New York, New York
146. Tag – 11.07.2006
On the road again, wir sind wieder unterwegs! Der WM-Urlaub hat uns richtig gut getan. Gut erholt waren wir jetzt wieder bereit, die Welt zu erobern. Wir brauchten die Zeit nicht nur zur Erholung, wir mussten auch jede Menge Organisatorisches für den 2. Teil erledigen: grobe Reiseroute festlegen, Flüge in und aus den USA und Mexiko buchen (sonst hätten wir kein USA-Visum bekommen), Recherche und Festlegung unsere Peru/Boliven-Trips, neuen Fotoapparat und Camcorder kaufen, etc. Diesmal hatten wir uns kein Around-the-World-Ticket gekauft, da dies keine preisliche Alternative für uns darstellte. Die Angebote für ein solches Ticket sind in Verbindung mit Australien viel empfehlenswerter. Wir hatten uns jedenfalls vorgenommen, bis Ende des Jahres wieder zurück zu sein und bis dahin alle übrigen Kontinente außer der Antarktis (man muss ja auch noch Ziele für das Leben danach haben), zu bereisen.
Achtung! Es folgt eine wichtiger Stellungnahme von Andrea, speziell an alle Frauen, die diesen Reisebericht lesen: „Hiermit bestätige ich, dass es im Nachhinein richtig war, unsere Weltreise für die Fußball-WM zu unterbrechen und nach Deutschland zu fliegen. Die Mehrkosten hierfür waren gut investiert. Wir haben wunderschöne Tage und interessante Fußballspiele erlebt. In dieser Angelegenheit hätte ich mehr auf meinen Freund Lothar vertrauen sollen“ Ende der Stellungnahme.
Jetzt mal im Ernst: So wie in diesen vier WM-Wochen hatten wir Deutschland noch nie gesehen. Das ganze Land war so unbeschwert und euphorisch. Das Viertelfinale Portugal gegen England konnten wir live sehen (Lothar sogar zusätzlich das Spiel Südkorea gegen Togo), ein paar Spiele im Public Viewing, das Ganze drum herum in den Städten, usw. Es war wirklich fantastisch, für uns beide!
Um 11:20 Uhr starteten wir vom Frankfurter Flughafen in Richtung New York-JFK. Umsteigen in Heathrow, ohne Komplikationen. Etwas verspätet sind wir dann um 16:30 Ortszeit gelandet. Bei der Immigration merkten wir die scharfen Einreisebestimmungen in die USA. Passbilder und elektronische Fingerabdrücke wurden genommen. Alles jedoch ohne Probleme. Beim Warten fielen uns die Hinweisschilder auf, die vor Masern in Deutschland warnten. Na ja, wenn die sonst keine Probleme haben…
Bei der Fahrt zu unserem Hotel in Manhattan wollten wir ein bisschen sparen und den Shuttel-Service nehmen. Das stellte sich jedoch als Reinfall heraus. Erst mussten wir 20 Minuten im Wagen warten, dann fuhr er etwa 50 m weiter, um auf weitere Passagiere zu warten. Dazu hatten wir jedoch keine Lust und stiegen aus. Bezahlt hatten wir ja noch nicht. Etwas teuerer, nämlich für 49$ statt für 34$, fuhr uns dann ein Taxifahrer direkt vor den Eingang, des Dexter Hotels in der 86th Street. Wir hatten übers Internet bereits reserviert. Ganz ohne Probleme ging es natürlich hier auch nicht. Das Zimmer im 15. Stock (der Fahrstuhl brauchte eine Ewigkeit) gefiel uns überhaupt nicht und wir beschwerten uns. Wir bekamen stattdessen ein besseres im 3. und mussten deshalb auch nicht den Zeitlupen-Fahrstuhl nehmen.
Der 11-Stundenflug steckte uns noch in den Knochen und wir waren ziemlich müde. Wir wollten nur noch schnell was zu Abend essen und machten eine kurze Erkundungstour in unserem Viertel. Der Weg führte uns, wie könnte es auch anders sein, zu McDonald´s. Dort stellte sich heraus, dass die Amerikaner ein doch etwas anderes Schulenglisch sprechen. Wir konnten das Mädel am Schalter fast gar nicht verstehen. Vielleicht lag es auch nur am Kaugummi. Ziemlich unfreundlich wurden wir bedient, was typisch für New York sein soll, was wir später erfahren haben. Erschöpft gingen wir früh ins Bett und träumten von den nächsten Abenteuern.
147. Tag – 12.07.2006
Big Apple wir kommen. Nach einem einfachen, aber guten Frühstück ganz in der Nähe unseres Hotels sind wir heute relativ früh aufgebrochen um New York zu entdecken.
New York ist mit 8 Mio. Einwohnern die größte Stadt der USA und ist in die fünf Boroughs (Stadtbezirke) Manhattan, Bronx, Brooklyn, Queens und Staten Island eingeteilt. Der Überlieferung nach hat der niederländische Kaufmann Peter Minuit 1626 den dort ansässigen Indianern für 60 Gulden die Insel „Manna-hatta“ abgekauft. Kein schlechtes Geschäft! Die neu gegründete Kolonie erhielt den Namen „Neu Amsterdam“. Ein paar Jahrzehnte später fiel die Siedlung aufgrund eines Seekrieges an die Engländer, die sie in New York nach ihrem Befehlshaber James, Herzog von York, umbenannten. Im Laufe der Jahrhunderte machte New York eine rasante Entwicklung. Von 1788 bis 1790 war New York sogar mal Hauptstadt der Vereinigen Staaten; der erste Präsident Georg Washington wurde hier vereidigt. Sein charakteristisches Stadtbild erhielt Manhattan 1811 von Stadtplanern verpasst. Zu dieser Zeit war nur die Südspitze bebaut und diese beschlossen die ganze Insel mit einem rasterförmigen Straßennetz zu überziehen. Einzige Ausnahme bis heute ist der Broadway, der quer durch Manhattan führt.
Als erstes ging es heute mit der Subway nach Ground Zero. Hier standen bis zum 11. September 2001 die über 400m hohen Zwillingstürme des World Trade Center. Obwohl wir die schrecklichen Ereignisse dieses Tags schon unzählige Male im Fernsehen gesehen hatten, war es doch etwas anderes den Ort persönlich zu besuchen. Wir waren überrascht, wie groß doch das gesamte Gelände ist. Unvorstellbar mit welcher Wucht die beiden riesigen Türme hier zusammengebrochen sein müssen. Hier mussten über 2.500 Menschen ihr Leben lassen. Überall herrschte reges Treiben, die Bauarbeiten für das Fundament des Freedom-Towers und der umliegenden Gebäude waren im vollen Gange. Bis 2011 soll der über 500m hohe Wolkenkratzer fertiggestellt sein. An einer großen Tafel wurde die zeitliche Abfolge der Ereignisse des 11. September dargestellt. Wir gingen auch in die nahe gelegene St. Paul´s Church. Hier wurden damals die Opfer und Helfer betreut. Heute ist die Kirche eine Art Gedenkstätte. Man konnte viele Fotos, Vermisstenanzeigen und sonstige Erinnerungsstücke sehen. Es war alles sehr bedrückend. Erst an den Einzelschicksalen wurde das Ausmaß der Tragödie greifbar.
Danach gingen wir weiter in Richtung Downtown zur Wallstreet. Ihren Namen hat die Straße dem ehemaligen Gouverneur Peter Stuyvesant zu verdanken. 1652 ließ er zum Schutz vor Überfällen quer über die Insel einen Mauer errichten, die später der dort verlaufenden Straße ihren Namen gebe sollte. Die Bezeichnung Wallstreet wird auch fälschlicherweise gleichgesetzt mit der New Yorker Stock Exchange (Börse), die sich dort befindet und die wir natürlich auch besuchten. Ganz in der Nähe befindet sich auch die Federal Reserve Bank der USA. Sie ist die größte von insgesamt 12 Regionalbanken. In 26m Tiefe lagern die größten Goldreserven der Welt, mehr als in Ford Knox. Genügend Stoff, um hieraus auch einen ziemlich guten Actionfilm zu machen: „Stirb langsam - Jetzt erst recht“. Ebenfalls ganz in der Nähe befindet sich das 1912 erbaute Equitable Building, mit 39 Stockwerken einst das größte Bürogebäude der Welt. Die Häuserschluchten in New York fanden wir wirklich faszinierend. Wolkenkratzer wie in Frankfurt, sind hier ganz normal und stehen unbeachtet einfach nebeneinander.
Für den frühen Nachmittag hatten wir den Besuch der wohl bekanntesten New Yorkerin geplant. Die Dame ist zwar schon ziemlich alt, aber immer noch rüstig. Gemeint ist natürlich Miss Liberty. Mit der Fähre ging es von der Spitze Manhattans nach Liberty Island. Die Freiheitsstatue ist 46,5m hoch, mit Sockel sogar 93m. Man konnte sich gut vorstellen, wie beeindruckt die Einwanderer aus dem alten Europa gewesen sein müssen, als sie dieses Symbol Amerikas erblickten. Wir waren es jedenfalls auch. Die Freiheitsstatue war ein Geschenk Frankreichs zur 100 Jahrfeier der Unabhängigkeit im Jahre 1876. Die Stahlkonstruktion stammt von Gustave Eiffel. Nach den Terroranschlägen vom 11.September war die Freiheitsstatue für fast 3 Jahre für Besucher nicht mehr zugänglich. Früher konnte man bis zur Fackel hinauf, heute leider nur noch bis zum Sockel. Um dorthin zugelangen, mussten wir erstmal fast eine Stunde warten. Es gab enorme Sicherheitsvorkehrungen, genauer als beim Flughafen. Mit einer Art „Puster“ wurde auch nach chemischen Substanzen gesucht. Leider hatte sich die Wartezeit nur zum Teil gelohnt. Es war bewölkt und diesig, Manhattan konnte man nicht so gut erkennen.
Weiter ging mit der Fähre zu Ellis Island. Diese Insel war zwischen 1892-1954 die erste Anlaufstelle für ca. 12 Mio. Immigranten. Heute kann man dort eine sehr interessante Ausstellung über die Geschichte der Einwanderung in die Vereinigten Staaten besuchen. Amüsiert haben uns die Plakate der damaligen Zeit aus Deutschland, die vor zu leichtfertiger und unvorbereiteter Auswanderung warnten. Das Verhalten hat sich anscheinend nicht grundlegend geändert, wenn man sich die vielen Auswanderungs-Sendungen im deutschen TV anschaut. Die meisten Einwanderer kommen derzeit aus Lateinamerika. Die sog. Hispanics sind die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe in den USA. Wir schauten uns auch ein Theaterstück über das Schicksal einer russischen Einwanderfamilie an. Informativ, aber trotzdem unterhaltend gemacht.
Als wir wieder zurück in Manhattan waren, es war mittlerweile später Nachmittag, wollten wir uns Karten für ein Musical am Broadway besorgen. Wir hatten gelesen, dass es am Times Square eine Verkaufsstelle gibt, die Tickets für den gleichen Tag zum halben Preis anbieten. Also genau das Richtige für uns. Kaum sind wir aus der Subway raus, fing es an zu schütten. Also erstmal einen Regenschirm gekauft. Der Times Square liegt an der Kreuzung Broadway/7th Avenue und wurde Anfang des vorigen Jahrhunderts nach der Zeitung New York Times benannt. Hier liegt das Zentrum des Broadways, des Theaterviertels von New York. Bekannt ist dieser Platz vor allem durch seine überdimensionalen Leuchtreklamen und die vielen umlaufenden Newsticker. Zu Silvester findet hier eine riesen Party statt. Etwa eine Million Menschen warten auf den „Ball Drop“ und singen danach „Auld Lang Syne“, in Deutschland bekannt geworden durch den Film „Harry und Sally“. Die Verkaufsstelle hatten wir schnell gefunden. Wir entschieden uns für das Musical „Chicago“.
Jetzt war aber keine Zeit mehr zum Trödeln. Schnell zurück ins Hotel, unterwegs noch was gegessen, alles ziemlich hektisch. 20 Minuten vor Beginn waren wir abgekämpft aber glücklich vorm Theatereingang. Tja, alles eine Frage des Timings. Lothar holt die Karten raus und fängt an rumzudrucksen „Häämm, Schatz!? Ich hab‘ ne gute und ne schlechte Nachricht für Dich. Die Gute ist: Ich hab‘ die Karten, wie Du mir gesagt hast, eingesteckt. Die Schlechte ist: Es sind die Eintrittskarten von der Freiheitsstatue…“ Andrea reagiert laut, aber doch (relativ) verständnisvoll. Was nun, aufgeben? Never, ever! Also Abmarsch zurück zum Hotel. So schnell waren wir noch nie. Jetzt wissen wir auch, wie sich Richard Kimble gefühlt haben musste. Abgekämpft, als hätten wir gerade das Sportabzeichen hinter uns, kamen wir mit einer halben Stunde Verspätung an. Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass das Musical 2 Stunden dauert und wir die Karten zum halben Preis bekommen haben, macht das immer noch ein Plus von 25%. Andrea fand Lothar’s Rentabilitätsanalyse überhaupt nicht lustig. Trotz allem war es sehr schön und wir beide hatten unseren Spaß.
148. Tag – 13.07.2006
Wir haben ein Problem. New York gefällt uns besser als wir gedacht bzw. geplant hatten. Ab morgen hatten wir ein Mietauto (über den ADAC in Deutschland) gebucht. Wir wollten fragen, ob wir das Auto später in Empfang nehmen könnten. Auf dem Weg zur 42nd St. suchten wir nach einem Internet-Cafe, was sehr viel schwieriger war als wir gedacht hatten. Schließlich haben wir doch einen Laden gefunden. Trotz 30%-Gutschein kostete die Stunde immerhin noch 10$. Dafür hatten wir Glück bei Thrifty, der Autovermietung. Ohne Mehrkosten haben sie die Mietzeitraum um einen Tag nach hinten verschoben.
Diesen zusätzlichen Tag wollten wir jetzt aber auch nutzen. Erste Station auf dem Weg zur UNO war der Bryant Park. Hier wurde gerade ein Medley der beliebtesten Musicals von New York aufgeführt. Der Park ist bei den New Yorkern sehr beliebt. Im Sommer finden jeden Donnerstag um die Mittagszeit Veranstaltungen statt und im Winter wird eine Eisbahn aufgebaut. Weiter ging’s zur nur wenige Minuten entfernten Grand Central Station, sozusagen der Hauptbahnhof von Manhattan. Von außen sieht das Gebäude eher unscheinbar aus, dafür wirkt die riesige Empfangshalle umso beeindruckender. Das Grand Central Terminal, wie es auch genannt wird, ist der größte Bahnhof der Welt. In diesem Kopfbahnhof enden 67 Gleisen, 41 auf der oberen und 26 auf der unteren Ebene.
So, jetzt aber zu den Vereinten Nationen. Das UN-Hauptquartier befindet sich bekanntermaßen auch in New York und wenn wir schon mal ne Weltreise machen, dann gehört ein Besuch ja wohl dazu, oder? Das Markenzeichen des Gebäudekomplexes ist das 39zig stöckige Sekretariatshochhaus. Rechts und links davon befinden sich das Gebäude der Generalversammlung und die Dag-Hammarskjöld-Bibliothek. Die UNO wurde angesichts der schrecklichen Folgen des Zweiten Weltkrieges 1945 gegründet. Derzeit sind 192 Staaten Mietglieder.
Wir hatten Glück und mussten nur kurz warten, bis eine deutschsprachige Gruppe startete. Die junge deutsche Praktikantin führte uns durch das Gebäude der Generalversammlung mit seinen vielen Konferenzsälen. Den Raum des UN-Sicherheitsrates konnten wir auch sehen. Das Gebäude mit samt Inventar müsste dringend renoviert werden. Im Fernsehen fällt das gar nicht so auf, wie verschlissen z.B. die Stühle in der Generalversammlung sind. Der UNO fehlt einfach das Geld. Besonders die USA kommen ihren Verpflichtungen nicht nach. Es ist wirklich eine Schande. Es gab zu dieser Zeit auch eine interessante Ausstellung über die Folgen von Landminen. Eine Landmine kostet nur 3$, sie zu beseitigen jedoch 1.000$. Nachdenklich machte uns auch eine Darstellung der Rüstungsausgaben im Vergleich dazu, was es kosten würde, den Hunger in der Welt zu besiegen.
Es war Zeit New York mal von oben zu sehen. Das Rockefeller Center bietet eine gute Gelegenheit dazu. Vom 1939 eröffneten und 70zig Stockwerke hohen Gebäude soll man den besten Blick auf/über New York haben. Als wir oben auf der Aussichtsplattform mit dem Namen „Top of the Rock“ ankamen, konnten wir das nur bestätigen. Man hat einen fantastischen Blick auf das Häusermeer von New York. So etwas gibt es wirklich nur hier. Besonders der Blick auf das Empire State Building und den Central Park waren das Eintrittsgeld wert. John D. Rockfeller II, dem dieser Wolkenkratzer zu verdanken ist, war zu seiner Zeit einer der reichsten Männer Amerikas. In nachhaltiger Erinnerung ist er aber nicht nur wegen seines Reichtums, sondern auch aufgrund seines wohltätigen und sozialen Engagements. Er spendete bspw. das Grundstück für das heutige UN-Hauptquartier. Wieder unten angekommen schlenderten wir noch ein wenig durch die Lower Plaza. Hier gibt es Statue im Art-Déco-Stil zu bewundern und im Winter den größten Weihnachtsbaum der USA. Die Entzündung der Lichter wird jedes Jahr zum Medienereignis.
Unsere Stadtwanderung ging weiter zum Trump Tower auf 5th Avenue. Wir haben mal ins Atrium reingeschaut. Als ziemlich luxuriös in rosafarbenen Marmor und mit Gold verziert. Es gibt mehrere Wasserfälle. Es wirkt alles zu pompös, ohne Stil. Den kann man ja auch nicht kaufen. Direkt nebenan ist Tiffany. Der Laden ist zwar sehr groß und geht über mehrere Stockwerke (zu manchen kommt man wahrscheinlich als Normalsterblicher gar nicht), wirkt aber etwas bieder auf uns. Andrea muss deshalb auf ihre Diamantenkollier noch ein wenig warten. Ganz in der Nähe liegt das berühmte Plaza Hotel mit seiner neugotischen Architektur. Ihm gegenüber befindet sich ein riesiger Apple-Store. Als wir dort ankamen startete gerade ein Apple-Nike-Stadtlauf. Beide Unternehmen passen ja ganz gut zusammen, deshalb trugen wahrscheinlich die Hälfte der Läufer entsprechende Sportbekleidung und einen iPod.
So langsam schwanden uns die Kräfte. Zeit shoppen zu gehen, dachte zumindest Andrea. Bloomingdale‘s lag ja ganz in der Nähe. New York’s beliebtestes Kaufhaus ist riesig und auf jeden Fall einen Besuch wert, fand sogar Lothar. Die Schaufester waren sehr originell dekoriert. Gegessen haben wir um die Ecke, in einem einfachen Restaurant.
Zum Abschluss wollten wir noch das Empire State Building besuchen. Der Lonely Planet hatte einen Besuch am Abend empfohlen, um New York bei Nacht zu sehen. Davor hieß es warten, warten, warten. Da das Empire State Building zu den Haupttouristenattraktionen gehört, sind die Sicherheitsvorkehrungen entsprechend. Insgesamt haben wir eine Stunde gewartet, was nicht sehr lang ist ist, wie man uns versicherte. Die ganze Prozedur führt über mehrere Stockwerke, bis man endlich an dem Fahrstuhl angelangt ist, der ganz nach oben führt. Für unsere Anstrengungen wurden wir entschädigt. Ein atemberaubender Blick auf die Stadt erwartete uns. Was für ein Erlebnis: New York bei Nacht. Überwältig von den vielen Eindrücken des Tages und mit schmerzenden Füßen fielen wir in unser Hotelbett.
149. Tag – 14.07.2006
Heute Morgen mussten wir erstmal unser Hotel um einen Tag verlängern. Gestern Abend war es zu spät dafür. Leider war die zuständige Person nicht an der Rezeption, so dass wir bis 11 Uhr Zeit für ein ausgiebiges Frühstück und einen schönen Spaziergang am Hudson River hatten. Als dann Gott sei Dank alles geklappt hatte, konnten wir unser erstes Tagesziel, die Brooklyn Bridge, ansteuern.
Die Brooklyn Bridge ist die älteste Hängebrücke der USA. Bei ihrer Eröffnung 1883 war sie die mit Abstand längste Brücke der Welt. Mit der Subway fuhren wir bis zur Station City Hall und schauten uns die Gegend an. Am Kopfende der Brücke auf der Manhattan-Seite steht das berühmte und schöne Woolworth Building. Mit 241 Meter war dieser Wolkenkratzer bei der Einweihung 1913 für lange Zeit das höchste Gebäude der Welt. Über den in der Mitte „hängenden“ Fußweg, der sich eine Ebene über der eigentlichen Fahrbahn befindet, überquerten wir die Brooklyn Bridge. Der Lärm der Autos von den sechs Fahrstreifen war gewaltig. Irgendwie ein komisches Gefühl, wenn die Auto unter einem durchfahren. Von der Brücke aus hat man einen herrlichen Blick auf die Skyline von Manhattan und man kann sogar die Freiheitsstatue gut erkennen. Gegenüber steht die Manhattan Brigde. Zwar genauso lang, aber nur halb so berühmt. Auf der anderen Seite angekommen gönnten wir uns erstmal ein Rast bzw. eine Abkühlung mit American Eiscreme.
Mit der Subway fuhren wir dann nach Chinatown. Als wir aus dem Untergrund heraustraten kamen wir uns auch fast wie in China vor. Die Geschäfte hatten sowohl chinesische als auch lateinische Schriftzeichen. Wir spazierten ein wenig herum und beobachten die Leute. Mittlerweile hatte das Thermometer auch wieder die 30 Grad-Marke geknackt. Lunch gab es natürlich stilgerecht in einem China-Restaurant. Gut gestärkt gingen wir dann zur nächsten Minderheit: Den glücklichen WM-Gewinnern. Little Italy kam uns vor wie ein einziger Souvenirladen. Die Bedienung war aber meist auch aus China. In den Läden gab es auch schon Trikots der Squadra Azzurra mit 4 (!) Sternen. Wie konnten die das so schnell besticken, das Endspiel war noch nicht mal ne Woche her. Hatte da die Mafia vielleicht ihre Hand im Spiel?
Nächste Station war das legendäre Flatiron Building. Vielleicht das schönste Hochhaus von New York, zumindest eines der originellsten. Seine sehr schmale Dreiecksform macht es so einzigartig. Leider ist etwas beim Brennen unserer Fotos schief gegangen, so dass wir kein Bild von diesem wunderschönen Haus haben. Im Vordergrund posierte auch noch eine Braut mit ihren sechs Brautjungfern. Das wäre ein Foto geworden. Mist! Danach statteten wir noch schnell Macy’s, dem größten Kaufhaus der Welt, einen Besuch ab. Wow, wirklich riesig, aber Andrea war irgendwie nicht in Kauflaune. Soll ja auch mal vorkommen. Der Madison Square Garden war unser nächstes Ziel. Heute Abend gab irgend so eine Country-Legende, den in Deutschland niemand kennt, sein Bestes. Die Fans mit ihren Cowboyhüten warteten schon ungeduldig auf Einlass. Wir schauten uns im Eingangsbereich um. Anhand der Vorankündigungen konnte man erkennen, dass fast jeden Tag, zum Teil auch parallel, größere Veranstaltungen stattfinden. Nicht schlecht, wirkliche eine Multifunktionsarena!
So, jetzt mussten wir nochmal zur Mietwagenfirma um die Papiere zu unterschreiben (geht nur am gleichen Tag des Vertragsbeginns). Obwohl wir zuhause beim ADAC (glaubten) alles geregelt zu haben, kamen uns doch Zweifel, ob wir tatsächlich vollkaskoversichert waren? Die erzählten uns sowas wie, dass Mietwagen nicht versichert sind bzw. man selbst eine Versicherung abschließen muss. Insgesamt 6mal mussten wir unterschreiben. Na ja, ein etwas komisches Gefühl hatten wir schon. Das verflog aber schnell, zumindest bei Lothar, als er das Mietauto sah. Ein nigelnagelneuer Pontiac-Sportwagen in blaumetallic. Not bad, really! Einen Tag musste er sich noch gedulden.
Den Tag haben wir bei einem schönen italienischen Abendessen am Times Square ausklingen lassen. Wir kauften noch ein paar Souvenirs und genossen die Atmosphäre.
Noch mehr Fotos gibt's in unserem Webalbum.
On the road again, wir sind wieder unterwegs! Der WM-Urlaub hat uns richtig gut getan. Gut erholt waren wir jetzt wieder bereit, die Welt zu erobern. Wir brauchten die Zeit nicht nur zur Erholung, wir mussten auch jede Menge Organisatorisches für den 2. Teil erledigen: grobe Reiseroute festlegen, Flüge in und aus den USA und Mexiko buchen (sonst hätten wir kein USA-Visum bekommen), Recherche und Festlegung unsere Peru/Boliven-Trips, neuen Fotoapparat und Camcorder kaufen, etc. Diesmal hatten wir uns kein Around-the-World-Ticket gekauft, da dies keine preisliche Alternative für uns darstellte. Die Angebote für ein solches Ticket sind in Verbindung mit Australien viel empfehlenswerter. Wir hatten uns jedenfalls vorgenommen, bis Ende des Jahres wieder zurück zu sein und bis dahin alle übrigen Kontinente außer der Antarktis (man muss ja auch noch Ziele für das Leben danach haben), zu bereisen.
Achtung! Es folgt eine wichtiger Stellungnahme von Andrea, speziell an alle Frauen, die diesen Reisebericht lesen: „Hiermit bestätige ich, dass es im Nachhinein richtig war, unsere Weltreise für die Fußball-WM zu unterbrechen und nach Deutschland zu fliegen. Die Mehrkosten hierfür waren gut investiert. Wir haben wunderschöne Tage und interessante Fußballspiele erlebt. In dieser Angelegenheit hätte ich mehr auf meinen Freund Lothar vertrauen sollen“ Ende der Stellungnahme.
Jetzt mal im Ernst: So wie in diesen vier WM-Wochen hatten wir Deutschland noch nie gesehen. Das ganze Land war so unbeschwert und euphorisch. Das Viertelfinale Portugal gegen England konnten wir live sehen (Lothar sogar zusätzlich das Spiel Südkorea gegen Togo), ein paar Spiele im Public Viewing, das Ganze drum herum in den Städten, usw. Es war wirklich fantastisch, für uns beide!
Um 11:20 Uhr starteten wir vom Frankfurter Flughafen in Richtung New York-JFK. Umsteigen in Heathrow, ohne Komplikationen. Etwas verspätet sind wir dann um 16:30 Ortszeit gelandet. Bei der Immigration merkten wir die scharfen Einreisebestimmungen in die USA. Passbilder und elektronische Fingerabdrücke wurden genommen. Alles jedoch ohne Probleme. Beim Warten fielen uns die Hinweisschilder auf, die vor Masern in Deutschland warnten. Na ja, wenn die sonst keine Probleme haben…
Bei der Fahrt zu unserem Hotel in Manhattan wollten wir ein bisschen sparen und den Shuttel-Service nehmen. Das stellte sich jedoch als Reinfall heraus. Erst mussten wir 20 Minuten im Wagen warten, dann fuhr er etwa 50 m weiter, um auf weitere Passagiere zu warten. Dazu hatten wir jedoch keine Lust und stiegen aus. Bezahlt hatten wir ja noch nicht. Etwas teuerer, nämlich für 49$ statt für 34$, fuhr uns dann ein Taxifahrer direkt vor den Eingang, des Dexter Hotels in der 86th Street. Wir hatten übers Internet bereits reserviert. Ganz ohne Probleme ging es natürlich hier auch nicht. Das Zimmer im 15. Stock (der Fahrstuhl brauchte eine Ewigkeit) gefiel uns überhaupt nicht und wir beschwerten uns. Wir bekamen stattdessen ein besseres im 3. und mussten deshalb auch nicht den Zeitlupen-Fahrstuhl nehmen.
Der 11-Stundenflug steckte uns noch in den Knochen und wir waren ziemlich müde. Wir wollten nur noch schnell was zu Abend essen und machten eine kurze Erkundungstour in unserem Viertel. Der Weg führte uns, wie könnte es auch anders sein, zu McDonald´s. Dort stellte sich heraus, dass die Amerikaner ein doch etwas anderes Schulenglisch sprechen. Wir konnten das Mädel am Schalter fast gar nicht verstehen. Vielleicht lag es auch nur am Kaugummi. Ziemlich unfreundlich wurden wir bedient, was typisch für New York sein soll, was wir später erfahren haben. Erschöpft gingen wir früh ins Bett und träumten von den nächsten Abenteuern.
147. Tag – 12.07.2006
Big Apple wir kommen. Nach einem einfachen, aber guten Frühstück ganz in der Nähe unseres Hotels sind wir heute relativ früh aufgebrochen um New York zu entdecken.
New York ist mit 8 Mio. Einwohnern die größte Stadt der USA und ist in die fünf Boroughs (Stadtbezirke) Manhattan, Bronx, Brooklyn, Queens und Staten Island eingeteilt. Der Überlieferung nach hat der niederländische Kaufmann Peter Minuit 1626 den dort ansässigen Indianern für 60 Gulden die Insel „Manna-hatta“ abgekauft. Kein schlechtes Geschäft! Die neu gegründete Kolonie erhielt den Namen „Neu Amsterdam“. Ein paar Jahrzehnte später fiel die Siedlung aufgrund eines Seekrieges an die Engländer, die sie in New York nach ihrem Befehlshaber James, Herzog von York, umbenannten. Im Laufe der Jahrhunderte machte New York eine rasante Entwicklung. Von 1788 bis 1790 war New York sogar mal Hauptstadt der Vereinigen Staaten; der erste Präsident Georg Washington wurde hier vereidigt. Sein charakteristisches Stadtbild erhielt Manhattan 1811 von Stadtplanern verpasst. Zu dieser Zeit war nur die Südspitze bebaut und diese beschlossen die ganze Insel mit einem rasterförmigen Straßennetz zu überziehen. Einzige Ausnahme bis heute ist der Broadway, der quer durch Manhattan führt.
Als erstes ging es heute mit der Subway nach Ground Zero. Hier standen bis zum 11. September 2001 die über 400m hohen Zwillingstürme des World Trade Center. Obwohl wir die schrecklichen Ereignisse dieses Tags schon unzählige Male im Fernsehen gesehen hatten, war es doch etwas anderes den Ort persönlich zu besuchen. Wir waren überrascht, wie groß doch das gesamte Gelände ist. Unvorstellbar mit welcher Wucht die beiden riesigen Türme hier zusammengebrochen sein müssen. Hier mussten über 2.500 Menschen ihr Leben lassen. Überall herrschte reges Treiben, die Bauarbeiten für das Fundament des Freedom-Towers und der umliegenden Gebäude waren im vollen Gange. Bis 2011 soll der über 500m hohe Wolkenkratzer fertiggestellt sein. An einer großen Tafel wurde die zeitliche Abfolge der Ereignisse des 11. September dargestellt. Wir gingen auch in die nahe gelegene St. Paul´s Church. Hier wurden damals die Opfer und Helfer betreut. Heute ist die Kirche eine Art Gedenkstätte. Man konnte viele Fotos, Vermisstenanzeigen und sonstige Erinnerungsstücke sehen. Es war alles sehr bedrückend. Erst an den Einzelschicksalen wurde das Ausmaß der Tragödie greifbar.
Danach gingen wir weiter in Richtung Downtown zur Wallstreet. Ihren Namen hat die Straße dem ehemaligen Gouverneur Peter Stuyvesant zu verdanken. 1652 ließ er zum Schutz vor Überfällen quer über die Insel einen Mauer errichten, die später der dort verlaufenden Straße ihren Namen gebe sollte. Die Bezeichnung Wallstreet wird auch fälschlicherweise gleichgesetzt mit der New Yorker Stock Exchange (Börse), die sich dort befindet und die wir natürlich auch besuchten. Ganz in der Nähe befindet sich auch die Federal Reserve Bank der USA. Sie ist die größte von insgesamt 12 Regionalbanken. In 26m Tiefe lagern die größten Goldreserven der Welt, mehr als in Ford Knox. Genügend Stoff, um hieraus auch einen ziemlich guten Actionfilm zu machen: „Stirb langsam - Jetzt erst recht“. Ebenfalls ganz in der Nähe befindet sich das 1912 erbaute Equitable Building, mit 39 Stockwerken einst das größte Bürogebäude der Welt. Die Häuserschluchten in New York fanden wir wirklich faszinierend. Wolkenkratzer wie in Frankfurt, sind hier ganz normal und stehen unbeachtet einfach nebeneinander.
Für den frühen Nachmittag hatten wir den Besuch der wohl bekanntesten New Yorkerin geplant. Die Dame ist zwar schon ziemlich alt, aber immer noch rüstig. Gemeint ist natürlich Miss Liberty. Mit der Fähre ging es von der Spitze Manhattans nach Liberty Island. Die Freiheitsstatue ist 46,5m hoch, mit Sockel sogar 93m. Man konnte sich gut vorstellen, wie beeindruckt die Einwanderer aus dem alten Europa gewesen sein müssen, als sie dieses Symbol Amerikas erblickten. Wir waren es jedenfalls auch. Die Freiheitsstatue war ein Geschenk Frankreichs zur 100 Jahrfeier der Unabhängigkeit im Jahre 1876. Die Stahlkonstruktion stammt von Gustave Eiffel. Nach den Terroranschlägen vom 11.September war die Freiheitsstatue für fast 3 Jahre für Besucher nicht mehr zugänglich. Früher konnte man bis zur Fackel hinauf, heute leider nur noch bis zum Sockel. Um dorthin zugelangen, mussten wir erstmal fast eine Stunde warten. Es gab enorme Sicherheitsvorkehrungen, genauer als beim Flughafen. Mit einer Art „Puster“ wurde auch nach chemischen Substanzen gesucht. Leider hatte sich die Wartezeit nur zum Teil gelohnt. Es war bewölkt und diesig, Manhattan konnte man nicht so gut erkennen.
Weiter ging mit der Fähre zu Ellis Island. Diese Insel war zwischen 1892-1954 die erste Anlaufstelle für ca. 12 Mio. Immigranten. Heute kann man dort eine sehr interessante Ausstellung über die Geschichte der Einwanderung in die Vereinigten Staaten besuchen. Amüsiert haben uns die Plakate der damaligen Zeit aus Deutschland, die vor zu leichtfertiger und unvorbereiteter Auswanderung warnten. Das Verhalten hat sich anscheinend nicht grundlegend geändert, wenn man sich die vielen Auswanderungs-Sendungen im deutschen TV anschaut. Die meisten Einwanderer kommen derzeit aus Lateinamerika. Die sog. Hispanics sind die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe in den USA. Wir schauten uns auch ein Theaterstück über das Schicksal einer russischen Einwanderfamilie an. Informativ, aber trotzdem unterhaltend gemacht.
Als wir wieder zurück in Manhattan waren, es war mittlerweile später Nachmittag, wollten wir uns Karten für ein Musical am Broadway besorgen. Wir hatten gelesen, dass es am Times Square eine Verkaufsstelle gibt, die Tickets für den gleichen Tag zum halben Preis anbieten. Also genau das Richtige für uns. Kaum sind wir aus der Subway raus, fing es an zu schütten. Also erstmal einen Regenschirm gekauft. Der Times Square liegt an der Kreuzung Broadway/7th Avenue und wurde Anfang des vorigen Jahrhunderts nach der Zeitung New York Times benannt. Hier liegt das Zentrum des Broadways, des Theaterviertels von New York. Bekannt ist dieser Platz vor allem durch seine überdimensionalen Leuchtreklamen und die vielen umlaufenden Newsticker. Zu Silvester findet hier eine riesen Party statt. Etwa eine Million Menschen warten auf den „Ball Drop“ und singen danach „Auld Lang Syne“, in Deutschland bekannt geworden durch den Film „Harry und Sally“. Die Verkaufsstelle hatten wir schnell gefunden. Wir entschieden uns für das Musical „Chicago“.
Jetzt war aber keine Zeit mehr zum Trödeln. Schnell zurück ins Hotel, unterwegs noch was gegessen, alles ziemlich hektisch. 20 Minuten vor Beginn waren wir abgekämpft aber glücklich vorm Theatereingang. Tja, alles eine Frage des Timings. Lothar holt die Karten raus und fängt an rumzudrucksen „Häämm, Schatz!? Ich hab‘ ne gute und ne schlechte Nachricht für Dich. Die Gute ist: Ich hab‘ die Karten, wie Du mir gesagt hast, eingesteckt. Die Schlechte ist: Es sind die Eintrittskarten von der Freiheitsstatue…“ Andrea reagiert laut, aber doch (relativ) verständnisvoll. Was nun, aufgeben? Never, ever! Also Abmarsch zurück zum Hotel. So schnell waren wir noch nie. Jetzt wissen wir auch, wie sich Richard Kimble gefühlt haben musste. Abgekämpft, als hätten wir gerade das Sportabzeichen hinter uns, kamen wir mit einer halben Stunde Verspätung an. Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass das Musical 2 Stunden dauert und wir die Karten zum halben Preis bekommen haben, macht das immer noch ein Plus von 25%. Andrea fand Lothar’s Rentabilitätsanalyse überhaupt nicht lustig. Trotz allem war es sehr schön und wir beide hatten unseren Spaß.
148. Tag – 13.07.2006
Wir haben ein Problem. New York gefällt uns besser als wir gedacht bzw. geplant hatten. Ab morgen hatten wir ein Mietauto (über den ADAC in Deutschland) gebucht. Wir wollten fragen, ob wir das Auto später in Empfang nehmen könnten. Auf dem Weg zur 42nd St. suchten wir nach einem Internet-Cafe, was sehr viel schwieriger war als wir gedacht hatten. Schließlich haben wir doch einen Laden gefunden. Trotz 30%-Gutschein kostete die Stunde immerhin noch 10$. Dafür hatten wir Glück bei Thrifty, der Autovermietung. Ohne Mehrkosten haben sie die Mietzeitraum um einen Tag nach hinten verschoben.
Diesen zusätzlichen Tag wollten wir jetzt aber auch nutzen. Erste Station auf dem Weg zur UNO war der Bryant Park. Hier wurde gerade ein Medley der beliebtesten Musicals von New York aufgeführt. Der Park ist bei den New Yorkern sehr beliebt. Im Sommer finden jeden Donnerstag um die Mittagszeit Veranstaltungen statt und im Winter wird eine Eisbahn aufgebaut. Weiter ging’s zur nur wenige Minuten entfernten Grand Central Station, sozusagen der Hauptbahnhof von Manhattan. Von außen sieht das Gebäude eher unscheinbar aus, dafür wirkt die riesige Empfangshalle umso beeindruckender. Das Grand Central Terminal, wie es auch genannt wird, ist der größte Bahnhof der Welt. In diesem Kopfbahnhof enden 67 Gleisen, 41 auf der oberen und 26 auf der unteren Ebene.
So, jetzt aber zu den Vereinten Nationen. Das UN-Hauptquartier befindet sich bekanntermaßen auch in New York und wenn wir schon mal ne Weltreise machen, dann gehört ein Besuch ja wohl dazu, oder? Das Markenzeichen des Gebäudekomplexes ist das 39zig stöckige Sekretariatshochhaus. Rechts und links davon befinden sich das Gebäude der Generalversammlung und die Dag-Hammarskjöld-Bibliothek. Die UNO wurde angesichts der schrecklichen Folgen des Zweiten Weltkrieges 1945 gegründet. Derzeit sind 192 Staaten Mietglieder.
Wir hatten Glück und mussten nur kurz warten, bis eine deutschsprachige Gruppe startete. Die junge deutsche Praktikantin führte uns durch das Gebäude der Generalversammlung mit seinen vielen Konferenzsälen. Den Raum des UN-Sicherheitsrates konnten wir auch sehen. Das Gebäude mit samt Inventar müsste dringend renoviert werden. Im Fernsehen fällt das gar nicht so auf, wie verschlissen z.B. die Stühle in der Generalversammlung sind. Der UNO fehlt einfach das Geld. Besonders die USA kommen ihren Verpflichtungen nicht nach. Es ist wirklich eine Schande. Es gab zu dieser Zeit auch eine interessante Ausstellung über die Folgen von Landminen. Eine Landmine kostet nur 3$, sie zu beseitigen jedoch 1.000$. Nachdenklich machte uns auch eine Darstellung der Rüstungsausgaben im Vergleich dazu, was es kosten würde, den Hunger in der Welt zu besiegen.
Es war Zeit New York mal von oben zu sehen. Das Rockefeller Center bietet eine gute Gelegenheit dazu. Vom 1939 eröffneten und 70zig Stockwerke hohen Gebäude soll man den besten Blick auf/über New York haben. Als wir oben auf der Aussichtsplattform mit dem Namen „Top of the Rock“ ankamen, konnten wir das nur bestätigen. Man hat einen fantastischen Blick auf das Häusermeer von New York. So etwas gibt es wirklich nur hier. Besonders der Blick auf das Empire State Building und den Central Park waren das Eintrittsgeld wert. John D. Rockfeller II, dem dieser Wolkenkratzer zu verdanken ist, war zu seiner Zeit einer der reichsten Männer Amerikas. In nachhaltiger Erinnerung ist er aber nicht nur wegen seines Reichtums, sondern auch aufgrund seines wohltätigen und sozialen Engagements. Er spendete bspw. das Grundstück für das heutige UN-Hauptquartier. Wieder unten angekommen schlenderten wir noch ein wenig durch die Lower Plaza. Hier gibt es Statue im Art-Déco-Stil zu bewundern und im Winter den größten Weihnachtsbaum der USA. Die Entzündung der Lichter wird jedes Jahr zum Medienereignis.
Unsere Stadtwanderung ging weiter zum Trump Tower auf 5th Avenue. Wir haben mal ins Atrium reingeschaut. Als ziemlich luxuriös in rosafarbenen Marmor und mit Gold verziert. Es gibt mehrere Wasserfälle. Es wirkt alles zu pompös, ohne Stil. Den kann man ja auch nicht kaufen. Direkt nebenan ist Tiffany. Der Laden ist zwar sehr groß und geht über mehrere Stockwerke (zu manchen kommt man wahrscheinlich als Normalsterblicher gar nicht), wirkt aber etwas bieder auf uns. Andrea muss deshalb auf ihre Diamantenkollier noch ein wenig warten. Ganz in der Nähe liegt das berühmte Plaza Hotel mit seiner neugotischen Architektur. Ihm gegenüber befindet sich ein riesiger Apple-Store. Als wir dort ankamen startete gerade ein Apple-Nike-Stadtlauf. Beide Unternehmen passen ja ganz gut zusammen, deshalb trugen wahrscheinlich die Hälfte der Läufer entsprechende Sportbekleidung und einen iPod.
So langsam schwanden uns die Kräfte. Zeit shoppen zu gehen, dachte zumindest Andrea. Bloomingdale‘s lag ja ganz in der Nähe. New York’s beliebtestes Kaufhaus ist riesig und auf jeden Fall einen Besuch wert, fand sogar Lothar. Die Schaufester waren sehr originell dekoriert. Gegessen haben wir um die Ecke, in einem einfachen Restaurant.
Zum Abschluss wollten wir noch das Empire State Building besuchen. Der Lonely Planet hatte einen Besuch am Abend empfohlen, um New York bei Nacht zu sehen. Davor hieß es warten, warten, warten. Da das Empire State Building zu den Haupttouristenattraktionen gehört, sind die Sicherheitsvorkehrungen entsprechend. Insgesamt haben wir eine Stunde gewartet, was nicht sehr lang ist ist, wie man uns versicherte. Die ganze Prozedur führt über mehrere Stockwerke, bis man endlich an dem Fahrstuhl angelangt ist, der ganz nach oben führt. Für unsere Anstrengungen wurden wir entschädigt. Ein atemberaubender Blick auf die Stadt erwartete uns. Was für ein Erlebnis: New York bei Nacht. Überwältig von den vielen Eindrücken des Tages und mit schmerzenden Füßen fielen wir in unser Hotelbett.
149. Tag – 14.07.2006
Heute Morgen mussten wir erstmal unser Hotel um einen Tag verlängern. Gestern Abend war es zu spät dafür. Leider war die zuständige Person nicht an der Rezeption, so dass wir bis 11 Uhr Zeit für ein ausgiebiges Frühstück und einen schönen Spaziergang am Hudson River hatten. Als dann Gott sei Dank alles geklappt hatte, konnten wir unser erstes Tagesziel, die Brooklyn Bridge, ansteuern.
Die Brooklyn Bridge ist die älteste Hängebrücke der USA. Bei ihrer Eröffnung 1883 war sie die mit Abstand längste Brücke der Welt. Mit der Subway fuhren wir bis zur Station City Hall und schauten uns die Gegend an. Am Kopfende der Brücke auf der Manhattan-Seite steht das berühmte und schöne Woolworth Building. Mit 241 Meter war dieser Wolkenkratzer bei der Einweihung 1913 für lange Zeit das höchste Gebäude der Welt. Über den in der Mitte „hängenden“ Fußweg, der sich eine Ebene über der eigentlichen Fahrbahn befindet, überquerten wir die Brooklyn Bridge. Der Lärm der Autos von den sechs Fahrstreifen war gewaltig. Irgendwie ein komisches Gefühl, wenn die Auto unter einem durchfahren. Von der Brücke aus hat man einen herrlichen Blick auf die Skyline von Manhattan und man kann sogar die Freiheitsstatue gut erkennen. Gegenüber steht die Manhattan Brigde. Zwar genauso lang, aber nur halb so berühmt. Auf der anderen Seite angekommen gönnten wir uns erstmal ein Rast bzw. eine Abkühlung mit American Eiscreme.
Mit der Subway fuhren wir dann nach Chinatown. Als wir aus dem Untergrund heraustraten kamen wir uns auch fast wie in China vor. Die Geschäfte hatten sowohl chinesische als auch lateinische Schriftzeichen. Wir spazierten ein wenig herum und beobachten die Leute. Mittlerweile hatte das Thermometer auch wieder die 30 Grad-Marke geknackt. Lunch gab es natürlich stilgerecht in einem China-Restaurant. Gut gestärkt gingen wir dann zur nächsten Minderheit: Den glücklichen WM-Gewinnern. Little Italy kam uns vor wie ein einziger Souvenirladen. Die Bedienung war aber meist auch aus China. In den Läden gab es auch schon Trikots der Squadra Azzurra mit 4 (!) Sternen. Wie konnten die das so schnell besticken, das Endspiel war noch nicht mal ne Woche her. Hatte da die Mafia vielleicht ihre Hand im Spiel?
Nächste Station war das legendäre Flatiron Building. Vielleicht das schönste Hochhaus von New York, zumindest eines der originellsten. Seine sehr schmale Dreiecksform macht es so einzigartig. Leider ist etwas beim Brennen unserer Fotos schief gegangen, so dass wir kein Bild von diesem wunderschönen Haus haben. Im Vordergrund posierte auch noch eine Braut mit ihren sechs Brautjungfern. Das wäre ein Foto geworden. Mist! Danach statteten wir noch schnell Macy’s, dem größten Kaufhaus der Welt, einen Besuch ab. Wow, wirklich riesig, aber Andrea war irgendwie nicht in Kauflaune. Soll ja auch mal vorkommen. Der Madison Square Garden war unser nächstes Ziel. Heute Abend gab irgend so eine Country-Legende, den in Deutschland niemand kennt, sein Bestes. Die Fans mit ihren Cowboyhüten warteten schon ungeduldig auf Einlass. Wir schauten uns im Eingangsbereich um. Anhand der Vorankündigungen konnte man erkennen, dass fast jeden Tag, zum Teil auch parallel, größere Veranstaltungen stattfinden. Nicht schlecht, wirkliche eine Multifunktionsarena!
So, jetzt mussten wir nochmal zur Mietwagenfirma um die Papiere zu unterschreiben (geht nur am gleichen Tag des Vertragsbeginns). Obwohl wir zuhause beim ADAC (glaubten) alles geregelt zu haben, kamen uns doch Zweifel, ob wir tatsächlich vollkaskoversichert waren? Die erzählten uns sowas wie, dass Mietwagen nicht versichert sind bzw. man selbst eine Versicherung abschließen muss. Insgesamt 6mal mussten wir unterschreiben. Na ja, ein etwas komisches Gefühl hatten wir schon. Das verflog aber schnell, zumindest bei Lothar, als er das Mietauto sah. Ein nigelnagelneuer Pontiac-Sportwagen in blaumetallic. Not bad, really! Einen Tag musste er sich noch gedulden.
Den Tag haben wir bei einem schönen italienischen Abendessen am Times Square ausklingen lassen. Wir kauften noch ein paar Souvenirs und genossen die Atmosphäre.
Noch mehr Fotos gibt's in unserem Webalbum.
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