Cairns, durch den Regenwald nach Daintree
45. Tag – 13.02.2006
Wir waren ziemlich geschafft von den letzten Tagen und haben erstmal ausgeschlafen. Wir sollten heute unseren Mietwagen in Empfang nehmen (schon in Deutschland gebucht), hatten aber eigentlich noch keine Lust wieder auf Tour zu gehen. Wollten lieber in Cairns bleiben, um die Stadt zu erkunden. Daher wollten wir bei der Mietwagenfirma vorbei gehen und versuchen alles zu verschieben. Auf dem Weg genossen wir erstmal ein ausführliches Frühstück im ‚Beethoven-Cafè’, beim Leberkäs-Brötchen und Lesen des ‚Spiegels’ kamen Heimatgefühle auf. Mit der Mietwagen-Firma gab es auch keine Probleme, wir konnten das Auto morgen abholen und einen Tag später als ursprünglich vereinbart in Sydney abgeben.
Cairns spielt eine große Rolle im Tourismus Australiens. Von hier aus starten sehr viele Touren zum 'Great Barrer Reef' und zum Regenwald im Norden.
Den Tag verbrachten wir mit Shoppen, Internet und Bummeln. Bei Abenddämmerung kamen wir uns dann vor wie im zweiten Teil von Hitchcocks „Die Vögel“: Auf den Bäumen hingen die so genannten ‚Flying dogs’, eine Art Fledermäuse. Die Bäume waren schwarz von all den Tieren, die einen ziemlichen Krach machten und teilweise im Tiefflug über die Köpfe der Passanten hinwegfegten. Auf unserem Zimmer schauten wir dann Fernsehen und waren froh bei der ‚Deutschen Welle’ mal wieder Nachrichten aus der Heimat zu sehen.
46. Tag – 14.02.2006
Diesmal frühstückten wir ziemlich gut in unserem Hotel, dem ‚Great Northern’. Dann holten wir unser Auto ab und gingen für die nächsten Tage Lebensmittel einkaufen. Besonders Lothar freute sich, dass der Wagen viel mehr PS hatte als unsere liebe Lucy in Neuseeland. Obendrein gab es sogar einen CD-Player – nur leider hatten wir noch keine CDs. Ein sehr guter Grund noch mal in ein Shoppingcenter zu gehen ;-) Dort kauften wir auch gleich eine Prepaid-Karte für unser Handy, um für unsere Familie erreichbar zu sein.
Wir hatten uns entschieden, zunächst für ein paar Tage die Halbinsel Cape Tribulation im Norden zu erkunden, bevor es Richtung Sydney im Süden gehen sollte. Die Strecke führte vorbei an wunderschönen Sandstränden, wir hielten auch ein paar mal an. Leider war im Moment das Baden wegen der Wanderung von hochgiftigen Quallen – engl. ‚Jellyfish’ – verboten. Überall gab es Warnschilder und Erste-Hilfe-Boxen an den Stränden.
In Port Douglas machten wir dann erstmal Station für die Nacht. Wir fanden zufällig ein sehr günstiges und schönes Motel, das ‚Port Douglas Motel’. Unser Zimmer mit Bad und Küche hatte luxuriöse 40 qm und wir bezahlten umgerechnet nur etwa 45 € für die Nacht.
47. Tag – 15.02.2006
Das Zimmer war so schön und geräumig und wir so müde, dass wir kurzerhand beschlossen noch einen Tag zu bleiben und die Gegend zu erkunden. Nach einem ausgedehnten Frühstück fuhren wir als erstes mal zum Meer und machten einen Spaziergang. In einem kleinem Park bestaunten wir auch einen für die Gegend typische Würgefeige, die ihren Wirtsbaum schon ziemlich umschlossen hatte. Danach ging es mal wieder zum Shoppen: egal wie klein ein Ort ist, es gibt für Frauen immer einen Grund shoppen zu gehen ;-)
Am Nachmittag machten wir dann einen Ausflug zur Mossman Gorge in der Nähe der gleichnamigen kleinen Stadt. Diese idyllisch gelegenen Schlucht erreicht man über einen einfach zu laufenden Wanderweg. Sie ist besonders im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel, da es einige schöne Badestellen im Mossmann River gibt – allerdings nur etwas für besonders Abgehärtete wegen des eiskalten Wassers. In Mossman gibt es auch eine Aboriginal-Gemeinde, die Kuku Yulanji, von der täglich geführte Wanderungen organisiert werden, auf denen man erfährt, wie verschiedene Pflanzen des Regenwaldes als Medizin und Nahrung genutzt werden können. Für heute waren wir allerdings zu spät, wollten aber morgen früh noch mal vorbeikommen.
Auf dem Rückweg zum Motel machten wir einen Abstecher zur ‚Four-Miles-Beach’. Der Name ist sozusagen Programm: ein endlos langer weißer Sandstrand. Im Sand hinterließen winzig kleine, mit dem Auge kaum zu erkennende Strandläufer Kunstwerke aus tausenden von Sandkügelchen. Wegen der giftigen Quallen verzichteten wir lieber auf ein Bad im Meer und gingen lieber im Pool des Motels baden.
48. Tag – 16.02.2006
Bevor wir in Richtung Cape Tribulation aufbrachen, gingen wir noch schnell in ein Internetcafé, um uns auf dem Laufenden zu halten. Es hatte die ganze Nacht geregnet und auch jetzt immer noch Regen. Daher entschieden wir uns gegen die geführte Wanderung durch den Regenwald bei der Mossman Gorge und machten uns direkt auf den Weg zum Daintree Nationalpark, unser Ziel war Cape Tribulation.
Während der Fahrt regnete es immer noch relativ stark, aber eine Regenpause nutzten wir für einen kurzen Strandspaziergang. Nach ca. 1,5 Stunden erreichten wir den Daintree River, den wir mit einer Fähre überquerten. Im Fluss leben übrigens jede Menge Salzwasser-Krokodile. Der Fluss ist Teil des Daintree Nationalpark, der zum größten Teil aus tropischen Regenwald besteht und zum Weltnaturerbe der UNESCO zählt. Hier lebt auch ein besonderes und seltenes Tier der Cassowary (zu deutsch Helmkasuar), ein flugunfähiger Laufvogel. An den Straßen gab es überall Warnschilder, da der größte Feind dieser bedrohten Tierart heutzutage der Straßenverkehr ist.
Wir waren jetzt mitten im Regenwald, wie sich’s gehört: bei REGEN. Und bald kamen wir auch zur ersten Überschwemmungsstelle, einem ’Flood way’. Nach kurzer Überlegung, Augen zu und durch. Jetzt war uns auch klar, warum hier fast alle nur mit Jeeps rum fuhren. Wir durchquerten noch zwei weitere und tiefere Wasserstellen, bis wir an unsere (nervlichen) Grenzen kamen: Der Regen hörte nicht auf, die Überschwemmungsstelle war noch tiefer (es standen schon jede Menge andere Autos davor) und wir waren mit einem Mietwagen unterwegs, der gegen ‚Wasserschäden’ nicht versichert war. Es war schon Nachmittag und wir wollten nicht wer weiß wie lange warten, bis der Regen aufhörte und sich das Wasser zurück zog. Wir hatten auch die Befürchtung zwischen zwei Überschwemmungsstellen ‚gefangen’ zu werden. Wir kehrten um.
Auf dem Hinweg war uns schon ein Hinweisschild zum ’Daintree Discovery Center’ aufgefallen, dass auch im ’Lonely’ Planet empfohlen wird. Wir hatten noch Zeit und entschlossen uns zu einen Besuch. In diesem Informationscenter über den Regenwald kann man auf Laufwegen, die auf Stelzen angelegt sind, das Leben in den verschiedenen Ebenen des Regenwaldes beobachten und bekommt über einen Audio-Führer (sogar in Deutsch) jede Menge ausführliche und interessante Erklärungen. Auf der höchsten Plattform hatten wir eine tollen Blick über das grüne ’Baummeer’ des Regenwaldes. Die Zeit verging wie im Flug und war für heute nicht ausreichend. Da die Eintrittskarte 24h gültig ist, wollten wir morgen früh noch mal wieder kommen.
Wir fanden dann in der Nähe das ’Cow Bay Motel’ zum Übernachten. Die zugehörige Bar ist auch ein Treffpunkt der Einheimischen und die Auswahl der Speisen war typisch: Burger und Chips ;-) Durch den heftigen Regen waren übrigens die Telefone ausgefallen.
49. Tag – 17.02.2006
Die ganze Nacht hatte es heftig geregnet. Wir dachten schon die Sintflut bricht aus. So was hatte wir in Deutschland noch nicht erlebt. Für den Regenwald war das aber ganz normal. Wir waren froh, gestern nicht mehr weiter gefahren zu sein. Wahrscheinlich würden wir jetzt sonst irgendwo festsitzen.
Nach dem Frühstück (im Preis inbegriffen, aber wie meistens nicht so ganz nach unserem Geschmack: Toast und Marmelade und ziemlich dünner Kaffee) ging es zum ’Daintree Discovery Center’ für den zweiten Teil unserer Tour. Wir bekamen einen ziemlich authentischen Eindruck vom Regenwald: pünktlich als wir die Tour starteten, begann es wieder zu schütten. Trotzdem lernten wir viel über den Kampf der Pflanzen und Tiere des Regenwaldes um Nahrung und Licht. Viele haben sich spezialisiert auf die hier herrschenden Lebensbedingungen und bilden ein komplexes Ökosystem. Interessant war es auch zu erfahren, welche Wirkstoffe für Heilmittel und Kosmetik aus den Pflanzen des Regenwaldes gewonnen.
Gegen Mittag beendeten wir unseren Rundgang, obwohl es sicher noch viel zu sehen gegeben hätte und brachen Richtung Cairns auf. Nach der Überquerung des Daintree Rivers machten wir noch einen kurzen Abstecher zum gleichnamigen Ort. Daintree ist eher klein und verschlafen. Auf dem Weg liegt sehr idyllisch die ’Daintree Eco Lodge’. Dazu gehören viele kleine so genannte ’Spa Villen’: am Abhang auf Stelzen gebaut, mit Whirlpool auf dem Balkon (in 20 m Höhe), vom dem aus man direkt in den Regenwald schauen kann. Die einfachste Kategorie kostete ca. 250 € pro Nacht – nicht in unserem Budget, aber eine Mahlzeit konnten wir uns schon leisten. Wir probierten den ’Bushtucker’-Salat, bestehend aus den einzigartigen Früchten des Regenwaldes. Schmeckte zwar etwas anders, aber sehr lecker. Übrigens gab es keinen Strom wegen des immer noch andauernden Regens, aber anscheinend war das keine Besonderheit, man hatte sich drauf eingestellt.
Erstaunlicherweise hörte der Regen auf sobald wir das Gebiet von Daintree verließen. Als wir auf dem Weg nach Cairns bei ’Hartley’s Crocodile Farm’, einer Art Tierpark, ankamen, schien die Sonne und wir kamen genau pünktlich für die Krokodilfütterung. Das die Krokodile in Australien anders gefüttert werden als im Rest der Welt versteht sich von selbst. Nach 'Steve-Irwin-Manier' war der ’Tierpfleger’ nur ca. 1 m von dem riesigen Krokodil entfernt und zeigte den Zuschauern, wie gefährlich und blitzschnell diese Tiere zuschnappen können.
Auf dem weiteren Rundweg haben wir dann auch viele andere Tiere gesehen und Interessantes über sie gelernt: zwei verschiedene Arten von Koalas, die sehr wählerisch sind und nur bestimmte Arten von Eukalyptus-Blättern fressen, ein kleines Baby-Krokodil zum Streicheln, Cassowaries – endlich mal lebendig und nicht auf Warnschildern, rangelnde Wallabies – die kleinen Brüder der Kängurus – und natürlich auch richtige Kängurus.
Abschließend machten wir noch eine kleine Bootstour auf dem See des Parks. Dabei sahen wir jede Menge Krokodile, die teilweise in Reichweite des Bootes kamen – schon ein komisches Gefühl. Übrigens können Krokodile bis zu 18 Monate ohne Futter auskommen und sind wirkliche Überlebenskünstler.
Auf Vorschlag von Andrea wollten wir noch einen 5 Minuten-Abstecher nach Kuranda und den Barron Falls kurz vor Cairns machen. Die Strecke war zwar wunderschön, es ging auf Serpentinen immer weiter nach oben, aber es zog sich hin. Aus den 5 Minuten wurden schließlich 45 – Frauen und ihr Zeitgefühl. Kuranda ist besonders bekannt für den Verkauf von Kunsthandwerk und einheimischen Produkten. Wir waren so spät, dass alle Geschäfte schon geschlossen waren. Also wollten wir zumindest die Baron Falls anschauen. Sehr beeindruckend und schön, besonders im Licht der untergehenden Sonne. Pech nur, dass wir keine Fotos machen konnten – Speicherkarte voll. Übernachtet haben wir dann im bewährten ’Great Northern’ – von Experimenten hatten wir genug für heute.
50. Tag – 18.02.2006
Morgens packten wir unsere Sachen ins Auto. Bevor wir losfuhren in Richtung Tablelands wollten wir noch für ein paar Stunden ins Strandbad von Cairns. Lothar holte sich einen ordentlichen Sonnenbrand, hier in Australien kann man einfach nicht vorsichtig genug sein. Die Zeit verging dann schneller als wir dachten und wir beschlossen, noch eine Nacht zu bleiben und heute zu faulenzen. Um etwas zu sparen suchten wir uns eine günstige Unterkunft, das 'Koala Beach Resort', auch ganz nett.
Lothar erfuhrt heute, dass er bei der Auslosung der WM-Tickets leer ausgegangen ist – Frust! Es gab aber auch eine gute Nachricht. Andrea’ s Bruder Dominik hatte für uns recherchiert und ein Weblog eingerichtet – das Projekt ’Weltreise-Berichte’ konnte beginnen. An dieser Stelle sei mal erwähnt, dass wir bis dahin im Grund keine Ahnung von Weblogs hatten und uns unser Wissen während der Reise hart erarbeiten mussten. Am Abend waren wir noch toll essen in einem Fisch-Restaurant mit Blick aufs Meer.
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