27. Februar 2006

Tablelands, Rockhampton

51. Tag – 19.02.2006

Heute hieß es Abschied nehmen von Cairns. Wir hatten die entspannte Ferien-Atmosphäre sehr genossen. Bevor es aber los ging in die Atherton Tablelands machten wir noch einen letzten Abstecher zur Esplanade und waren zum Abschied noch mal in der künstlichen Salzwasserlagune baden.

Auf dem Weg in die Tablelands besuchten wir den Tjapukai Aboriginal Cultural Park, der etwas außerhalb von Cairns liegt. Besitzer und Betreiber des Parks ist der ansässige Aboriginal-Stamm und wir dachten dies sei eine gute Gelegenheit, etwas mehr über dessen Kultur und Geschichte zu erfahren. Einiges war auch ganz interessant und spannend: das ’Creation Theater’ (eine Art Theaterstück in dem die Schöpfungsgeschichte der Welt und aller Lebewesen und Pflanzen aus Sicht der Ureinwohner erklärt wurde), die Erklärungen zum ’Bush Food’ und die praktischen Übungen mit Speer und Bumerang (Lothar wäre wohl ein guter Jäger geworden). Oft fühlten wir uns allerdings eher an Disney-Land erinnert, z.B. bei der ’Kulturshow’, in der Rituale und Tänze gezeigt wurden.

Danach führte uns der Weg noch mal zu den ’Barron Falls’. Die Strecke dorthin hatte uns ja gestern schon beeindruckt und wir hielten unterwegs an, um einige tolle Ausblicke über die Bucht von Cairns zu genießen. An den ’Barron Falls’ stießen wir diesmal auf viele Touristen, die mit der historischen Eisenbahn von Cairns nach Kuranda unterwegs waren und hier einen Zwischenstopp machten. Die Bahn hielt für ca. 10 min an, alle machten einen Spaziergang, um sich die Wasserfälle anzusehen, schossen ihre Fotos und da kam auch schon das Signal zur Weiterfahrt.

Wir ließen uns jedenfalls viel Zeit, um die schöne Gegend zu genießen, bevor wir weiter über Mareeba nach Atherton fuhren. Unterwegs fielen uns die vielen Termiten-Hügel auf, richtige kleine Bauwerke. Für die Nacht kamen wir dann in der
Atherton Travellers Lodge unter, einem sehr schönen Backpacker mit familiärer Atmosphäre und – zu Lothar’s Freude – vielen kleinen Kätzchen. Beim Essenkochen unterhielten wir uns mit einigen der anderen Leute. Die meisten waren schon länger hier und arbeiteten auf den nahen Obstplantagen für umgerechnet 10 € die Stunde, um Geld für die weitere Australienreise zu verdienen. In unserem Zimmer (sogar mit Balkon) hörten wir dann ziemlich komische Geräusche von draußen. Morgen früh wollten wir mal nachfragen ...

52. Tag – 20.02.2006

Die ziemlich lauten Geräusche, die uns beinahe um den Schlaf gebracht hätten, waren das Resultat der Paarungsbemühungen von mehreren hundert Fröschen, wie uns die Hostelwirtin erklärte. Den Frühstücksraum hatten wir heute Morgen für uns allein. Die arbeitende Bevölkerung war schon seit mehreren Stunden auf den benachbarten Plantagen unterwegs. In der Gegend wird viel Obst und Gemüse angebaut, vor allem Bananen, Mangos, Avocados und Macademia-Nüsse.

Unsere heutige Reiseroute hatten wir mal wieder mit Hilfe des Lonely Planet gewählt. Zunächst ging es Richtung Yungaburra. Kurz davor ist der ca. 500 Jahre alte ‚Curtain fig tree’ (zu deutsch: Vorhang-Feigen-Baum) zu bewundern. Es ist sehr beeindruckend zu sehen, wie im Laufe der Jahrhunderte eine Würgefeige einen Baum ganz umschlungen und zum Umkippen gebracht hat. Die herabhängenden Wurzeln der Feige sehen tatsächlich aus wie ein Vorhang. Wir fuhren dann in den kleinen Ort Yungaburra, um Schnabletiere (engl. Platypus) zu beobachten. Die lustig aussehenden Tiere gibt es übrigens nur in Australien. Leider haben wir keins gesehen, in der Dämmerung hätten wir wahrscheinlich mehr Glück gehabt.









Unsere weitere Fahrt führte uns vorbei am Lake Tinaroo und dem Lake Eacham zu einer weiteren Baumsensation, der ‚Gadgarra Red Cedar’. Ein ebenfalls über 500 Jahre alter Baum, der über 35 Meter hoch ist und einen Durchmesser von rund 7 m hat. ’Red Cedar’ ist eine Zedernart und wird im Deutschen ’Lebensbaum’ genannt. Leider ist dieser Baum, wie wir später erfahren haben, dem Zyklon im März 2006 zum Opfer gefallen.


Weiter ging’s nach Millaa Millaa, um den ersten der Wasserfälle auf dem so genannten ’Waterfall Circuit’ zu besuchen. Insgesamt waren wir an drei Wasserfällen (Millaa Millaa Falls, Zillie Falls und die Ellinjaa Falls) entlang einer Strecke von ca. 2 km. Teilweise konnte man quasi unter im Wasserfall duschen.

Vorbei an kilometerlangen Bananenplantagen fuhren wir über Innisfail nach Cardwell, um dort eine kurze Kaffeepause einzulegen. Zurück an der Küste machten wir einen kurzen Strandspaziergang mit Blick auf Hinchinbrook Island. Die Insel ist bekannt für ihre sehr guten Wandermöglichkeiten. Als Nachtquartier wählten wir schließlich Lee´s Hotel in Ingham, ein Hotel aus den 50er, Markenzeichen: ein lebensgroßer Gaul mit Reiter auf dem Vordach. Die Zimmer und das Essen waren ganz in Ordnung. Eine nette Geschichte rankt sich um den Pub des Hotels: Es soll angeblich der originale ’Pub ohne Bier’ sein, den Slim Dusty in einem Song verewigt hat.

53. Tag – 21.02.2006

Nach dem Frühstück im Hotel machten wir uns auf den Weg nach Townsville. Es lief gerade super, nicht viel los auf der Straße, immer gerade aus. Ein Polizeiwagen kam uns entgegen, plötzlich machte er das Blaulicht an, wendete und verfolgte uns. Wir mussten auf die Seite fahren, das Polizeiauto hielt hinter uns, langsam stiegen zwei Polizisten aus mit dunklen Sonnenbrillen und Fingern in den Gürtelschlaufen. Wir fühlten uns an amerikanische Spielfilme erinnert und uns rutschte schon ein bisschen das Herz in die Hose. Was hatten wir getan? Sehr ernst sagten sie uns, dass wir statt
den erlaubten 100 etwa 118 km/h gefahren waren (was übrigens ziemlich leicht passieren kann, bei den ewig langen geraden Strecken). Mit ermahnenden Worten erzählten sie uns von den vielen Unfällen, bei denen zu schnell fahrende Touristen mit Kängurus und Kühen zusammengestoßen sind. Mit dem Versprechen zukünftig besser auf unsere Geschwindigkeit zu achten und einem Strafzettel über ca. 100 € ließen sie uns schließlich weiterfahren. Vor der Zahlung kann man sich übrigens nicht drücken, sonst wird man vom Zoll bei der Abreise am Flughafen verhaftet.

In Townsville suchten wir erstmal das ‚Department of Traffic’, um unseren Strafzettel zu bezahlen. Dann schauten wir uns ein wenig die Stadt an und kauften in einem Geschäft einen Ersatzakku für unseren Fotoapparat. Sicher ist sicher! Wir baten im Geschäft, dass man den Akku gleich auflädt und ließen unser Ladegerät
und den Multistecker-Adapter (für alle möglichen Steckdosen weltweit, u. a. die australischen) da. Dann gingen wir erstmal zum ‚Coral Sea Memorial Rockpool’, sozusagen dem öffentlichen Strandbad der Stadt. Vom eigentlichen Strand der Stadt, war nur ein kleiner Teil durch ein so genanntes ’Stinger Net’ gesichert, dass vor gefährlichen Quallen schützen soll. Wir verbrachten ein paar nette Stunden dort, machten eine kleine Wanderung auf einem Hügel von dem wir einen wunderbaren Blick auf die Bucht von Townsville hatten. Schließlich wollten wir weiter und gingen zurück zum Fotoladen, um unsere Sachen abzuholen. Dort sagte uns die Verkäuferin, dass ihr Chef total beeindruckt von unserem Multistecker war ;-)

Unser weiterer Weg in Richtung Süden war eher langweilig. Eintönige Landschaft, schnurgerade Straßen. Gegen 18:00h kamen wir in der kleinen Stadt Ayr an und suchten uns ein Hostel. Wir fanden schließlich das Delta Backpacker: sehr günstig (nur ca. 20 €), mit Pool (konnten wir leider nicht nutzen, da die Sonne schon fast untergegangen war), die Gäste waren hauptsächlich Saisonarbeiter.

Wir machten mal wieder gefüllte Pfannkuchen und trafen ein paar nette Leute, z. B. Lisa aus Deutschland, die in der Gegend tauchen gehen wollte. Es gibt hier vor der Küste ein ziemlich bekanntes Wrack, das viele Taucher anzieht. Wir schauten zusammen ‚Verrückt nach Mary’ auf Englisch, ganz nett. Besonders witzig waren auch die tierischen Bewohner: ein zahmer Papagei und ein kleiner Hund.

54. Tag – 22.02.2006

Als Tagesziel für heute hatten wir uns Airlie Beach, bekannt für seine schönen Strände und als Ausgangspunkt für Expeditionen ins Great Barrier Reef, ausgesucht. Nach einen relativ späten Frühstück unterhielten wir uns noch nett mit dem Besitzer. Auch er war - wir überraschend viele Australier, die wir kennen gelernt haben – noch nie im ’Roten Herzen’ des Landes. Na ja, wir haben ihm dann alles Wissenswerte darüber erzählt ;-)

Den ersten Zwischenstopp machten wir in ’Home Hill’, wo lt. Loney Planet der größte Souvenirladen Australiens zu finden ist. Wie bei den meisten Empfehlungen sollte man sich doch lieber seine eigene Meinung bilden. Kurz gesagt: Ziemlich heruntergekommener Laden, nach qm kann es zwar schon der größte Souveniershop sein, aber es gab hauptsächlich Mineralien. Unterwegs sahen wir immer wieder Straßenarbeiter mit Stoppschildern. So könnte man in Deutschland auch einige Arbeitslose von der Straße auf die Straße holen ;-)


Nach einem kurzen Strandspaziergang in Bowen sind wir schließlich am Nachmittag in Airlie Beach angekommen. Unterwegs gab es immer wieder kurze heftige Schauer. Wie beim Wetter kam es heute bei uns beiden auch zu einigen kurzzeitigen, aber heftigen Unstimmigkeiten. Wir entschlossen uns daher für den nächsten Tag mal getrennte Wege zu gehen. Andrea buchte einen Tagestour mit dem Reefjet. Wir fingen auch schon mal am Nachmittag an, getrennte Wege zu gehen: Andrea Strand, Lothar Mittagsschlaf...

Als Unterkunft hatten wir auf Wunsch von Lothar das Magnums gewählt, ein Art `Partyhostel`. Jeden Tag Livemusik in einer riesigen Hausbar, in der es auch relativ preisgünstiges Essen gibt. Entsprechend war die Küche für ’Selbstkocher’ auch nicht besonders ausgestattet. Das Hostel besteht aus zahlreichen kleineren Häusern, die verstreut in einer Art Park liegen. Eigentlich ganz nett. Am Abend haben wir uns übrigens wieder vertragen.

55. Tag – 23.02.2006

Bereits um 7.35h sollte Andrea’s Tour beginnen. Lothar brachte sie – ganz Gentleman – zum Bus. Zum ersten Mal auf der Weltreise getrennt.

Lothar: erstmal joggen am Strand, dann ins Internetcafé, um an unserem Weblog zu arbeiten, schließlich an die schöne Lagune, um sich etwas zu sonnen, aufkommende Zahnschmerzen ignorieren.

Andrea: Der Bus brachte uns zur Ablegestelle des ’Reefjet’, eine Art Schnellboot. Mit diesem ging es dann zur Whitsunday Islands. Dort machte die Gruppe eine kurze Wanderung zu einem Aussichtspunkt, von dem man einen Blick auf die ‚Whiteheaven Beach’ (zu deutsch ‚Weißer Himmel’) hatte. Wirklich wie ein Traum: kristallklares Wasser, weißer Sand. Am liebsten wären wohl alle gerade dort unten gewesen, aber es ging zurück zum Boot und weiter zur nächsten Insel. Dort ankerte das Boot für mehrere Stunden. Das kurze Stück vom Boot zum Strand schwammen wir, allerdings mussten alle einen so genannten ‚Stingersuit’ anziehen, wegen der gefährlichen Quallen. Wir hatten ausreichend Gelegenheit zum Sonnenbaden und genossen die Stille und Einsamkeit – unsere Gruppe hatte diesen Strand ganz für sich alleine.

Zum Lunch ging es wieder auf’s Boot und während der Fahrt zur nächsten Insel mit Korallenriff gab es einen kurzen Einführungskurs ins Tauchen, den Andrea kurz entschlossen mitmachte. Wir waren zwei Anfänger und die Tauchlehrerin würde mit uns zusammen tauchen. Sie erklärte uns die wichtigsten Zeichen, das richtige Atmen. Trotzdem hatte Andrea ein paar Zweifel. Dann der große Moment, ab ins Wasser mit Taucherausrüstung. Die Tauchlehrerin nahm uns erst bei der Hand und es ging langsam tiefer. Es war toll, so viele verschiedene Fische, Korallen und andere Dinge zu sehen. Es war wie schweben. Immer wieder zeigte die Tauchlehrerin uns interessante Sachen. Nach dem Tauchen (ca. 30 min) hatten wir noch reichlich Zeit zum Schnorcheln, aber schon bald ging es wieder zurück nach Airlie Beach.

















Lothar hatte bei Andrea’s Rückkehr wirklich schlimme Zahnschmerzen. Also gingen wir erstmal in die Apotheke, um Schmerzmittel zu kaufen. Dann war noch Zeit für einen kleinen Einkaufsbummel, bevor wir toll Essen gingen. Leider wurden Lothar’s Schmerzen schlimmer, morgen muss er zum Zahnarzt.


56. Tag – 24.02.2006

Morgens machte Lothar erstmal eine Zahnarzttermin aus, obwohl die Schmerzen etwas besser geworden waren. Gar nicht so einfach, da heute Freitag war. Er bekam aber einen für 12:30h bei Dr. Noel Danton. Die Zeit bis dahin nutzte Andrea für einen Friseurbesuch und Lothar ging noch mal an die Lagune.

Der Zahnarztbesuch war sehr interessant und etwas anders als in Deutschland: der Patient bekommt erstmal eine Sonnenbrille auf – wie könnte es anders sein in einem Land, wo alle cool aussehen wollen ;-). Aber eigentlich ist die Brille zum Schutz vor dem grellen Licht des Zahnarztes gedacht. Dr. Noel Danton war sehr nett, seine Diagnose: Wurzelbehandlung oder Zahn ziehen. Für eine Wurzelbehandlung konnte er uns nur einen Termin nach dem Wochenende anbieten. Das war uns allerdings etwas zu spät, in Hinblick auf unsere Reiseplanung. Am Wochenende wollten wir lieber weiter in Richtung Sydney fahren, als noch in Airlie zu bleiben und da die Schmerzen besser geworden waren (und Lothar wohl insgeheim hoffte, dass sie von selbst weggehen), wollten wir es riskieren. Also lies sich Lothar ein Schreiben für einen Spezialisten in Brisbane, Schmerzmittel und Antibiotika geben und wir brachen auf in Richtung Süden.

Die Landschaft war wieder kilometerlang gleich, wir machten allerdings einen netten Abstecher zum 'Cape Hillsborough Nationalpark'. Der schöne Strand des Nationalparks ist berühmt für die Wallabies, die meist in der Morgen- und Abenddämmerung aus dem Regenwald bis ans Meer kommen. Zwar haben wir keine gesehen, aber unser Strandspaziergang mit einer Klettereinlage von Lothar auf die Felsen am Strand war trotzdem sehr schön. Wir versuchten auch, telefonisch einen Termin mit der Zahnklinik in Brisbane zu vereinbaren, aber wir hätten bis zum 6. März warten müssen!

Wir kamen erst sehr spät in Mackay an. Nach endloser Suche und kurz vorm Verzweifeln (müssen wir heute im Auto schlafen?) haben wir schließlich das wohl letzte Zimmer der Stadt im ’Paradise Lodge Motel’ bekommen. Wir hatten echt Glück, denn am Wochenende war ein wichtiges Rugby-Spiel in der Stadt und eigentlich alles ausgebucht. Wir ließen uns nur schnell den Zimmerschlüssel geben und machten uns wieder auf die Suche, diesmal nach was zu essen. Schließlich hatten wir noch mal Glück und fanden ein sehr gutes italienisches Restaurant, das Sorbello's. Normalerweise kommt man da nur mit Reservierung einen Tisch. Offensichtlich sahen wir aber so verzweifelt und hungrig aus, dass wir trotzdem rein gelassen wurden ;-)

57. Tag – 25.02.2006

Ohne Frühstück ging es heute los. Wir wollten eine große Strecke hinter uns bringen und so nah wie möglich an Brisbane kommen. Lothar’s Zahnprobleme bedeuteten eine latente Gefahr für unseren Zeitplan (der Beginn der China-Reise war fix und konnte nicht geändert werden). Trotzdem wählten wir statt dem direkten Weg auf dem Bruce-Highway die landschaftlich schönere Strecke entlang der Küste über Hay Point nach Sarina und wurden auch prompt dafür bestraft. Hay Point ist irgendwo im Nirgendwo. Hay Point ist einer der größten Umschlaghäfen für Kohle weltweit, es gibt ein Arbeitersiedlungen, was auf unserer Karte wie eine Straße aussah, war leider keine und wir mussten den ganzen Weg zurück.

Schließlich kamen wir aber doch noch nach Sarina Beach und frühstückten in einem netten Café. Danach kam eine ewig lange Strecke durch öde Landschaft. Die Entfernungen zwischen den Orten wurden ziemlich groß, unterwegs gab es aber viele Rastplätze und Schilder (’Survive this drive’), auf denen zu Pausen aufgefordert wurde. Mittagspause wollten wir in Marlborough machen, zumindest auf unserer Karte eine relativ großer Ort. Dort angekommen, stellte wir fest, dass der ’große’ Ort nur aus einem Dutzend Häusern bestand, also nix mit Mittagessen in einem Restaurant, dafür aus unseren Vorräten unterwegs auf einem Rastplatz.

Gegen 15 h kamen wir in Rockhampton, von den Einheimischen liebevoll Rocky genannt, an. Auf dem Weg ins Zentrum kamen wir am Heritage village vorbei. Hier ist ein Dorf aus den Anfangsjahren von Australien originalgetreu nachgebaut worden, komplett mit verschiedenen Handwerksbetrieben, Schule, Kirche und Krankenhaus. Dort trafen wir auch Nev (etwa 70, sehr rüstig, freiwilliger Helfer), der uns zu einer kurzen Rundfahrt in seinem Oldtimer einlud und vieles über das Dorf erzählte.

Nach einem kurzen Einkauf bei Cole’s, einem unser Stamm-Supermärkte, fanden wir schließlich eine Unterkunft, das ’Downtown Backpackers’.

58. Tag – 26.02.2006

In der Nacht hatte Lothar starke Schmerzen. An Weiterfahrt war daher nicht zu denken und unser erster Weg führte uns zur Apotheke, um das Rezept des Zahnarztes einzulösen. Interessant dabei: die Anweisung des Arztes zur Einnahme wird auf die Schachtel aufgeklebt und es gibt keinen Beipackzettel.

Gut gedopt (es ist so schön, wenn der Schmerz nachlässt) ging es dann zur Touristeninformation. Wir hatten zwei Anliegen: 1. Wo gibt es in Rocky gute Zahnärzte? 2. Was gibt es sonst noch Wichtiges in Rocky zu erleben? Auf beide Fragen bekamen wir ausführliche und sehr gute Antworten. Danke noch mal an die netten Mitarbeiter der Touri-Information!

Wir schauten uns zunächst eine bisschen Rocky an, die australische Hauptstadt des Rindfleisches, wie wir gelernt hatten. Rockhampton liegt am größten Fluss von Queensland, dem Fiztroy River, hat eine schön angelegte Promenade entlang des Flusses, extrem breite Straßen, viele nette historische Gebäude im Zentrum. ansonsten nix Weltbewegendes. Der Grand-Slam-Sieger Rod Laver ist übrigens hier geboren. Das lokale Heimatmuseum besuchten wir auch kurz, bevor wir uns in Richtung Emu Park, einen kleinen Badeort an der Küste, aufmachten. Unterwegs hielten wir – auf Empfehlung der Touristeninformation – im ’Kalka Hotel’. Dort gibt es für 5 Australische Dollar, also etwa 3 €, Steak oder Fisch mit Pommes und Salat. Außerdem kann man eine Lieblingsbeschäftigung der Australier für Sonntagnachmittag kennen lernen: das Wetten. Die Atmosphäre war echt witzig und nett, das Essen lecker und günstig – was will das Backpacker-Herz mehr!

















Dann ging es weiter nach Emu Park Beach, wo wir einige schöne Stunden am Strand verbrachten. Wir trafen auch auf witzige Rettungsschwimmer, die sich in einem Wasserloch Quallen als ’Haustiere’ hielten. Die ’Lifeguards’ werden übrigens von DHL gesponsert – zumindest alle, die wir gesehen haben. Unser Glück währte allerdings nur kurz: Lothar’s Zahnschmerzen meldeten sich zurück.


Heute übernachteten wir in einem anderen Backpacker, der ’Riverview Lodge’. Das ‚Downtown’ hatten wir nicht so toll gefunden. Leider gab es hier nur ein Zimmer für diese Nacht und wir mussten uns am nächsten Tag eine neue Unterkunft suchen. Zum Abendessen gönnten wir uns, wie könnte es auch anders sein in der ’Hauptstadt des Rindfleisch’, ein Steak. Wahrscheinlich nur hier erfährt man auf der Speisekarte, mit was das Rindvieh gefüttert wurde und in welchem Alter es dran glauben musste.

59. Tag – 27.02.2006

Horrarnacht! Die Schmerztabletten helfen nicht mehr! Die ganze Nacht konnte Lothar wegen der Zahnschmerzen nicht schlafen. Noch niemals zuvor hat er sich einen Zahnarztbesuch so sehr herbei gewünscht. Ihm war mittlerweile auch egal, ob der Zahn gezogen werden musste, Hauptsache die Schmerzen gehen vorbei.

Gleich um 8 h gingen wir zum Zahnarzt. Der hatte leider keinen Termin mehr frei, machte aber bei einem Kollegen einen Termin für 10 h aus. Merkwürdig, dass Patienten mit Schmerzen nicht sofort dran kommen.

Endlich 10 h! Bei Dr. Abraham Zacharias herrschte eine sehr professionelle Atmosphäre und Lothar fühlte sich gleich besser. Nach einer Röntgenaufnahme war klar, die Ursache musste an der Wurzel gepackt werden. Leider konnte er nur zwei der drei Wurzelkanäle behandeln, für den dritten musste erst ’Spezialwerkzeug’ für den nächsten Tag besorgt werden. Der Kostenvoranschlag belief sich auf stolze 1.000 AUD – Gott sei Dank hatten wir eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen. Aber trotzdem ärgerlich, da Lothar vor unserer Abreise aus Deutschland einen Generalcheck bei seiner Zahnärztin hatte durchführen lassen.

Da wir mindestens noch zwei Tage in Rockhampton bleiben würden und Lothar unbedingt Ablenkung brauchte, gönnten wir uns als Unterkunft ein Zimmer mit TV in einem Mittelklassehotel, dem ’Leichhardt Hotel’. Lothar legte sich nur noch hin und brauchte erstmal Erholung. Den Rest des Tages verbrachten wir mit spazieren gehen, Internet und Fernsehen. Am Abend kamen die Zahnschmerzen leider wieder.

60. Tag – 28.02.2006

Früh morgens ging es gleich wieder zum Zahnarzt. Leider konnte der die dritte Wurzel nur zum Teil entfernen. Sogar einige seiner neuen Geräte gingen dabei kaputt. Er versorgte den Zahn mit einem Provisorium und sagte Lothar, dass er den Rest der Behandlung in Deutschland durchführen lassen sollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Zahn bis dahin noch mal Schmerzen verursachen würde, sei gering.

Wir wollten auf jeden Fall heute noch in Rocky bleiben, um sicher zu sein, dass die Zahnschmerzen nicht wiederkommen. Erstmal ging es zurück ins Hotel, damit Lothar sich ausruhen konnte.

Am Nachmittag besuchten wir den Botanischen Garten. Dieser ist wirklich sehr schön und ein Besuch echt zu empfehlen. Integriert ist auch ein kleiner Tierpark mit einheimischen Tieren, wie Kängurus, Wallabies, Emus und Cassowaries. Besonders lustig waren die vorwitzigen Lorikeets (zu deutsch Lories), eine Papageienart.

Abends gingen wir in einem Mexikanischen Imbiss. Während des Wartens unterhielten wir uns nett mit dem Besitzer, einem australischen Opernfan über die neue CD der von Il Divo den 4 Tenören, die hier in 'Dauerrotation' lief.

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