwand, das eine Katze auf Reisen nicht so praktisch ist, wollten sie nicht so richtig gelten lassen. Im wohl einzigen Internetcafé der Stadt mailten wir Fotos für unser Weblog an Andrea’s Bruder Dominik, der diese für uns einstellen sollte. Es war wirklich frustrierend: 2 h für 8 Bilder! Was hätten wir alles für einen DSL-Anschluss gegeben.

Schließlich verabschiedeten wir uns von der Stadt und fuhren weiter an der Küste entlang nach Byron Bay. Ganz in der Nähe befindet sich der Leuchtturm von Cape Byron, der östlichste Punkt des australischen Festlandes. Die Aussicht auf die Bucht war wunderschön. Wir machten einen kleinen Spaziergang entlang der Steilküste und beobachteten die beeindruckende Brandung an dieser Stelle.

Unser nächstes Ziel war Lennox Head, ein kleiner Badeort, bekannt für die guten Surfbedingungen. Wir verbrachten ein paar schöne Stunden am Strand mit Baden und surften auf unserem Bodyboard in den wirklich hohen Wellen. Mittlerweile hatten wir ja schon einige Übung. Lothar versuchte sich zwischendurch am Öffnen einer Kokusnuss mit seinem Schweizer Taschenmesser – und wieder mal stellten wir fest, dass mit dem falschen Werkzeug alles doppelt so schwer ist 



Gegen 17 h kamen wir in Ballina, unserem heutigen Tagesziel an und fanden ein nettes Motel, die Travellers Lodge. Wir unterhielten uns mit dem Besitzer, der Deutsch sprach. Er hat früher für die Lufthansa gearbeitet und freute sich, mal wieder sein Deutsch trainieren zu können. Wir wollten heute beim Abendessen den Sonnenuntergang bei einem Barbecue (BBQ) genießen und dazu auf einen der vielen öffentlichen BBQ-Plätze gehen. Unser Wirt empfahl uns einen Park in der Nähe. Aus unseren Vorräten machten wir noch schnell einen Salat.
Aber leider verpassten wir dann doch den Sonnenuntergang, weil wir ewig für die Auswahl des Fleisches im Supermarkt brauchten. Nur durch Zufall fanden wir dann in der Dunkelheit tatsächlich einen Grillplatz, wo wir unsere Spareribs zubereiten konnten. Die öffentlichen BBQ-Plätze sind wegen der Brandgefahr in der Regel mit elektrischen Grills ausgestattet und nach anfänglichen Schwierigkeiten meisterten wir die Technik. Obwohl die Spareribs mehr Knochen als Fleisch waren, genossen wir unser nächtliches Festmahl.

Wir hörten während des Essens den Lärm eines Rugby-Spiels und dachten uns, es wäre eine gute Gelegenheit noch etwas typisch Australisches kennen zu lernen. Kurz entschlossen fuhren wir zum Stadion, doch leider war das Spiel gerade zu Ende gegangen. Zuerst dachten wir es wäre nur eine Spielpause, weil viele sich ein Bier holen gingen. Das wollten wir auch und trafen am Eingang auf Denis, der sich als Offizieller des Clubs vorstellte. Er sagte uns, dass der Zutritt nur für Clubmitglieder erlaubt sei. Was aber kein größeres Problem darstellte: Wir füllten kurzer Hand einen Antrag aus und wurden herzlich als Gastmitglieder der 'Ballina Seagulls' aufgenommen.

72.Tag – 12.03.2006

Lothar konnte Andrea heute zum Joggen entlang des Richmond Rivers überreden. Wir sahen viele Leute, die sich auf eine sonntägliche Boots- und Angeltour vorbereiteten und ein paar Pelikane, die das ganze Treiben beobachteten.

Bevor wir weiter in Richtung Süden aufbrachen, erkundeten wir noch etwas Ballina. Wir fuhren zuerst zum Aussichtspunkt über die Lighthouse Beach und dann weiter zur Shelley Beach. Dort machten einen kleinen Spaziergang am Strand und waren wieder mal beeindruckt von der Naturgewalt des Meeres und den Fähigkeiten einiger Surfer, diese zu bezwingen. Auf dem Weg raus aus Ballina sahen wir ein paar weißgekleidete ältere Herrschaften und wurden neugierig. Die Männer gehörten zum Ballina Bowling & Recreation Club und waren gerade beim ihrem wöchentlichen Rasenbowling-Spiel. Wir unterhielten uns über den Zaun hinweg mit einem netten Herren, der versuchte uns die Regeln zu erklären. Was in Deutschland unter Bowling verstanden wird, heißt in Australien übrigens ’Tenpin bowling’

Sydney war noch relativ weit entfernt, weshalb wir heute eine große Strecke schaffen wollten. Es ging immer entlang des Pacific Highways in Richtung Süden. Mittags machten wir Halt in Maclean, einer kleinen Stadt, die ihre schottische Wurzeln sehr betont. Die Lichtmasten wurden mit schottischen Kiltmustern bemalt. Wir picknickten am Clarence River, der ziemlich groß ist.

Dann ging es weiter über Grafton nach Woolgoolga. Dort sahen wir neben der Straße einen indischen Tempel und wurden neugierig. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen Sikh-Tempel handelt. Diese Religion stammt aus dem Panjab, eine Region im Norden Indiens. Wir wurden von einer jungen Frau der Gemeinde eingeladen, uns den Tempel anzusehen und zum Essen zu bleiben. Es war sehr interessant, etwas über den Tempel, die Religion und das Leben der Sikh in Australien zu erfahren. Etwa die Hälfte der Bevölkerung von Woolgoolga sind übrigens Sikh.


Nach diesem interessanten Intermezzo fuhren wir bis Coffs Harbour, wo wir uns an Fredo’s Pies, um einmal das australische Nationalgericht zu probieren. Pies sind Pasteten, die aus einem Teigmantel und einer Füllung aus zerkleinerten Fleisch, Wild, Fisch oder Geflügel bestehen. Pies sind in Australien wirklich sehr beliebt: es werden rund 260 Mio. pro Jahr vertilgt, das sind ca. 13 Stück pro Einwohner. Wir haben drei verschiedene probiert, das hat uns erstmal gereicht. Alfred Biolek würde sagen: "Es hat interessant geschmeckt." ;-)

In Kempsey fanden wir ein günstige Unterkunft, das ’Motel Kempsey’. Da es keine Kochmöglichkeit gab, bestellten wir uns eine Pizza.

73.Tag – 13.03.2006

Vor der Weiterfahrt wollten wir noch schnell Kempsey erkunden. Die Stadt ist berühmt für zwei Dinge: den Akubra-Hat (so ein Ding wie Crocodile Dundee trägt) und für Slim Dusty, den legendären Country-Sänger und berühmtesten Sohn der Stadt. Wir hatten gehört, dass es hier ein Museum für ihn geben soll. In der Touristeninfo sagt man uns aber, dass dies erst in Planung sei. Also mussten wir uns mit einem Foto neben einem Papp-Dusty zufrieden geben.

Unsere nächste Station war Port Macquarie. Wir machten einen kleinen Spaziergang am Meer, entlang des ’Breakwall’. Seit Jahren werden die Steine der Mole von Besuchern bemalt oder beschrieben. Teilweise richtig kleine Kunstwerke. Schließlich gelangten wir an die Pazifik-Mündung des Hastings Rivers.

Danach ging es auf dem Pacific Highway wieder in Richtung Süden. Wir entschlossen uns in Rainbow Flat den Highway zu verlassen und auf dem landschaftlich schöneren Lakes Way in Richtung Forster-Tuncurry zu fahren. Wir machten eine kleine Kaffeepause in dieser netten Küstenstadt und fuhren dann weiter entlang des Lakes Way (auf deutsch Seen-Weg) in Richtung Buladelah. Die leicht bergige, wunderschöne Strecke führte vorbei am Wallis-See, dem Scott-See und dem Myall-See. Schließlich trafen wir wieder auf dem Pacific Highway, auf dem es weiter in Richtung Port Stephens fuhren.

Port Stephens ist ein weit ins Land reichender Naturhafen, bekannt als Urlaubs- und Erholungsgebiet. Zunächst fuhren wir nach Anna Bay, um die größte Wanderdüne der südlichen Hemisphäre zu sehen. Wir parkten unserer Auto und machten uns auf zu einem kurzen Spaziergang in der Düne. Bereits nach ein paar Metern hatten wir das Gefühl, in der Sahara zu sein: So weit das Auge reichte, nur Sand.


Nach dem Erlebnis dieses beeindruckenden Naturphänomens machten wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft für die Nacht. Dabei konnten wir ein typisches australisches Tier in freier Wildbahn erleben. Bei einem Backpacker konnten wir in den Baumspitzen wilde Koalas beobachten. Leider gab er dort keine Betten mehr und wir mussten weiter. Wir fanden nach einiger Suche ein Motel in Nelson Bay (Dolphin Motel), das ein ganz gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hatte.

74. Tag – 14.03.2006

Unser Schlaf war durch den lautstarken Streit eines Ehepaars etwas gestört worden. Irgendwann hatte dann wohl jemand die Polizei geholt und es kehrt Ruhe ein. Wir brachen vor dem Frühstück zu einem ausgedehnten Lauf am Meer auf. Trotzdem schien Lothar nach unserer Rückkehr noch nicht richtig wach zu sein. Er bemerkte nicht, dass der Toaster defekt war, das Toastbrot nicht auswarf und dieses langsam verkohlte. Andrea bemerkte aus dem Bad den Gestank und verhinderte Schlimmeres. Das ganze Zimmer voller Qualm, unerklärlich wie Lothar das nicht bemerken konnte. Er träumte wohl mal wieder.

Heute wollten wir es bis Sydney schaffen, eine Strecke von nur noch etwa 220 km. Gemütlich ging es auf den Pacific Highway zunächst nach Newcastle Die Stadt liegt an der Mündung des Hunter Rivers und ist eine der größten Hafen- und Industriestädte Australiens. Es gibt einen schönen, großen Strand in der Nähe des Zentrum. Wir bummelten an der Uferpromenade entlang und beobachteten eine Gruppe von Schulkindern, die wohl gerade einen Tag am Meer verbrachte. Die Kids bekamen Unterricht im Surfen, Volleyball und Schwimmen. Schien jede Menge Spaß zu machen. Wir spazierten noch zum Fort Scratchley, einer Festung aus dem Jahr 1882, und machten uns dann auf die Weiterfahrt nach Sydney.

Die restlichen 160 km bis zu unserem Ziel zogen sich doch noch ganz schön hin. Etwa 30 km vor Sydney wurde der Verkehr dichter, über die Harbour Bridge kamen wir schließlich ins Zentrum der Stadt – endlich am Ziel! Wir suchten uns eine Unterkunft im Stadtteil Kings Cross, das Holiday Lodge Hotel: zentrumsnah, aber nicht so teuer. Da Parken sehr teuer und der öffentliche Nahverkehr innerhalb von Sydney gut ausgebaut ist, entschlossen wir uns, das Auto schon heute und damit einen Tag früher abzugeben. Der Abschied von unserem treuen Freund fiel nach rund 4.500 km doch schwer. Danach brach Lothar zu einer kleinen Erkundung der Gegend auf und besorgte Lebensmittel, während Andrea sich mal wieder um die Wäsche kümmern durfte.

75. Tag – 15.03.2006

Für unseren ersten Tag in Sydney hatten wir uns, wie fast jeder Tourist, die Sydney Oper und die Harbour Bridge als Ziel vorgenommen. Gegen 9:00 h brachen wir zu Fuß zu unserer Stadterkundung auf. Unsere erste Station war der botanische Garten.

Im Botanischen Garten waren wir fasziniert von der großen Fledermauskolonie. Überall in den Bäumen hingen Fledermäuse und ließen sich von den Menschen überhaupt nicht irritieren. Eine Parkmitarbeiterin erklärte uns, dass man gar nicht glücklich über diese Parkbewohner ist: Der alte Baumbestand wird geschädigt (u.a. von den Hinterlassenschaften dieser Tiere). Vertreiben kann man die Fledermäuse auch nicht, da sie unter Naturschutz stehen. Wir spazierten weiter durch die sehr schönen Anlagen des Botanischen Gartens. Die alten Bäume bildeten einen ziemlichen Kontrast zu der modernen Skyline von Sydney. Am Government House beobachteten wir jede Menge Kakadus.

Wir erreichten schließlich Sydney’s weltberühmte Oper. Das Opernhaus erschien uns nicht so strahlend weiß wie auf den Bildern. Wir verzichteten auf eine Führung, was wir zwei Tage später bedauerten: Auf unserem Flug nach Peking wurde ein Film über den Bau der Oper gezeigt und diese Führung wärmstens empfohlen. Auf der Terrasse vor dem Sydney Opera House machten wir erstmal eine Kaffeepause mit Blick auf die Harbour Bridge.

Danach ging es bei leichtem Nieselregen über den Circular Quay in Richtung Harbour Bridge. Entlang des Circular Quay gibt es viele Restaurants, kleine Parks, Fährterminals und eine Bahnstation. Es ist immer jede Menge los: Kleinkünstler, Touristen, Verkäufer und eine Ausstellung der United Buddy Bears. Künstler aus aller Welt gestalteten Bären, die ihr jeweiliges Land präsentieren und zusammen für Verständnis, Toleranz und Frieden werben sollen. Die Idee stammt übrigens aus Berlin (daher die Bären). Wir fanden den deutschen Bären nicht so Klasse. Trotz des nicht ganz so tollen Wetters war die Atmosphäre irgendwie entspannt und fröhlich, keiner lies sich die Laune verderben.

Wir wollten weiter zum ’Pylon Lookout’, einem Aussichtspunkt in einem Pfeiler der Harbour Bridge. Von der Aussichts-Plattform hatten wir dann einen tollen, beeindruckenden Blick auf Sydney. Wir sahen auch ein paar Gruppen auf dem Bridge Climb: Angeseilt läuft man auf einem Bogen der Harbour Bridge bis zum Scheitelpunkt. Das muss ein ziemlich cooles Gefühl sein, dort oben rumzulaufen und einen einmaligen Panoramablick auf Sydney zu genießen. Wir hatten auch kurz überlegt, aber das Wetter war uns zu unsicher – nächstes Mal.

Mit der U-Bahn fuhren vom Circular Quay zur Central Station, in der Nähe von Chinatown. Schon mal ein Vorgeschmack für unsere anstehende China-Reise. :-) In Chinatown kann man günstig essen und Souvenirs kaufen. Wir fanden zwar nix, aber es war ganz amüsant. Wir bummelten entlang der George Street zum Queen Victoria Building (QVB), einem sehr schönen Einkaufscenter. Das riesige Gebäude stammt aus dem späten 19. Jahrhundert, besonders beeindruckend waren die Uhren an der Decke der Halle und die edle Einrichtung. Wir suchten wieder nach Souvenirs und fanden ein schönes Didgeridoo. Es war allerdings recht teuer und wir konnten uns noch nicht zum Kauf entschließen. Inzwischen war es bereits 19:00h und wir waren ziemlich hungrig und müde. Also liefen wir zurück zu unserem Hotel in Kingscross und kauften unterwegs in einem indischen Takeaway was zu essen. Während unseres üppigen Mahls, schauten wir uns im TV die Eröffnung der Commonwealth Games in Melbourne an. Bis 1:00 h waren wir dann noch im Internet-Café, um endlich unseren ersten Weblog-Bericht einstellen zu können.

76. Tag – 16.03.2006

Wir hatten uns für unseren letzten Tag in Sydney viel vorgenommen. Nach einem spärlichen Frühstück ging es bereits um 7:30 h ins Internetcafé, um unseren ersten Weblog-Bericht fertig zu stellen. Geschafft! Nächster Punkt auf der Agenda: Souvenirs einkaufen. Gegen 9:00 h fuhren wir mit der der Bahn zum wohl günstigsten Ort in Sydney, um Souvenirs einzukaufen, Paddy’s Market in Chinatown. Ähnlich wie bei Bugis in Singapur, gibt es hier viele kleine Geschäfte und Stände dicht aneinander gedrängt. Lothar kam in einen regelrechten Souvenir-Kaufrausch! Schließlich fehlten uns nur ein Didgeridoo und ein Bumerang, als Andenken für uns. Gestern hatten wir ja im QVB ein Didgeridoo gesehen, dass uns gut gefiel. Also machten wir uns noch mal auf den Weg dorthin und Lothar setzte sein Verhandlungsgeschick ein, um einen besseren Preis zu bekommen. Mit Erfolg! :-)

Auf dem Rückweg zum Hotel besorgten wir uns noch schnell eine Paketbox. Im Hotel hieß es dann schnell Päckchen für Deutschland packen. Nach der Post wollten wir direkt zur Bondi Beach. Mit Paket, Digeridoo, Bodyboard und Badesachen zur Post. Nach ewig langer Warterei (die Post ist anscheinend überall auf der Welt gleich) waren unsere Sachen auf dem Weg nach Deutschland. Auf nach Bondi Beach! Wir verließen das Postgebäude – und es fing an zu regnen! Lothar’s Traum von Strand mit Bikinischönheiten zerplatzte wie eine Seifenblase. Etwas deprimiert machten wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. Unterwegs trafen wir eine nette junge Frau und ihre kleine Tochter, der wir unser Bodyboard schenkten. Sie freuten sich beide riesig.

Zurück im Hotel überlegten wir uns schnell einen Alternativplan. Zum Abschied von Sydney machten wir eine kurze Tour mit der Monorail und gingen dann ins Aquarium von Sydney. Das Sydney-Aquarium hat uns sehr gefallen und wir können einen Besuch nur empfehlen. Besonders beeindruckend fanden wir die Haie und eine Nachbildung des Lebensraumes des Great Barrier Reef. In einem netten Restaurant in Darling Harbour genossen wir unser Abschiedsessen von Sydney. Mit Blick auf die Skyline von Sydney und den Vollmond zwischen den Hochhäusern blickten wir etwas wehmütig auf unsere schöne Zeit in Australien zurück. Morgen geht es weiter nach China!












Durch Anklicken der Bilder gelangt man zu unserem Webalbum mit zusätzlichen Fotos: http://picasaweb.google.com/AndreaundLothar
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