5. Januar 2006

Singapur

1. Tag - 31.12.2005

Mit ca. einstündiger Verspätung wegen vereister Tragflächen hebt unser Flieger um 0:30 h vom Frankfurter Flughafen ab. Ziel: Singapur.


Stressige Wochen der Vorbereitung für unsere Weltreise (Planung der Route; Details wegen Visa, Krankenversicherung, Finanzen, etc. klären; Kündigung Jobs; Renovierung in Frankfurt, Umzug von Bonn nach Frankfurt; Abschied von Familie und Freunden) liegen hinter uns. An dieser Stelle nochmal danke an unsere Familien und Freunde für die tatkräftige Unterstützung! Tipp für eventuelle Nachahmer: Vorbereitungszeit nicht unterschätzen (Faustformel: Dauer der Reise = Dauer der Vorbereitung). Unsere Vorbereitungszeit war kürzer, was unseren Stressfaktor ziemlich erhöht hat!

Jetzt sehen wir voller Erwartung und Spannung unserem Jahr und dem ungewissen "Danach" entgegen.

Den ca. 12stündigen Flug haben wir mit Schlafen, Bordkino und Lesen gut überstanden. Die Sitze bei Qantas in der Economy Class sind allerdings ziemlich eng. Am Flughafen in Singapur wurden wir von Bernward (einem ehemaligen Kollegen von Andrea, der schon seit einiger Zeit in Singapur lebt) gegen 19:00h Ortszeit abgeholt. Als sich die Ausgangstür des Flughafens öffnete, wurde uns in sekundenschnelle bewußt, was mit tropischen Klima gemeint ist: die hohe Luftfeuchtigkeit und Wärme traf uns wie ein Schlag - wohl auch, weil wir noch auf die winterlichen Bedingungen in Frankfurt eingestellt waren. Wir waren froh, als wir im Taxi mit Klimaanlage saßen.

Geschafft von der langen Reise wollten wir uns in unserm Hotel, dem Park View Hotel, noch etwas ausruhen, um später mit Bernward und seiner Frau Angie zum Essen auszugehen (schließlich war Silvesterabend). Im Hotel angekommen mußten wir voller Entsetzen feststellen, dass unser Zimmer belegt und ohne Fenster war. Der Zimmertausch ging relativ schnell, aber leider blieb uns nur noch Zeit für eine kurze Dusche. Bernward holte uns am Hotel ab und wir trafen und bei Fetty's, einem netten chinesischen Restaurant, mit Angie und ihrem Bruder & Familie, die aus den Phillipinen zu Besuch waren.



Nach einem interessanten und amüsanten Essen von verschieden chinesischen Spezialitäten (Lothar's Versuche mit Stäbchen zu Essen endeten nach ca. 10 Minuten) ging es zu einem kleinen Stadt- und Einkaufsbummel. Auf den Straßen war sehr viel los, von Silvester keine Spur. Nach ein paar Minuten hatten wir unser Ziel "Little India" erreicht: quasi von einer Sekunde auf die andere waren wir in einer anderen Welt - in Indien. Frauen mit Sari, indische Schriftzeichen & Musik und Currygeruch lag überall in der Luft. Während Angie & Familie zu Mustafa's - einem riesigen Kaufhaus, das jeden Tag 24 h geöffnet hat - einkaufen gingen, gönnten wir uns in einem indischen Teehaus einen Teh-Tarik (Tee mit Zimt) und Ginger Tea (Tee mit Ingwer).

Mittlerweile war es 23:30h, höchste Zeit sich nach unserer (deutschen) Meinung auf Silvester vorzubereiten. Hier jedoch keine Spur von Jahresendaktivitäten. Mit dem Taxi ging es in Richtung Esplanade im Zentrum von Singapore, um das offizielle Feuerwerk zu sehen (private Feuerwerke sind in Singapore aus Sicherheitsgründen verboten). Leider geriet das Taxi in einen Stau und wir mußten zu Fuß weiter. Um 0:00 h waren wir dann am Raffles Hotel und hatten einen guten Blick auf das imposante Feuerwerk.

Beim Beobachten des Feuerwerkes, dem Anblick der Skyline von Singapore, der ganzen Atmosphäre wurde uns bewußt: Jetzt hat unsere Weltreise wirklich begonnen!

Nach dem Feuerwerk kämpften wir uns durch die Menschenmenge noch zur Hafenpromende Marina Bay durch und beobachteten bei einem Kaffee die Kinder und Jugendlichen bei "Schneeschlachten" mit Schnee aus der Dose. Die Unterschiede zu Silvester in Deutschland waren offensichtlich: Trotz der vielen Menschen eine friedliche Sommerabendstimmung und keine Böller, Schnee, etc. Gegen 3:00h - nach ca. 45min Warten auf ein Taxi - waren wir ziemlich erschöpft zurück in unserem Hotel.

2. Tag - 01.01.2006

Aufgrund der Strapazen der vergangenen Tage haben wir trotz Verkehrsverlärm bis 13h durchgeschlafen. Für heute hatten wir uns einen kleinen Stadtbummel vorgenommen. Über die Shopping Malls Suntec City und Raffles City ging es über Marina Bay und Esplanade zum Merlion (eine mythische Figur mit Löwenkopf und Fischschwanz), dem Wahrzeichen von Singapur. Von Feiertag oder Sonntag keine Spur: die Singapuris gingen ihrer Lieblingsbeschäftigung Shopping nach. Gäbe es in Deutschland diese Kauflust, wäre von Wirtschaftskrise keine Rede ;-)

Am Abend wollten wir eine besondere Attraktion von Singapur besuchen: den Nachtzoo. Dank des guten öffentlichen Nahverkehrs kein Problem hinzukommen. Auf einer Rundfahrt mit der Zoobahn - durch die Dunkelheit und mit sehr guten Erklärungen zu den verschieden Tieren - haben wir uns zunächst einen ersten Eindruck verschafft. Leider fing es schon während der Fahrt an zu regnen. Trotzdem konnte man die Tiere gut sehen. Die geplante Erkundung zu Fuß haben wir dann aber ausfallen lassen.

Statt dessen sind wir zurück in die City nach Little India, um uns bei Mustafa's eine neue 512MB-Speicherkarte für unsere Digitalkamera zu kaufen - nach unseren ersten Fotoorgien war unsere 128MB-Karte bereits an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen.

Auf dem Rückweg zum Hotel haben wir uns noch eine indische Spezialität (irgendwas mit Curry und Huhn) in einem der vielen Straßenrestaurants gegönnt, die um 1.30h immer noch geöffnet waren.

3. Tag - 02.01.2006

Heute stand die Erkundung von Chinatown, dem chinesischen Viertel von Singapur, auf dem Programm. Zahlreiche kleine Geschäfte, u.a. für Essen, traditionelle chinesische Heilmittel und Souvenirs - für uns sehr interessant. Die Gebäude sind teilweise noch aus der Kolonialzeit. Die Vorbereitungen für das chinesische Neujahrsfest Anfang Februar - das hier viel wichtiger als unser Neujahr ist - waren bereits im Gange. Amüsant fanden wir, daß in Chinatown der größte Hindu-Tempel von Singapur steht.

Auf unserer Entdeckungstour haben wir u.a. auch einen chinesichen Markt für alle möglichen (frischen) Lebensmittel besucht. Beim Anblick der fetten Kröten, die auf ihr Schicksal warteten, ist Lothar kurzzeitig der Appetit aufs Mittagessen vergangen. Allgemein haben die Chinesen eine große Auswahl von interessanten Pflanzen und Tieren auf der Speisekarte und nur was beim Kauf noch lebt, ist wirklich frisch.

Höhepunkt des Tages war allerdings, dass Lothar sich die Haare bei einem chinesischen Friseur schneiden ließ. Hier ist es üblich, die Haare trocken zu schneiden und anschließend zu waschen - sieht er nicht süß aus.

Ein weiteres Einkaufserlebnis der etwas anderen Art, daß man in Singapur erlebt haben muß, ist Bugis: Eine Vielzahl von kleinen Geschäften auf engsten Raum, getrennt durch schmale Gänge. Die durchschnittliche Größe eines solchen Shops beträgt schätzungsweise 3x4m. Verkauft werden überwiegend Souvenirs, Kleidung und Uhren, u.a. hochwertige "Markenprodukte" zu sehr, sehr günstigen Preisen. Eine Rolex ist beispielsweise schon für umgerechnet 30 Euro zu haben.

Wie sich der 3. Weltkrieg anhören würde, haben wir am Abend erfahren. Ahnungslos gelangten wir auf der Suche nach einem Internetzugang in ein Internetcafe, daß auf LAN-Spiele spezialisiert war. Dort befanden sich etwa 25 mit ihrem Joystick bewaffnete Jugendliche und lieferten sich via LAN ohrenbetäubende Schlachten - echt gruselig. Nach ca. 5 Minuten verließen wir fluchtartig den Raum. Sind wir zu alt für so was?

4. Tag - 03.01.2006

Nach den Anstrengungen der letzten Tage brauchten wir etwas Erholung - darum ging es nach Sentosa Island. Das ist eine künstlich aufgeschüttete Insel vor Singapur auf der ein Freizeitpark mit verschiedenen Attraktionen und Badestrand angelegt wurde - quasi das Naherholungsgebiet von Singapur.

Einen schönen Ausblick auf Singapur hat man vom Merlion oder vom Carlsberg Tower. Empfehlen können wir "Images of Singapore", eine Ausstellung über die Geschichte des Stadtstaates, seine Bevölkerungsgruppen (hauptsächlich Chinesen 76%, Malayen 15 % und Inder 8% plus ein paar Europäer) und deren Zusammenleben. Besonders beeindruckt hat uns die Unterwasserwelt: Auf einem Band wird man durch riesiges Aquarium gefahren und kann u.a. Haie, Rochen und andere Meeresbewohner sozusagen Auge in Auge sehen. Außerdem gibt es noch eine ganz nette Delphinshow mit pinkfarbenen Delphinen.

Natürlich haben wir die Gelegenheit genutzt, am Strand Sonne zu tanken: Beim Anblick der Palmen und des langen Sandtrandes kam bei uns Südseestimmung auf. Na ja, etwas komisch war schon, daß wir in der Ferne riesige Öltanker vorbeifahren sehen konnten.

Nach der Rückkehr von Sentosa wollten wir zum Abschluß des Tages ins Restaurant in der Spitze des Raffles Tower (von dort hat man einen tollen Blick über die Stadt, besonders bei Sonnenuntergang). Leider mußten wir uns von der Empfangsdame sagen lassen, daß Lothar's Sandalen kein ädequates Schuhwerk sind und wir doch bitte ein anderes Mal wiederkommen sollen ...

5. Tag - 04.01.2006

Das Auschecken aus dem Hotel gestaltete sich komplizierter als erwartet: Für Andrea völlig überraschend, waren aus den 30$ (ca. 15 €) für das Upgrade des Zimmers für den gesamten Aufenthalt plötzlich 30$ pro Tag geworden - das 'pro Tag' auf der Bestätigung nachträglich eingefügt! Lothar amüsierte sich prächtig darüber, wir Andrea zuerst mit der Empfangsdame, dann mit der Tochter des Besitzers diskutierte. Diese hielt dann Rücksprache mit ihrem ca. 90jährigen Vater, der im Rollstuhl in der Hotellobby saß. Half aber alles nix - um nicht noch mehr Zeit zu verschenken, haben wir's dann doch bezahlt :-(

Da Elektronikgeräte in Singapur sehr günstig sind, wollten wir uns vor unserer Abreise - mit Bernward als Fremdenführer - noch einen Camcorder kaufen. Zuerst ging es nach Sim Lim, einem Kaufhaus in dem auf mehreren Etagen fast ausschließlich kleine Elektronikgeschäfte untergebracht sind. Dort wurde uns ein Marken-Camcorder für 750$ angeboten, was ungefähr halb so teuer wie in Deutschland ist. Jetzt galt es Preise zu vergleichen und wir fuhren ins Holland Village zu einem Fachhändler, der bei in Singapur lebenden Ausländern bekannt für seine niedrigen Preise ist. Dort wurde uns für das gleiche Modell als äußerste Schmerzgrenze 1.000$ genannt - 750$ seien unter seinem Einkaufspreis. Als Beweis zeigte er uns seine Einkaufsliste. Die Skepsis bei uns wuchs zwar, aber Lothar wollte die Schnäppchenjagd nicht aufgeben. Also ging es zurück nach Sim Lim, wo wir uns jedoch bei einem anderem Händler nach dem Modell erkundigten. Auf seine Frage, wieviel wir bezahlen wollten, bot Lothar - in bewährter Flohmarktverhandlungstaktik (im Hinterkopf den Preis von 750$) - aus unserer Sicht äußerst niedrige 600$. Der Händler verzog schmerzvoll das Gesicht - gleich erzählt er uns von seinen 10 Kindern und seiner kranken Großmutter - und sagte uns, daß sei viel zu teuer: Er gibt ihn uns für 500$. In diesem Moment brach eine Welt für Lothar zusammen. Jetzt waren wir so misstrauisch, daß wir keinen Camcorder mehr kaufen wollten.

Etwas enttäuscht ging es dann zum Flughafen. Nächste Station: Wellington, Neuseeland.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Ihr Zwei! Also ertsmal vielen Dank für Eure Mail und die Geburtstagsgrüße. Die Karte ist mittlerweile auch gut angekommen. Wünsch Euch weiterhin viel Spaß bei Eurer Reise!

Grüße aus'm Schwabenländle vom David

Doro hat gesagt…

Euer Blog ist interessant zu lesen! Wirklich erschrocken hat mich die Faustformel (Dauer der Reise = Dauer der Vorbereitung). Ein Grund mehr, warum ich wohl nie eine Weltreise machen werde.
Viel Spaß in den nächsten Tagen wünscht euch Doro

Anonym hat gesagt…

Good idea! You are so nice! I wait for the next news! The only think: please write in english soon! I have difficult to understand all! It could be a good think to improve my german. Big huge.
Barbara